Neu Boltenhagen

Gemeinde in Deutschland
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Neu Boltenhagen ist eine Gemeinde im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Sie wird vom Amt Lubmin mit Sitz im Seebad Lubmin verwaltet.

Wappen Deutschlandkarte
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Neu Boltenhagen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Neu Boltenhagen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 54° 4′ N, 13° 37′ OKoordinaten: 54° 4′ N, 13° 37′ O
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Vorpommern-Greifswald
Amt: Lubmin
Höhe: 22 m ü. NHN
Fläche: 24,52 km2
Einwohner: 567 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 23 Einwohner je km2
Postleitzahl: 17509
Vorwahl: 038373
Kfz-Kennzeichen: VG, ANK, GW, PW, SBG, UEM, WLG
Gemeindeschlüssel: 13 0 75 097
Gemeindegliederung: 3 Ortsteile
Adresse der Amtsverwaltung: Geschwister-Scholl-Weg 15
17509 Lubmin
Website: www.neu-boltenhagen-mv.de
Bürgermeister: Frank Schiller
Lage der Gemeinde Neu Boltenhagen im Landkreis Vorpommern-Greifswald
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Karte

Geografie und Verkehr Bearbeiten

Neu Boltenhagen liegt zwischen Greifswald und Wolgast, östlich der Dänischen Wiek (Teil des Greifswalder Boddens). Sie befindet sich am Südrand des Ziesebruchs, durch den die Ziese in Richtung Osten zum Peenestrom fließt. Der Ort liegt nördlich der Bundesstraße 109 an der Bahnstrecke Greifswald-Lubmin. Zirka 14 Kilometer westlich der Gemeinde liegt die Stadt Greifswald und neun Kilometer nordöstlich liegt der Amtssitz Lubmin.

Ortsteile Bearbeiten

  • Neu Boltenhagen
  • Karbow
  • Lodmannshagen
  • Spiegelsdorf (Wüstung)

Geschichte Bearbeiten

Neu Boltenhagen Bearbeiten

Der Ort wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von Bolto von Zlarestorp gegründet.[2] Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes boltenhaghe(n) stammt aus dem Jahr 1410. Es liegt östlich von Greifswald und damit entgegengesetzt zum namensgleichen Boltenhagen – Akademisch Boltenhagen genannt, dieses liegt westlich von Greifswald. Der Ort befand sich einige Jahrhunderte im Lehnbesitz mehrerer adeliger Familien, darunter deren von Borne und derer von Heyden. 1574 wurde das Dorf Boltenhagen und 1929 Adlig-Boltenhagen genannt. Am 1. Januar 1951 wurde der amtliche Name in Neu Boltenhagen geändert.[3] 1625 verkaufte Bogislaw XIV. (Pommern) die Gemeinde an seinen Jägermeister Otto von Wakenitz, in dessen Familienbesitz es für rund 250 Jahre blieb. In dieser Zeit entstand das Gutshaus in den Jahren 1750 bis 1770. Der Bau selbst könnte den fünf Enkeln des Landrats Carl Albrecht von Wakenitz, verheiratet mit Louise von Gloeden, zuzuschreiben sein.[4] Mit dem Tod Heinrich II. von Wakenitz am 13. Januar 1880 gelangte das Gut sowie das Kirchenpatronat für 345.000 Taler an seinen Schwiegersohn Hugo (v.) Ziemssen, welcher in den persönlichen Adelsstand durch Ordensauszeichnung kam. Er wiederum veräußert den Besitz nur neun Jahre später an den Landwirt und Amtsrat Becker. 1939 war Konrad Becker Gutsbesitzer auf dem Rittergut Adlig Boltenhagen mit Vorwerk Spiegelsdorf. Der 753 ha große Besitz wurde von Verwalter Fritz Dinse geleitet. Der dazugehörige Hof Spiegelsdorf mit 28 ha ist an Karl Krause verpachtet.[5] Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung der DDR bestimmen die LPGn das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben in der Gemeinde. Nach der Wende gelangt Neu Boltenhagen zum Amt Lubmin. Zum Stichtag 30. Juni 2007 lebten 637 Einwohner in Neu Boltenhagen. 2010 feierte Neu Boltenhagen sein 600-jähriges Bestehen. 2008 eröffnete ein DDR-Museum.

