Koelnmesse

Messegesellschaft mit Sitz in Köln

Die Koelnmesse ist eine international tätige Messegesellschaft mit Sitz in Köln. Die Koelnmesse organisiert und betreut jedes Jahr rund 80 Messen, Ausstellungen und Gastveranstaltungen. Bis zu 2000 Tagungen und sonstige Veranstaltungen finden jährlich während und außerhalb der Messen in den Kongresszentren der Koelnmesse und weiteren Orten statt.

Koelnmesse GmbH

Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 1922
Sitz Köln, Deutschland Deutschland
Leitung Gerald Böse
(Vorsitzender der Geschäftsführung)
Oliver Frese
(Geschäftsführer)
Mitarbeiterzahl rund 960
Umsatz 134,2 Mio. Euro (2021)[1]
Branche Handelsmessen
Website www.koelnmesse.de
Stand: 30. Mai 2022
Köln Messe (Logo bis 2002)

Vorsitzender der Geschäftsführung und damit Messechef ist seit 1. März 2008 Gerald Böse.[2] Neben ihm sind Oliver Frese und bis 2022 Herbert Marner[3] Mitglieder der Geschäftsführung.

An der Koelnmesse GmbH hält die Stadt Köln 79,07 % und das Land NRW 19,99 %. Die restlichen 0,94 % werden von Industrie-, Handels- und Handwerkskammern sowie Wirtschafts- und Handelsverbänden der Region gehalten.[4]

Geschichte

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Köln war bereits im Mittelalter eine bedeutende Messestadt. Die erste Ostermesse fand hier bereits im Jahre 967 statt.[5] Vorbild für die Messen der Neuzeit war die Kölner Werkbundausstellung vom Mai 1914. Auf Betreiben der Handwerkskammer zu Köln wurde 1916 die „Kölner Musterausstellungs-GmbH“ gegründet, die Vorstufe der heutigen Messegesellschaft.[6] Die erste staatliche Anerkennung als Messestadt konnte Köln auf der Reichsmessekonferenz im Februar 1920 erringen.[7] In der Stadtverordnetenversammlung vom 8. April 1920 wurde auf Initiative des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer das Messeprojekt für die geplante „Rheinische Musterschau“ ausführlich präsentiert. Am 2. März 1922 genehmigte die Stadtverordnetenversammlung, „dass am Deutzer Ufer, auf dem Gelände der ehemaligen Werkbundausstellung, Gebäude zu Versammlungs-, Ausstellungs- und Messezwecken“ mit einer Grundfläche von 30.000 m² errichtet werden sollten; der Grundstein wurde am 21. Juni 1922 gelegt.[8] Hans Verbeek (Leiter des städtischen Hochbauamtes) und Hans Pieper planten die Messehallen mit Baukosten von 150 Millionen Reichsmark. Nach nur elf Monaten Bauzeit waren im Mai 1923 alle Arbeiten für das neue Ausstellungsgelände abgeschlossen. Die Eröffnung fand am 11. Mai 1924 mit der Kölner Frühjahrsmesse als erster Messe in Anwesenheit von Reichspräsident Friedrich Ebert und Reichskanzler Wilhelm Marx statt. Diese Gründung war Teil des Planes, Kölns einstige wirtschaftliche Vormachtstellung im Rheinland zurückzugewinnen. Die erste Messe erfüllte dieses Ziel mit 600.000 Besuchern und 2.800 Ausstellern, während die Leipziger Frühjahrsmesse des Jahres 1924 lediglich 176.500 Besucher zählte.[9] Die endgültige Ausstattung des Messegeländes und dessen Erweiterung erfolgte bis 1928 durch Adolf Abel; er umbaute die Messehallen und ergänzte sie um den Messeturm, die Rheinhallen, das „Staatenhaus“ und eine Gartenanlage.[10] Dies erfolgte rechtzeitig zur Ausstellung Pressa: In 6 Monaten Ausstellungszeit dieser international beachteten Zeitungs- und Kommunikationsmesse kamen ab dem 12. Mai 1928 insgesamt 5 Millionen Besucher. 1.500 Aussteller (davon 1.000 aus Deutschland) aus 43 Ländern sorgten für ein internationales Medienereignis. Die Messehallen boten hierfür eine Ausstellungsfläche von 66.500 m².

