Wibke Bruhns

deutsche Journalistin und Autorin (1938 - 2019)

Wibke Gertrud Bruhns (geborene Klamroth; * 8. September 1938 in Halberstadt; † 20. Juni 2019 in Hamburg[1]) war eine deutsche Journalistin und Autorin. Sie präsentierte im bundesrepublikanischen Fernsehen (1971/72 beim ZDF, in der Spätausgabe der Sendung heute) als erste Frau eine Nachrichtensendung. Neben ihrer Arbeit als Redakteurin und Moderatorin bei verschiedenen Fernsehsendern war Wibke Bruhns Korrespondentin des Stern in Jerusalem und Washington, D.C. sowie Sprecherin der Expo 2000.

Wibke Bruhns (2012)

Bruhns lebte als freie Autorin in Berlin. Ihre Schwester ist die Juristin und Autorin Sabine Klamroth. Ihre älteste Tochter, Annika Bruhns, geboren 1966, ist Schauspielerin und Sängerin. Ihre zweite Tochter, Meike Bruhns, geboren 1968, ist Journalistin.[2][3] Wibke Bruhns heiratete 1961 den Werbekaufmann Peter Teichgräber. Die Ehe wurde im Jahr darauf geschieden. Von 1965 bis zu dessen Tod 1977 war sie mit dem Schauspieler Werner Bruhns verheiratet. Aus dieser Ehe gingen die beiden Töchter hervor.

Im Laufe ihrer Berufslaufbahn verbrachte sie einige Jahre in Israel und den USA.[4]

Kindheit, Jugend und Familie

Bearbeiten

Wibke Bruhns war das jüngste von fünf Kindern des Kaufmanns Hans Georg Klamroth und seiner Frau Else. Klamroth war Mitglied der Reiter-SS und im Zweiten Weltkrieg als Major der Reserve Abwehroffizier in der Wehrmacht. Er wurde am 15. August 1944 als Mitwisser des Hitler-Attentates vom 20. Juli wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und am 26. August 1944 in Plötzensee hingerichtet.

Else Klamroth, geborene Podeus, war die Tochter eines Fabrikanten aus Wismar.[5] Im Dritten Reich war sie Ortsgruppenleiterin der Halberstädter NS-Frauenschaft. Nach dem Tod ihres Mannes musste sie ihre Kinder allein großziehen. Im Sommer 1948 zog die Familie von Halberstadt nach Braunschweig. In Mattierzoll führte Else Klamroth zunächst eine Dependance des Halberstädter Familienunternehmens, dennoch war die Familie in finanziellen Nöten und lebte von Spenden des Hilfswerkes 20. Juli. Im Jahr 1949 war Wibke Bruhns vorübergehend in einem Kinderheim in Gaienhofen am Bodensee untergebracht.[6] Nach jahrelangen Verhandlungen wurde Else Klamroth eine Entschädigung für die Verurteilung und Hinrichtung ihres Mannes zugesprochen.[7] 1949 trat sie in den diplomatischen Dienst der Bundesrepublik Deutschland ein und zog mit ihren Kindern nach Stockholm, wo sie Referatsleiterin an der deutschen Botschaft wurde.[8]

Ausbildung

Bearbeiten

Bruhns besuchte während ihrer Schulzeit mehrere Internate. Vor dem Umzug nach Schweden ermöglichte ihr ein Stipendium des Hilfswerkes 20. Juli, das evangelische Bugenhagen-Internat in Timmendorfer Strand zu besuchen. Später besuchte sie ein Internat in Plön, das sie wegen einer Beziehung zu einem Mitschüler vorzeitig verlassen musste. Ihr Abitur machte Bruhns in Berlin. Nach dem Abitur ging sie für ein halbes Jahr nach London, wo ihre Mutter in der deutschen Botschaft arbeitete. Anschließend besuchte sie ein Jahr eine Handelsschule.[9] Ein Hochschulstudium der Geschichte und Politikwissenschaften in Hamburg brach sie ab.[10]

Arbeit in den Medien

Bearbeiten

Im Alter von 22 Jahren begann Bruhns in der Medienbranche zu arbeiten. Breitere Aufmerksamkeit erhielt sie erstmals im NDR-Hörfunk, wo sie in den frühen 1970er Jahren im Wechsel mit Monika Jetter und Henning Venske die auf den Musikgeschmack der Jugend abgestimmte Sendung Fünf-Uhr-Club moderierte. Wibke Bruhns war später sowohl für diverse Fernsehsender als auch für Zeitungen und Magazine als Journalistin tätig. Bekannt wurde sie vor allem als erste Nachrichtensprecherin im Fernsehen der Bundesrepublik.

