Kloster Gerlachsheim

ehemaliges Frauen- und späteres Männerkloster des Prämonstratenserordens in Gerlachsheim im Main-Tauber-Kreis.

Das Kloster Gerlachsheim, auch Prämonstratenserpriorat Gerlachsheim, nach 1803 Schloss Gerlachsheim,[1] ist ein ehemaliges Frauen- und späteres Männerkloster des Prämonstratenserordens in Gerlachsheim im Main-Tauber-Kreis. Zu dem Kloster gehört auch der anliegende Park, der früher als Klostergarten genutzt wurde.[2][3]

Das ehemalige Kloster in Gerlachsheim

Geschichte Bearbeiten

1209 wurde das Kloster an seinem jetzigen Standort erstmals urkundlich erwähnt (Schenkungsurkunde des Siboto von Luden). Es bestand aber wohl schon ab 1187 bis 1197 als Prämonstratenserinnenstift. 20 Nonnen samt Dienerschaft lebten damals im Kloster. Sie lebten von dem anliegenden Weinberg, heute der Herrenberg, und dem nahe liegenden Wald. Die Stifterfamilie, ihre Nachfolger und viele Adelige bedachten zu dieser Zeit das Kloster. Das war auch der Personenkreis, der die Nonnen stellte. 1254 wurde in einer Urkunde des Papstes Innozenz IV. deutlich, dass das Kloster dem Prämonstratenserorden zugehörte. 1261 wurde der Klosterbezirk teilweise durch den Mainzer Erzbischof Werner von Eppstein zerstört; im Bauernkrieg entstanden dann noch größere Schäden. Nach mehreren Besitzübergaben gelangte das Kloster für 25.000 Gulden wieder in den Besitz des Hochstiftes Würzburg. Vor dem Tod des Würzburger Bischofs unterstellte er das Kloster seiner Meisterin. Im Jahr 1359 lebten 31 Nonnen im Kloster; darüber gibt es eine Namensliste. Die damaligen Meisterinnen stammten auch von den anliegenden Adelsfamilien. Von 1260 bis 1549 gab es 20 verschiedene Meisterinnen, davon waren fünf Wertheimer Grafentöchter. Mehr als 30 Nonnen lebten in der Blütezeit des Klosters dort, doch Anfang des 16. Jahrhunderts ging die Zahl merklich zurück, bis zuletzt nur noch die Meisterin und eine weitere Person dort ansässig waren.[2][3] Im Jahre 1563 hob der Fürstbischof von Würzburg, Friedrich von Wirsberg, das Gerlachsheimer Kloster auf und übernahm die Verwaltung der Güter. Ab 1699 führte Abt Gottfried Hammerich einen hartnäckigen Prozess um die Rückgabe des Klosters an Oberzell.[4]

Erst 1717 bekam der Prämonstratenserorden das Kloster zurück und gründete das Priorat Gerlachsheim des Männerklosters Oberzell. Dort lebten anfangs 12 und später bis zu 17 Mönche. Da die alten Klostergebäude und die dazugehörige Kirche zunehmend verfielen, erfolgte von 1723 bis 1728 der Neuaufbau der Kloster- und Pfarrkirche. Diese wurde 1730 eingeweiht.[2][3]

1803 wurden die Klostergebäude dem Altgrafen Franz Wilhelm zu Salm-Reifferscheidt-Bedburg zuerkannt. Dies geschah durch den Reichsdeputationshauptschluss. Damit wurde der Konvent aufgehoben. 1806 dienten die Klostergebäude als Verwaltungssitz und Schloss. 1838 erwarb das Land Baden die Gebäude und eröffnete 1874 eine Taubstummenanstalt, die aber ab 1935 aufgelöst wurde. Im Zweiten Weltkrieg lebten zwangsumgesiedelte Slowenen darin. Nach dem Krieg diente es als Auffanglager für Vertriebene, ehe der Main-Tauber-Kreis es ab 1952 als Altenheim benutzte. 2016 wurde das Kreispflege- und Altenheim umgesiedelt. Nachdem das Kloster vorübergehend leer stand, beherbergt es jetzt eine Arztpraxis, die Nardinischule und eine Berufsvorbereitungsklasse.[2][3]

Heutige Nutzung Bearbeiten

Es gehört dem Land Baden-Württemberg,derzeit beherbergt es eine Arztpraxis, die Nardinischule und eine Berufsvorbereitungsklasse. Nach Ablauf des Erbbaurechtsvertrags soll es 2023 an das Land zurückgegeben werden.[veraltet] Der Park ist für die Öffentlichkeit zugänglich und kann dauerhaft besucht werden. Im Winter findet dort seit Jahren immer am ersten Adventswochenende der Adventszauber statt, bei dem die Fassade des Klosters in bunten Farben erstrahlt.[3]

Ehemalige Klosterkirche Bearbeiten

 
Die Barockkirche Heilig Kreuz in Gerlachsheim

Die ehemalige Klosterkirche ist heute die römisch-katholische Heilig-Kreuz-Kirche Gerlachsheim. Die Barockkirche zählt zu den schönsten Barockkirchen Deutschlands.[2]

Ansichten der Kirche Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Martin Ritter, Beiträge zur Geschichte des Gerlachsheimer Prämonstratenserklosters. Einige das Kloster von Gerlachsheim betreffende und bisher unbekannte Schriftstücke, in: Freiburger Diözesan-Archiv 122 (2002)
  • Die ältere Literatur bei Norbert Backmund, Monasticon Praemonstratense, Band 1, Berlin 1983
  • Festschrift zum 250-jährigen Jubiläum der Weihe der ehemaligen Kloster- und Pfarrkirche Heilig-Kreuz Gerlachsheim, Lauda 1990.
  • Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Baden-Württemberg, München-Berlin 1964
  • Gerlachsheim-Pfarrkirche Heilig-Kreuz-die Johann-Philipp-Seuffert-Orgel, Lauda-Königshofen 1990.
  • Jutta Betz, Gerlachsheim, Katholische Pfarrkirche Heilig-Kreuz – ehemalige Prämonstratenser-klosterkirche, Passau 2000 (Peda-Kunstführer 489), ISBN 978-3-8964-3147-9
  • Zu Mitteilungen über das ehemalige Kloster in der Zeitschrift "Analecta Praemonstatensia" siehe den Registerband "Index generalis" zu den Jahrgängen 1968 bis 1999 (erarbeitet von Ulrich Leinsle), Averbode 2002
  • Bernard Ardura, Regestum Archivi antiqui Curiae Generalitiae Ordinis Praemonstratensis in Urbe, Averbode 2006

Originalurkunde der erstmaligen Erwähnung Gerlachsheims und des Klosters (Generallandesarchiv Karlsruhe 43Nr. 1855), abgedruckt in: Festschrift 800 Jahre Gerlachsheim. 2009 (292 Seiten), S. 7f.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kloster Gerlachsheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Schloss Gerlachsheim in Lauda-Königshofen-Gerlachsheim. In: alleburgen.de. Abgerufen am 13. August 2020.
  2. a b c d e Taubertal.de: Die ehemalige Klosterkirche (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.taubertal.de. Online auf www.taubertal.de. Abgerufen am 8. April 2016.
  3. a b c d e www.kloester-bw.de: Das ehemalige Kloster. Online auf www.kloester-bw.de. Abgerufen am 8. April 2016.
  4. Heimat- und Kulturverein Dittwar e. V.: Abt Gottfried Hammerich. Online auf www.hkvdittwar.de. Abgerufen am 16. Mai 2015.

Koordinaten: 49° 34′ 49″ N, 9° 43′ 13″ O