Zeit des Nationalsozialismus

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Mahnmal
 
Ehemaliger Eingang der Messehallen, Stand 1977 während der Anuga
 
Eingang zu den Nordhallen
 
Osteingang, Stand 2018
 
Südeingang, Stand 2009
 
Heutiges Messegelände mit Bahnhof Messe/Deutz (unten), MesseCity im Bau, Osthallen (Bildmitte) und Nordhallen (Hintergrund), Stand 2020
 
Luftbild des Messegeländes, vom Rheinpark aus gesehen

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Messehallen häufig für messefremde Zwecke missbraucht. Bereits kurz nach der Machtergreifung sprach hier Adolf Hitler am 19. Februar 1933 auf einer Wahlkundgebung der NSDAP. Vom 22. bis 30. April 1933 fand hier die „Deutsche Woche“ unter dem Titel „Denk deutsch – kauf deutsch“ statt. Es folgten Messen, die die Vorstellungen der Nationalsozialisten von einer „gesunden Rasse“ spiegelten.[11] Im Oktober 1939 internierte die Wehrmacht in den Messehallen polnische Kriegsgefangene, im Mai 1940 folgten französische.[12] Ab Mai 1940 wurden die Hallen als Zwischenlager für Juden sowie Sinti und Roma genutzt, die von Köln aus nach Polen deportiert wurden. Außerdem wurden dort Zwangsversteigerungen von jüdischem Eigentum vorgenommen, das die Deportierten in ihren Wohnungen zurücklassen mussten. Das Mahnmal zum Messelager am Fuß des Messeturms erinnert an die Zweckentfremdung des Messegeländes während des Nationalsozialismus. Im November 1941 war das Deutzer Messegelände zu einem Sammel- und Auffanglager umfunktioniert worden. Im Juni 1942 wurde der Messebetrieb komplett eingestellt. Der Initiator der Messe, Konrad Adenauer, wurde am 23. August 1944 von der Gestapo im Zusammenhang mit Verdächtigungen wegen des Hitler-Attentats verhaftet[13] und in das „Arbeitserziehungslager Messe Köln“ gebracht, am 25. September 1944 in das Zuchthaus Brauweiler überführt, dort am 26. November 1944 wieder entlassen.[14]

Nach dem Krieg

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In Köln, international längst als Messestadt etabliert, begann am 14. September 1947 nach dem Zweiten Weltkrieg auf notdürftig repariertem Gelände die Kölner Herbstmesse.[15] Die 450 inländischen Aussteller verzeichneten 60.000 Gäste, welche sich über die erste Nachkriegsproduktion informieren wollten.[16] Köln war damit nach Leipzig (Mai 1946) und Hannover (August 1947) die dritte deutsche Großstadt, die eine erste Nachkriegsmesse mit überregionaler Ausstrahlung organisieren konnte. Der in Deutschland einsetzende Wirtschaftsaufschwung reflektierte auch auf die Kölner Messen. Am 6. Mai 1950 eröffnet die erste Photokina, am 6. Oktober 1951 folgte nach 14-jähriger Unterbrechung wieder die Anuga.[17][Anmerkung 1] Weitere Messen von internationalem Rang folgten. Im Jahre 1956 wurde wieder das Ausstellungsvolumen der Vorkriegszeit von 66.000 m² erreicht, 1974 stand eine Kapazität von 159.000 m² zur Verfügung, am 17. August 1967 wurde die neue Halle 13 ihrer Bestimmung übergeben, sodass die Kapazität im Jahr 1977 durch die Ost-Hallen auf 203.000 m² anstieg.