Erste Berufserfahrungen als Journalistin

Bearbeiten

Ihre ersten journalistischen Erfahrungen sammelte Bruhns bei der Bild-Zeitung, bei der sie 1960 ein Volontariat begann, das sie abbrach,[4] als sie mit einem Artikel, der anlässlich des Baus der Berliner Mauer in Bild erschien, nicht einverstanden war. Darin wurde die Politik der DDR mit der Machtergreifung Adolf Hitlers verglichen.[11] Die Gleichsetzung empfand Bruhns als Geschichtsfälschung.

Arbeit beim Fernsehen

Bearbeiten

Bruhns wechselte zum NDR-Fernsehen[4] und betrieb als freie Mitarbeiterin regionale Berichterstattung für die Redaktion „Mensch und Landschaft“. Mit dem Vorgesetzten aus dieser Redaktion wechselte sie später zum neu gegründeten ZDF,[12] wo sie unter anderem Die Drehscheibe moderierte[4] und am Aufbau des Hamburger ZDF-Studios beteiligt war. Von 1968 bis 1971 war Bruhns neben ihrer Tätigkeit beim ZDF freie Mitarbeiterin der Wochenzeitung Die Zeit und des NDR-Hörfunks.[13]

Erste Nachrichtensprecherin in der BRD

Bearbeiten

Am 12. Mai 1971 moderierte Bruhns erstmals die Spätausgabe der ZDF-Nachrichtensendung heute. Sie war damit die erste Nachrichtensprecherin im bundesdeutschen Fernsehen.[4][14] Die Tatsache, dass eine Frau Nachrichten verlas, provozierte Kritik. Ablehnende Briefe kamen vor allem von Zuschauerinnen, die Bruhns aufforderten, sich lieber um Mann und Kinder zu kümmern.[4] Unterdessen wurde Bruhns von anderen Gruppen, darunter Gewerkschafterinnen und Feministinnen, als Vorbild gefeiert. Sie selbst sah sich nicht als Mitglied der Frauenbewegung: „Gewerkschaftsfrauen hoben mich auf ihren Schild, Frauenzeitschriften boten Schützenhilfe, und als Alice Schwarzer einen Monat später ihre Kampagne ‚Wir haben abgetrieben‘ im Stern startete, mutierte ich, obwohl völlig unbeteiligt, in der öffentlichen Wahrnehmung zu einer der Vorkämpferinnen der offenbar völlig abgedrehten deutschen Frauen“.[15] Die Arbeit einer Nachrichtensprecherin befriedigte Bruhns kaum: „Anderer Leute Texte vorzulesen ohne eigene Interpretation war mein Ding nicht. […] Ich wollte weg. Dann aber sähe das aus, gaben die ZDF-Oberen zu bedenken, als sei das ‚Experiment‘ Nachrichtenfrau gescheitert. Das wollte ich nicht riskieren.“[16] Während ihrer Zeit bei heute unterstützte Bruhns den Wahlkampf von Willy Brandt, was weitere Kritik hervorrief. Nach 380 Sendungen kündigte sie und widmete sich ein Zeitlang vor allem der Familie.[17]

Anfang 1973 stieg sie wieder ins Berufsleben ein und arbeitete beim WDR unter anderem für das politische Magazin Panorama. 1974 wurde sie außerdem für den Südwestfunk tätig.[4]

Redakteurin beim Stern

Bearbeiten

Neben ihrer Arbeit beim WDR begann Bruhns als freie Mitarbeiterin Artikel für die Zeitschrift Stern zu schreiben. Ab 1979 war sie als deren Korrespondentin in Jerusalem und Washington, D.C.[4]

Korrespondentin in Israel

Bearbeiten

Nachdem ihr Mann, Werner Bruhns, 1977 gestorben war, zog Wibke Bruhns 1979 mit ihren beiden Töchtern als Nahost-Korrespondentin nach Jerusalem.[4] Bedingt durch den israelisch-palästinensischen Konflikt befand sich das Land in einer schwierigen, instabilen Lage. Bruhns führte in dieser Zeit unter anderem Interviews mit Adnan Jabar, dem Attentäter von Hebron, Jassir Arafat, Mosche Dajan und Abu Ijad.[18] Außerdem berichtete sie über den libanesischen Bürgerkrieg.[19][20]

