Wilhelm (Solms-Braunfels)

preußischer Generalmajor und hessischer Abgeordneter

Wilhelm Christian Karl zu Solms-Braunfels (* 9. Januar 1759 in Braunfels; † 20. März 1837 ebenda) war durch Erbfolge erst ein reichsunmittelbarer Fürst, dann Standesherr und Oberhaupt der Fürstlich Solms-Braunfels’schen Regierung, ein preußischer Generalmajor und hessischer Abgeordneter.

Wilhelm Fürst zu Solms-Braunfels, im Hintergrund Schloss Braunfels
Unterschrift des Fürsten (1813)

Leben Bearbeiten

Familie Bearbeiten

 
Der kleine Prinz Wilhelm zu Solms-Braunfels mit seinem Großvater mütterlicherseits, dem regierenden Grafen Christian August zu Solms-Laubach (1714–1784) sowie Kammerdiener Bernard und Frau von Dietzer, Gemälde von Anton Wilhelm Tischbein (1762)

Wilhelm war Angehöriger des Fürstenhauses Solms-Braunfels. Sein Großvater Friedrich Wilhelm (1696–1761) war der erste Fürst zu Solms-Braunfels. Seine Eltern waren der kaiserliche Oberst und Generalleutnant der Generalstaaten Ferdinand Wilhelm Ernst (1721–1783) und Sophie Christine Wilhelmine zu Solms-Laubach (1741–1772). Der preußische Generalmajor Friedrich Wilhelm (1770–1814) war sein Bruder.

Er selbst vermählte sich am 6. Oktober 1792 mit Auguste Wild- und Rheingräfin zu Salm-Grumbach (1771–1810) (sie war eine Halbschwester des Fürsten Friedrich zu Salm-Horstmar)[1] und hatte mit ihr vier Kinder:

Mit seiner Mätresse (mit ihr seit 20. Oktober 1804 zu Braunfels neben seiner Hauptehe in Kontraktehe verbunden) Anna Elisabeth Becker (* 22. Januar 1779 in Greifenstein, † 24. März 1852 in Braunfels), Tochter des Johann Georg Becker († 1787) und der Philippine geb. Metzger († 1819), hatte er drei weitere Kinder, die patronymisch den Familiennamen Wilhelmi erhielten:[2]

  • Heinrich Wilhelm (* 11. Januar 1805 in Braunfels, † 1864 in Ehringshausen), zu Greifenstein, Amtsassessor am Justizamt, ⚭ 14. Oktober 1835 in Koblenz Anna Elisabeth Roos (* 13. November 1808 in Koblenz, † 14. September 1865)
  • Louise Wilhelmine (* 30. März 1806 in Braunfels, † 1808 in Braunfels)
  • Karl August (* 25. Mai 1809 in Braunfels),[3] Oberförster in Braunfels, 1845–1859 Oberförsterei Elgershausen (Elgershäuser Hof),[4] ⚭ Wilhelmine N.N. (1840 Taufpatin bei der Nichte ihres Gatten in Greifenstein)[5]

Werdegang Bearbeiten

 
Grab auf dem Friedhof St. Georgen in Braunfels

Wilhelm zu Solms-Braunfels stand zunächst in niederländischen Diensten, zuletzt als Major. 1783 wurde er der dritte Fürst zu Solms-Braunfels. Am 24. März 1784 ist er in die Freimaurerloge Joseph zum Reichsadler in Wetzlar aufgenommen worden; in der Marburger Loge Marc Aurel zum flammenden Stern, der seine Söhne Ferdinand und Bernhard angehörten, war er später Ehrenmitglied.[6] Mit dem Beginn seiner Regierungszeit begann er als Anhänger der Aufklärung in größerem Umfang Bücher zu sammeln, vorher war der Bestand der fürstlichen Hausbibliothek relativ gering. Die im Zusammenhang mit der Mediatisierung einhergehenden Probleme (das Fürstentum Solms-Braunfels wurde 1806 nassauisch, 1815 preußisch) erforderten die Anschaffung von Verwaltungs- und juristischer Literatur. Daneben beschäftigte sich der Fürst intensiv mit Themen der Landwirtschaft, Theologie und Naturwissenschaften.[7]

Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 hatte ihm eine Virilstimme im Reichsfürstenrat zuerkannt, doch die Auflösung des Reichs hatte die Zusage nicht mehr in Wirklichkeit treten lassen. Wilhelm besaß seit 1815 unter königlich preußischer Oberhoheit die Ämter Braunfels und Greifenstein und unter großherzoglich hessischer die Ämter Grüningen, Hungen, Gambach und Wölfersheim sowie unter der Staatshoheit des Königreichs Württemberg die Standesherrschaft Limpurg-Gschwend im Jaxtkreis.[8] Er war als Standesherr seit 1820 erbliches Mitglied der Ersten Kammer des Großherzogtums Hessen und bereits seit 1793 Ritter des hessischen Hausordens vom Goldenen Löwen. Die Zuständigkeit des Prädikats Durchlaucht wurde ihm primogenitur laut Bundestagsbeschluss 1825 bestätigt.[9] Der König von Preußen bewilligte dem mediatisierten Fürsten eine eigene Regierung für das Fürstentum, die 1828 realisiert wurde.[10]

Aus Dankbarkeit für sehr erfolgreiche Werbungen hatte Fürst Wilhelm, auch als Bekenntnis der Freundschaft von König Friedrich Wilhelm II., 1796 den Charakter als preußischer Generalmajor erhalten und wurde ab 1835 in der preußischen Rangliste à la suite der Armee geführt.

Solms-Braunfels war seit 1798 Ritter des Roten Adlerordens, wurde 1806 Ritter des bayerischen Hubertusordens und schließlich 1833 Ritter des Schwarzen Adlerordens.

Literatur Bearbeiten

  • Genealogisches Handbuch des Adels. Fürstliche Häuser IV, 1956, S. 287.
  • Hermann Hengst: Die Ritter des Schwarzen Adlerordens. Biographisches Verzeichnis sämtlicher Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler von 1701 bis 1900. Festschrift zur Feier des 200jährigen Bestehens des Hohen Ordens. Duncker, Berlin 1901.
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 361.
  • Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 2, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, o. O. [Hamburg], o. J. [1937], DNB 367632772, S. 462–463, Nr. 938.
  • Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933 (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 19 = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. NF Bd. 29). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-88443-052-1, Nr. 832.
  • Detlev Schwennicke (Hrsg.): Europäische Stammtafeln Neue Folge. Band XVII Hessen und das Stammesherzogtum Sachsen. Verlag von J. A. Stargardt, Marburg 1998, Tfl. 36.
  • Neues genealogisches Taschenbuch auf das Jahr 1820, Band 1, S. 183.
  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch auf das Jahr 1867, S. 250.

Weblinks Bearbeiten

Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten

  1. ihr Vater war Karl Ludwig Wilhelm Theodor zu Salm, Wild- und Rheingraf zu Salm-Grumbach und Dhaun (1729–1799), vgl. Christoph Graf von Polier's Family Tree: Karl Ludwig Wilhelm Theodor zu Salm (abgerufen am 2. August 2015) bzw. Leopold von Zedlitz-Neukirch, Neues preussisches Adels-Lexicon, Band 5, Leipzig 1839, S. 392.
  2. Familie Wagner - Dillkreis, Anna Elisabeth Becker (abgerufen am 2. August 2015)
  3. Karl Wilhelmi war seit 6. April 1827 an der Universität Gießen zum Studium der Forstwissenschaft immatrikuliert. Vgl. -BERICHTE -UND ARBEITEN AUS DER UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK UND DEM UNIVERSITÄTSARCHIV GIESSEN 48, STUDENTISCHE DISZIPLIN UND AKADEMISCHE GERICHTSBARKEIT IN DER 1.HÄLFTE DES 19.JAHRHUNDERTS NAMENSREGISTER ZU DEN IN DEN DISZIPLINARGERICHTSPROTOKOLLEN DER UNIVERSITÄT GIESSEN AUFGEFÜHRTEN STUDENTEN, 1997, S. 212 (Digitalisat)
  4. Familie Denker, Elgershäuser Hof, Elgershausen (abgerufen am 3. August 2015)
  5. Verein für Computergenealogie, Ortsfamilienbuch Greifenstein, Familienbericht Wilhelm Christian Karl zu SOLMS-BRAUNFELS (abgerufen am 3. August 2015)
  6. Marburger Freimaurer-Dokumentation. Bearb. v. Helmut Keiler. Gießen 1980 [UB Marburg].
  7. Handbuch der historischen Buchbestände, 2006, S. 44.
  8. Historisches und genealogisches Adelsbuch des Königreichs Württemberg (1839), S. 75.
  9. GHdA, Fürstliche Häuser Band XV, Band 114 der Gesamtreihe, Limburg an der Lahn 1997, S. 430.
  10. Friedrich Kilian Abicht, Politische Geschichte des Kreises Wetzlar, Wetzlar 1836, S. 134.