Die bisherige Messe- und Ausstellungsgesellschaft mbH firmierte im Oktober 2000 in KölnMesse GmbH um. Die Gebäude der Rheinhallen wurden noch bis Juli 2005 von der Koelnmesse genutzt und dann vorzeitig von der Stadt Köln zurückgekauft. Die Messeverwaltung zog im August 2005 in das Hochhaus der ehemaligen Klöckner-Humboldt-Deutz AG. Im Rahmen eines Masterplan2006 stellte die kölnmesse ihr Konzept eines an anderer Stelle neu zu errichtenden Messe- und Kongresszentrums vor, das in einer Bauzeit von 16 Monaten mit 11 Hallen auf 284.000 m² Fläche bis zum 16. Januar 2006 pünktlich zur Internationalen Möbelmesse realisiert wurde. In den leerstehenden Rheinhallen entstand bis Mai 2010 innerhalb der historischen Backsteinfassade ein Bürokomplex für RTL Deutschland und Teile der 2006 vom Talanx-Versicherungskonzern übernommenen HDI-Gerling Versicherung. Vom 6. bis 10. Juni 2007 fand auf dem Gelände der Koelnmesse ein Großteil der Veranstaltungen zum 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag statt.

Lage und Gelände

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Verwaltung der Kölnmesse im ehemaligen, 61 Meter hohen KHD-Hochhaus (Januar 2009)

Das Gelände der Koelnmesse befindet sich größtenteils im rechtsrheinischen Stadtteil Deutz, also in der Kölner Innenstadt, weshalb sich die Messe als Citymesse im Herzen Europas bezeichnet. Die Messe ist über den Bahnhof Köln Messe/Deutz an den S-Bahn-, Regional- und Fernverkehr angeschlossen, wobei auch der linksrheinische Hauptbahnhof nur knapp 1 Kilometer entfernt ist. Die Fahrzeit mit der Bahn zum Flughafen Köln/Bonn beträgt 11 Minuten, mit dem ICE zum Flughafen Düsseldorf 28 Minuten und zum Flughafen Frankfurt 48 Minuten. Mit vier Linien an zwei Haltestellen ist die Messe auch mit der Stadtbahn erreichbar.

Linie Verlauf / Anmerkungen Takt (Mo–Fr)
1 Weiden West   – Junkersdorf – Rheinenergiestadion – Müngersdorf – Braunsfeld – Aachener Str./Gürtel – Moltkestraße – Rudolfplatz – Neumarkt – Heumarkt – U Bf. Deutz/Messe     – U Deutz Technische Hochschule – U Kalk Post – U Kalk Kapelle – U Fuldaer Straße – U Sportpark Höhenberg – Merheim – Brück – Lustheide – Refrath – Kippekausen – Frankenforst – Neuenweg – Kölner Str. – Im Hoppenkamp – U Bensberg 10 min
3 Thielenbruch – Dellbrück – Holweide – Buchheim – Buchforst – Koelnmesse – Bf. Deutz/Lanxess Arena     – U Severinstraße – U Poststraße – U Neumarkt – U Appellhofplatz (Breite Straße) – U Friesenplatz – U Hans-Böckler-Platz/Bahnhof West – U Piusstraße – U Körnerstraße – U Venloer Straße/Gürtel (Bf. Ehrenfeld    – U Leyendeckerstraße – U Rochusplatz – U Akazienweg – Bocklemünd – Mengenich – Görlinger-Zentrum 10 min
4 Leverkusen-Schlebusch – Köln-Dünnwald – HöhenhausMülheim Wiener Platz – Koelnmesse – Bf. Deutz/Lanxess Arena     – U Severinstraße – U Poststraße – U Neumarkt – U Appellhofplatz (Breite Straße) – U Friesenplatz – U Hans-Böckler-Platz/Bahnhof West – U Piusstraße – U Körnerstraße – U Venloer Straße/Gürtel (Bf. Ehrenfeld    – U Leyendeckerstraße – U Rochusplatz – U Akazienweg – Bocklemünd 10 min
9 Sülz – Zülpicher Straße/Gürtel – Universität – Dasselstraße/Bahnhof Süd   – Zülpicher Platz – Neumarkt – Heumarkt – U Bf. Deutz/Messe     – U Deutz Technische Hochschule – U Kalk Post – U Kalk Kapelle – U Vingst – Ostheim – Rath/Heumar – Königsforst 10 min

