Der zwölfte Stammtisch fand am Samstag, 11. Juli 2009, in Warstein statt.

Teilnehmer Bearbeiten

Am zwölften Sauerland-Stammtisch in Warstein nahmen teil: Angela H., amodorrado, Anka mit Hund, BangertNo, Dominix, Falkmart, Machahn, Mbdortmund mit Frau und Tochter, morty mit Frau und Morty II, Pittimann, S.Didam, Στέφανος, Simplicius & Simpl II, THWZ und Wolfgang Poguntke. Leider konnten Bubo bubo und Asio otus diesmal nicht teilnehmen, sandten uns aber liebe Grüße per SMS. Selbst Tilla kam nicht nach dem Essen.

Besichtigung Pfarrkirche Bearbeiten

Es begann mit einer Besichtigung der Pfarrkirche St. Margareta in Sichtigvor. Der Sichtigvorer Ortsheimatpfleger und Archivar Willi Hecker erläuterte uns zunächst ein paar grundsätzliche Dinge zur Bauweise und zeigte die gotischen Elemente in dem Barockbau von Ambrosius von Oelde. (Möglicherweise doch nicht, auch andere Namen sind im Spiel: Entwürfe stammten möglicherweise vom Dombaumeister Quinken von Münster und die hauptsächliche Ausführung lag bei Domwerkmeister Werninck.)

An den gotischen Stil erinnern vor allem die Deckenkonstruktion und die Außenpfeiler. Der schöne Altar wurde im Stil der (Neo-)Renaissance (typische Säulenform, Beschichtung mit Blattgold) errichtet, wobei auch zwei eiserne Kreuze angebracht wurden, die an den Deutschen Orden erinnern sollen. Die Farben des Altars wurden zwischenzeitlich einmal verändert. Die Entfernung der Farben von den Statuen zu Gunsten blasser erhabener Figuren hat die Dorfbewohner damals etwas genervt. Als Minimalkonsens wurden die Augen schwarz hervorgehoben. Auffällig auch die barocke Predigtkanzel.

Seit dem 13. Jahrhundert war das Patronatsrecht bis zur Aufhebung 1809 in den Händen des Deutschen Ordens. Da es kein eigenes Kirchenvermögen gab, ist noch heute der Staat für die Unterhaltung zuständig.

Leider mussten wir die Kirche etwas übereilt verlassen, weil schon eine Hochzeitsgesellschaft mit den Hufen scharrte und sich allmählich Einlass verschaffte. Kaum waren wir draußen, bimmelten die Glocken und erklang die Orgel.

„Wunder passieren immer wieder…“ Im Außenbereich der Kirche erinnert eine Mariengrotte an die Heilung der an TBC erkrankten Mülheimer Lehrerin Elisabeth Tombrock in Lourdes.

Außenbereich Kommende Bearbeiten

Die Besichtigung des Außenbereichs der Kirche ging direkt in die des Außenbereichs der Deutschordenskommende Mülheim über. Ehemals ein Haupthof der Herren von Mulnheim, wurde die Anlage im 13. Jahrhundert vom Orden übernommen. Später lebten hier unter anderem Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung zu Olpe. Zuletzt diente die Anlage verschiedenen Zwecken und stand dann leer. Erst vor einigen Tagen wurden zwei Gebäude an einen Investor – eine Immobilienfirma – verkauft. Über die Pläne, was mit dem Haus passieren soll, ist nichts bekannt. Kleine Korrektur: Der Investor gibt mit dem Umbau zu einem Hospiz durchaus (vergl, Westfalenpost vom 9.7.2009) durchaus ehrenwerte Ziele an. Mal sehen was draus wird.