Der Stern hatte in dieser Zeit mit Problemen zu kämpfen. Am 25. April 1983 publizierte das Magazin die vermeintlichen Hitler-Tagebücher. Eine Woche später wurde die Fälschung bekannt und die zuständigen Chefredakteure traten zurück. Bruhns war Teil der Kommission für die Neubesetzungen.[21] Im Zuge der Affäre um die gefälschten Tagebücher trat sie auch in der WDR-Sendung Der Internationale Frühschoppen bei Werner Höfer auf, in der sie die Handlungsweise des Stern kritisierte.[22]

Im Jahr 1983 beschloss sie, Jerusalem zu verlassen. Als Grund nennt sie: „Die Freude war zermürbt in Erschöpfung. Meine Neugier war nicht mehr bereit, jeden Tag die neue Katastrophe zu erwarten.“[23] Ihre Erlebnisse als Nahost-Korrespondentin hielt sie in ihrem ersten Buch, Mein Jerusalem (1982), fest.[4]

Korrespondentin in den USA

Bearbeiten

Vom Sommer 1985 an war Bruhns Korrespondentin des Stern in Washington, D.C. Sie berichtete unter anderem über politische Geschehnisse während der Amtszeit Ronald Reagans, die verschiedenen Religionsgemeinschaften in Nordamerika, den INF-Vertrag zur Vernichtung von Atomwaffen und führte Interviews unter anderem mit dem Physiker Edward Teller, der als „Vater der Wasserstoffbombe“ bekannt wurde.[24] Für eine Reportage für die Zeitschrift Geo über das Vietnam-Denkmal in Washington wurde sie mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis ausgezeichnet. Nach vier Jahren in den USA kehrte Bruhns nach Europa zurück und zog nach Ingolsheim im Elsass.[25]

Spätere Berufsjahre

Bearbeiten

Ab 1989 arbeitete Bruhns für den WDR und moderierte zusammen mit Gisela Marx die politische Talkshow Drei vor Mitternacht. Außerdem moderierte sie das Mittagsmagazin im WDR-Hörfunk, machte Sendungen bei der Deutschen Welle, drehte Filme für Arte und den Südwestfunk und schrieb Kolumnen und Kommentare für Printmedien, unter anderem für die Abendzeitung, die Zeitschrift Natur sowie weiterhin für den Stern.[26]

1993 moderierte Bruhns die Nachrichten im neuen Fernsehsender VOX. Nachdem VOX am 1. April 1994 in die Liquidation gegangen und 250 Mitarbeitern gekündigt worden war, wechselte sie 1995 zum ORB, dessen Kulturchefin sie wurde. Im Jahr 2000 war sie Sprecherin der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover.

Privates

Bearbeiten
 
Grabstätte auf dem Friedhof Ohlsdorf

Wibke Bruhns lebte zuletzt in Berlin.[27] Anlässlich ihres Todes berichtete unter vielen anderen n-tv über ihr berufliches Schaffen.[28] Am 19. Juli 2019 fand in der Kapelle 13 auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg eine Trauerfeier statt, der 170 Familienangehörige und Kollegen beiwohnten. Beigesetzt ist Bruhns an der Grabstelle BK 61-1121.[29][30]

Bruhns war eine Großtante des TV-Moderators Louis Klamroth (Hart aber fair).

Politisches Engagement

Bearbeiten

Schon als Studentin in Hamburg war Bruhns Mitglied der SPD. Kurz nachdem sie als Nachrichtensprecherin bekannt geworden war, unterstützte sie aktiv den SPD-Wahlkampf von Bundeskanzler Willy Brandt 1972.[31] Für zahlreiche Wahlveranstaltungen tourte sie durch ganz Deutschland, was für Kritik und Aufruhr sorgte. Währenddessen beauftragte die CDU die Erstellung eines Gutachtens, das klären sollte, ob es erlaubt sei, als Angestellte eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders politisch aktiv zu sein. Das Gutachten ergab, dass dies nicht erlaubt sei, allerdings wurde es erst nach dem Wahlkampf fertiggestellt.[32]

Über Jahrzehnte hinweg hielt sich das Gerücht, Wibke Bruhns habe eine Affäre mit Willy Brandt gehabt, was sie dementierte.[33] Sie gewann mehrere Prozesse, in denen sie sich gegen Medien wehrte, die Gerüchte über eine Liebesbeziehung verbreiteten.[34]

Publikationen

Bearbeiten

Journalistische Arbeiten

Bearbeiten
  • Trendwende im Nahost. In: Stern, 12. Februar 1981, Nr. 8, S. 238.

