Meinolf Schönborn

deutscher Neonazi, Gründer und Anführer der Neonaziorganisation Nationalistische Front

Meinolf Schönborn (* 23. Juni 1955[1]) ist ein neonazistischer Aktivist, der als Anhänger der Reichsideologie und für Verharmlosung des Holocaust bekannt ist. Er kooperiert eng mit dem zentralen HolocaustleugnerzusammenschlussEuropäische Aktion“. 1972 trat er der NPD bei. 1984 trat er erstmals als Herausgeber des neonazistische Zweimonatsmagazins Recht und Wahrheit in Erscheinung, das er bis heute zusammen mit seinen Kameraden produziert. Nach 1½ Jahren Pause und seinem Umzug in das ehemalige Anwesen des 2014 verstorbenen Neonazi-Terroristen Manfred Roeder, dem Haus Richberg in Schwarzenborn (Nordhessen), erscheint „Recht und Wahrheit“ seit 30. November 2017, begleitet von regelmäßigen Videos, auf dem gleichnamigen Youtube-Kanal.

1985 war er an der Gründung der militanten, an die straffe Organisation der SS angelehnten Partei „Nationalistische Front“ beteiligt, die er bis zu ihrem Verbot 1992 leitete. Wegen Volksverhetzung und Verbreitung rechtsextremistischer Propaganda wurde er zweimal rechtskräftig verurteilt. 2013 wurde im Kontext des Todes von Jörg L. bekannt, dass Schönborn der bewaffneten Reichsbürgergruppe „Neue Ordnung“ vorsteht.[2]

Leben Bearbeiten

Meinolf Schönborn ist gelernter Maschinenschlosser und war vorübergehend Unteroffizier der Bundeswehr.[3]

Er trat 1972 in die NPD ein. 1981 wurde er in den Landesvorstand der Jungen Nationaldemokraten (JN) Nordrhein-Westfalen gewählt. 1982 gründete er einen „Förderkreis Junges Deutschland“ (FJD). 1983 wurde er Landesvorsitzender der JN. Unter seinem Vorsitz wurde die rassistische Agitation in der vom JN-Landesverband herausgegebenen Zeitschrift Klartext so stark verschärft, dass der JN-Bundesvorstand die weitere Herausgabe unterband. Als Schönborn versuchte, mit seinem Redaktionsteam den Klartext weiter herauszugeben, wurde er als Landesvorsitzender abgesetzt und im November 1984 aus der NPD ausgeschlossen. Schönborn gab die Zeitschrift Klartext weiter heraus und warb zunächst für die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP).[1]

1984 übernahm Meinolf Schönborn die Herausgeberschaft des von Herzebrock-Clarholz in Nordrhein-Westfalen aus vertriebenen Zweimonatsmagazins „Recht und Wahrheit“.[4] In einer Selbstdarstellung hieß es: „Wir sind […] durch den Reichgedanken und durch den Willen zum Widerstand gegen Verwahrlosung, Landnahme durch Migranten und die über 66-jährige Fremdherrschaft zusammengefügte freiheitsliebende Deutsche, die noch Deutsche sein wollen.“[5] Schönborn veranstaltet Recht-und-Wahrheit-Liederabende sowie größere Treffen zumeist mit Holocaustleugnern und Antisemiten, unter anderem mit Mitgliedern des internationalen Holocaustleugnerzusammenschlusses „Europäische Aktion“.[6][5] Nach zweijähriger Pause erscheint das Magazin seit 2017 erneut und wird seitdem auch über einen eigenen Youtube-Kanal beworben.