Das Areal teilt sich in zwei Hallenkomplexe auf, die „Osthallen“ – Erweiterungen aus den 1960er- bis 1980er-Jahren – und die im Januar 2006 eröffneten „Nordhallen“. Diese befinden sich auf dem damaligen Werksgelände der Deutz AG (vormals KHD genannt) und der benachbarten ehemaligen Kölner Sporthalle. Als Sitz der Messeverwaltung wird seit 2005 das denkmalgeschützte frühere KHD-Hochhaus genutzt, welches unmittelbar am neuen Nordeingang liegt und heute Messehochhaus genannt wird. Seit 2017 bis voraussichtlich 2025 wird die MesseCity gebaut, in dessen Zuge auch der Südeingang überarbeitet und mit einem Messebalkon neu gestaltet wird.[18]

Bedeutung

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Die Koelnmesse ist ein wichtiger Faktor für die Wirtschaft Kölns und den Wirtschaftsstandort Köln. Die Ausgaben der Aussteller und Besucher generieren jährlich 2,02 Milliarden Euro Umsatz bundesweit. Rund 11.000 Vollzeitarbeitsplätze hängen allein in Köln vom Messegeschäft direkt oder indirekt ab, insgesamt sind es mehr als 18.000.[19] Die Hälfte der Übernachtungsgäste in Köln sind Kongress- oder Messeteilnehmer aus aller Welt.[20]

Die Koelnmesse organisiert jedes Jahr rund 80 Messen, Ausstellungen, Gastveranstaltungen und Corporate Events im In- und Ausland. Für mehr als 25 Branchen stellen diese Veranstaltungen die Weltleitmessen dar, wie z. B. die Anuga. Mit einer Hallenfläche von 285.000 m² und einer Außenfläche von 100.000 m² (Stand: September 2024) ist die Koelnmesse die drittgrößte Messe in Deutschland und gehört zu den Top Ten weltweit.[20] Insgesamt nehmen rund 2,0 Millionen Besucher aus rund 220[Anmerkung 2] Nationen und über 43.000 ausstellende Unternehmen aus 125 Ländern an den Messen und Veranstaltungen der Koelnmesse teil. Das Gelände bietet Kapazitäten für Tagungen mit über 19.500 Teilnehmern und den Rahmen für Kongresse mit begleitenden Ausstellungen.[21]

Die wirtschaftlichen Einbußen infolge der Pandemie 2020 waren gravierend. Die Koelnmesse erzielte einen Umsatz von 94,3 Millionen Euro im Jahr 2020.[22] Mit 412,7 Millionen Euro hatte sie 2019 den höchsten Umsatz ihrer Geschichte erreicht und den bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 2017, der 357,9 Millionen Euro betrug, deutlich übertroffen. Die Koelnmesse weist für 2019 außerdem einen Gewinn in Höhe von 30,5 Millionen Euro aus.[23]

Wichtige Messen und Kompetenzfelder

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Kritik und Untersuchungen zum Bau Messehallen Nord