Dieser Artikel ist einer von vielen, die in jener Zeit entstanden, in der Wibke Bruhns als Korrespondentin für den Stern in Israel arbeitete. Im Artikel berichtet sie über erste Zeichen der Annäherung zwischen den sich damals schon über Jahre bekriegenden Israelis und Palästinensern. Im Artikel begründet Bruhns ihre Beobachtung mit folgender Grußbotschaft eines Politikers der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO): „Früher als unsere Feinde es glauben, wird der Frieden zwischen dem palästinensischen Staat und dem Staat Israel, zwischen den beiden Völkern entstehen. Und er wird fortdauern.“[35]

  • Die letzten Tage von Beirut. In: Stern, 5. August 1982, Nr. 36, S. 106.

Auch dieser Artikel entstand während Bruhns’ Israel-Korrespondentschaft. Sie beschreibt darin die letzten Tage des libanesischen Bürgerkrieges und gibt einen Überblick über die politischen Geschehnisse während des Krieges. Unter anderem kritisiert sie darin, die fehlende Hilfe der Sowjetunion und der DDR: „Die erwartete Hilfe der Sowjetunion im Libanon-Krieg blieb aus“.[36]

  • Exodus in eine fremde Heimat. Rußland-Emigranten in Israel (mit Thomas Hegenbart). In: GEO, Hamburg, April 1992 (4), S. 88–104.
  • Als sich das ZDF etwas traute. In: Die Zeit, 28. Mai 2009, online.

In diesem Artikel beschreibt Wibke Bruhns ihre Arbeit als erste weibliche Nachrichtensprecherin im westdeutschen Rundfunk sowie ihre Rolle als Wahlkampfhelferin von Willy Brandt.[37]

Schriftstellerische Arbeiten

Bearbeiten
  • Mein Jerusalem. Bilder von Amos Schliack. Gruner und Jahr, Hamburg 1982, ISBN 3-570-04952-3.

In ihrem ersten Buch Mein Jerusalem schildert Wibke Bruhns ihre Erfahrungen als Stern-Korrespondentin in Israel.

  • Meines Vaters Land. Geschichte einer deutschen Familie. Econ Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-430-11571-X.

In Meines Vaters Land beschreibt Wibke Bruhns das Leben ihres Vaters Hans Georg Klamroth, der zunächst ein Anhänger des Nationalsozialismus, Mitglied der NSDAP und der SS war, später als Mitwisser des Hitler-Attentates hingerichtet wurde.

  • Nachrichtenzeit. Meine unfertigen Erinnerungen. Droemer Verlag, München 2012, ISBN 3-426-27562-7.

In ihrer Autobiografie Nachrichtenzeit schildert Wibke Bruhns sowohl ihre privaten als auch ihre beruflichen Erfahrungen. Gleichzeitig führt sie darin durch die wichtigsten politischen Ereignisse der zurückliegenden Jahrzehnte.

Sonstige Arbeiten

Bearbeiten
  • Ich bekomme ein Kind (mit Ursula Klamroth). Falken-Verlag Erich Sicker, Wiesbaden 1969.
  • In aller Munde: Fremdwörter. 1000 Begriffe, die uns täglich begegnen. Schwann, Düsseldorf 1972.
  • Der Mann im Gegenlicht. In: Roger Anderson, Wibke Bruhns, Emanuel Eckardt et al.: Medienmacher. Journalisten beschreiben die Herrscher der Vierten Gewalt. Rasch und Röhring, Hamburg 1996, ISBN 3-89136-568-3.
  • Meines Vaters Land – Eine deutsche Familiengeschichte. Fernsehdokumentation, Deutschland 2007, 45 Min., Buch und Regie: Gabriele Conradt und Gabriele Dennecke, Produktion: RBB, Erstsendung: 3. Januar 2007

