Ordenskirche St. Georgen

Kirchengebäude in Bayreuth

Die Ordenskirche St. Georgen, auch Sophienkirche genannt, ist eine evangelisch-lutherische Kirche im Stadtteil St. Georgen von Bayreuth. Sie ist neben der Stiftskirche eines der beiden Kirchengebäude der Evangelischen Kirchengemeinde St. Georgen Bayreuth in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Ordenskirche St. Georgen

Die Kirche steht an einem der prominenten Plätze von St. Georgen und gilt heute gemeinhin als dessen Wahrzeichen.

Entstehung der Kirche Bearbeiten

 
Innenansicht der Kirche

Als Erbprinz des Fürstentums Bayreuth gründete Georg Wilhelm aus dem Hause der fränkischen Hohenzollern planmäßig die Vorstadt St. Georgen am See. In strenger barocker Symmetrie entstanden Straßenzüge mit repräsentativen Bauten. Die Ordenskirche fügt sich in das Straßenbild ein und ist nicht geostet. Sie zählt zu den Kirchenbauten im so genannten Markgrafenstil.

Die Pläne zur Kirche stammen von dem aus der Nähe von Lugano in der Schweiz stammenden Architekten Antonio Porta, der aber schon vor dem eigentlichen Baubeginn starb. 1705 erfolgte die Grundsteinlegung der Kirche. Die benötigten Steine wurden aus 20 Steinbrüchen der näheren und entfernteren Umgebung angeliefert. Ausführender Architekt war nun Gottfried von Gedeler, der auch anderweitig für den Markgraf tätig war. Nachdem 1709 der Rohbau der Kirche fertiggestellt war, forcierte der Markgraf den Innenausbau. Sein Anliegen war es, die Einweihung der Kirche mit dem Georgstag zu verbinden und so fand die Kirchweihe am 23. April 1711 statt. Der Termin für die Einweihungsfeierlichkeiten wurde eingehalten, auch wenn einige Arbeiten noch danach fortgesetzt werden mussten. Der eingeschnittene Kirchturm wurde erst 1718 von Johann David Räntz errichtet. Offiziell erhielt die Kirche den Namen Sophienkirche zur Hl. Dreifaltigkeit zum Gedenken an die Mutter des Bauherrn, Sophie Luise († 1702), die den Bau mit angeregt und wesentlich gefördert hatte. Außerdem hieß seine Gattin Sophie und seine Tochter Christiane Sophie Wilhelmine.

Beschreibung Bearbeiten

 
Kanzelaltar und Orgel

Das Kirchengebäude ist ein Zentralbau mit dem Grundriss eines griechischen Kreuzes nach norddeutsch-niederländischen Vorbildern. Das Innere der Kirche erstrahlt in barocker Pracht. Der Stuck der Decke im Stil des italienischen Barock wurde von dem Stuckateur Bernardo Quadri aus Lugano gefertigt. Die 38 Deckenbilder mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament von Johann stammen von Martin Wild aus Kemnath und dem markgräflichen Hofmaler Gabriel Schreyer aus Erlangen. Unter den Emporen bilden zwölf große Gemälde in Öl einen Passionszyklus.

Die Anordnung der Ausstattung verrät den Geist eines aufgeklärten Protestantismus. Der Kanzelaltar aus heimischem unterschiedlich gefärbtem Marmor, ein Werk von Elias Räntz, markiert den wichtigsten Ort in der Kirche, den Ort von Predigt und Abendmahl. Weitere Betonung erfährt diese Stelle durch das prunkvolle Gehäuse der Orgel, das ebenfalls von Elias Räntz stammt, der auch den Taufstein in der Mitte der Kirche geschaffen hat.

Ordenskirche Bearbeiten

Neben dem Ordensschloss war die Ordenskirche als Versammlungsort der Mitglieder des Ordre de la Sincérite gedacht. Eine Sehenswürdigkeit bilden 85 Wappentafeln in der Kirche, die die einzelnen Ordensritter vorstellen. Die Wappentafeln sind oval, zentrales Motiv ist das jeweilige Wappen. Über dem detailliert ausgeführten farbigen Familienwappen steht oben entlang des Randes in großen goldenen Lettern der Name (meist abgekürzt) und unten eine Jahreszahl, nicht die der Aufnahme in den Orden, sondern die der Anbringung der Tafel. Jedes Wappen ist von einem roten Ordensband mit angehängtem Ordenskreuz eingerahmt, das in der Mitte den brandenburgischen Adler trägt und oben von einem Fürstenhut überhöht ist.

Die einzelnen Personen sind immer mindestens von lokaler Bedeutung, meist Inhaber von Hofämtern oder Militärangehörige, Verwaltungsbeamte und Kommandanten der Plassenburg, aber auch Gelehrte, manchmal sind auch überregional wichtige und ihre Zeit prägende Persönlichkeiten darunter. Die vertretenen Familien sind breit gefächert, vom einfachen Landadel bis zum Hochadel (Grafen von Hohenlohe, Grafen von Hohenzollern) lassen sich Vertreter finden; die Bandbreite reicht von livländischem (von Brehmer) über mecklenburgischem (von Moltke), altmärkischem (von Beust), westfälischem (von Korff), schlesischem (von Bindemann), rheinischem (von Metternich, Wolf von Sponheim), thüringischem (von Nauendorff) und fränkischem (von Crailsheim, von Seckendorff) bis hin zu französischem (von Neveu) und italienischem (Graf Philippi) Adel. Hier wurde versammelt, wer wichtig für den Markgrafen war, zu wem man Beziehungen unterhielt, wessen Loyalität man damit stärken wollte, wer prägend für die Zeit war und wen man an sich binden wollte.