Am 16. November 1985 beteiligte sich Schönborn an der Gründung der Nationalistischen Front (NF) als bundesweite Partei. Schönborn wurde zunächst NF-Generalsekretär. Nach einer internen Auseinandersetzung Anfang 1986 löste Schönborn den bisherigen NF-Vorsitzenden Bernhard Pauli ab und leitete diese «weltanschaulich geschlossene Kaderpartei» bis zu deren Verbot.[5] Im selben Jahr kaufte er ein Haus in der Bielefelder Bleichstraße, welches er als NF-Zentrum nutzte, und gründete den Klartext-Verlag, der dort seinen Sitz hatte. Dieser Verlag war einer der ersten rechtsextremistischen Musikverlage in Deutschland und diente der Finanzierung der NF.[1]

Am 16. November 1992 verbot der damalige Bundesinnenminister Rudolf Seiters die Nationalistische Front wegen ihrer „Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus“ und ihrer „aggressiv-kämpferischen“ Agitation.[7] Schönborn setzte seine politische Arbeit auch nach dem Verbot fort. Weder sein FJD noch sein Klartext-Verlag waren vom Verbot betroffen. Sein Schulungszentrum, seit 1991 in ein anderes Haus bei Detmold-Pivitsheide verlagert, setzte die politischen Aktivitäten bruchlos fort, so dass er im Juni 1994 eine Anklage wegen Fortführung einer verbotenen Organisation erhielt. Um der Strafverfolgung zu entgehen, kaufte Schönborn ein Haus in Kvaers, Dänemark. Nach Demonstrationen von Anwohnern gegen die Präsenz „deutscher Neonazis“ räumte er das Haus wieder und wurde im November 1994 in Gütersloh inhaftiert. Im November 1995 erfolgte das Urteil des Landgerichts Dortmund. Schönborn wurde zu zwei Jahren und drei Monaten ohne Bewährung verurteilt. Nach einer erfolglosen Revision vor dem Bundesgerichtshof trat Schönborn im November 1996 seine Strafe an. Nach seiner Haftentlassung nahm er an verschiedenen Veranstaltungen der NPD teil. Seit 2001 betreibt er einen Spielwarenhandel.[1]

Das Landgericht Dortmund verurteilte Schönborn 2006 wegen Volksverhetzung und anderer Propagandadelikte zu einer 18-monatigen Bewährungsstrafe.[8]

2009 veranstaltete er in Thüringen eine „kameradschaftliche Feier“ aus Anlass der Sommersonnenwende. Im Dezember 2008 organisierte er in Erfurt ein „Julfest“ zur Wintersonnenwende. In den Einladungstexten schreibt Schönborn: „Wir bitten, unseren Feinden keinen Anlass zu bieten, unsere Harmonie zu stören und auf Uniformierungen sowie das Tragen derzeit verbotener Zeichen zu verzichten.“[9] Am 7. Juli 2012 wurden bei einer Razzia gegen eine bisher unbekannte Gruppe gewaltbereiter Neonazis in drei Bundesländern auch Wohnung und Geschäftsräume von Schönborn und seinem Versandhandel durchsucht. Hintergrund der Durchsuchungen war ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Neuruppin wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz sowie der Bildung einer bewaffneten Gruppe.[10]

Im Februar 2013 berichtete Report Mainz, dass Schönborn einer der Anführer der Gruppe „Neue Ordnung“ sei. Seine Lebensgefährtin habe in Brandenburg das Hotel „Weißes Haus“ angemietet, in dem Schulungen für diese stattfinden sollten.[11] Bereits 2012 hatte Der Spiegel berichtet, dass eine Frau das 4500 m² große Anwesen gepachtet hatte, hinter der die Ermittler die Lebensgefährtin von Meinolf Schönborn vermuteten. In einem der Hotelzimmer hatten sie Waffen, darunter eine schussbereite 7,65-mm-Pistole und einen umgebauten US-Karabiner mit Zielfernrohr sowie rund 300 Patronen unterschiedlichen Kalibers, gefunden.[12] Im Haus Richberg in Schwarzenborn am Knüllköpfchen in Nordhessen, einem Zentrum der Neonazi-Szene, das nach dem Tod des Rechtsextremisten Manfred Roeder 2014 von der bekennenden Holocaustleugnerin Ludmila Ivan-Zadeh[13] (Tochter der international bekannten Holocaustleugnerin Michèle Renouf) übernommen wurde,[14][15] versucht der neue Besitzer Meinolf Schönborn einen bundesweiten Neonazi- und „Reichsbürger“-Treffpunkt zu etablieren. Im Mai 2017 erging gegen ihn eine Anklage wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. (Stand: 2017)[5]