Rezeption

Bearbeiten

Wibke Bruhns wurde mehrfach zum Gegenstand öffentlicher Diskussionen. Am meisten Aufsehen erregte wohl das Gerücht, sie habe mit Bundeskanzler Willy Brandt eine Affäre gehabt. Diese Gerüchte begannen 1973, als Brandt die Journalistin bei einem Staatsbesuch in Israel zu später Stunde zu sich ins Hotelzimmer einlud. Nachdem sie gegen zwei Uhr morgens das Hotelzimmer verlassen hatte, verbreitete sich das Gerücht innerhalb weniger Stunden.[38] Ein weiterer Grund für das Gerücht ergab sich, als Bruhns und ihre Familie die Sommerferien im Feriendomizil der Familie Brandt verbrachten.[39]

Im Jahr 1974 tauchte das Collier einer Dame in Willy Brandts Hotelbett auf, woraufhin Gerüchte entstanden, Brandt hätte eine Affäre.[40] Es entstanden Gerüchte, das Collier gehöre Wibke Bruhns. Das Gerücht um eine Affäre zwischen Brandt und Bruhns verebbte etwas, als Brigitte Seebacher-Brandt, die Ehefrau Brandts, bekannt gab, dass ihr Mann längere Zeit mit der Journalistin Heli Ihlefeld liiert gewesen sei. Auch Bruhns gab an, davon gewusst, aus Gründen der Diskretion die Verwechslung aber nicht klargestellt zu haben.[41]

In den letzten Jahren kam von Feministinnen vermehrt Kritik an Bruhns auf. Im Januar 2013 war sie zu Gast bei Günther Jauch. Für Diskussionen in Online-Foren sorgten ihre den Sexismus verharmlosenden Aussagen. Unter anderem erwähnte sie etwa, dass Frauen Frauen seien und Männer Männer und, dass sie so unterschiedlich wie Stiere und Kühe seien und Frauen keine Chance gegen Sexismus hätten.[42][43]

Literarische Rezeption

Bearbeiten

Wibke Bruhns’ schriftstellerische Werke wurden überwiegend positiv bewertet.

Ihr Buch Meines Vaters Land wurde 2004 zum Bestseller. Hermann Rudolph fasst im Tagesspiegel zusammen: „Wibke Bruhns arrangiert das Riesenmaterial, das ihr aus dem Familiennachlass entgegenquoll, geschickt und stellt es klug in den Rahmen der ‚großen‘ Geschichte. Aber sie hält sich aus der Geschichte nicht heraus, sie kann und will es nicht, und indem sie erzählt, zitiert und erklärt, hadert sie mit dem Vater, leidet mit der Mutter, rechnet ab mit den Sitten und Gebräuchen des Großclans, freilich oft auch mit Spott und Verblüffung.“[44] Auch Joachim Kronsbein beschreibt das Buch im Spiegel als „eine faszinierende Mischung aus privater Chronik, zeitgeschichtlichem Report und persönlicher Identitätssuche“.[45]

In der Frankfurter Rundschau schreibt Elke Schubert: „Doch viel bedeutsamer als die Annäherung an den unbekannten Vater und seine Beweggründe ist, dass es der Autorin gelungen ist, die Zwangsläufigkeit und Ignoranz aufzuzeigen, mit der die Klamroths trotz aller Weltoffenheit in den Nationalsozialismus ‚hineinrutschten‘ und innerhalb kürzester Zeit jene Werte akzeptierten, welche die ‚rassisch‘ begründete Verfolgung und die Unterdrückung jeder abweichenden Anschauung implizierten.“[46] Auch Sabine Vogel lobt in der taz: „Raffiniert montiert Wibke Bruhns Briefzitate, Informationen zur politischen und wirtschaftlichen Lage und ihre eigenen Kommentare zu einer anschaulichen Schilderung.“ Sie merkt allerdings auch an: „Etwas unklar bleibt […], auf welcher Quellenbasis die Angaben beruhen. […] Bei den erklärenden Passagen zum Zeitgeschehen wüsste man gern, welche Sekundärliteratur die Autorin zitiert.“[47]

Christian Esch konstatiert in der Berliner Zeitung: „Die Tochter hält [ihrem Vater] Verfehlungen […] streng und deutlich vor, ebenso wie seine manische Untreue in der Ehe. […] Merkwürdig mild urteilt sie dagegen, wo es um die Täterschaft des Vaters im engeren Sinne geht.“[48]

