Michael F. Feldkamp
LebenBearbeiten
Feldkamp besuchte bis zum Abitur 1982 das Gymnasium Carolinum in Osnabrück. Nach dem Grundwehrdienst in Delmenhorst studierte er seit 1983 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Geschichte, katholische Theologie, Pädagogik und Philosophie[5] unter anderem bei Hans Pohl, Klaus Hildebrand, Rudolf Schieffer, Gabriel Adriányi und Hubert Müller. 1985/1986 studierte er für ein akademisches Jahr Kirchengeschichte an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom[5] mit den Schwerpunkten Urkundenlehre und Historische Hilfswissenschaften bei Paulius Rabikauskas sowie Erwin Gatz.
Im Jahr 1990 legte er am staatlichen Prüfungsamt in Köln (Außenstelle Bonn) die Erste Staatsprüfung für das Lehramt ab.[5] 1986 sowie von 1990 bis 1991 war Feldkamp Stipendiat am Deutschen Historischen Institut Rom.[6] Nach einer Anschlussförderung seiner Forschungen zur Geschichte der Apostolischen Nuntiatur in Köln durch die bischöfliche Studienstiftung Cusanuswerk wurde er 1992 in Bonn bei Raymund Kottje zum Dr. phil. promoviert.
1993 wurde Feldkamp wissenschaftlicher Mitarbeiter im Archiv des Deutschen Bundestages.[5] Nebenbei war er 1995/1996 als Lehrbeauftragter am Seminar für Kirchengeschichte an der Katholischen Theologischen Fakultät der Universität Bonn tätig. 1996/97 war er in jener Außenstelle des Instituts für Zeitgeschichte tätig, die unter der Leitung des Historikers Hans-Peter Schwarz im Auswärtigen Amt in Bonn die Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland herausgab.
Seit 2000 ist Feldkamp Bearbeiter bzw. Redakteur des Datenhandbuches zur Geschichte des Deutschen Bundestages.[7] Vertretungsweise hat er mehrfach als Ghostwriter und als Redenschreiber sowie 2012/13 beim Protokoll des Bundestages und 2017 als persönlicher Referent des Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages Johannes Singhammer gearbeitet.
WirkenBearbeiten
Feldkamp veröffentlichte seit 1982 zur Osnabrücker Bistumsgeschichte und Geschichte des Apostolischen Vikariats des Nordens vom späten Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit.
Zwischen 1993 und 2009 bearbeitete er fünf der insgesamt 14 Editionsbände Der Parlamentarische Rat 1948–1949. Akten und Protokolle, darunter jenen Band, der die Beziehungen des Parlamentarischen Rates zu den Militärgouverneuren der westalliierten Besatzungsmächte dokumentiert, sowie die Protokolle des Finanzausschusses und des Hauptausschusses. Sein 1998 publiziertes Buch „Der Parlamentarische Rat. Entstehungsgeschichte des Grundgesetzes“ erschien 2008 und 2019 in einer bebilderten und aktualisierten Neuausgabe sowie 2019 in der „Schriftenreihe“ der Bundeszentrale für politische Bildung.
Feldkamp veröffentlichte zu Themen wie der Kölner Nuntiatur und der Papstdiplomatie sowie Beiträge über das Verhältnis der katholischen Kirche zum Nationalsozialismus.[5] Sein Werk mit dem Titel Pius XII. und Deutschland aus dem Jahre 2000 verfolgte das Ziel, den komplexen Forschungsstand einem größeren Leserkreis nahezubringen und sich so von den üblichen Anklagen oder apologetischen Schriften zu diesem Thema abzuheben. Zugleich war es eine wissenschaftlich fundierte Antwort auf John Cornwells Buch Pius XII. – Der Papst, der geschwiegen hat. Feldkamp korrigierte die Ansichten Cornwells über die Entstehungsgeschichte des Serbischen Konkordats von 1914 und verwies auf eklatante Übersetzungsfehler italienischsprachiger Dokumente in der englischen wie in der deutschen Ausgabe. Mit seinem Buch Goldhagens unwillige Kirche trat Feldkamp Daniel Goldhagen entgegen; dieser hatte nach Feldkamps Ansicht auf der Grundlage von Vorurteilen, Fälschungen und offenbar absichtlich falschen Übersetzungen Papst Pius XII. zu Unrecht als Antisemiten und Nazi-Freund dargestellt.
