Lütjensee

Gemeinde in Deutschland

Lütjensee (niederdeutsch Lüttensee) ist eine Gemeinde im Kreis Stormarn in Schleswig-Holstein.

Wappen Deutschlandkarte
Lütjensee
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Lütjensee hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 53° 39′ N, 10° 22′ OKoordinaten: 53° 39′ N, 10° 22′ O
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Stormarn
Amt: Trittau
Höhe: 53 m ü. NHN
Fläche: 14,05 km2
Einwohner: 3375 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 240 Einwohner je km2
Postleitzahl: 22952
Vorwahlen: 04154, 04534
Kfz-Kennzeichen: OD
Gemeindeschlüssel: 01 0 62 045
Adresse der Amtsverwaltung: Europaplatz 5
22946 Trittau
Website: www.luetjensee.de
Bürgermeister: Heiko Röttinger (CDU)
Lage der Gemeinde Lütjensee im Kreis Stormarn
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Karte

Geografie Bearbeiten

Geografische Lage Bearbeiten

Das Gemeindegebiet von Lütjensee erstreckt sich im südöstlichen Teilbereich der naturräumlichen Haupteinheit Ostholsteinisches Hügel- und Seenland (Nr. 702) nördlich vom Großensee und Mönchteich.[2][3] Zentral im Gemeindegebiet liegt zudem der gleichnamige See.[3]

Im Gemeindegebiet befindet sich auch das unter Naturschutz stehende Moorgebiet Kranika.[3]

Gemeindegliederung Bearbeiten

Zu Lütjensee gehören die Ortsteile Dwerkaten, Kuckucksberg, Voßkate, Seebergen, Dampfziegelei, Kranika, Finkhorsterberg, Schloßberg und Bollmoor.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Direkt angrenzende Gemeindegebiete von Lütjensee sind:[3]

Hoisdorf Steinburg
  Schönberg
Großensee Trittau Grönwohld

Geschichte Bearbeiten

Im Jahr 1248 wurde Lütjensee erstmals urkundlich erwähnt. Als Gründer des Ortes gilt die adelige Familie Hamme. Laut einer Stiftungsurkunde der alten Lütjenseer Kirche entriss der Laie Tymmo von Hamme wendischen Siedlern den Ort. Die heutige Lütjenseer „Tymmokirche“ ist nach ihm benannt.

Ab der Einweihung der Südstormarnschen Kreisbahn im Jahr 1907 wurde Lütjensee ein beliebter Luftkurort für Touristen und Tagesgäste.[4] Zum damaligen Amt Lütjensee gehörten zunächst nur Grönwohld und Hoisdorf, 1929 kam dann Großensee hinzu. In den 1930er Jahren bestand in Lütjensee ein Arbeitslager des „Freiwilligen Arbeitsdienstes“ (FAD), das von September 1933 bis Ende März 1935 auch als nationalsozialistisches Schulungslager für Rechtsreferendare aus Hamburg genutzt wurde.[5] Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Deutschland schrittweise besetzt, weshalb zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebenen aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches nach Schleswig-Holstein flüchteten, unter anderem auch nach Lütjensee (vgl. Flüchtlinge in Schleswig-Holstein nach dem Zweiten Weltkrieg). In der Folge verdoppelte sich die Bevölkerung Lütjensees.[6] Das Amt Lütjensee hatte bis in die 1970er Jahre Bestand. Im Zuge der Verwaltungsreform, die man damals durchführte, wurde es dann jedoch aufgelöst. Obwohl sich die Lütjenseer gerichtlich dagegen zur Wehr setzten, wurden die Gemeinden des Amtes Lütjensee 1972 dem neuen Amt Trittau zugeschlagen.

Religion Bearbeiten

Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Lütjensee wurde im November 1953 gegründet, indem die Orte Grönwohld, Großensee und Lütjensee aus der Kirchengemeinde Trittau herausgelöst wurden.[7]

Politik Bearbeiten

Gemeindevertretung und Bürgermeister Bearbeiten

Von den siebzehn Sitzen in der Gemeindevertretung hat die CDU seit der Kommunalwahl 2023 alle Sitze.[8] Bürgermeister ist Heiko Röttinger (CDU).

Wappen Bearbeiten

Blasonierung: „Von Blau und Rot durch einen silbernen Wellenbalken geteilt. Oben eine goldene Glocke, begleitet links oben von einem goldenen Schildchen mit einer blauen fünfblättrigen Blüte. Unten zwei silberne achtspeichige Wagenräder.“[9]

Die Glocke erinnert an die im 13. Jahrhundert gestiftete Kirche, der Schild mit der fünfblättrigen Blüte an das Familienwappen von Tymmo von Hamme.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

In der Liste der Kulturdenkmale in Lütjensee stehen die in der Denkmalliste des Landes Schleswig-Holstein eingetragenen Kulturdenkmale.

