Junge Tat

rechtsextreme politische Gruppierung in der Schweiz

Die Junge Tat ist eine rechtsextreme politische Gruppierung in der Deutschschweiz. Sie besteht seit 2020.

Logo der Jungen Tat

Ziele und Mitglieder Bearbeiten

Die Junge Tat wird der Identitären Bewegung[1] und der Neuen Rechten zugeordnet. Ihr Logo ist die Tīwaz-Rune, ein Siegessymbol.[2] Die Junge Tat ist der jugendliche Ableger der Nationalen Aktionsfront (NAF), die geistige Führerschaft haben die Organisationen Blood and Honour und Combat 18.[3]

Die Mitglieder sind sehr jung[2] und halten ihre Identität geheim.[4] Im März 2022 schätzten recherchierende Journalisten die Grösse der Gruppe auf 20 Mitglieder.[5]

Geschichte Bearbeiten

Als direkter Vorgänger der Jungen Tat gilt die Gruppe «Eisenjugend», welche 2020 mit dem 19-jährigen Wortführer «Eszil» in Erscheinung trat. Sie habe sich an eine amerikanische Gruppe mit dem Namen Iron Youth angelehnt. Mit antisemitischen Aufklebern[6] wollte sich die Gruppe schon damals «verteidigen» gegen den auch von der Jungen Tat vertretenen «Mythos, wonach eine Elite in einer grossangelegten Verschwörung die weisse Bevölkerung in Europa und den USA durch andere Bevölkerungsgruppen – etwa Migranten – ersetzen» wolle.[7] Die Schweiz sollte in einen Staat von Weissen verwandelt werden. Auf einem Telegram-Kanal wurden Texte vorgelesen «aus einem dunklen Winkel des Internets», so der Tages-Anzeiger, einer der Texte stamme von Heinrich Himmler 1944, er fasse «das Grauen in seiner kränksten Form zusammen». Ferner sei James Mason als «Heiliger» dargestellt worden. Es gab Kontakte zur Gruppe «Nationalistische Jugend Schweiz», welche mit der Neonazi-Kameradschaft Nationale Aktionsfront (NAF) verbandelt war.[8] Bei Eszil waren im August 2020 von der Polizei Schusswaffen beschlagnahmt worden, im Januar 2021 wurden sechs Mitglieder vorübergehend verhaftet, nachdem sie eine Online-Kulturveranstaltung der Jüdischen Liberalen Gemeinschaft der Stadt Zürich gestört hatten.[9]

Im November 2020 wurde in einem Video mit Bezügen zum Nationalsozialismus, zur Identitären Bewegung und zur Neuen Rechten der Name Junge Tat und deren Symbol verwendet.[10]

Zu diesem Zeitpunkt im Januar 2021 galt die Eisenjugend gemäss Eigenangabe als aufgelöst, ebenso ihre Partnergruppe Nationalistische Jugend Schweiz. Die Mitglieder beider Gruppen gründeten neu die Gruppe Junge Tat.[9][11] Im Mai 2021 wurden Mitglieder der Jungen Tat bei einem Ausflug in das Freilichtmuseum Ballenberg von linken Aktivisten überraschend angegriffen.[12] Eszil wurde ein Finger gebrochen, hingegen schrieben laut Tages-Anzeiger die «Opfer» des Tages auch stolz davon, dass der «Kampf der Vater aller Dinge» sei. Teilnehmer der Jungen Tat stammten nun in mindestens zwei Fällen aus St. Gallen oder dem Wallis, darunter auch Frauen.[13] Bei einer weiteren Wanderung der Jungen Tat in der Region Basel riefen extreme Linke nochmals zu Gewalt auf, die Polizei verhinderte ein Zusammentreffen.[14]

2021 nahm die Junge Tat in Sempach an einer der grössten Zusammenkünfte von Neonazis in der Schweiz teil und stellte mit Eszil den Hauptredner; das zeige laut Journalisten und dem Rechtsextremismus-Forscher Damir Skenderovic die Bedeutung im Netzwerk der «Nationalen Aktionsfront».[5]

Im März 2023 wurde die Gruppe und die Frage nach der von ihr ausgehenden Gefahr Inhalt einer Interpellation aus dem eidgenössischen Parlament.[15] Im Mai 2023 wurden die Aktivitäten der Jungen Tat im Jahresbericht des Nachrichtendienstes erwähnt; bis 2019 wurden jeweils mehrere rechte Gruppen im NDB-Bericht genannt. Seit drei Jahren sei nur noch die Junge Tat explizit aufgeführt worden. Laut Xavier Dufour benutzt die Junge Tat ganz bewusst ein Symbol des Dritten Reichs als Erkennungszeichen.[16]

