Parlamentswahl in Frankreich 1988

Wahl
1986Parlamentswahl in Frankreich 19881993
Erster Wahlgang
 %
40
30
20
10
0
34,77
19,19
18,50
11,32
9,66
2,85
0,35
3,36
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1986
 %p
 15
 10
   5
   0
  −5
−10
−15
−20
−25
+3,75
+7,97
+10,19
+1,54
± 0,00
−22,37
−0,86
−0,22
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
f darunter RPR-UDF

Die Parlamentswahl in Frankreich 1988 fand am 5. und 12. Juni statt; in Polynesien fand die Wahl am 12. und 26. Juni statt[1].

Die Wahlen fanden einen Monat nach der Wiederwahl von François Mitterrand zum Präsidenten Frankreichs statt.

Trotz eines sehr guten Ergebnisses im ersten Wahlgang erhielt die „Präsidentschaftsmehrheit“ (bestehend aus der PS und den Linksradikalen) im zweiten Wahlgang nur eine knappe parlamentarische Mehrheit. Die PS und ihre Verbündeten erhielten 276 Sitze gegenüber 271 Sitzen für die republikanische Rechtskoalition und 27 Sitzen für die Kommunisten. Die Wiedereinführung des Mehrheitswahlsystems mit zwei Wahlgängen hatte zur Folge, dass der Front National, der in der vorangegangenen Legislaturperiode 35 Sitze innehatte, auf nur noch einen Sitz zurückfiel.

Einige Persönlichkeiten aus der „Zivilgesellschaft“ und vier UDF-Politiker beteiligten sich an der Regierung. Sie wurden von einer Minderheit ihrer Partei unterstützt, die eine neue parlamentarische Gruppe bildete: die Union des Zentrums. Die Exekutivgewalt stützte sich auf die „Präsidentenmehrheit“, die sich je nach der von der Regierung verfolgten Politik auf die Union des Zentrums oder die Kommunistische Partei Frankreichs ausweitete.

Hintergrund

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Im Jahr 1986 hatte die Sozialistische Partei (PS) von Präsident Mitterrand die Parlamentswahlen verloren. Zum ersten Mal in der Fünften Republik war der Präsident gezwungen, mit einer feindlichen Parlamentsmehrheit und einem feindlichen Kabinett „zusammenzuleben“. Er wählte den RPR-Vorsitzenden Jacques Chirac zum Premierminister. Bei den Präsidentschaftswahlen 1988 waren die beiden Chefs der Exekutive Konkurrenten.

Inspiriert durch das Beispiel von Ronald Reagan und Margaret Thatcher führte Chirac einen Wahlkampf mit einer aggressiven rechten Politik (u. a. Privatisierungen, Abschaffung der Solidaritätssteuer auf Vermögen und Verschärfung der Einwanderungsbeschränkungen), stieß aber in der französischen Gesellschaft auf erheblichen Widerstand. Mitterrand seinerseits präsentierte sich als Beschützer der nationalen Einheit. Er warb für ein „geeintes Frankreich“ und warnte vor der „Vereinnahmung des Staates durch einen Clan“ und richtete sich dabei gegen Chirac und die RPR. Ein Bündnis zwischen den Sozialisten und der Mitte-Rechts-Partei UDF wurde beschworen.

Nach der Wiederwahl Mitterrands trat Chirac zurück. Einige Politiker und Kommentatoren schlugen vor, die Nationalversammlung nicht aufzulösen und stattdessen einen UDF-Premierminister zu ernennen (Valéry Giscard d’Estaing oder Simone Veil). Präsident Mitterrand lehnte dies ab. Die Umfragen deuteten auf eine „rosa Welle“ hin, wenn neue Parlamentswahlen abgehalten würden. Er ernannte jedoch den gemäßigten Sozialisten Michel Rocard zum Kabinettschef und erklärte, es sei ungesund für die Demokratie, wenn eine Partei die ganze Macht innehabe.

