Böhmenkirch

Gemeinde in Deutschland

Böhmenkirch ist eine Gemeinde im Landkreis Göppingen in Baden-Württemberg.

Wappen Deutschlandkarte
Böhmenkirch
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Böhmenkirch hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 41′ N, 9° 56′ OKoordinaten: 48° 41′ N, 9° 56′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Göppingen
Höhe: 696 m ü. NHN
Fläche: 51,08 km2
Einwohner: 5649 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 111 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 89558, 73312
Vorwahl: 07332
Kfz-Kennzeichen: GP
Gemeindeschlüssel: 08 1 17 010
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 100
89558 Böhmenkirch
Website: www.boehmenkirch.de
Bürgermeister: Matthias Nägele
Lage der Gemeinde Böhmenkirch im Landkreis Göppingen
KarteAlb-Donau-KreisLandkreis EsslingenLandkreis HeidenheimLandkreis ReutlingenRems-Murr-KreisOstalbkreisOstalbkreisAdelbergAichelberg (Landkreis Göppingen)AlbershausenBad BollBad DitzenbachBad ÜberkingenBirenbachBöhmenkirchBörtlingenDeggingenDonzdorfDrackensteinDürnau (Landkreis Göppingen)Eislingen/FilsHeiningen (Landkreis Göppingen)Ebersbach an der FilsEschenbach (Württemberg)Eschenbach (Württemberg)GammelshausenGeislingen an der SteigeGingen an der FilsGöppingenGruibingenHattenhofen (Württemberg)Heiningen (Landkreis Göppingen)HohenstadtKuchen (Gemeinde)LautersteinMühlhausen im TäleOttenbach (Württemberg)RechberghausenSalachSchlatSchlierbach (Württemberg)SüßenUhingenWäschenbeurenWangen (bei Göppingen)WiesensteigZell unter Aichelberg
Karte
Fernmeldeturm südwestlich von Schnittlingen

Geographie Bearbeiten

Geographische Lage Bearbeiten

Böhmenkirch liegt in einer Höhe von 495 bis 746 m ü. NN Höhe auf dem Albuch genannten Teil der Hochfläche der Schwäbischen Alb zwischen Oberem Brenz- und Kochertal im Ostnordosten und dem großen Talbogen der Fils im Westsüdwesten. Das namengebende Dorf der Gemeinde ist in Luftlinie etwa 21 km von der Kreisstadt Göppingen im Westen entfernt und etwa 32 km von der Großstadt Ulm im Süden.

Gemeindegliederung Bearbeiten

Zu Böhmenkirch gehören die ehemals selbstständigen Gemeinden Schnittlingen, Steinenkirch und Treffelhausen. Zur Gemeinde Böhmenkirch in den Grenzen vom 31. Dezember 1972 gehören das Dorf Böhmenkirch und der Weiler Heidhöfe sowie die abgegangenen Ortschaften Schönenberg, Neuhausen, Boxweiler, Hoebert und Siggenweiler. Zur ehemaligen Gemeinde Schnittlingen gehören das Dorf Schnittlingen und die Häuser Berg (Funkstelle) und Ziegelhütte sowie die abgegangenen Ortschaften Wintereswanc und Winterreute. Zur ehemaligen Gemeinde Steinenkirch gehören das Dorf Steinenkirch, der Weiler Trasenberg, das Gehöft Lindenhof und die Häuser Obere Roggenmühle und Ravenstein. Zur ehemaligen Gemeinde Treffelhausen gehört das Dorf Treffelhausen.[2]

Nachbargemeinden Bearbeiten

An das Gemeindegebiet von Böhmenkirch grenzen reihum die Gemeinden Bartholomä im Norden im Ostalbkreis; Steinheim am Albuch im Osten und Gerstetten im Südosten, beide im Landkreis Heidenheim; sowie die Städte Geislingen an der Steige im Südwesten, Donzdorf im Westen und Lauterstein im Nordwesten, alle drei im eigenen Landkreis Göppingen.