Karbow Bearbeiten

 
Karbow

Karbow wurde 1502 erstmals als Carbow urkundlich erwähnt. Erst nach 1763 setzte sich die Schreibung mit K durch. Es ist eine altslawische Gründung, der Name bedeutet „Hamster“.[3] Es befand sich zunächst im Lehnbesitz derer von Owstin, darunter sind Christof von Owstin im Jahr 1690, Joachim von Owstin ab 1696 und Carl Christof von Owstin im Jahr 1743 überliefert. 1791 kam es zu einem erneuten Wechsel an einen bislang unbekannten Käufer. 1815 erklärte das Hofgericht in Greifswald den Ort zum Freigut, d. h. zu einem (teilweise) lastenfreien, abgabenfreien Landgut. Mit dem Bau der Bundesstraßen 109 und 111 verlor Karbow seine unmittelbare Anbindung an die Nachbargemeinden. Weitere Eigentümer der Gemeinde waren Gustav Adolf Plath ab 1835 sowie sein Sohn Ernst Platz. 1883 war Carl (Karl) von Behr als Eigentümer verzeichnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gut im Rahmen der Bodenreform 1946/47 zunächst aufgesiedelt, was zu einem Rückgang der Landwirtschaft führte. Ende der fünfziger Jahre wurden die Stallungen und Ländereien der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) Neu-Boltenhagen angeschlossen. Im Gutshaus waren nach dem Krieg Umsiedler aus den ehemaligen Ostgebieten untergebracht. Deren häufiger Wechsel und die ungeklärten Eigentumsverhältnisse führten zum Zerfall des Hauses, so dass es schließlich abgerissen wurde. Die Stallungen wurden noch längere Zeit von der LPG genutzt, verfielen aber immer mehr.

Lodmannshagen Bearbeiten

Lodmannshagen wurde 1350 erstmals urkundlich als lodemanshaghen erwähnt. Erst nach 1699 wird der aktuelle Name angewandt. Es ist entsprechend dem Namen eine frühdeutsche Gründung (Rodung = Hagen); der Name ist zu deuten als „Wald des berühmten Mannes“.[3] Das kleine adelige Gut kam durch Schenkungen in den Besitz wechselnder Hofbeamter, bis es 1649 von Wrangel gekauft wurde. Ende des 17. Jahrhunderts pachteten Bauern die Höfe, bevor diese im 19. Jahrhundert endgültig in deren Besitz übergingen. Im Ort befinden sich im 21. Jahrhundert ein Schlachthof, eine Wassermühle mit Wasserfall und Wehr der Ziese im Besitz der Familie von Bomhard sowie ein Weinberg.

Spiegelsdorf (Wüstung) Bearbeiten

 
Fundamentreste in Spiegelsdorf

Spiegelsdorf wurde 1360 als „Speghelstorp“ urkundlich genannt. Es ist eine frühdeutsche Gründung – der Name ist wohl als Flurname für – Spiegel = See oder Teich zu deuten. In der ehemaligen Ortslage gab es mehrere Sölle. Spiegelsdorf wurde nach 1970 eine moderne Wüstung.[3] Im Satellitenbild ist noch die Dorfstruktur im Wildwuchs und den alten Hecken zu erkennen. Selbst Grundstücksgrenzen sind noch erkennbar. Lediglich der Straßenname „Spiegelsdorfer Allee“ und „Spiegelsdorfer Damm“ von Neu Boltenhagen nach Wüstung Spiegelsdorf sowie in Greifswald der Straßenname „Spiegelsdorfer Wende“ sind noch geblieben. Ein rund acht Tonnen schwerer Findling mit einer Gedenktafel erinnert seit Juni 2017 an den deutschen Agrarwissenschaftler Georg Blohm, der in Spiegelsdorf einen Hof besaß.

Politik Bearbeiten

Die Gemeindevertretung besteht aus acht Personen, die nach der Wahl zur Gemeindevertretung am 26. Mai 2019 alle der Wählergemeinschaft „Einheit Neu Boltenhagen“ angehören. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,0 %.[6]

Bürgermeister ist Matthias Uecker (Wählergemeinschaft „Einheit Neu Boltenhagen“), der am 23. April 2017 ein erstes Mal gewählt wurde. Er löste damals Jaqueline Bülow ab, die bei der Kommunalwahl 2014 gewählt worden war, aber überraschend zum Jahreswechsel 2016/17 ihr Amt niederlegte. Die Wahlbeteiligung betrug bei der Wahl Ueckers 29 Prozent.[7] Bei der Kommunalwahl 2019 trat Uecker erneut an und wurde mit 83,7 % der gültigen Stimmen wiedergewählt. Die Wahlbeteiligung lag diesmal bei 59 Prozent.[8]

