Rynowo (deutsch Rienow) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es gehört zur Gmina Łobez (Stadt- und Landgemeinde Labes) im Powiat Łobeski (Labser Kreis).

Geographische Lage Bearbeiten

Das Dorf liegt in Hinterpommern, an der Below oder alten Rega, die nicht weit davon entspringt, etwa 27 Kilometer südöstlich der Stadt Resko (Regenwalde), zehn Kilometer nordöstlich der Stadt Łobez (Labes) und fünf Kilometer ostsüdöstlich des Dorfs Grabowo (Grabow).

 
Dorfstraße (2014)

Geschichte Bearbeiten

Rienow war ehemals ein altes pommersches Lehen der in Hinterpommern alteingeborenen Familie Borcke, das 1621 Vivienz von Borck für 10.000 Gulden dem Ernst Budden überließ. Nachdem die Erben des Letzteren es eine Zeitlang besessen hatten, fanden etliche Besitzerwechsel statt, bis es Ernst Christian von Borck 1743 einlöste und es seinem unmündigen Sohn hinterließ.[1] Nachdem weitere Besitzerwechsel stattgefunden hatten und sich das Gut 1828 im Besitz von Carl-Franz von Hartwig[2] befunden hatte, kam das Gut an die Borkonen zurück und befand sich 1832 im Besitz von Otto von Borck.[3] Besitzer des 3600 Morgen großen Lehen-Ritterguts Rienow war um 1854 Eugen von Borcke.[4] 1872 übernahm das Gut Paul von Borcke (1840–1893),[3] der es seinem einzigen Sohn,[5] Steffen von Borcke (* 13. Dezember 1878 in Rienow; † 13. November 1914 im Lazarett Stenay an Typhus)[6], hinterließ.

1884 war der Gutsbezirk Rienow 882 Hektar groß.[7] Am 1. April 1927 hatte das Gut Rienow eine Fläche von 919 Hektar, und am 16. Juni 1925 hatte der Gutsbezirk 247 Einwohner.[8]

Die Gemarkung der Landgemeinde Rienow hatte um 1930 eine Fläche von 10,9 km². Im Gemeindegebiet standen insgesamt 32 bewohnte Wohnhäuser an vier verschiedenen Wohnstätten:[9]

  1. Friedeberg
  2. Kolonie Rienow
  3. Philippsthal
  4. Rienow

Im Jahr 1945 gehörte das Dorf Rienow zum Kreis Regenwalde im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern des Deutschen Reichs. Rienow war dem Amtsbezirk Grabow zugeordnet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde Rienow zusammen mit ganz Hinterpommern seitens der sowjetischen Besatzungsmacht der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Danach begann die Zuwanderung von Polen. Das Dorf Rienow wurde unter der polonisierten Ortsbezeichnung ‚Rynowo‘ verwaltet. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung von der polnischen Administration aus Rienow und dem Kreisgebiet vertrieben.

Demographie Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1782 adliges Gut mit einem herrschaftlichen Ackerwerk, einer Filialkirche von Wurow und zehn Feuerstellen (Haushaltungen)[1]
1818 73 Dorf, adlige Besitzung[10]
1825 87 Dorf mit den Vorwerken Friedeberg und Philippsthal[11]
1852 230 Dorf[12]
1864 286 am 3. Dezember, im Gemeindebezirk und Gutsbezirk zusammen[13]
1867 293 am 3. Dezember, davon 63 im Dorf und 230 im Gutsbezirk[14]
1871 314 am 1. Dezember, davon 81 im Dorf (sämtlich Evangelische) und 233 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[14]
1885 324 am 1. Dezember, davon 82 im Dorf (sämtlich Evangelische) und 242 im Gutsbezirk (sämtlich Evangelische)[15]
1910 340 am 1. Dezember, davon 62 im Dorf und 278 im Gutsbezirk[16]
1925 341 darunter 340 Evangelische und ein Katholik[9]
1933 290 [17]
1939 301 [17]

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Paul von Borcke (1840–1893), Besitzer des Ritterguts Rienow (seit 1872) und Parlamentarier, verstarb hier

Literatur Bearbeiten

  • Rienow, Dorf (mit Kolonie) und Rittergut, Kreis Regenwalde, Pommern, in: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Rienow (meyersgaz.org).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 349–350, Ziffer 47 (Google Books).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogtums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwalde, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin und Wriezen 1874, S. 833–834 (Google Books).
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 62–63 (Google Books).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rynowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 349–350, Ziffer 47 (Google Books).
  2. George Adalbert von Mülverstedt: Der abgestorbene Adel der Provinz Pommern, Bauer & Raspe, Nürnberg 1894, S. 34–35 (Google Books).
  3. a b Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern – Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Teil II: Landbuch des Herzogtums Stettin, von Kamin und Hinterpommern; oder des Verwaltungs-Bezirks der Königl. Regierung zu Stettin. Band 7: Der Kreis Regenwalde, und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern. Berlin und Wriezen 1874, S. 833–834 (Google Books).
  4. K. Fr. Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter, Berlin 1857, S. 157, Ziffer 15 (Google Books).
  5. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser, Perthes, Gotha 1911, S. 89–90 (Google Books).
  6. Alexis von Schoenermarck: Helden-Gedenkmappe des deutschen Adels, Petri, Stuttgart 1921, S. 41.
  7. P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band II: Provinz Pommern. Zweite Auflage, Berlin 1884, S. 164–165 (Google Books).
  8. Kurt Albrecht: Die preußischen Gutsbezirke, in: Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, 67. Jahrgang, Berlin 1927, S. 344–477, insbesondere S. 396 (Google Books).
  9. a b Die Gemeinde Rienow im ehemaligen Kreis Regenwalde in Pommern (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011).
  10. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 4: P–S, Halle 1823, S. 146, Ziffer 1610 (Google Books).
  11. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1827, S. 227, Ziffer 63 (Google Books).
  12. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 510 (Google Books).
  13. Königliches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Stettin: 9. Kreis Regenwalde. Berlin 1866, S. 18–25, Ziffer 138–139 (Google Books).
  14. a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 78–79, Ziffer 58 (Google Books), und S. 82–83, Ziffer 161 (Google Books).
  15. Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen. Band 4: Provinz Pommern. Berlin 1888, S. 88–89, Ziffer 59 (Google Books), und S. 94–95, Ziffer 165 (Google Books).
  16. Landkreis Regenwalde (Gemeindeverzeichnis.de) – U. Schubert (2020)
  17. a b Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Regenwalde. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

Koordinaten: 53° 39′ N, 15° 45′ O