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Ein Vertrag vom 7. Dezember 2004 zwischen der Josef Esch Fonds Projekt GmbH (JEFP) und der SK-Kapitalbeteiligungs GmbH (SBK) – einer Tochter der Stadtsparkasse Köln – sicherte dieser – im Vorfeld des Messeneubaus – ein Honorar von 9,9 Millionen Euro für den Fall zu, dass der Fonds zum Zuge komme. Am 18. Dezember 2003 entschied sich die Stadt Köln für eine Lösung, bei der Oppenheim-Esch zum Zuge kam. Die Kölnmesse verkaufte daraufhin noch am 18. Dezember 2003 im Rahmen eines PPP-Vertrages ein für den Neubau von vier Messehallen benötigtes Grundstück zu einem Preis von 67,4 Millionen Euro an den Oppenheim-Esch-Fonds. Während der Grundsteinlegung der Messe-Nordhallen im September 2004 nannte der Bauunternehmer die Bausumme von 140 Mio. €, die vier Messehallen verursachten jedoch tatsächliche Baukosten von 235 Millionen Euro. Am 6. August 2004 schloss die Stadt Köln mit Oppenheim-Esch einen Vertrag mit der Bezeichnung „Mietvertrag über die Anmietung eines Grundstücks mit vier Messehallen“, in dem die Stadt Köln für 30 Jahre ein Nutzungsrecht an dem Baugrundstück und den darauf zu errichtenden Bauwerken erhielt. Der monatliche Mietzins betrug 1,725 Millionen Euro (jährlich 20,7 Millionen Euro). In einem Vertrag vom 11. August 2004 mit der Bezeichnung „Untermietvertrag über die Anmietung eines Grundstücks mit vier Messehallen“, dessen Wortlaut weitgehend mit dem des Hauptvertrags übereinstimmt, wurde der Kölnmesse von der Stadt Köln die Nutzung der im Hauptvertrag beschriebenen zu errichtenden Bauwerke überlassen. Die Fondsgesellschaft der Investoren erhielt hierdurch langfristig sichere Mietzahlungen,[25] und zwar abgesichert durch eine von der Stadt Köln übernommene faktische Mietgarantie vom August 2004.[Anmerkung 3] Sie sicherte dem Fonds überhöhte Mieten von 20,7 Millionen Euro jährlich mit einer Laufzeit von 30 Jahren. In den folgenden Monaten weitete sich der Skandal aus. Es wurde bekannt, dass es deutlich günstigere Angebote und Baualternativen gegeben hätte. Bis zu 360 Mio. € an öffentlichen Geldern seien unnötig ausgegeben worden.[26] Die Messehallen waren am 1. Dezember 2005 fertiggestellt, am 16. Januar 2006 fand die offizielle Eröffnung mit der Internationalen Möbelmesse in den neuen Gebäuden statt.

Im August 2005 leitete die Kölner Staatsanwaltschaft unter anderem gegen Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) Ermittlungen wegen Untreue ein. Im Oktober 2006 gab die EU-Kommission bekannt, dass sie Klage gegen die Stadt Köln wegen Verstoßes gegen das europäische Vergaberecht beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) einreichen werde. Im Oktober 2009 stellte der EuGH die Rechtswidrigkeit der Vergabe des Messebaus an den Oppenheim-Esch Immobilienfonds fest.[27] Damit hatte die Stadt Köln gegen das in Art. 7 Abs. 4 und Art. 11 Richtlinie 93/37/EWG vom 14. Juni 1993 kodifizierte EU-Vergaberecht verstoßen und ist zur Rückabwicklung oder Schadenstragung verpflichtet.

