Steuerkreis

Verwaltungseinheit der Provinz Hannover 1867 bis 1885

Ein Steuerkreis war in der preußischen Provinz Hannover von 1867 bis 1885 ein Bezirk der Finanzverwaltung und der Militärverwaltung. Die Einteilung in Steuerkreise wurden daneben auch zu statistischen Zwecken verwendet.[1][2]

Übersichtskarte der Provinz Hannover

Geschichte

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Für die allgemeine Verwaltung bestanden im Königreich Hannover sechs Landdrosteien, die in Ämter und selbstständige Städte gegliedert waren. Nach der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen als Folge des Deutschen Krieges von 1866 blieben in der neugebildeten Provinz Hannover diese Verwaltungseinheiten zunächst bestehen; es wurden jedoch mit Verordnung vom 12. September 1867 zusätzlich die Ämter und Städte der Provinz zu Kreisen zusammengefasst, die zunächst der Finanz- und Militärverwaltung dienen sollten und zugleich die Bezirke der kreisständischen Vertretungen umschrieben. In Anzahl und Größe ähnelten die neuen Kreise den seit 1817 bestehenden Steuerkreisen im Königreich, die zuletzt als Steuerinspektionen bestanden. Die Bezeichnung Steuerkreis für die neue Einrichtung war nicht amtlich. Zur Erfüllung der Aufgaben des Kreises wurde vom Innenministerium jeweils einer der Amtshauptleute der zum Kreise gehörenden Amtsbezirke zusätzlich zum Kreishauptmann ernannt. Die allgemeinen Verwaltungsfunktionen verblieben bei den Ämtern. Da die Kreise der Größe nach eher mit den Landkreisen im übrigen Preußen vergleichbar waren, wurden sie insbesondere aus statistischer Sicht so wie Landkreise betrachtet.[2]

Zum 1. April 1885 fand in der Provinz Hannover eine umfassende Verwaltungsreform statt, bei der die gleiche Verwaltungsgliederung wie im übrigen Preußen eingeführt wurde. Aus den Landdrosteien wurden Regierungsbezirke gebildet, die in acht Stadtkreise und 69 Landkreise unterteilt wurden. Die neuen Landkreise erhielten auch bei Namensgleichheit in fast allen Fällen eine andere Abgrenzung als die vorhergehenden „Steuerkreise“.[3]

Liste der Kreise nach der VO von 1867 in der Provinz Hannover

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Die 37 „Steuerkreise“ der Provinz Hannover mit ihren zugehörigen Städten und Ämtern sowie ihrer Fläche und Einwohnerzahl mit Stand vom 1. Dezember 1880:[1][2]

Kreis Amtsfreie Städte und Ämter Fläche in km² Einwohner
Landdrostei Hannover
Diepholz Ämter Diepholz, Sulingen und Freudenberg 1.506 52.288
Hameln Städte Hameln und Bodenwerder, Ämter Hameln, Lauenstein und Polle 640 52.260
Hannover (Stadt) Stadt Hannover 25 122.843
Hannover (Land) Städte Linden und Wunstorf, Ämter Hannover, Linden und Neustadt am Rübenberge 974 87.921
Hoya Ämter Hoya, Bruchhausen und Syke 822 45.206
Nienburg Stadt Nienburg, Ämter Nienburg, Stolzenau und Uchte 1.211 52.658
Wennigsen Städte Eldagsen, Münder und Pattensen, Ämter Calenberg, Springe und Wennigsen 606 48.923
Landdrostei Hildesheim
Einbeck Städte Einbeck, Moringen und Northeim, Ämter Einbeck, Northeim und Uslar 1.007 68.013
Göttingen Städte Göttingen und Münden, Ämter Göttingen, Münden und Reinhausen 835 74.168
Hildesheim Städte Hildesheim und Peine, Ämter Hildesheim und Peine 498 70.867
Liebenburg Stadt Goslar, Ämter Bockenem, Liebenburg und Wöltingerode 627 54.718
Marienburg Ämter Alfeld, Gronau und Marienburg 677 55.548
Osterode am Harz Städte Duderstadt und Osterode, Ämter Gieboldehausen, Herzberg und Osterode 665 65.761
Zellerfeld Ämter Elbingerode, Hohnstein und Zellerfeld 810 43.619
Landdrostei Lüneburg
Celle Städte Burgdorf und Celle, Ämter Burgdorf, Burgwedel und Celle 1.876 69.908
Dannenberg Städte Dannenberg und Lüchow, Ämter Dannenberg, Gartow, Neuhaus und Lüchow 1.415 53.812
Fallingbostel Ämter Ahlden, Bergen, Fallingbostel und Soltau 2.409 51.927
Gifhorn Stadt Gifhorn, Ämter Gifhorn, Fallersleben, Isenhagen und Meinersen 1.808 52.755
Harburg Städte Harburg und Winsen (Luhe), Ämter Harburg, Tostedt und Winsen 1.487 76.869
Lüneburg Stadt Lüneburg, Ämter Bleckede und Lüneburg 1.074 51.452
Uelzen Stadt Uelzen, Ämter Medingen und Oldenstadt 1.446 44.616
Landdrostei Stade
Lehe Ämter Dorum, Hagen und Lehe 1.242 59.765
Neuhaus Ämter Neuhaus (Oste) und Osten 522 28.469
Osterholz Ämter Blumenthal, Lilienthal und Osterholz 688 44.877
Otterndorf Stadt Otterndorf und Amt Otterndorf 326 17.673
Rotenburg Ämter Rotenburg und Zeven 1.445 32.180
Stader Geestkreis Städte Bremervörde, Buxtehude und Stade, Ämter Bremervörde, Harsefeld und Himmelpforten 1.314 55.658
Stader Marschkreis Ämter Freiburg und Jork 512 38.701
Verden Stadt Verden, Ämter Achim und Verden 695 44.926
Landdrostei Osnabrück
Bersenbrück Stadt Quakenbrück, Ämter Bersenbrück, Fürstenau und Vörden 1.060 44.852
Lingen Stadt Lingen, Ämter Bentheim, Freren, Lingen und Neuenhaus 1.714 60.690
Melle Stadt Melle, Ämter Grönenberg zu Melle und Iburg 563 49.581
Meppen Stadt Papenburg, Ämter Aschendorf, Haselünne, Hümmling zu Sögel und Meppen 2.195 56.658
Osnabrück Stadt Osnabrück, Ämter Osnabrück und Wittlage 674 78.354
Landdrostei Aurich
Aurich Städte Aurich und Esens, Ämter Aurich, Esens und Wittmund 1.370 81.802
Emden Städte Emden und Norden, Ämter Berum und Emden 759 62.531
Leer Stadt Leer, Ämter Leer, Stickhausen und Weener 980 67.319
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Einzelnachweise

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  1. a b Ludwig Ravenstein: Statistische Übersicht des Deutschen Reichs. (PDF; 3,2 MB) In: Atlas des Deutschen Reichs. Bibliographisches Institut Leipzig, 1883, abgerufen am 22. Juli 2009.
  2. a b c Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Hannover und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band VIII, 1873, ZDB-ID 1467446-4 (Digitalisat – Die Angaben für die Provinz Hannover sind nach „Kreisen“ und „Ämtern“ gegliedert.).
  3. Die Herkunft der Bezeichnung Steuerkreis ist unklar; in den einschlägigen Rechtsvorschriften und den preußischen Staatshandbüchern werden sie nicht so bezeichnet, sondern nur als Kreise.