Flächenaufteilung Bearbeiten

Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[3]

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter Bearbeiten

Böhmenkirch wurde im Jahre 1225 in einem vatikanischen Register erstmals als Bominwirche urkundlich erwähnt. 1302 befand sich Böhmenkirch als Pfand des Reiches im Besitz der Grafen von Helfenstein. Graf Ulrich III. von Helfenstein war 1307 auf Grund seiner Verschuldung gezwungen, Gebiete an Albert I. von Rechberg zu verpfänden, darunter auch Böhmenkirch. 1476 verfügte Böhmenkirch nachweislich über das Stadtrecht mit hoher Gerichtsbarkeit, was in der Neuzeit offenbar verloren ging.

Neuzeit Bearbeiten

Böhmenkirch war Reichsgut, wenngleich dauerhaft an das Haus Rechberg verpfändet, und genoss besondere Rechte, die beim Böhmenkircher Bauernaufstand von 1580 bis 1582 gegen Haug (Hugo) von Rechberg eine Rolle spielten.

Die ritterschaftliche Herrschaft der Rechberger verlor in der napoleonischen Zeit ihre Reichsunmittelbarkeit. Dabei fiel Böhmenkirch mit der Herrschaft Weißenstein 1806 zunächst an das Königreich Bayern. 1810 wurde Böhmenkirch auf Grund des Grenzvertrags von 1810 an das Königreich Württemberg abgetreten und dem Oberamt Geislingen zugeordnet.

Brandkatastrophe 1910 Bearbeiten

Am 14. April 1910 ereignete sich, verschärft durch Wassermangel und durch Strohdächer, eine Brandkatastrophe, bei der 74 Wohnhäuser zerstört und 372 Personen obdachlos wurden.

Entwicklung seit 1918 Bearbeiten

Nach dem Ende der Monarchie gehörte Böhmenkirch zum Volksstaat Württemberg. Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte die Gemeinde 1938 zum Landkreis Göppingen. 1945 bis 1952 befand sich Böhmenkirch im Nachkriegsland Württemberg-Baden, das 1945 in der Amerikanischen Besatzungszone gegründet worden war. 1952 gelangte die Gemeinde zum jetzigen Bundesland Baden-Württemberg. Am 26. September 2021 stimmten die Bürger Böhmenkirchs mit 71,53 Prozent der Stimmen dafür, einen Landkreiswechsel zum Ostalbkreis, Landkreis Heidenheim oder Alb-Donau-Kreis zu prüfen.[4]

Eingemeindungen Bearbeiten

Im Zuge der Gemeindereform in Baden-Württemberg wurden am 1. Januar 1973 Treffelhausen und Schnittlingen sowie am 1. Januar 1974 Steinenkirch eingemeindet.[5]

Wappen der eingemeindeten Orte Bearbeiten

 
Treffelhausen
 
Schnittlingen
 
Steinenkirch

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg für die Daten ab 1961

Datum Einwohner
1837 2565
1907 2671
17. Mai 1939 2683
13. September 1950 3906
06. Juni 1961 4018
27. Mai 1970 4510
31. Dezember 1983 4576
Datum Einwohner
25. Mai 1987 4633
31. Dezember 1990 4902
31. Dezember 1995 5427
31. Dezember 2000 5620
31. Dezember 2005 5601
31. Dezember 2010 5515
31. Dezember 2015 5512
31. Dezember 2020 5509

Politik Bearbeiten

Kommunalwahl 2019
 %
60
50
40
30
20
10
0
55,98 %
44,02 %
FBV/CDU
Gewinne/Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
−5,38 %p
+5,38 %p
FBV/CDU

Gemeinderat Bearbeiten

In Böhmenkirch wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat in Böhmenkirch hat nach der letzten Wahl unverändert zwanzig Mitglieder. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem amtlichen Endergebnis.[6] Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Parteien und Wählergemeinschaften %
2019
Sitze
2019
%
2014
Sitze
2014
FWG Freie Wählergemeinschaft Böhmenkirch 55,98 11 61,36 12
CDU Freie Bürgervereinigung/Christlich Demokratische Union Deutschlands 44,02 9 38,64 8
Gesamt 100 20 100 20
Wahlbeteiligung 54,17 % 56,93 %

Wappen Bearbeiten

Die Blasonierung des Gemeindewappens von Böhmenkirch lautet: In Rot eine goldene Holzkirche.

