Zajezierze (Łobez)

Dorf in Polen

Zajezierze (deutsch Schönwalde, früher Schönenwalde, auch Schönwald) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Łobez (Stadt- und Landgemeinde Labes) im Powiat Łobeski (Labser Kreis).

Dorfkirche (2014), bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Schönwalde

Geographische Lage Bearbeiten

Das Dorf liegt in Hinterpommern, nordwestlich des Dolgen-Sees, im Norden des Schloss-Sees, etwa 30 Kilometer südöstlich der Stadt Resko (Regenwalde), neun Kilometer südöstlich der Stadt Łobez (Labes) und neun Kilometer nordwestlich der Stadt Drawsko Pomorskie (Dramburg).

Geschichte Bearbeiten

Das Gut Schönwalde war ehemals ein altes pommersches Lehen der in Hinterpommern alteingeborenen Familie Borcke, die schon im 13. Jahrhundert in der näheren Umgebung begütert war.[1] Nachdem das Gut in Konkurs gegangen war, wurde es versteigert und am 21. September 1778 von dem Ehepaar von Mehling zum Höchstgebot erblich und eigentümlich erworben; am 19. Mai 1780 wurde das Gut samt Zubehör allodifiziert.[2] Die Familie von Mehling befand sich noch 1804 im Besitz des Guts.[3]

Besitzer des Guts Schönwalde war um 1854 der Landrat a. D. Herrmann von Wedell.[4] Um 1905 wird Walter von Köller als Besitzer des 1025 Hektar großen Ritterguts Schönwalde mit Ziegelei genannt.[5] Die Familie Köller befand sich bis 1945 im Besitz des Ritterguts. Am 1. April 1927 betrug die Flächengröße des Guts Schönwalde 1147 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 294 Einwohner.[6]

Am Anfang der 1930er Jahre hatte die Gemarkung der Landgemeinde Schönwalde eine Flächengröße von 15,6 km², und im Gemeindegebiet standen zusammen 46 bewohnte Wohnhäuser an zwei verschiedenen Wohnstätten:[7]

  1. Jakobsdorf
  2. Schönwalde

Im Jahr 1945 gehörte Schönwalde zum Landkreis Regenwalde im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Schönwalde war Sitz des Amtsbezirks Schönwalde.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Schönwalde zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung von Polen. Schönwalde wurde unter der Ortsbezeichnung ‚Zajezierze‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Schönwalde und dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 adliges Gut mit einem Vorwerk, einer Wassermühle, einer Windmühle, einer Mutterkirche und 42 Feuerstellen (Haushaltungen)[2]
1818 266 Dorf mit Wassermühle, Windmühle und Mutterkirche, adlige Besitzung[8]
1825 296 Dorf am Schloss-See, mit den Vorwerken Jacobsdorf, Neidhof und Neuhof sowie dem Holzwärterkaten ‚Katen am Sabitzsee‘[9]
1864 426 am 3. Dezember, im Guts- und Gemeindebezirk zusammen[10]
1867 417 am 3. Dezember, davon 177 im Dorf und 240 im Gutsbezirk[11]
1871 418 am 1. Dezember, davon 157 im Dorf (sämtlich Evangelische) und 261 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[11]
1910 460 am 1. Dezember, davon 163 im Dorf und 297 im Gutsbezirk[12]
1925 421 darunter 413 Evangelische und acht Katholiken[7]
1933 401 [13]
1939 377 [13]

Literatur Bearbeiten

  • Schönwalde, Dorf und Rittergut, Kreis Regenwalde, Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Schönwalde (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 352–353, Ziffer 55 (Google Books).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogtums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwalde, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin und Wriezen 1874, S. 848–851 (Google Books).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Zajezierze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogtums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwalde, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin und Wriezen 1874, S. 848–851 (Google Books).
  2. a b Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 352–353, Ziffer 55 (Google Books).
  3. Robert Klempin, Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft, Barth, Berlin 1863, S. 521 (Google Books).
  4. K. Fr. Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 157, Ziffer 15 (Google Books).
  5. Paul Niekammer: Pommersches Güter-Adressbuch. 2. Auflage, Stettin 1905, S. 68–69 (Google Books, eingeschränkte Vorschau).
  6. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 396 (Google Books).
  7. a b Die Gemeinde Schönwalde im ehemaligen Kreis Regenwalde in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  8. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 4: P–S, Halle 1823, S. 268, Ziffer 2686 (Google Books)
  9. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 227, Ziffer 74 (Google Books).
  10. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin: 9. Kreis Regenwalde. Berlin 1866, S. 26–33, Ziffer 158–159 (Google Books).
  11. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 78–79, Ziffer 68 (Google Books) und S. 82–83, Ziffer 172 (Google Books).
  12. Landkreis Regenwalde (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert (2020)
  13. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Regenwalde. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

Koordinaten: 53° 35′ N, 15° 44′ O