Das Innere ist nach Aussagen des Ortsheimatpflegers heruntergekommen, auch außen gibt es viel zu tun, aber die Fassade eine Mischung aus Barock und Renaissanceelementen ist äußerst sehenswert. Die Besichtigung gab Anlass, über die Verbindung zwischen Ambrosius von Oelde und Michael Spanner zu spekulieren, der das Renteigebäude gebaut hatte. Leider haben wir nicht mehr erfahren, wozu die heute eingerüstete kleine Kapelle gedient hat. Zur Anlage zählen Rentei, Wirtschaftsgebäude, ein Klostergarten und ein verwilderter Obstgarten.

Kettenschmiedemuseum Sichtigvor Bearbeiten

Die nächste Attraktion war das Kettenschmiedemuseum Sichtigvor. Seit ein paar Jahren erklären und zeigen „junge, dynamische und gutaussehende Männer“ (Zitat) aus Sichtigvor an zwei Essen den interessierten Besuchern die Kunst des Kettenschmiedens. Die Herstellung von Ketten wurde von einem Unternehmer aus Anröchte nach Sichtigvor gebracht. Hier standen ihm Grundstücke und Wasserkraft zur Verfügung. Er gewann etwa 20 Arbeitskräfte aus der Umgebung. Von dort aus wurden auch Heimschmieden gegründet (somit steht fest, dass das Franchising im schönen Möhnetal erfunden wurde!), die sich auch in Mülheim und Waldhausen verbreiteten und 200 Schmiede im Voll- oder Nebenerwerb beschäftigten. Die Vorgaben an einen Schmied waren, 700 Kettenglieder pro Tag herzustellen. Das war nur zu leisten, wenn man mehrere Zangen im Feuer hatte. Anfangs wurde mit Holzkohle, später mit Koks gearbeitet. Die Ketten wurden aus Sicherheitsgründen einer Reißprobe unterzogen; sie fanden im Ruhrgebiet (Bergbau), in der Forstwirtschaft (Holrücken) und der Seefahrt (Ankerketten) Verwendung.

Zwischendurch erzählten uns die „jungen, dynamischen und gutaussehenden Männer“ immer wieder Geschichten aus 1001 Kettenschmieden. So wurde in Sichtigvor der Begriff „Kaffeekasse“ erfunden, da… (oh je. wie war das noch?). Ganz berühmt war auch die Fahrt nach Paris, wo die Kettenschmiede bei ihren Verkaufsbemühungen auch das Moulin Rouge besuchten. Den Erzählungen nach reisten die Schmiede aber schnell wieder ab, da es im Moulin Rouge genauso zuging, wie zu Hause im Sauerland: Die Frauen hatten kaum was anzuziehen und überall war Dämmerlicht.

Loermund Bearbeiten

Nach einer Kaffeepause im Alten Bahnhof erstiegen wir den Loermund im Südosten von Sichtigvor. Der Weg zur Kuppe war bis vor kurzem noch als Folge des Orkans Kyrill nicht begehbar. Er wurde durch die Initiative der Bürger und des Heimatvereins wieder hergestellt. Der Wald gehört dem Freiherrn von Nagel-Doornick, der die Fläche forstwirtschaftlich bearbeitet. Noch am Morgen vor unserer Anreise haben zwei Mitglieder des Heimatvereines extra den Weg begangen und Äste beiseite geräumt. Der Berg weist Befestigungsspuren aus verschiedenen Epochen auf. Der Kreuzweg führt zur Kreuzbergkapelle, Baumeister Prof. Ludwig Schupmann aus Aachen. Die Kapelle wurde 1890 errichtet und dient heute als Ort für besondere Anlässe, zum Beispiel am Karfreitag als Abschluss des Kreuzweges, zum Festgottesdienst zur Eröffnung des Schützenfestes und Hochzeiten. Auch finden dort regelmäßig Andachten statt.

Klatsch, Tratsch und neue Ideen Bearbeiten

Wir kehrten im Gasthof Hoppe in Belecke ein.

Schon auf dem Weg hinauf zur Wallburg gab es erste Ideen, beim nächsten Mal ein gemeinsames Treffen der Stammtische Nord-Hessen und Sauerland zu initiieren. Diese Idee wurde auf dem Stammtisch vertieft. Das nächste Treffen soll vielleicht in Waldeck stattfinden. Es wurde außerdem administrativ angeordnet diskutiert, dass der nächste Termin nicht in den September fallen darf!