Verbindungen zur Jungen SVP Bearbeiten

2023 wurde bekannt, dass Führungspersonen der Jungen SVP Verbindungen zur Jungen Tat haben, was eine Kontroverse in der Jungpartei und in der breiteren Schweizer Politik auslöste.[17][18][19]

Der Eisenjugend-Sprecher Eszil wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt Mitglied der Jungen SVP Thurgau, wurde dort aber im November 2023 ausgeschlossen.[20] Im März 2024 organisierte die Junge Tat einen Vortrag mit Martin Sellner,[21] der unterbrochen und Sellner polizeilich weggewiesen wurde.[22] Der Präsident der Aargauer Jungen SVP solidarisierte sich mit Sellner, hatte aber auch schon im Oktober 2023 geschrieben, dass man ehrlicherweise anerkennen müsse, dass «die Junge Tat inhaltlich die exakt gleichen Inhalte anspricht wie wir». Ehemalige Parteileitungsmitglieder forderten seinen umgehenden Rücktritt.[23]

Dokumentation Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Junge Tat, symbole d’une extrême droite de plus en plus décomplexée. In: RTS info. 3. November 2022, abgerufen am 6. April 2024 (französisch).
  2. a b Boris Busslinger: À Saint-Gall, le collectif d’extrême droite Junge Tat reste impuni. In: Le Temps. 29. Dezember 2023, abgerufen am 9. Januar 2024 (französisch).
  3. Rechtsradikalismus. Junge Neonazis auf dem Vormarsch. In: SRF News. 7. April 2021, abgerufen am 6. April 2024.
  4. Gewaltbereiter Neonazi dient bei der Militärpolizei. In: Blick. 30. Mai 2021, abgerufen am 6. April 2024.
  5. a b Das geheime rechtsextreme Netzwerk der Schweiz. In: Tages-Anzeiger. 19. März 2022.
  6. Rechte Hetze auf Winterthurer Strassen. In: Der Landbote. 8. Februar 2020.
  7. Buurezmorge mit der Jungen Tat: Die SVP ist in den Dunstkreis einer rechtsextremen Gruppierung geraten. In: Neue Zürcher Zeitung. 27. September 2023.
  8. Die Eisenjugend aus Winterthur und ihr Traum von der Apokalypse. In: Tages-Anzeiger. 6. August 2020.
  9. a b Kopf der Winterthurer Eisenjugend verhaftet. In: Tages-Anzeiger. 20. Januar 2021.
  10. Rechtsextreme trainieren und posieren vermummt in Luzern. In: 20 Minuten. 17. November 2020, abgerufen am 6. April 2024.
  11. «Absolut deckungsgleich mit der Jungen Tat» – wie sich die Junge SVP der rechtsextremen Szene annähert. In: Neue Zürcher Zeitung. 22. März 2024.
  12. Nora Devenish: Schlägerei im Ballenberg – war es Extremismus? In: Plattform J. 28. Mai 2021.
  13. Wie Neonazis junge Menschen anlocken. In: Tages-Anzeiger. 19. Juni 2021.
  14. Mit Linksradikalen: Polizei verhindert Schlägerei von «Junge Tat». In: Nau. 21. September 2021-
  15. Gabriela Suter: Wie gefährlich ist die «Junge Tat»? Parlament, 17. März 2023.
  16. Sicherheit Schweiz (Memento vom 8. April 2024 im Internet Archive). Nachrichtendienst des Bundes, Mai 2023 (PDF; 15,4 MB).
  17. Jérémie Favre: L’UDC doit-elle prendre position face au groupuscule d’extrême droite Junge Tat? In: RTS info. 6. Oktober 2023, abgerufen am 3. Februar 2024 (französisch).
  18. Critiquée pour ses liens avec des extrémistes de Junge Tat, la présidente de l’UDC Winterthour démissionne. In: Le Temps. 1. November 2023, abgerufen am 6. April 2024.
  19. Sandra Porchet: Junge Tat, Mass-Voll, Némésis: l’UDC joue-t-elle avec le feu? In: La Côte. 3. Oktober 2023, abgerufen am 3. Februar 2024 (französisch).
  20. Junge SVP Thurgau schliesst M.C. aus Partei aus. In: Blick. 5. November 2023.
  21. Sellner muss remigrieren. In: taz. 18. März 2024.
  22. Martin Sellner aus dem Kanton Aargau weggewiesen. In: SRF News. 18. März 2024.
  23. Die Nähe zu Rechtsextremen sorgt für Streit in der Jungen SVP. In: Tages-Anzeiger. 27. März 2024.