 

Für das Jahr 1924 ist für Böhmenkirch ein Baum als Siegelbild belegt. Später änderte sich diese in eine Kirche. Nach einem Vorschlag der Archivdirektion in Stuttgart nahm die Gemeinde 1957 das heutige „redende Wappen“ an: Der Ortsname Böhmenkirch leitet sich von Baumenkirche ab, was durch eine aus Baumholz bestehenden Kirche versinnbildlicht wird. Die Farben Gelb und Rot weisen auf die Herrschaft Rechberg hin. Das Wappen und die gelb-rote Flagge wurde am 4. September 1958 vom Innenministerium verliehen.

Gemeindepartnerschaften Bearbeiten

Böhmenkirch unterhält partnerschaftliche Beziehungen zur Marktgemeinde Böheimkirchen im Mostviertel in Niederösterreich.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Böhmenkirch ist durch die Bundesstraße 466 (SüßenHeidenheim) an das überregionale Straßennetz angeschlossen. Im ÖPNV ist die Gemeinde ein Kreuzungspunkt der Busverbindungen zwischen Göppingen, Geislingen an der Steige und Heidenheim an der Brenz.

Bildung Bearbeiten

In Böhmenkirch und im Ortsteil Treffelhausen gibt es jeweils eine reine Grundschule.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Touristische Routen Bearbeiten

Böhmenkirch liegt an der Schwäbischen Albstraße, die an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Genauso liegt Böhmenkirch am Fränkisch-Schwäbischen Jakobsweg, einem Pilgerweg, der nach Ulm und weiter nach Spanien führt.

Radwege Bearbeiten

Böhmenkirch liegt am Alb-Crossing, einem Fernradweg geeignet für Mountainbiker oder Gravel-Biker, der in sechs Etappen von Aalen bis nach Tuttlingen führt.

Bauwerke Bearbeiten

 
St.-Vitus-Kirche in Treffelhausen

Naturdenkmäler Bearbeiten

  • Mordloch im Roggental, mit 4,3 km die drittlängste Höhle der Schwäbischen Alb
  • Magentäle mit den Felsen Roggenstein und Roggennadel
  • Eybquelle unterhalb von Treffelhausen

Energie Bearbeiten

 
Eine Windkraftanlage im Windpark nordöstlich von Böhmenkirch

Nordöstlich von Böhmenkirch befindet sich ein Windpark, in dem 4 Windkraftanlagen der 1,5-MW-Klasse installiert sind.

Söhne und Töchter der Gemeinde Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Böhmenkirch. In: Christoph Friedrich von Stälin (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Geislingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 17). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1842, S. 162–165 (Volltext [Wikisource]).
  • Böhmenkirch und das Land zwischen Messelberg und Albuch, Teil 1, 1990, Eugen Lang und Karl Oßwald, Anton H. Konrad Verlag, ISBN 3 87437 3061
  • Böhmenkirch und das Land zwischen Messelberg und Albuch, Teil 2, 1994, Eugen Lang und Karl Oßwald, Anton H. Konrad Verlag, ISBN 3 87437 356-8

Weblinks Bearbeiten

Commons: Böhmenkirch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2. S. 279–282.
  3. Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Böhmenkirch.
  4. Kreis Göppingen verlassen? So geht es nach dem Bürgerentscheid in Böhmenkirch weiter. Abgerufen am 4. Oktober 2021.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 449 und 461.
  6. Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums (Memento vom 29. Mai 2019 im Internet Archive)