Learjet

Familie von Geschäfts-Reiseflugzeugen

Learjet ist die Handelsmarke einer Familie von zweistrahligen Geschäftsreiseflugzeugen. Hergestellt werden die Learjets seit 1990 unter der Führung von Bombardier. Die Bombardier-Tochtergesellschaft in Wichita (Kansas) firmiert als Learjet Inc. Davor gab es eine ganze Reihe von Firmierungen des Flugzeugherstellers, wobei das Ziel all dieser Unternehmen die Herstellung kleiner Strahlflugzeuge war.

Bombardier Learjet

Logo
Rechtsform Kapitalgesellschaft nach US-amerikanischem Recht
Gründung 1962
Auflösung 29. Juni 1990
Auflösungsgrund Übernahme
Sitz Wichita, Vereinigte Staaten
Branche Luftfahrt, Flugzeughersteller

Am 11. Februar 2021 wurde bekannt, dass Bombardier die Produktion der Learjets im vierten Quartal 2021 beenden und das gesamte Programm einstellen wird.[1][2] Der letzte Learjet 75 wurde am 28. März 2022 ausgeliefert.[3]

Geschichte

Bearbeiten

1962–1969

Bearbeiten
 
Learjet 24, Lear Jet Observatory der NASA
 
Learjet 25 am Cambridge Bay Airport (Kanada)
 
Learjet 45
 
Learjet 60

Ende der 1950er Jahre entwickelte der Geschäftsmann William P. Lear ein zweistrahliges Geschäftsreiseflugzeug. Zur Produktion und Vermarktung seines Entwurfes gründete er in der Schweiz die Swiss American Aviation Corporation (SAAC). Lears Geschäftsreiseflugzeug sollte den Namen SAAC-23 bekommen.

Da er in den Vereinigten Staaten bessere Marktchancen für seine Entwicklung sah, verlegte Lear den Unternehmenssitz 1962 nach Wichita, Kansas. Dort begann im Februar der Zusammenbau des nun Learjet genannten Flugzeuges, der Learjet No. 1. Der Flügel stammte vom geplanten schweizerischen Kampfflugzeug FFA P-16.

Im April 1963 entstand aus der SAAC die Lear Jet Corporation. Der erste Prototyp flog am 7. Oktober 1963. Gut ein Jahr später, am 13. Oktober 1964, wurde die erste Serienmaschine ausgeliefert, ein Learjet 23. Das Modell fand guten Kundenanklang und wurde weiterentwickelt. 1966 entstand das Modell Learjet 24. Dieses Modell wurde unter den Bedingungen einer Verkehrsmaschine zugelassen, ein Novum für ein Geschäftsreiseflugzeug. In diesem Jahr fand auch der Erstflug des Modells Learjet 25 statt. Am 19. September 1966 wurde das Unternehmen in Lear Jet Industries Inc. umbenannt, nachdem bereits gut 100 Maschinen ausgeliefert worden waren.

Die Gates Rubber Company stieg 1967 in die Lear Jet Industries Inc. ein, um die Flugzeuge weltweit zu vermarkten. Dafür wurde die Gates Aviation gegründet. Bereits am 27. November 1968 wurde die 200. Maschine ausgeliefert.

William P. Lear verließ das Unternehmen 1969. Er starb am 14. Mai 1978 in Reno (Nevada).

1969–1987

Bearbeiten

1969 fusionierten Lear Jet Industries Inc. und die Gates Aviation zur Gates Learjet.

Das Modell 25 wurde 1972 mit Turbinen des Typs Garrett AiResearch TFE731-2 ausgerüstet. Dabei handelte es sich um ein Turbofan-Triebwerk, das wesentlich leiser und sparsamer ist als die bisher eingesetzten Triebwerke. Ebenfalls in diesem Jahr erhielt Learjet die Zulassung, von unbefestigten Pisten starten zu dürfen.

Das neue Modell Learjet 35 startete am 22. August 1973 zu seinem Erstflug. Im Jahr darauf erhielten dieser Typ und der Learjet 36 die Zulassung. 1975 wurde der 500. Learjet ausgeliefert.