Ergebnis

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Ergebnis nach Départements

Vorläufiges Ergebnis (Metropolitan-Frankreich und Übersee-Frankreich)

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  • Zwei Wahlkreise (Polynésie I und Polynésie II) sind ausgeschlossen.
Parteien 1. Wahlgang 2. Wahlgang Mandate
Gesamt
Anzahl % Mandate Anzahl % Mandate
Parti socialiste 8.493.702 34,8 37 9.198.778 45,3 225 262
Rassemblement pour la République 4.687.047 19,2 38 4.688.493 23,1 90 128
Union pour la démocratie française 4.519.459 18,5 38 4.299.370 21,2 92 130
Parti communiste français 2.765.761 11,3 1 695.569 3,4 26 27
Front national 2.359.528 9,7 216.704 1,1 1 1
Divers droite 697.272 2,9 3 522.970 2,6 9 12
Majorité présidentielle 403.690 1,7 1 421.587 2,1 5 6
Mouvement des radicaux de gauche 279.316 1,1 2 260.104 1,3 7 9
Extrême gauche 89.065 0,4
Écologistes 86.312 0,4
Extrême droite 32.445 0,1
Régionalistes 18.498 0,1
Gesamt 24.432.095 100 120 20.303.575 100 455 575
Ungültige Stimmen 512.697 2,1 694.506 3,3
Wähler 24.944.792 65,7 20.998.081 69,9
Wahlberechtigte 37.945.582 30.045.772
Quellen: Innenministerium, Bulletin d’information

Metropolitan-Frankreich

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Listen Stimmen %
Parti socialiste 8.381.827 34,9
Rassemblement pour la République 4.614.137 19,2
Union pour la démocratie française 4.502.712 18,8
Parti communiste français 2.680.194 11,2
Front national 2.353.466 9,8
Divers droite 608.695 2,5
Majorité présidentielle 351.257 1,5
Mouvement des radicaux de gauche 279.320 1,2
Extrême gauche 88.204 0,4
Écologistes 86.257 0,4
Extrême droite 31.015 0,1
Régionalistes 17.765 0,1
Gesamt 23.994.849 100
Ungültige Stimmen 531.938 2,2
Wähler 24.526.787 66,1
Wahlberechtigte 37.090.454
Quellen: Amtliche Statistik (Innenministerium)

Überseefrankreich

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Gebiet Mandate
Départements d’outre-mer Guadeloupe 4
Guyane 2
Martinique 4
La Réunion 5
Collectivités territoriales Mayotte 1
Saint-Pierre-et-Miquelon 1
Territoires d'outre-mer Nouvelle-Calédonie 2
Polynésie 2
Wallis-et-Futuna 1
Gesamt 22

Sitze insgesamt

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Gebiet 1. Wahlgang 2. Wahlgang Gesamt
Metropolitan-Frankreich 113 442 555
Übersee-Frankreich 5./12. Juni 7 13 20
12./26. Juni 2 2
Gesamt 120 457 577

Fraktionen

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Fraktion Abgeordnete
Mitglieder Assoziierte Gesamt
Socialiste (SOC) 258 17 275
Rassemblement pour la République (RPR) 127 3 130
Union pour la démocratie française (UDF) 81 9 90
Communiste (COM) 25 25
Union du centre (UDC) 34 7 41
Fraktionslose Abgeordnete 14
Vakante Sitze 1 2
Gesamt 577
Quelle: Journal officiel – Assemblée nationale, Séance du 23 Juin
  • 1 
    In zwei Wahlkreisen (Oise I und Oise II) wurde die Wahl für ungültig erklärt.

Bibliografie

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  • Les Élections legislatives de 1988, Ministère de l’intérieur

Einzelnachweise

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  1. Décret n° 88-719, 14. Mai 1988. In: Journal officiel de la République française. Abgerufen am 16. November 2023 (französisch).