DKW RT 200
Die DKW RT 200 ist das erste Motorrad-Modell der Auto Union GmbH, das nach Ende des Zweiten Weltkriegs in der 200-cm³-Hubraumklasse erschienen ist. Neben anderen Motorrädern der Marke DKW baute das Unternehmen zwischen 1951 und 1958 in Ingolstadt fünf RT-Modelle mit Zweitaktmotoren von 200 cm³ Hubraum in einer Gesamtstückzahl über 60.000. Die Abkürzung RT in Verbindung mit dem Markennamen DKW steht für Reichstyp und verweist auf die Verwandtschaft zur restlichen Motorrad-Modellpalette der Auto Union.
DKW | |
---|---|
DKW RT 200 mit Hinterradschwinge, Baujahr 1956 | |
RT 200 | |
Hersteller | Auto Union GmbH |
Produktionszeitraum | 1951 bis 1958 |
Klasse | Motorrad |
Motordaten | |
Modellentwicklung
BearbeitenDie 200er-Klasse war in den 1950er-Jahren in Deutschland weiterhin recht beliebt, obwohl es für diese Hubraumgröße keine sachliche und auch keine mit dem Motorsport in Verbindung stehende Rechtfertigung mehr gab: Die Zeiten, in denen 200 cm³ Hubraum die Grenze für Steuer- und Führerscheinfreiheit bedeuteten, lagen bereits 20 Jahre zurück.
Von Februar 1951 bis April 1952 wurde das hinten ungefederte seitenwagentaugliche Modell DKW RT 200 mit einem langhubigen Einzylinder-Zweitaktmotor, Dreiganggetriebe und 19-Zoll-Rädern produziert. Ab Juni 1952 wurde dieser Motor in den Rahmen des Modells RT 250 H mit Geradweg-Hinterradfederung eingebaut und als RT 200 H verkauft. Im Rahmen der Modellpflege stieg Ende 1953 dank einer verbesserten Auspuffanlage die Motorleistung auf 9,7 PS.
Die RT-200-Motoren mit 64 mm Kolbenhub haben gleiche Kurbelwellen und Gehäuse wie die DKW RT 250-Motoren, also auch desachsierte Zylinder (a), folglich ein leicht unsymmetrisches Steuerdiagramm.[1]
Ab Oktober 1954 folgte die leistungsstärkere RT 200/2 mit aus dem Schwestermodell RT 175 abgeleiteten, kurzhubigem Motor, 4-Gang-Getriebe und verbessertem, aber nicht mehr seitenwagentauglichem Fahrwerk. Auch die beiden Nachfolgemodelle waren nicht mehr seitenwagentauglich. Das ab Oktober 1955 angebotene Nachfolgemodell RT 200 S hat den sogenannten „Stachelrippenzylinder“ mit verbesserter Wärmeableitung, 18-Zoll-Räder und eine Hinterradschwinge sowie einen Startvergaser, der ein Tupfen zur Starthilfe überflüssig macht.[2] Genau wie die größere RT 250 war auch die RT 200 ab 1955/56 als RT 200 VS mit Vorderradschwinge und einem verkleideten Lenker mit integriertem Tachometer und Scheinwerfer erhältlich. Die VS hat als Besonderheit eine Scheinwerferumstellung zwischen Solo- und Sozius-Betrieb (bei modernen Pkws als „Leuchtweitenregulierung“ bekannt) und – ein Kuriosum – bei den letzten Exemplaren die aus Gründen optischer Symmetrie neben dem linken hinteren Federbein montierte Stoßdämpferattrappe. Nach Übernahme der DKW-Motorradproduktion durch die im November 1958 gegründete Zweirad Union wurden dort noch einige Exemplare der VS hergestellt.