Im Jahre 1956 wurde der Bau des 33 m hohen Kirchturms mit drei Glocken abgeschlossen. Der Bau der Tymmo-Kirche begann im Januar 1961, die Kirchenweihe fand am 3. Dezember statt.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Lütjensee hat sich vom Bauerndorf zu einem Gewerbestandort und Erholungsort gewandelt.

Von 1887 bis 1976 war Lütjensee (Dwerkaten) Bahnstation an der Bahnstrecke Schwarzenbek–Bad Oldesloe.

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Der Jurist und Journalist Claus Peter Volkmann alias Peter Grubbe (* 10. Dezember 1913; † 29. Januar 2002) lebte längere Zeit in Lütjensee.[10]
  • Der Augenoptikermeister und Gründer der Fielmann AG Günther Fielmann (* 17. September 1939; † 3. Januar 2024) lebte in Lütjensee.
  • Der Schauspieler Helmut Zierl (* 6. Oktober 1954) lebt in Lütjensee.
  • Der ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Tobias von Pein (* 12. Juli 1985) war Gemeindevertreter in Lütjensee.

Trivia Bearbeiten

Am 25. Februar 2018 wurde in Lütjensee ein Wolf gesichtet in Höhe des Restaurants Fischerklause direkt am gleichnamigen See des Dorfes. Es wird spekuliert, dass das Tier aus Mecklenburg-Vorpommern stammen und auf der Suche nach einem eigenen Revier oder Fortpflanzungspartner weiter in den Westen gewandert sein soll. Diese Sichtung lässt sich in weitere ähnliche Vorfälle einreihen. Bislang gibt es jedoch keine Bestätigung von einem sesshaften Wolfsrudel in Schleswig-Holstein.[11][12]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Lütjensee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2022 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Liste: Zuordnung der Gemeinden zu den Naturräumen. (PDF) S. 2, abgerufen am 16. Dezember 2021.
  3. a b c d Relation: Lütjensee (454200) bei OpenStreetMap (Version #8). Abgerufen am 16. Dezember 2021.
  4. Lütjensee – eine Chronik. Abgerufen am 14. Oktober 2013.
  5. Lothar Gruchmann, „Justiz im Dritten Reich 1933-1940: Anpassung und Unterwerfung in der Ära Gürtner“, Walter de Gruyter, Dezember 2009, S. 301, https://books.google.de/books?id=IxLnBQAAQBAJ&newbks=1&newbks_redir=0&printsec=frontcover&pg=PT339 Siehe dort auch S. 304, Fußnote 29. Siehe auch: Werner Johe, „Die gleichgeschaltete Justiz: Organisation des Rechtswesens und Politisierung der Rechtsprechung 1933-1945, dargestellt am Beispiel des Oberlandesgerichtsbezirks Hamburg“, Verlag Christians, 1983, S. 221
  6. Stormann Lexikon. Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg in Stormarn, abgerufen am: 6. Dezember 2019
  7. Kirchspielgeschichte. Kirchengemeinde Trittau, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. Mai 2020; abgerufen am 20. September 2019.
  8. Feststellung des endgültigen Wahlergebnisses in den amtsangehörigen Gemeinden des Amtes Trittau für die Gemeindewahl am 14. Mai 2023. amt-trittau.de, 24. Mai 2023, abgerufen am 8. Juni 2023.
  9. Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
  10. Piotr Barejka, Katarzyna Domagala-Pereira, „Das Doppelleben des Journalisten Grubbe. Im Zweiten Weltkrieg ließ er jüdischen Privatbesitz beschlagnahmen und Ghettos errichten. Nach 1945 schrieb er engagiert über Armut und Unterdrückung. Verurteilt wurde Claus Volkmann alias Peter Grubbe nie.“ In: Deutsche Welle, 31. August 2021, https://www.dw.com/de/das-doppelleben-des-journalisten-grubbe/a-59044615
  11. Hans Bewersdorff: Spektakuläre Sichtungen: Der Wolf am Lütjensee. BILD, 26. Februar 2018, abgerufen am 1. März 2018.
  12. Wilder Wolf fühlt sich offenbar wohl am Lütjensee. Hamburger Abendblatt, 1. März 2018, abgerufen am 2. März 2018.