Das Lebesgue-Stieltjes-Maß ist ein Begriff aus der Maßtheorie, einem Teilbereich der Mathematik. Es enthält als einen Spezialfall das Lebesgue-Maß und wird zur Konstruktion des Lebesgue-Stieltjes-Integrals genutzt.

Definition Bearbeiten

Gegeben sei eine monoton wachsende, rechtsstetige Funktion   und der Messraum  , wobei   die Borelsche σ-Algebra bezeichnet. Dann heißt das eindeutig bestimmte Maß   auf diesem Messraum mit

 

Lebesgue-Stieltjes-Maß.

Beispiele Bearbeiten

  • Das bekannteste Beispiel eines Lebesgue-Stieltjes-Maßes ist das Lebesgue-Maß  , aus dem das Lebesgue-Integral konstruiert wird. Hier ist  .
  • Für   und   mit   für   und   für   ist das Lebesgue-Stieltjes-Maß   das Diracmaß  .
  • Ist   eine nichtnegative, stetige Funktion mit Stammfunktion  , so ist   das Maß mit Dichte  .
  • Ist zusätzlich   und  , so ist   ein Wahrscheinlichkeitsmaß und   ist die Verteilungsfunktion.
  • Sind die beiden obigen Fälle erfüllt, so handelt es sich um ein Wahrscheinlichkeitsmaß mit Dichte. Diese Maße spielen eine wichtige Rolle in der Stochastik.

Konstruktion Bearbeiten

Gegeben sei der Halbring   und eine wachsende, rechtsseitig stetige Funktion  . Dann ist

 

ein σ-endliches Prämaß, das sogenannte Lebesgue-Stieltjessches Prämaß. Dann lässt sich mit dem Maßerweiterungssatz von Carathéodory eine eindeutige Fortsetzung dieses Prämaßes zu einem Maß konstruieren. Dazu wird ein äußeres Maß  , das sogenannte äußere Lebesgue-Stieltjessche Maß definiert, und dieses auf die von   erzeugte σ-Algebra eingeschränkt. Diese σ-Algebra ist dann genau die Borelsche σ-Algebra   und es ist  .

Vervollständigung Bearbeiten

Der oben konstruierte Maßraum ist im Allgemeinen kein vollständiger Maßraum. Da das äußere Lebesgue-Stieltjessche Maß aber auch ein metrisches äußeres Maß ist, enthält die σ-Algebra der messbaren Mengen bezüglich des äußeren Maßes   die Borelsche σ-Algebra. Demnach ist der Maßraum   die Vervollständigung von  .

Literatur Bearbeiten

  • Jürgen Elstrodt: Maß- und Integrationstheorie. 6. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg/New York 2009, ISBN 978-3-540-89727-9.
  • Achim Klenke: Wahrscheinlichkeitstheorie. 2. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-540-76317-8.