Wappen, Flagge, Dienstsiegel Bearbeiten

Die Gemeinde verfügt über kein amtlich genehmigtes Hoheitszeichen, weder Wappen noch Flagge. Als Dienstsiegel wird das kleine Landessiegel mit dem Wappenbild des Landesteils Vorpommern geführt. Es zeigt einen aufgerichteten Greifen mit aufgeworfenem Schweif und der Umschrift „GEMEINDE NEU BOLTENHAGEN“.[9]

Religion Bearbeiten

26 % der Einwohner sind evangelisch, 3 % katholisch.[10] Die evangelische Kirchengemeinde mit der St.-Marien-Kirche gehört zum Pfarramt Katzow in der Propstei Demmin des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Für die wenigen Katholiken sind die Pfarrei St. Salvator (Anklam) und die Herz-Jesu-Kirche (Wolgast) zuständig.

Kultur und Weinanbau Bearbeiten

In Neu Boltenhagen existieren eine Kindertagesstätte, ein Freizeit- und ein Heimatverein, ein Förderverein für die Kirche St. Marien sowie eine Freiwillige Feuerwehr. Daneben gibt es eine Galerie sowie ein DDR-Museum.[11] Im Ortsteil Lodmannshagen liegt Deutschlands nördlichster Weinberg.[12]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
St.-Marien-Kirche
 
Ziese-Wehr bei Lodmannshagen
  • St.-Marien-Kirche, ein frühgotischer Backsteinbau aus dem 13. Jahrhundert. Im Innern befinden sich eine Fünte aus Granit, die aus der Zeit um 1250 stammt sowie ein Kanzelaltar von Andreas Pahlmann nach einem Entwurf von Andreas Mayer aus dem Jahr 1767.
  • Gutshaus Neu Boltenhagen aus dem 18. Jahrhundert (Treppenhaus unter Denkmalschutz). Der zweigeschossige, 9-achsige Putzbau diente nach 1945 als Großküche einer Maschinen-Traktoren-Station, in den 1980er Jahren kommunalen Einrichtungen, einer Arztpraxis sowie einem Frisör. Er wird heute (2015) als Veranstaltungsraum genutzt. Das Gut war u. a. im Besitz der Familie von Wakenitz (1625–?).
  • Turmhügel Karbow
  • Bronzezeitliche Hügelgräber bei Karbow

Söhne und Töchter des Ortes Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (=Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. Seiten 83, 126
  • Eckhard Oberdörfer: Ostvorpommern, Edition Temmen, Bremen, 2006, ISBN 3-86108-917-3

Weblinks Bearbeiten

Commons: Neu Boltenhagen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2022 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Neu Boltenhagen, Webseite des Heimatvereins Neu Boltenhagen, abgerufen am 26. August 2015.
  3. a b c d Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (= Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. S. 12 ff
  4. A. Balthasar, J. A. Dinnies, C. Gesterding: Die Familie v. Wakenitz und v. d. Lanken-Wakenitz. In: Theodor Pyl (Hrsg.): Pommersche Genealogien. Band 2, Heft 1. Vereinsschrift der Greifswalder Abtheilung der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Alterthumskunde, Greifswald 1868, S. 56–57 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 17. Dezember 2021]).
  5. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Niekammer. 9. Auflage. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 62 (d-nb.info [abgerufen am 17. Dezember 2021]).
  6. Bekanntmachung des endgültigen Wahlergebnisses der Kommunalwahlen 2019 in Mecklenburg-Vorpommern am 26. Mai 2019 – Gemeinde Neu Boltenhagen, abgerufen am 10. Juni 2019
  7. Ostseezeitung online, 24. April 2017, abgerufen am 12. Juni 2019
  8. Bekanntmachung des endgültigen Wahlergebnisses der Kommunalwahlen 2019 – Bürgermeisterwahl Neu Boltenhagen, abgerufen am 12. Juni 2019
  9. Hauptsatzung § 1 (PDF; 392 kB).
  10. Zensus 2011
  11. DDR-Museum Neu Boltenhagen (Memento vom 16. Februar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 26. August 2015.
  12. TAZ.MAG-Nachtrag, Webseite der taz, abgerufen am 10. August 2013.