Die DKW Hobby ist ein Motorroller, den DKW bzw. die Auto Union GmbH von 1954 bis 1957 in einer Auflage von 45.303 Stück baute.[1] 1953 entschloss sich das Unternehmen, noch ins Rollergeschäft einzusteigen, nachdem es vorher Piaggios Angebot abgelehnt hatte, die Vespa in Lizenz zu produzieren. Die Hobby war der meistgekaufte westdeutsche Motorroller des Jahres 1955.

DKW Hobby Luxus
Markenemblem und Schriftzug am Beinschild einer DKW Hobby Luxus

Von 1957 bis 1962 baute die Manufacture de Machines du Haut-Rhin S. A (Manurhin), Mülhausen, die Hobby in Lizenz. Auffälliger Unterschied gegenüber dem Original ist die durchgehende Blechverkleidung des Aufbaus im Bereich des Hinterrades; das Original hatte dort einen Ausschnitt mit einem eingesetzten Aluminiumgitter.

Technik Bearbeiten

Die Hobby ist eine Konstruktion mit geschweißtem Zentralrohrrahmen, die den für Motorroller typischen Durchstieg bietet; er reicht vom Lenkkopf bis zur Lagerung der Hinterradschwinge. Tank und Motor sind unter dem Fahrersitz eingebaut. Das Fahrzeug ist vollverkleidet, wobei sich der Frontschild vor dem Fahrer bis unter den Lenker hochzieht und wirkungsvoll vor Straßenschmutz schützt. Die Hinterradverkleidung kann nach vorn hochgeklappt werden, um die Antriebseinheit freizugeben. Relativ große 16″-Räder sowie eine Teleskopgabel vorn und die hintere Schwinge mit Gummidruckfederung sind die kennzeichnenden Konstruktionsmerkmale des Fahrwerks. Wegen der recht hohen Lage des Kettenritzels – bedingt durch den nach vorn geneigten Einbau der Motor-Getriebe-Einheit – ist die Hinterradschwinge stark schräg gestellt.[2]

Der Roller war zunächst nur einsitzig erhältlich, hatte eine verhältnismäßig schwach dimensionierte Vorderradbremse und die Karosserie war für den Soziusbetrieb zu instabil. Im Mai 1955 erschien die Hobby-Luxus mit einer von 105 auf 125 mm Durchmesser vergrößerten vorderen Vollnabentrommelbremse. Die hintere Karosserie wurde verstärkt, sodass die Tragfähigkeit von 103 auf 156,5 kg stieg. Die Kette bekam einen geschlossenen Kettenkasten, der Tachometer war jetzt serienmäßig und der Roller erhielt, dem Zeitgeist entsprechend, mehr Chromschmuck. Der Preis für die Hobby-Luxus betrug 950 DM, Soziuskissen und Soziusfußbretter waren als Sonderausstattung lieferbar. Die ursprüngliche Ausführung des Rollers wurde als Hobby I im Preis gesenkt und kostete nun 795 DM.[2]

Angetrieben wird die Hobby von einem gebläsegekühlten Einzylinder-Zweitaktmotor mit 74 cm³ Hubraum. Er hat Umkehrspülung und Mischungsschmierung (1 : 25). Angelassen wird der Motor mit einem Handseilzug. Die 3[3] – nach anderen Quellen 3,5 PS (2,6 kW)[4] – des kleinen Motors bringen den Roller auf eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h und ermöglichten eine Beschleunigung aus dem Stand auf 40 km/h in 8,5 Sekunden solo bzw. in 11,5 Sekunden mit zwei Personen.[3]

Eine Besonderheit des DKW-Rollers ist das stufenlose Riemengetriebe, System Uher,[5] das ihn zum ersten deutschen Zweirad mit vollautomatischem Getriebe machte. Die beiden kegelförmigen Hälften der vorderen Riemenscheibe werden mit steigender Motordrehzahl durch Gewichte zusammengedrückt. Die von einer Feder vorgespannten Hälften der ähnlich aufgebauten hinteren Riemenscheibe entfernen sich entsprechend voreinander. Dadurch läuft der breite Keilriemen auf unterschiedlichen Durchmessern, die Gesamtübersetzung kann zwischen 1 : 24,4 und 1 : 8,33 variieren.[6] Von der angetriebenen Riemenscheibe wird die Motorkraft über eine Untersetzungstufe mit Stirnzahnrädern und einen Kettentrieb zum Hinterrad übertragen.[7]

Statt des üblichen Kupplungshebels hat die Hobby links am Lenker einen Ausrückhebel, um das Riemengetriebe vor dem Anhalten in Leerlauf zu bringen. Er muss gezogen werden, um den Motor nicht abzuwürgen, jedoch erst bei einer Geschwindigkeit von weniger als 5 km/h.[2]