Die EU-Kommission wäre nun berechtigt gewesen, eine dreistellige Millionenstrafe zu verhängen, falls die Stadt Köln keine Konsequenzen eingeleitet hätte.[28] In der Folge berief die Stadt Köln sich gegenüber der Grundstücksgesellschaft auf die Nichtigkeit des Vertrags, sprach hilfsweise die außerordentliche Kündigung aus und stellte die Mietzahlungen ein, woraufhin die Grundstücksgesellschaft die Kündigung wegen Mietrückständen aussprach. Mit Beschluss vom 26. April 2012 stellte die EU-Kommission das Verfahren endgültig ein, da das vom EuGH beanstandete Vertragsverhältnis nicht mehr bestand. Damit entfielen auch mögliche Strafzahlungen.[29] Das Oberlandesgericht Köln wies die im Urkundsprozess verfolgten Mietzins- und Nutzungsentschädigungsansprüche mit Rücksicht auf das europäische Vergaberecht ab.[30]

Laut Medienberichten vom Anfang 2016 stehen Stadt Köln, der Fonds und die Koelnmesse vor der Unterzeichnung einer Vergleichsvereinbarung – nach den noch ausstehenden Abstimmungen mit verschiedenen Gremien und der Europäischen Kommission.[31]

Auf Druck der CDU wurde der für diesen Vorgang verantwortliche ehemalige Oberbürgermeister Schramma, gegen den immer noch ein Verfahren wegen Untreue in Sachen Messebau der Staatsanwaltschaft Köln läuft, von dem von CDU und FDP dominierten Stadtrat in den Aufsichtsrat der Messe gewählt.[32] Wegen öffentlicher Kritik nahm Schramma den Posten jedoch nicht an.

Am 7. November 2019 gab der Rat der Stadt Köln den Auftrag, eine „wissenschaftliche Aufarbeitung der Vergabe zum Bau der Messehallen Nord sowie der Firmenansiedlungen in den „alten Messhallen“ über das öffentliche Ratsinformationssystem in geeigneter Form zu veröffentlichen“.[33] Am 11. August 2020 erfolgte die Veröffentlichung als PDF-Datei (Graeff-Bericht).[34]

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Commons: Koelnmesse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. hier wird erstmals der Werbeslogan „Bitte ein Bit“ der Bitburger Brauerei vorgestellt
  2. Nach unterschiedlichen Angaben (siehe etwa Liste der Staaten der Erde oder Fischer Weltalmanach 2012) gibt es maximal 200 als „Staaten“ zu verstehende Gebiete auf der Erde. Daher werden zu dieser Angaben der Koelnmesse entstammenden Zahl auch weitere nicht genau definierte autonome Gebiete zählen.
  3. Die Stadt Köln trat als Mieter auf und haftet für die Mietzahlungen als Gebietskörperschaft.