Die neuen Modelle der Typen Learjet 24/25 erhielten 1977 die Zulassung, um in der bis dahin für ein Verkehrsflugzeug unerreichten Höhe von 15.545 Metern, i. e. 51.000 Fuß, zu operieren. Am 24. August desselben Jahres erfolgte der Erstflug des Modells Learjet 28.

1979 erfolgte die Zulassung der Typen Learjet 28/29. Am 19. April startete der Prototyp der komplett neuen Serie Learjet 54/55/56 zu seinem Erstflug. 1980 wurde der 1000. Learjet ausgeliefert. In den folgenden Jahren wurden viele Detailverbesserungen der bestehenden Typen ausgeführt. Es entstanden Versionen mit vergrößerter Reichweite. 1983 bestellte das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten 80 Maschinen vom Typ Learjet 35. Es wurde eine Raumfahrtabteilung gegründet, die später auch den Zuschlag erhielt, Komponenten für die Feststoffbooster des Space Shuttles zu produzieren. Im Herbst 1984 wurde die Produktion von Flugzeugen vorübergehend gestoppt, bis die zu großen Lagerbestände abgebaut waren. 1986 wurden neue Produktionsstätten in Tucson, Arizona bezogen und die Unternehmensleitung dorthin verlegt. Anschließend wurde die Flugzeugproduktion in Tucson und Wichita wieder hochgefahren.

Im Herbst 1987 übernahm die Integrated Acquisition, Inc. die Kontrolle über die Gates Learjet Corporation, kurz darauf wurde das Unternehmen in Learjet Corporation umbenannt. Die Produktion wurde von Arizona zurückverlagert nach Kansas.

Seit 1990

Bearbeiten
 
Learjet 75 (V5-RON) der namibischen Regierung in Walvis Bay

Am 29. Juni 1990 übernahm Bombardier Aerospace die Learjet Corporation. Die aktuelle Ausbaustufe des Typs 60, der Learjet 60XR, hatte seinen Erstflug am 3. April 2006. Die FAA-Zertifizierung wurde am 4. Juni 2007 erteilt,[4] die Indienststellung begann am 30. Juli 2007.[5]

Am 16. Juni 2006 wurden die Modelle 45 und 60 beide zum jeweils 300. Mal verkauft. Der 300. Learjet 45 ging in die Vereinigten Staaten, der 300. Learjet 60 nach Finnland. 2012 stellte Bombardier die Nachfolgemodelle des Learjet 40XR und 45XR als Learjet 70 und 75 vor.

Das Projekt des aus Faserverbundwerkstoffen gefertigten Learjet 85 (vorübergehender interner Projektname: Learjet NXT) begann am 30. Oktober 2007. Da dies eine Abkehr von der klassischen Metallbauweise war, in der alle Vorgängermodelle gefertigt wurden, handelte es sich um eine Neukonstruktion.[6] Die Entwicklung des Learjet 85 wurde im Februar 2015 aufgrund fehlender Nachfrage eingestellt.

Bearbeiten
Commons: Learjet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Lukas Wunderlich: Das Aus für den Businessjet mit Schweizer Seele. Produktionsstopp für Learjet. In: aerotelegraph.com. 11. Februar 2021, abgerufen am 12. Februar 2021.
  2. Bombardier cuts 1,600 jobs and will stop making Learjets. In: cbc.ca. 11. Februar 2021, abgerufen am 11. Februar 2021 (englisch).
  3. Jerry Siebenmark: Bombardier Delivers Final Production Learjet. Abgerufen am 29. März 2022 (englisch).
  4. Joint Operational Evaluation der EASA für den Learjet 60XR vom 8. August 2007, PDF@1@2Vorlage:Toter Link/www.easa.europa.eu (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Zeitstrahl der Learjet-Geschichte (Memento vom 25. Mai 2017 im Internet Archive)
  6. Learjet-85-Homepage (Memento vom 27. Dezember 2010 im Internet Archive)