Technische Daten
BearbeitenDKW RT 200 | DKW RT 200 H | DKW RT 200/2 | DKW RT 200 S | DKW RT 200 VS | ||
---|---|---|---|---|---|---|
Baujahre | Feb. 1951 bis Apr. 1952 | Jun. 1952 bis Nov. 1953 | Sep. 1954 bis Aug. 1955 | Okt. 1955 – Okt. 1956 | Okt. 1956 – Juli 1958 | |
Motor | fahrtwindgekühlter Einzylinder-Zweitaktmotor, Kickstarter | |||||
Steuerung | Schlitzsteuerung | |||||
Ladungswechsel | Umkehrspülung | |||||
Bohrung × Hub | 62 × 64 mm | 66 × 58 mm | ||||
Hubraum | 191 cm³ | 197 cm³ | ||||
Verdichtungsverhältnis | 6,3 : 1 | 6,3–6,5 : 1 | ||||
Nennleistung | 8,5 PS (6,3 kW) bei 4500/min | 8,5 PS (6,3 kW) bei 4500/min ab Ende 1953: 9,7 PS (7,1 kW) bei 4500/min |
11 PS (8,1 kW) bei 5000/min | |||
max. Drehmoment | 1,5 kpm (14,7 Nm) bei 3300/min | 1,5 kpm (14,7 Nm) bei 3500/min | 1,7 kpm (16,7 Nm) | |||
Gemischaufbereitung | Bing-Schrägdüsen-Vergaser | |||||
Schmierung | Zweitaktgemisch 1 : 25 | |||||
Zündung | Batteriezündung, kontaktgesteuert | |||||
Lichtmaschine | 6 V – 45/60 W | |||||
Bordspannung | 6 V | |||||
Kupplung | Mehrscheibenkupplung im Ölbad, mechanisch betätigt | |||||
Getriebe | 3-Gang | 4-Gang | ||||
Sekundärübersetzung | 1 : 2,94 | |||||
Endantrieb | Rollenkette | |||||
Rahmen | geschlossener Stahlrohrrahmen | |||||
Maße (L × B × H) | 2080 × 960 × 680 mm | 2000 × 942 × 660 mm | 1975 × 950 × 660 mm | 1975 × 955 × 660 mm | ||
Radstand | 1350 mm | 1280 mm | 1278 mm | |||
Sitzhöhe | 730 mm | 732 mm | 725 mm | |||
Radaufhängung vorn | Teleskopgabel, pneumatisch gedämpft, 140 mm Federweg | geschobene Langarmschwinge, hydraulisch gedämpft | ||||
Radaufhängung hinten | Starrrahmen | Teleskop- Geradwegfederung, 40 mm Federweg |
Langarmschwinge, hydraulisch gedämpft, 95 mm Federweg | |||
Bereifung vorn | 3.00–19″ | 3.00–18″ | ||||
Bereifung hinten | 3.00–19″ | 3.00–18″ | ||||
Bremse vorn | Vollnabenbremse, Ø 160 mm | Vollnabenbremse, Ø 150 mm | ||||
Bremse hinten | Vollnabenbremse, Ø 160 mm | Vollnabenbremse, Ø 150 mm | ||||
Leergewicht | 116 kg | 124 kg | 131 kg | |||
zul. Gesamtgewicht | 283 kg | 272 kg | 281 kg | |||
Tankinhalt | 13 l (Reserve: 1,5 l) | 13 l (Reserve: 2 l) | 15 Liter (Reserve: 2,6 l) | |||
Höchstgeschwindigkeit | 92 km/h | 94 km/h | 98 km/h | |||
Normverbrauch | 2,4 l/100 km | 2,8 l/100 km | 2,8 l/100 km | |||
Stückzahl | 19.240 | 28.797 | 15.689 | 5.938 | 5.389 |
Literatur
Bearbeiten- Katalog 100 Motorräder in Wort und Bild. Verlag für Handel und Wirtschaft, München 1952
- DKW-Prospekt von P. Flach, Bayreuth, AB 300 (451250)
- DKW-Prospekt MB 514 (400 K 112 XX), 1957
- Siegfried Rauch: DKW – Die Geschichte einer Weltmarke. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-87943-759-9.
- Ernst Leverkus: Die tollen Motorräder der 50er Jahre. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-87943-849-8.
- Frank Rönicke: DKW-Motorräder 1920–1970 (= Typenkompass). 1. Auflage. Motorbuch, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-613-02633-9, S. 85–87, 90, 94, 96.
Anmerkungen
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- DKW RT 200. Modellbeschreibungen und Geschichte der unterschiedlichen Varianten. In: dkw-motorraeder.de.