Auszeichnungen

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Wibke Bruhns – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Langjährige heute-Moderatorin: Journalistin Wibke Bruhns ist tot. Abgerufen am 21. Juni 2019.
  2. Wibke Bruhns (2012): Nachrichtenzeit. Meine unfertigen Erinnerungen. München: Droemer Verlag, S. 91.
  3. Wibke und Meike Bruhns: »Du kannst das«, taz.de, taz, Ausgabe 9959 vom 7. November 2012, S. 7
  4. a b c d e f g h i j Who ’s who: Wibke Bruhns. Abgerufen am 2. Dezember 2014.
  5. Wibke Bruhns: Meines Vaters Land; S. 158, Econ Verlag, 2004, ISBN 3-430-11571-X
  6. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 9–19.
  7. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 52.
  8. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 27.
  9. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 30, 44, 51, 62.
  10. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 65.
  11. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 67–68.
  12. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 68–69.
  13. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 69–71.
  14. In der DDR hatte Anne-Rose Neumann bereits 1963 erstmals Nachrichten in der Aktuellen Kamera gesprochen.
  15. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 78.
  16. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 78–79.
  17. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 91.
  18. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 190–275.
  19. Bei Ausbruch des Bürgerkriegs besuchte sie gerade den deutschen Botschafter in Beirut, Rüdiger von Pachelbel, und erlebte, dass die Botschaft beschossen wurde.
  20. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 195.
  21. Irene Jung: Wibke Bruhns: Immer für eine Nachricht gut. Hamburger Abendblatt, 1. März 2012, abgerufen am 4. Dezember 2014.
  22. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 249.
  23. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 291.
  24. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 306–332.
  25. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 350 ff.
  26. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 355/394.
  27. Grande Dame mit Haltung und Hartnäckigkeit
  28. Journalistin Wibke Bruhns ist tot. Erste Nachrichtensprecherin. In: n-tv.de. 21. Juni 2019, abgerufen am 18. November 2023.
  29. Das Grab von Wibke Bruhns. In: knerger.de. Klaus Nerger, abgerufen am 24. Juli 2019.
  30. Die Ruhestätten von Hamburgs Persönlichkeiten
  31. Hamburger Abendblatt
  32. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 80–82.
  33. Nachrichtenfrau Bruhns: Kein Sex mit Willy Brandt, augsburger-allgemeine.de vom 1. März 2012
  34. Die erste Nachrichtenfrau Westdeutschlands, biografisches Langinterview im Deutschlandfunk Kultur, gesendet und abgerufen am 20. Dezember 2018.
  35. Gruner+Jahr Pressedatenbank
  36. Gruner+Jahr Pressedatenbank
  37. Wibke Bruhns: Als sich das ZDF etwas traute. Die Zeit, 8. September 2009, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  38. Die Welt: Die Legende von Brandts Affäre mit der ZDF-Lady. 1. März 2012, abgerufen am 4. Dezember 2014.
  39. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 112.
  40. Wibke Bruhns: Nachrichtenzeit, S. 134.
  41. Hamburger Abendblatt
  42. Ines Kappert: Von Männern, Stieren und Ochsen. In: taz.de. 28. Januar 2013, abgerufen am 4. Dezember 2014.
  43. Karnele Weblog: Bruhns, Wibke und der Sexismus, 28. Januar 2013, online unter Bruhns, Wibke und der Sexismus (Memento vom 13. Juli 2014 im Internet Archive) (abgerufen am 4. Dezember 2014).
  44. Hermann Rudolph: Waren die Deutschen so? In: Der Tagesspiegel. 3. Mai 2004, S. 25.
  45. Joachim Kronsbein: So unendlich verloren. In: Spiegel Online. 16. Februar 2004, abgerufen am 19. Dezember 2014.
  46. Elke Schubert: Die Normalität besichtigen. In: Frankfurter Rundschau. 6. April 2004, S. 19.
  47. Sabine Vogel: Politisches Buch: Meiner Mutter Liebe. In: Die Tageszeitung. 17. Juli 2004.
  48. Christian Esch: Von Vätern und Flözen. In: Berliner Zeitung. 25. März 2004, S. 25 f.