Poradz (deutsch Muhlendorf. früher Mühlendorf) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Łobez (Stadt- und Landgemeinde Labes) im Powiat Łobeski (Labser Kreis).

Geographische Lage Bearbeiten

Das Dorf liegt in Hinterpommern, etwa 16 Kilometer südöstlich der Stadt Resko (Regenwalde), acht Kilometer nördlich der Stadt Łobez (Labes) und 2 ½ Kilometer südsüdöstlich des Dorfs Bełczna (Neukirchen).

 
Windmühle (2011)

Geschichte Bearbeiten

Das adlige Gut Muhlendorf war ehemals ein altes pommersches Lehen der in Hinterpommern alteingeborenen Familie Borcke, das um 1782 aus dem ‚großen Gut‘, dem ‚kleinen Gut‘ und insgesamt fünf Anteilen (A, B, C, D und E) bestand. Mühlendorf C, das sich aus drei Bauernstellen zusammensetzte, gehörte dem Regierungsassessor Friedrich Wilhelm von Borck. Die übrigen Anteile hatten zu dieser Zeit andere Besitzer.[1] Die Vasallen-Tabelle von 1804 nennt Johan Carl von Borcke als Besitzer von Muhlendorf B oder dem kleinen Gut.[2] Die Ortschaft hatte im 19. Jahrhundert ein Chausseehaus.[3]

Im Jahr 1860 war der Besitz des Ritterguts Muhlendorf auf A. Dumstrey übergegangen.[4] 1884 gehörte das 307 Hektar große Rittergut Muhlendorf dem Gutsbesitzer Brasch,[5] der es auch noch um 1896 besaß, als auch eine Ziegelei dazu gehörte.[6]

Am 1. April 1927 hatte das Gut Muhlendorf A eine Fläche von 261 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte dieser Gutsbezirk 118 Einwohner, während das Gut Muhlendorf B zu den gleichen Zeiten 104 Hektar groß war und 31 Einwohner zählte.[7]

Die Gemarkung der Landgemeinde Muhlendorf hatte um 1930 eine Fläche von 7,8 km², und im Gemeindegebiet, in dem Muhlendorf die einzige Wohnstätte war, standen insgesamt 32 bewohnte Wohnhäuser.[8] Besitzer der örtlichen Windmühle war um 1935 Gustav Ponath.[9]

Im Jahr 1945 gehörte die Gemeinde Muhlendorf zum Kreis Regenwalde im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Muhlendorf war dem Amtsbezirk Neukirchen zugeordnet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Muhlendorf zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung von Polen. Das deutsche Dorf Muhlendorf wurde unter der Ortsbezeichnung ‚Poradz‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Muhlendorf und dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 Gutsdorf mit zwei Vorwerken und 13 Feuerstellen (Haushaltungen)[1]
1818 139 Dorf, adlige Besitzung[10]
1852 261 im Dorf und im [11]
1864 254 am 3. Dezember, Gemeindebezirk und Gutsbezirk zusammen[12]
1867 245 am 3. Dezember, davon 97 im Dorf, 103 im Rittergut Muhlendorf A und 45 im Gut Muhlendorf B[13]
1871 246 am 1. Dezember, davon 96 im Dorf, 106 im Rittergut Muhlendorf A und 44 im Gut Muhlendorf B, sämtlich Evangelische[13]
1885 242 am 1. Dezember, davon 83 im Gemeindebezirk, 105 im Gutsbezirk Muhlendorf A und 54 im Gutsbezirk Muhlendorf B, sämtlich Evangelische[14]
1910 284 am 1. Dezember, 98 im Dorf, 127 im Gutsbezirk Muhlendorf A und 59 im Gutsbezirk Muhlendorf B[15]
1925 335 darunter 321 Evangelische und zwölf Katholiken[8]
1933 302 [16]
1939 338 [16]

Literatur Bearbeiten

  • Muhlendorf, Dorf und zwei Gutsbezirke (A und B), Kreis Regenwalde, Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Muhlendorf (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 342–343, Ziffer 30 (Google Books).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogtums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwalde, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin und Wriezen 1874, S. 795–798 (Google Books).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 342–343, Ziffer 30 (Google Books).
  2. Robert Klempin, Gustav Kratz: Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX Jahrhundert, Bath, Berlin 1863, S. 518, Ziffer 4 (Google Books).
  3. Extra-Beilage zu Nr. 39 des Amtsblatts der Königl. Regierung zu Stettin, vom 23. September 1864, S. 17, rechte Spalte (Google Books).
  4. Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogtums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwalde, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin und Wriezen 1874, S. 797 (Google Books).
  5. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band II: Provinz Pommern. Zweite Auflage, Berlin 1884, S. 164–165 (Google Books).
  6. C. Leuchs: Adressbuch aller Länder der Erde der Kaufleute, Fabrikanten, Gewerbetreibenden, Gutsbesitzer etc. etc., Band 12: Pommern, Neunte Ausgabe, Nürnberg 1896, S. 170 (Google Books).
  7. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 396 (Google Books).
  8. a b Die Gemeinde Muhlendorf im ehemaligen Kreis Regenwalde in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  9. Klockhaus: Adressbuch des Deutschen Reichs für Industrie, Handwerk, Handel und Gewerbe, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1074 (Google Books).
  10. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 3: Kr–O, Halle 1822, S. 237, Ziffer 3181 (Google Books).
  11. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 404 (Google Books).
  12. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin: 9. Kreis Regenwalde. Berlin 1866, S. 10–17, Ziffer 98–99 (Google Books).
  13. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 76–77, Ziffer 45 (Google Books), und S. 80–81, Ziffer 137–138 (Google Books).
  14. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 88–89, Ziffer 44 (Google Books), und S. 92–93, Ziffer 140–141 (Google Books).
  15. Landkreis Regenwalde (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert (2020)
  16. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Regenwalde. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

Koordinaten: 53° 42′ N, 15° 36′ O