Liste der Wappentafeln mit Jahreszahl Bearbeiten

Anmerkungen zu einzelnen Tafeln Bearbeiten

Ein Beispiel ist Johann (Hans) Christoph Erdmann von Sparneck. Er war zur Hälfte Besitzer des Landsassengutes Püchersreuth, später gehörte ihm auch Reuth. Vermutlich war er am Bau des Neuen Schlosses in Püchersreuth maßgeblich beteiligt. Auch dort ziert ein Doppelwappen Sparneck/Hundt mit Ordensband und Ordenskreuz den Eingang. Der Wappenstein befand sich ursprünglich über dem Eingangsportal und ist jetzt daneben in die Wand eingelassen. Die Tingierung des Ordenskreuzes wurde vermutlich bei Restaurierungsarbeiten falsch dargestellt. In die gleiche Zeit fällt die Stiftung eines Altars durch einen Sparnecker in Püchersreuth, wobei die Zuordnung des Ordensmedaillons nicht zweifelsfrei erfolgen kann.[1]

Orgel Bearbeiten

Das erste Orgelwerk wurde 1714 von dem Orgelbauer Daniel Felix Streit (Kulmbach) gefertigt und 1851 durch einen Neubau von Ludwig Weineck ersetzt. Den historischen Prospekt gestaltete der Künstler Elias Räntz. Die Orgel schuf in ihrer heutigen Gestalt die Orgelbauwerkstatt G. F. Steinmeyer & Co. (Oettingen) im Jahr 1934, die zwei Brüstungspositive ergänzte und einen freistehenden Spieltisch mit elektropneumatischer Traktur baute, und das Instrument 1966 überarbeitete. Im Jahr 2001 führte Orgelbau Deininger & Renner eine Instandsetzung der Orgel und eine Erneuerung der Spielanlage durch. Das Instrument verfügt heute über 42 Register auf drei Manualen und Pedal.[2]

 
Blick auf die Orgel mit Brüstungspositiven
I Hauptwerk C–g3
1. Bordun 16′
2. Prinzipal 8′
3. Gemshorn 8′
4. Rohrgedeckt 8′
5. Oktav 4′
6. Spitzflöte 4′
7. Nachthorn 2′
8. Quinte 223
9. Mixtur 113
10. Trompete 8′
II Brüstungspositiv C–g3
11. Singend Gedackt 8′
12. Blockflöte 4′
13. Prästant 2′
14. Terz 135
15. Superquint 113
16. Nachthorn 1′
17. Cymbel 14
18. Krummhorn 8′
19. Geigend Regal 4′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
20. Koppelflöte 8′
21. Quintatön 8′
22. Geigenprinzipal 4′
23. Gedeckt 4′
24. Sesquialter 223
25. Waldflöte 2′
26. Großmixtur 223
27. Scharf 12
28. Fagott 16′
29. Oboe 8′
Pedalwerk C–f1
30. Kontrabass 16′
31. Subbass 16′
32. Bordun 16′
33. Violon 8′
34. Rohrgedackt 8′
35. Prinzipal 4′
36. Rohrgedackt 4′
37. Choralbass 2′
38. Pedalmixtur 2′
39. Posaune 16′
40. Trompete 8′
41. Trompete 4′
42. Singend Regal 2′
Tremolo
  • Koppeln
    • Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P, III/P
    • Suboktavkoppeln: II/I, III/I, III/II
    • Superoktavkoppeln: III/I, III/II, III/III, III/P
  • Setzeranlage (2001)

Glocken Bearbeiten

Die Ordenskirche hat ein fünf Kirchenglocken, die von unterschiedlichen Gießern aus unterschiedlichen Zeiten stammen. Die Läutemotive sind Te Deum / Salve Regina oder evangelisch: „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ und „Wachet auf, ruft uns die Stimme“.[3]

Glocke Gießer Gussjahr Schlagton
1 Karlsruher Glockengießerei 1987 es′
2 Karl Czudnochowsky, Erding 1953 ges′
3 Karl Czudnochowsky, Erding 1953 b′
4 Johann Conrad Roth, Forchheim 1714 des″
5 Johann Conrad Roth, Forchheim 1714 es″

Von den kleinen Barockglocken waren ursprünglich drei vorhanden. Die größte Glocke heißt Ritterglocke nach den Stiftern der Vorgängerin, den Ordensrittern. Diese Vorgängerglocke wurde 1722 von Christoph Salomo Graulich in Hof gegossen. Weil sie 1986 unterhalb der Krone brach, war ein Neuguss fällig.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Ordenskirche St. Georgen Bayreuth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Peter Braun: Die Herren von Sparneck – Stammbaum, Verbreitung, Kurzinventar. In: Archivband für die Geschichte von Oberfranken. Bayreuth 2002.
  2. Nähere Informationen zur Orgel
  3. Die Ordenskirche St. Georgen in Bayreuth – Bau- und Kunstgeschichte, Kurzbeschreibung von Pfarrer Friedrich Jehnes

Koordinaten: 49° 57′ 14,8″ N, 11° 35′ 34,4″ O