2005 belegte Feldkamp in seiner Studie über Kurt Georg Kiesingers Beitritt in die NSDAP die in der Zeitschrift Hochland von Ernst-Wolfgang Böckenförde 1960/1961 veröffentlichte und kontrovers diskutierte These über die Anfälligkeit der katholischen akademischen Jugend für nationalsozialistisches Gedankengut am Ende der Weimarer Republik.[5]
Seit 2000 befasste sich Feldkamp mit den Anfängen des Deutschen Bundestages. Hierzu hat er kleinere biografische Studien zu Erich Köhler, Hermann Ehlers, Karl Mommer und Paul Löbe sowie über das Verhältnis zwischen Konrad Adenauer und Kurt Schumacher vorgelegt. Als Co-Autor befasste er sich mit der Geschichte der Polizei beim Deutschen Bundestag und der Geschichte der Saaldiener im Bundestag.
Im Jahre 2016 erschien Feldkamps Studie mit dem Titel Vom Jerusalempilger zum Grabesritter. Hierin widerlegte er – unter Fortführung der Forschungsergebnisse von Valmar Cramer (1952), Kaspar Elm (1964) und Mordechay Lewy (2004/14) – die weitverbreiteten Legenden um die Entstehung des Päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem und des so genannten „Jerusalemkreuzes“.
2019 publizierte Feldkamp seine Forschungen über die Entstehung des Titularbischofs, wonach die Titularbistümer nicht in Folge der islamischen Eroberungskriege des 7. Jahrhunderts entstanden, sondern erst auf Grundlage der Beschlüsse des Konzils von Vienne 1311/12.
Mitgliedschaften und sonstige Ämter (Auswahl)Bearbeiten
- 1983: Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine
- 1993: Christlich Demokratische Union Deutschlands: Vorsitzender des Ortsverbandes Bonn-Innennstadt (1998–2001)
- 2000: Deutsche Vereinigung für Parlamentsfragen (DVParl), Leiter der Geschäftsstelle (2011–2012)[8]
- 2009: Deutscher Verein vom Heiligen Lande
- 2009: Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem: Leitender Komtur in Berlin (2011–2018) und Beauftragter der Deutschen Statthalterei für Archivierung und Ordensgeschichte (seit 2015)[9]
- 2015: Real Academia Sancti Ambrosii Martyris (Ehrenmitglied, Accademico d’onore)[10]
- 2019: Gründungsmitglied und Teilnehmer des Königsteiner Kreis[11]
- 2019: Ritter des dynastischen Orden vom Flügel des heiligen Michael (Ordem de São Miguel da Ala)[12]
Publizistik (Auswahl)Bearbeiten
Feldkamp veröffentlichte über 40[13] Bücher und über 200 Aufsätze.[5] Er publizierte zahlreiche Beiträge in Zeitschriften, Zeitungen und Sammelbänden beispielsweise in der Römischen Quartalsschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte, dem Archivum Historiae Pontificiae, der Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dem Lexikon der Deutschen Geschichte 1945–1990, der Tagespost, der Zeitschrift für Parlamentsfragen und der Fachzeitschrift Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken sowie weiteren Fachzeitschriften.
Feldkamp ist Herausgeber der Schriftenreihe Propyläen des christlichen Abendlandes im Patrimonium-Verlag (Aachen), wo bisher 3 Bände erschienen sind. Außerdem verfasste er zahlreiche Artikel über die Osnabrücker Landesgeschichte und die norddeutsche Kirchengeschichte.[5]
- Studien und Texte zur Geschichte der Kölner Nuntiatur. 4 Bände. Città del Vaticano 1993, 1995 und 2008, ISBN 88-85042-22-8, ISBN 88-85042-21-X, ISBN 88-85042-27-9, ISBN 978-88-85042-51-3.