An der Entwicklung des Hobby-Rollers war auch Richard Küchen beteiligt.[8] Ein vergrößertes 100er Modell lief im Versuch, ging aber nicht in Serie.[9]

 
Antriebseinheit und Hinterrad einer Hobby Luxus ohne Verkleidung
 
Motor und Teil des Getriebes
Technische Daten
DKW Hobby Luxus
Baujahre 1954–1957
Motor gebläsegekühlter Einzylinder-Zweitaktmotor, Seilzugstarter
Steuerung Schlitzsteuerung
Ladungswechsel Umkehrspülung
Bohrung × Hub 45 × 47 mm
Hubraum 74 cm³
Verdichtung 6,1–6,3 : 1
Nennleistung 3 PS (2,2 kW) bei 5000/min
max. Drehmoment 4,7 Nm bei 4250/min
Gemischaufbereitung Bing-Schwimmervergaser mit Startluftschieber 4/14/1
Schmierung Zweitaktgemisch 1 : 25
Zündung Schwungradmagnetzündung
Lichtmaschine 6 V – 17 W;
ab Motor-Nr. 03 042 312: 6 V – 20 Watt
Bordspannung 6 V
Getriebe stufenloses Riemengetriebe
Endantrieb Kette (vollgekapselt)
Rahmen Zentralrohrrahmen
Maße (L × B × H) 1960 × 670 × 900 mm
Radstand 1350 mm
Sitzhöhe 740 mm
Radaufhängung vorn Teleskopgabel
Radaufhängung hinten Schwinge mit Gummielement
Reifengröße 2,5-16"
Bremsen Trommelbremsen vorn und hinten, ø 105 mm;
bei soziusfestem Roller vorn ø 125 mm
Leergewicht 77 kg, soziusfester Roller 80 kg
zul. Gesamtgewicht 180 kg, soziusfester Roller 230 kg
Tankinhalt 6,5 Liter (Reserve: 1 l)
Normverbrauch(a) 1,75 l/100 km
Höchstgeschwindigkeit 60 km/h
Stückzahl 45.303
(a) 
Der „Normverbrauch“ nach DIN 70030 wurde mit gleichbleibend Dreiviertel der Höchstgeschwindigkeit (hier 45 km/h) auf ebener Strecke ermittelt.

Literatur Bearbeiten

  • Neuer Motorrollertyp mit stufenlosem Getriebe. In: Kraftfahrzeugtechnik 12/1954, S. 381 (kurze Neuvorstellung der DKW Hobby).
  • Audi AG: Das Rad der Zeit. Delius Klasing, 3. Auflage, ISBN 3-7688-1011-9.
  • DKW-Prospekt MB 514 (400 K 112 XX) von 1956.
  • Reinhard Lintelmann: Die Motorroller und Kleinwagen der fünfziger Jahre. 3. Auflage, Verlag Walter Podszun, Brilon 1995, ISBN 3-86133-136-5.
  • Siegfried Rauch: DKW – Die Geschichte einer Weltmarke. 3. Auflage, Motorbuch Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-87943-759-9.
  • Jörg Sprengelmeyer: DKW Motorräder aus Ingolstadt 1949–1958. Johann Kleine Vennekate Verlag, Lemgo 2002, ISBN 3-935517-04-1.

Weblinks Bearbeiten

Commons: DKW Hobby – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • DKW Hobby Motorroller. Modellbeschreibung und Geschichte. In: dkw-motorraeder.de.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Frank Rönicke: DKW-Motorräder 1920–1970 (= Typenkompass). Motorbuch, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-613-02633-9, S. 95.
  2. a b c Website DKW-Motorräder. Abgerufen am 13. November 2016.
  3. a b Verkaufsprospekt MB 514 (400 K 112 XX)
  4. Website DKW Auto Union: Im Zwei-Takt 7/1955 (Memento des Originals vom 9. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dkw-autounion.de. Abgerufen am 13. November 2016.
  5. Website Arcor über Edmond Uher (Memento vom 13. November 2016 im Internet Archive). Abgerufen am 13. November 2016.
  6. Website DKW Auto Union: Im Zwei-Takt 1/1955. (Memento des Originals vom 1. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/dkw-autounion.de
  7. Siegfried Rauch: DKW – Die Geschichte einer Weltmarke. 3. Auflage, Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-87943-759-9.
  8. Siegfried Rauch, Frank Rönicke: Männer und Motorräder. Motorbuch, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-613-02947-7, Seite 99. Und: Küchen-Artikel bei meisterdinger.de
  9. Ralf Koopmann: Der stille Tod der RT 350. In: DKW-Motorrad-Post 2020, Nr. 1, S. 25.