Einzelnachweise

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  1. https://www.koelnmesse.de/unternehmen/wir/geschaeftsbericht/
  2. Grünes Licht für Kölns neuen Messe-Chef (Memento vom 14. Dezember 2007 im Internet Archive)
  3. ag: Kölnmesse-Geschäftsführer Herbert Marner geht in Ruhestand. In: Report-K. 30. Mai 2022, abgerufen am 29. Juni 2022 (deutsch).
  4. Eintrag Handelsregister Köln HRB 952 vom 31. August 2023
  5. Edith Ennen: Kölner Wirtschaft im Früh- und Hochmittelalter, in: Hermann Kellenbenz, Zwei Jahrtausende Kölner Wirtschaft, Band I, 1975, S. 113
  6. Marko Gebert, Festung und Stadt Köln, 2013, S. 388.
  7. Marcus Schüller, Wiederaufbau und Aufstieg der Kölner Messe 1946-1956, 1999, S. 20.
  8. Zentralblatt der Bauverwaltung, Band 44, 1924, S. 249
  9. Marcus Schüller, Wiederaufbau und Aufstieg der Kölner Messe 1946-1956, 1999, S. 58
  10. Marcus Schüller, Wiederaufbau und Aufstieg der Kölner Messe 1946-1956, 1999, S. 24 ff.
  11. Jürgen Wilhelm, Das große Köln-Lexikon, 2005, S. 355
  12. Ralf Blank/Jörg Echternkamp: Die deutsche Kriegsgesellschaft 1939 bis 1945, 2004, S. 422
  13. Marcus Schüller: Wiederaufbau und Aufstieg der Kölner Messe 1946-1956, 1999, S. 63.
  14. Volker Frielingsdorf: Auf den Spuren Konrad Adenauers durch Köln: Konrad Adenauers Wirken als Oberbürgermeister von Köln (1917-1933 und 1945), 2000, S. 77.
  15. Peter Fuchs (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Stadt Köln, Band 2, 1991, S. 276.
  16. Marcus Schüller, Wiederaufbau und Aufstieg der Kölner Messe 1946-1956, 1999, S. 116.
  17. Anuga in Köln. In: Zeit.Online, 11. Oktober 1951
  18. MesseCity Köln – Wo die Welt sich trifft. Abgerufen am 29. Juni 2022 (deutsch).
  19. Kölner Messen sorgen bundesweit für einen Umsatz von mehr als 2 Milliarden Euro. Pressemitteilung zu ifo-Studie. In: koelnmesse.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Mai 2015; abgerufen am 28. Juni 2022.
  20. a b Porträt der Koelnmesse@1@2Vorlage:Toter Link/www.koelnmesse.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2022. Suche in Webarchiven)
  21. Geschäftsbericht der Koelnmesse 2018@1@2Vorlage:Toter Link/www.koelnmesse.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2022. Suche in Webarchiven)
  22. Koelnmesse: Geschäftsbericht der Koelnmesse 2020. In: koelnmesse.de. Koelnmesse, Mai 2021, abgerufen im Mai 2021 (deutsch).
  23. Koelnmesse mit Rekordumsatz von über 400 Millionen Euro. In: DIE WIRTSCHAFT KÖLN. 4. Februar 2020, abgerufen am 29. Juni 2022 (deutsch).
  24. Frankfurter Allgemeine Kunstmarkt vom 18. Februar 2022: Kölner Kunstmesse: Aus für Cologne Fine Art & Design, abgerufen am 20. Februar 2022
  25. Georg Wellmann: Der lange Schatten der Messe. In: stadtrevue.de. 1. Februar 2010, abgerufen am 29. Juni 2022.
  26. WDR: „Teurer Klüngel um neue Hallen?“ (Memento vom 27. September 2008 im Internet Archive), 12. Oktober 2006
  27. EuGH, Urteil vom 29. 10. 2009 – C-536/07. Abgerufen am 29. Juni 2022.
  28. Stadt Köln verstieß beim Bau der Messehallen gegen EU-Recht. In: koeln.de. Abgerufen am 29. Juni 2022 (deutsch).
  29. Gregor Timmer: EU-Kommission stellt Verfahren um Kölner Messehallen ein. Beanstandetes Vertragsverhältnis besteht nicht mehr. Stadt Köln - Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, 10. Mai 2012, abgerufen am 29. Juni 2022.
  30. Oberlandesgericht Köln, 1 U 77/11. In: justiz.nrw.de. Abgerufen am 29. Juni 2022.
  31. Volker Votsmeier: Oppenheim-Esch-Fonds: Millionen-Streit um Kölner Messehallen vor dem Ende. In: handelsblatt.com. 20. Januar 2016, abgerufen am 29. Juni 2022.
  32. Kölner Stadt-Anzeiger: „Schramma im Messe-Aufsichtsrat“ (Memento vom 21. November 2009 im Internet Archive), 19. November 2009
  33. Mitteilung (Öffentlicher Teil). Dokumentation zur Errichtung der Messehallen-Nord (Graeff-Bericht). In: ratsinformation.stadt-koeln.de. 11. August 2020, abgerufen am 21. August 2020.
  34. Peter Graeff: Das Zustandekommen der Beschlüsse zur Errichtung der Kölner Messehallen Nord. In: ratsinformation.stadt-koeln.de. 11. August 2020, abgerufen am 21. August 2020.

Koordinaten: 50° 56′ 37,8″ N, 6° 58′ 28,3″ O