Dilatation und Kompression sind Begriffe aus dem mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis, genauer der Operatortheorie. Es geht darum, stetige, lineare Operatoren auf einem Hilbertraum dadurch zu untersuchen, dass man den Raum vergrößert und den Operator auf den größeren Raum mit besseren Eigenschaften ausdehnt.

Definition

Bearbeiten

Sei   ein Hilbertraum und   die C*-Algebra der stetigen, linearen Operatoren  . Eine Dilatation eines Operators   besteht aus

  • einem Hilbertraum  , der   als Unterraum enthält, und
  • einem Operator  , so dass  , wobei   die Einschränkung auf   bedeutet und   die Orthogonalprojektion auf   ist.

Ist   eine Dilatation von  , so nennt man   eine Kompression von  .

Eine Dilatation   von   heißt eine Potenzdilatation oder starke Dilatation, wenn mit obigen Bezeichnungen   für alle   gilt.[1]

Bemerkungen

Bearbeiten
  • Eine Kompression ist keine Einschränkung, denn mit den Bezeichnungen obiger Definition muss   die Elemente aus   nicht nach   abbilden, das wird erst durch die nachfolgende Projektion  , die als Abbildung   aufgefasst wird, erzwungen.   „drückt“ die Werte von   nach   zurück, was die Bezeichnung Kompression motiviert. Mit einer echten Einschränkung hat man es erst zu tun, wenn man zu den quadratischen Formen   bzw.   übergeht, es gilt offenbar  .
  • In Anwendungen sucht man zu Operatoren   Dilatationen   mit besseren Eigenschaften, wendet diese im jeweiligen Kontext an und schaut, was das für die Kompression   bedeutet.

Existenz von Dilatationen

Bearbeiten

Viele Beweise der folgenden Aussagen gehen auf Sz.-Nagy zurück, in der hier angegebenen Quelle „Paul Halmos“ sind die Beweise sehr leicht zugänglich.

  • Ist   eine Kontraktion, das heißt für die Operatornorm gilt  , so hat   eine unitäre Dilatation. Man kann dazu   wählen. Schreibt man die Operatoren aus   als  -Matrizen mit Komponenten aus  , so ist
 
ein unitärer Operator, wobei   der adjungierte Operator zu   ist und die Wurzelausdrücke mittels des stetigen Funktionalkalküls gebildet wurden. Die Kompression von   auf   ist gleich der (1,1)-Komponente, also gleich  .[3]
  • Insbesondere hat jeder stetige, lineare Operator eine normale Dilatation.
  • Ist   eine positive Kontraktion, das heißt gilt  , so ist   Kompression einer Orthogonalprojektion. Dazu kann man wieder obige Matrixidee verwenden. Der Operator
 
ist eine Orthogonalprojektion auf  , deren Kompression auf   gleich   ist.[3]
  • Die erste Aussage über Kontraktionen kann verschärft werden: Jede Kontraktion hat eine unitäre Potenzdilatation. Dazu kann man als   die mit   indizierte abzählbare orthogonale Summe   mit Summanden   nehmen,   als Unterraum   auffassen und auf   geeignete unendliche Matrizen betrachten.[3]
  • Sind   zwei kommutierende Kontraktionen, so gibt es eine Hilbertraumerweiterung   und zwei kommutierende unitäre Opeartoren  , so dass   Potenzdilatation von   und   Potenzdilatation von   ist.[4][5] Für drei oder mehr paarweise kommutierende Kontraktionen ist eine analoge Aussage falsch.[5]

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Bela Sz.-Nagy: Unitary Dilations of Hilbert Space Operators and Related Topics. In: American Mathematical Society (Hrsg.): Regional Conference Series in Mathematics. Band 19, 1974, ISBN 0-8218-1669-1 (englisch).
  2. Bela Sz.-Nagy: Prolongements des transformations de l'espace de Hilbert qui sortent de cet espace. Budapest 1955 (französisch).
  3. a b c Paul Halmos: A Hilbert Space Problem Book. Springer, New York 1974, ISBN 978-1-4684-9330-6, Kapitel 18. Unitary dilations (englisch).
  4. T. Ando: On a Pair of Commutative Contractions. In: Acta Scientarum Mathematicorum. Band 24, 1963, S. 88–90 (englisch).
  5. a b Bela Sz.-Nagy, Ciprian Foias: Harmonic Analysis of Operators on Hilbert Space. North Holland Publishing Company, 1970, ISBN 0-444-10046-6, Kapitel I (englisch).