- Der Parlamentarische Rat 1948–1949. Akten und Protokolle. Band 8, ISBN 3-7646-1946-5, Band 10, ISBN 3-486-56232-0, Band 11, ISBN 3-486-56279-7, Band 12, ISBN 3-486-56379-3 und 14, ISBN 978-3-486-56564-5. Harald Boldt Verlag, Boppard, bzw. Oldenbourg, München 1995–2009.
- La diplomazia pontificia. Da Silvestro I a Giovanni Paolo II. Milano 1998 (franz. Übersetzung: Paris 2001, ISBN 2-204-06452-1; span. Übersetzung: Madrid 2004, ISBN 84-7914-697-4).
- Der Parlamentarische Rat 1948–1949. Göttingen 1998, ISBN 3-525-01366-3. Überarbeitete Neuausgabe, Göttingen 2008, ISBN 978-3-525-36755-1.
- Die Entstehung des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland 1949. Reclam-Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-15-017020-6.
- Pius XII. und Deutschland. Göttingen 2000, ISBN 3-525-34026-5.
- Die Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zum Heiligen Stuhl 1949–1966. Aus den Vatikanakten des Auswärtigen Amts. Eine Dokumentation. Köln u. a. 2000, ISBN 3-412-03399-5.
- Regentenlisten und Stammtafeln zur Geschichte Europas. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Reclam-Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-15-017034-6.
- Goldhagens unwillige Kirche. Alte und neue Fälschungen über Kirche und Papst während der NS-Herrschaft, München 2003, ISBN 3-7892-8127-1.
- Kurt Georg Kiesinger und seine Berliner Studentenkorporation Askania auf dem Weg ins „Dritte Reich“. In: Günter Buchstab, Philipp Gassert, Peter Thaddäus Lang (Hrsg.): Kurt Georg Kiesinger 1904–1988. Von Ebingen ins Kanzleramt. Hrsg. im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung e. V., Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2005, ISBN 3-451-23006-2, S. 149–199.
- Mitläufer, Feiglinge, Antisemiten? Katholische Kirche und Nationalsozialismus. Augsburg 2009, ISBN 978-3-86744-065-3.
- Der Deutsche Bundestag – 100 Fragen und Antworten. Baden-Baden: 1. Auflage. 2009, ISBN 978-3-8329-3526-9; 2. Auflage. 2013, ISBN 978-3-8329-5608-0 (Rezension bei Das Parlament und Rezension in der Neuen Osnabrücker Zeitung).
- Der Bundestagspräsident. Amt – Funktion – Person. 16. Wahlperiode, hrsg. von Michael F. Feldkamp, Olzog Verlag, München 2007, ISBN 978-3-7892-8201-0; 17. Wahlperiode München 2011, ISBN 978-3-7892-8213-3; 18. Wahlperiode Reinbek Lau-Verlag 2014, ISBN 978-3-95768-143-0; 19. Wahlperiode 2018 Reinbek ISBN 978-3-95768-195-9.
- Geheim und effektiv. Über 1000 Jahre Diplomatie der Päpste. Augsburg 2010, ISBN 978-3-86744-150-6.
- Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages 1990 bis 2010. Nomos-Verlags-Gesellschaft, Baden-Baden 2011, ISBN 978-3-8329-6237-1
- Vom Jerusalempilger zum Grabesritter. Geschichte des Ritterordens vom Heiligen Grab (= Propyläen des christlichen Abendlandes, Band 1), Patrimonium-Verlag, Aachen 2016, 2. Auflage 2017, ISBN 978-3-86417-055-3.
- Pius XII. – Ein Papst für Deutschland, Europa und die Welt (= Propyläen des christlichen Abendlandes, Band 2), Patrimonium-Verlag, Aachen 2018, ISBN 978-3-86417-114-7.
- Reichskirche und politischer Katholizismus. Aufsätze zur Kirchengeschichte und kirchlichen Rechtsgeschichte der Neuzeit (= Propyläen des christlichen Abendlandes, Band 3), Patrimonium-Verlag, Aachen 2019, ISBN 978-3-86417-120-8.