2020 kaufte Schönborn in Gieselwerder ein Hotel um daraus ein Wohnheim für Neonazis zu machen.[16][17] 2021 organisierte er in seinem Hotel eine Veranstaltungsreihe mit Sonnenwendfeier und Kameradschaftsabend.[18]

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Meinolf Schönborn. In: Thomas Grumke, Bernd Wagner: Handbuch Rechtsradikalismus. Leske und Budrich, Opladen 2002, ISBN 3-8100-3399-5, S. 315–317
  2. Der Tod von Jörg L. Transkript eines Beitrags im Fernsehmagazin Report Mainz, Hintergründe über die Neonaziorganisation „Neue Ordnung“. In: swr.de. 16. Januar 2013, abgerufen am 7. April 2019.
  3. Wolfgang Purtscheller: Aufbruch der Völkischen: das braune Netzwerk. Picus Verlag, Wien 1993, ISBN 3-85452-239-8, S. 305.
  4. Profil: Recht und Wahrheit (RuW). Stand des Artikels: 1996. In: apabiz.de. Abgerufen am 6. März 2018.
  5. a b c d David Begrich, Andreas Speit: „Heiliges Deutsches Reich“. Reichsidee und Reichsideologie der extremen Rechten. In: Andreas Speit (Hrsg.): Reichsbürger. Die unterschätzte Gefahr. Ch. Links, Berlin 2017, ISBN 978-3-86153-958-2, S. 22–40, hier S. 34f.
  6. Brauner Luther-Event. In: bnr.de. 17. März 2017, abgerufen am 25. Oktober 2018.
  7. Jochen Bittner: Der Spion, der in die Kälte ging. In: Die Zeit. Nr. 20/2002, 8. Mai 2002 (zeit.de; Anmeldung erforderlich [abgerufen am 23. August 2020]).
  8. Haftstrafe für Neonazi. In: tagesspiegel.de. 2. August 2006, abgerufen am 23. Juni 2021.
  9. Rainer Holzkamp: Neonazi Schönborn in Thüringen aktiv. In: nw.de. 18. Juni 2009, abgerufen am 18. Januar 2022.
  10. Rechtsextremismus – Razzia gegen Neonazis in drei Bundesländern. In: Spiegel Online. 7. Juli 2012, abgerufen am 16. Juni 2021.
  11. Hintergründe über die Neonaziorganisation „Neue Ordnung“ – Der Tod von Jörg L. In: swr.de. 5. Februar 2013, abgerufen am 27. September 2021.
  12. Sven Röbel, Andreas Wassermann: Neonazis – Leiche in Zimmer 15. In: Der Spiegel. Nr. 28, 2012 (online – Anmeldung erforderlich).
  13. Sylke Grede: Nutzungsverbot noch diesen Monat? – Haus im Knüll entwickelt sich zu Seminarzentrum für rechte Szene. In: hna.de. 20. Mai 2017, abgerufen am 17. Oktober 2019.
  14. Sylke Grede: Rechtsextreme Lady folgt auf Roeder – Tochter bekannter Holocaust-Leugnerin erwarb Haus Richberg. In: hna.de. 30. August 2013, abgerufen am 9. November 2019.
  15. Neonazi-Anwesen in Hessen: Landrat will gegen rechte Szene vorgehen. In: fnp.de. 23. Mai 2017, abgerufen am 25. Januar 2019.
  16. Rechtsextremist kauft Immobilie: Neonazi-Haus im hessischen Wald, von Andrea Röpke, Andreas Speit und Marian Ramaswamy, taz 27. November 2020
  17. Neuer rechter Hotspot in Hessen?, von Marian Ramaswamy und Andrea Röpke, Blick nach Rechts 3. Dezember 2020
  18. Nordhessen: Sonnenwendfeier und Kameradschaftsabend (Memento des Originals vom 24. Juni 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bnr.de, von Michael Klarmann, Blick nach Rechts 10. Juni 2021