Drei Mitglieder des Stammtischs werden nochmals das Thema „Warstein im Nationalsozialismus“ aufgreifen.

Welche Themen waren in den verschiedenen Tischbereichen aktuell?

In der einen Ecke rund um Wolfgang Poguntke wurden Details Haus- und Abwassertechnik und Schutz vor Starkregen, insbesondere aber Energieeinsparung bei Heizung; Mentalitätsunterschiede zwischen Hessen, Sauerländern, Westfalen und Bergischen; die interessante Sagenwelt und anderes erörtert.

 
Waffeln mit Milchreis

Warum gibt es im Sauerland keine Waffeln mit Milchreis? Es wurden Zweifel geäußert, ob es die überhaupt gebe und ob diese lecker seien (Anmerkung BangertNo: Unglaublich, so einen Verdacht zu äußern!). Genauer (Angela H.): Sie wurden von BangertNo als „Bergische Spezialität“ verkauft. Nachdem die Existenz von Waffeln mit Milchreis einigermaßen geklärt war – mehrere Personen hatten bereits solche gesehen –, wurde schlussendlich von einigen an dem Begriff „Spezialität“ weiterhin gezweifelt. ;-) (Um irgendwelchen Gerüchten vorzubeugen: Ich mag Waffeln mit Reis sehr gerne. Angela H.)

Um den Stammtisch davon zu überzeugen, dass es besagte Spezialität im Bergischen Land wirklich gibt, sind wir heute nach Schloss Burg gefahren und haben dort besagte Spezialität bestellt und gegessen! Artikel ist angelegt! (BangertNo)

Einschub meinerseits: Zur Ehrrettung des Benutzers BangertNo möchte ich hiermit alle meine Zweifel in Bezug auf den Begriff "Bergische Spezialität" für nichtig erklären. Unlängst wurde mir von völlig unabhängiger Seite bestätigt, dass Waffeln mit Milchreis neben Schwarzbrot und Butter unentbehrlicher Bestandteil der Bergischen Kaffeetafel sind, für die man mancherorts bis zu 14 Euro zu berappen hat. Da besagte Quelle mit Wikipedia und BangertNo in keinerlei Beziehung steht (soweit mir bekannt), muss ich meinen Irrtum eingestehen. --amodorrado Disk. 23:16, 15. Sep. 2009 (CEST)[Beantworten]

In einer anderen Ecke wurde das aktuelle Urheberrecht erörtert. Zur Nachbereitung empfahl S.Didam einen bei You Tube eingestellten Vortrag von Thomas Hoeren (siehe [1]). Aus leider aktuellem Anlass wurde auch über etwas merkwürdige Lösch- und Schnelllöschaktionen, Benutzersperren und, was der kleinen wikipediainternen Unerfreulichkeiten mehr sind, gesprochen. Dies mündete in den Austausch darüber, was im Bereich Persönliche Angriffe tatsächlich beleidigend ist und was als durch das Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt ist. (Auf Beispiele wird an dieser Stelle begreiflicherweise verzichtet.)

Ortsansichten Bearbeiten

Kirche Bearbeiten

Schloss Bearbeiten

Kettenschmiedemuseum Bearbeiten

Loermund Bearbeiten

Neue und überarbeitete Artikel Bearbeiten

Kommentare Bearbeiten

Postscriptum Bearbeiten

 
Deutschordensschloss im Oktober 2009 :(

Ihr seid gerade noch rechtzeitig dort gewesen: In der Zwischenzeit hat der Investor mit den Renovierungsarbeiten begonnen. Als allererstes wurden die Bäume vor dem Schloss gefällt. Es sieht dort derzeit sehr trist aus. --Gnu1742 17:16, 8. Okt. 2009 (CEST)[Beantworten]