AuszeichnungenBearbeiten
- 1985: Carl-Sonnenschein-Preis des Kartellverbandes katholischer deutscher Studentenvereine[14]
- 2016: Komturkreuz des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem
- 2017: Großkreuz des Ordens des Löwen von Ruanda[15]
- 2017: St. Georgs-Orden (Habsburg-Lothringen)
Literatur und QuellenBearbeiten
- Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender. Bio-Bibliographisches Verzeichnis deutschsprachiger Wissenschaftler der Gegenwart. 19. Ausg., Saur Verlag, München 2003, S. 750f.
- Wolfram Weimer (Hrsg.): Who is Who der Katholiken. Ausgabe 2013/2014, Pattloch, München 2012, S. 151.
- Reimund Haas: Die Kölner Nuntiatur (1584–1794). Bemerkungen zu Michael F. Feldkamps Werk „Studien und Texte zur Geschichte der Kölner Nuntiatur 1 – 4“. In: Geschichte in Köln. Zeitschrift für Stadt- und Regionalgeschichte, Band 61, 2014, ISBN 978-3-412-22367-0, S. 274–283.
WeblinksBearbeiten
- Literatur von und über Michael F. Feldkamp im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Michael Feldkamp in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Michael F. Feldkamp in clio-online – Fachportal für die Geschichtswissenschaften
- Verzeichnis ausgewählter Aufsätze und Lexikonartikel im OPAC der Regesta Imperii
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Vandenhoeck & Ruprecht Verlage: Michael F. Feldkamp. Abgerufen am 22. August 2019.
- ↑ Michael F. Feldkamp | Duncker & Humblot. Abgerufen am 22. August 2019.
- ↑ Lau Verlag – Autoren E-G. Abgerufen am 22. August 2019.
- ↑ Christof Haverkamp: Karriere in Berlin: Osnabrücker Historiker Michael F. Feldkamp arbeitet im Archiv des Bundestages. Abgerufen am 22. August 2019.
- ↑ a b c d e f g h i Gabriele Pollert: Michael F. Feldkamp, Unser Frohnau März 2015, Seite 22. Abgerufen am 22. August 2019.
- ↑ Landesarchiv Baden Württemberg - Vortrag: Vom Jerusalempilger zum Grabesritter (Dr. Michael F. Feldkamp). Abgerufen am 23. August 2019.
- ↑ Nicole Alexander: Schwergewicht mit neuen Akzenten. Blickpunkt Bundestag, 8. Februar 2006, abgerufen am 23. August 2019.
- ↑ Getriebene der Anspruchshaltung ihrer Wähler. Bericht des Forums „Parlament und Regierung – Getriebene der Finanzmärkte?“, zu dem die Deutsche Vereinigung für Parlamentsfragen am Mittwoch, 23. November 2011, in den Bundestag eingeladen hatte (Volltext Online auf im Textarchiv des Bundestages, KW 47/2011, abgerufen am 20. August 2019). Hierin ganz unten: „Zu Stellvertretern der Vorsitzenden wurden gewählt: […]. Geschäftsführer ist Michael F. Feldkamp (Bundestagsverwaltung).“
- ↑ Michael F. Feldkamp – Patrimonium-Verlag. Abgerufen am 24. August 2019.
- ↑ Bild von Michael F. Feldkamp mit Ordenszeichen (Halskreuz) (jpg); auf der Website academiasanctiambrosii.it, Mai 2015, abgerufen am 20. August 2019.
- ↑ Definition und Organisation – Königsteiner Kreis. In: Website des Königsteiner-Kreises. Abgerufen am 20. August 2019. Hierin: Königsteiner Kreis – Teilnehmer.
- ↑ https://www.patrimonium-verlag.de/michael-f-feldkamp
- ↑ https://www.patrimonium-verlag.de/michael-f-feldkamp
- ↑ Akademische Monatsblätter, 97. Jg., Heft 7 (Juli 1985). Vgl. auch das Verzeichnis der Preisträger auf der Homepage des KV: http://www.kartellverband.de/index.php?id=800&L=0
- ↑ King Yuhi VI Administrator: Visit to Rome - H.M. Yuhi VI. Abgerufen am 12. Juni 2019 (britisches Englisch).
Personendaten | |
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NAME | Feldkamp, Michael F. |
ALTERNATIVNAMEN | Feldkamp, Michael Frank (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Historiker |
GEBURTSDATUM | 23. April 1962 |
GEBURTSORT | Kiel |