Gręblin (kaschubisch Grãblënò, deutsch Gremblin, auch Adl. Gremblin) ist ein Dorf der Stadt-und-Land-Gemeinde Pelplin im Powiat Tczewski (Dirschau) der Woiwodschaft Pommern, Polen. Es hat (2011) 695 Einwohner.[1]

Gręblin
Wappen der Gmina Pelplin
Gręblin (Polen)
Gręblin (Polen)
Gręblin
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Tczew
Gmina: Pelplin
Geographische Lage: 53° 58′ N, 18° 46′ OKoordinaten: 53° 57′ 47″ N, 18° 46′ 2″ O
Höhe: 47 m n.p.m.
Einwohner:
Postleitzahl: 83-121
Telefonvorwahl: (+48) 58
Kfz-Kennzeichen: GTC
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK91: Danzig – Podwarpie/Oberschlesien
Eisenbahn: PKP-Strecke 131: Chorzów – Tczew
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographische Lage Bearbeiten

Gręblin liegt an der Droga krajowa 91 (ehemals Landesstraße 1). Der Ort liegt etwa 6 km nordöstlich von Pelplin, 16 km südlich von Tczew und 46 km südlich der Regionalhauptstadt Danzig. Er befindet sich in der ethnokulturellen Region Kociewie in der historischen Region Pommerellen. Ein Nachbardorf ist Rudno, etwa 3,5 km südlich von Gręblin.

Geschichte Bearbeiten

 
Landschaft bei Gręblin, 2017

Gręblin/Gremblin war ein königliches Dorf der polnischen Krone, das heute administrativ im Landkreis Tczew in der Woiwodschaft Pommern liegt.[2]

1229 erhielt das Kloster Oliva das Mewer Land als Schenkung von Herzog Sambor II., und in diesem Zusammenhang wurde die Stadt Mewe erstmals erwähnt. Theodor Hirsch, Max Toeppen und Ernst Strehlke werteten die das Kloster betreffenden Urkunden aus:

„Rathstube (‚Radostowa‘) und Raykow umfaßte im jetzigen Stargarder Kreise, von den Feldmarken von Subkau, Gremblin, Spengawken (‚Pangow‘), Zduny, Waczmir und Felgenau (‚Velglowe‘) eingeschlossen, ein Gebiet, innerhalb dessen neben den beiden Hauptorten 1342 die Dörfer Starrenczin, Brzesno, Brust und die jetzt nicht mehr vorhandenen Orte Stochow und Sarow lagen. Dem Kloster gehörte auch die in der Nähe, nördlich von Spengawken in der Gegend von Liniewko gelegene Mühle Irsegnin mit einem daneben befindlichen Dorfe. [...]“

Scriptores rerum Prussicarum: Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft, 1. Band: Leipzig, Verlag von S. Hirzel, 1861, S. 671

Mit Urkunde vom 18. November 1292, ausgestellt in Schwetz, bestätigte Herzog Mestwin II. dem Kloster Oliva die Dörfer Raikau, Rathstube, Bresnow, Osterwiek und Schönwarling.[3]

1309 gelangte Pommerellen in den Besitz des Deutschen Ordens und somit zum Deutschordensstaat Preußen, der das Gebiet 1466 als Königliches Preußen an die Krone Polens abtreten musste. Von der Reformation blieb dieser Teil Pommerellens weitgehend unbeeinflusst, lediglich einige Mennoniten siedelten ab dem 17. Jahrhundert in der Gegend, sie verließen aber Westpreußen zwischen 1772 und 1870 wieder.[4]

Liebenau, Rauden, Gremblin und Janischau, stattliche Bauerndörfer auf dem fruchtbaren Höhenrand vor der Weichselniederung, gingen seit langem eigene Wege als Gratialdörfer im Pacht- oder Pfandbesitz von bedeutenden Adligen. Liebenau, Rauden und Gremblin erscheinen zusammen im Besitz von Gerhard Dönhoff, Hauptmann von Berent und Fellin, Administrator (Oeconomus) von Marienburg, seit 1643 Schatzmeister für das polnische Preußen und Woiwoden von Pommerellen.[5]

1772 kam Gremblin vom Königlichen Preußen zum Königreich Preußen. Fürst Adam Kasimier Czartoryski in Warschau trat 1787 die Rechte an seinen ihm auf Lebenszeit überlassenen Gratialgütern Liebenau, Rauden und Gremblin an den polnischen Oberstleutnant Johann Ludwig von Katzler ab.[6]

Der Eintrag in der Volständigen Topographie des Königreichs Preußen (1789) lautet: „Die Gratial-Güter Gremblin, Rauden mit einer lutherischen und Liebenau mit einer katholischen Kirche, alle drei im Amtsbezirke Mewe.“[7]

Das Domänenrentamt Mewe zeigte in einem Bericht vom 17. Januar 1848 an, dass sämtliche Grundstücke in Rauden, Gremblin, Liebenau und Gartz seit Fundation der Kirche zu Rauden bis etwa zum Jahr 1839 stets nur in Händen evangelischer Besitzer gewesen seien.[8]

Am 7. Mai 1874 erfolgte die Bildung des Amtsbezirks Adlig Liebenau aus den Landgemeinden Adlig Liebenau, Adlig Gremblin, Adlig Rauden, Groß Gartz und Sprauden. Er wurde zunächst verwaltet vom Amtsvorsteher Gutsbesitzer Deichhauptmann Adolph Ziehm in Liebenau für 6 Jahre.[9]

Im 19. Jahrhundert werden in verschiedenen wissenschaftlichen Publikationen die örtlichen Güter der Gutsbesitzer Rohrbek und Ziehm genannt, ferner (1887) G. Meves, Besitzer der Meiereien zu Gremblin und Mewe.[10]

1896 wurde eine Schmalspurbahn nach Gręblin gebaut, die den Ort mit der Zuckerfabrik in Pelplin verband. Von hier aus führte die Linie weiter nach Wielki Garc (Groß Gartz) und Międzyłęż (Mösland).[11]

Am 10. Januar 1920, nach dem Ersten Weltkrieg, wurde der Amtsbezirk Adlig Liebenau und damit auch die Landgemeinde Gremblin als Teil des so genannten Polnischen Korridors an Polen abgetreten.

Während der deutschen Besetzung Polens verübten deutsche Soldaten im Oktober 1939 ein Massaker an mehreren polnischen Dorfbewohnern.[12] Die polnischen Lehrer in der Umgebung wurden neben vielen anderen am 20. Oktober 1939 im Zuge der sog. Intelligenzaktion Pommern im Wald bei Szpęgawsk ermordet.[13] Dutzende polnischer Familien wurden in das Generalgouvernement ausgewiesen, wegen Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert oder neuen deutschen Kolonisten als Zwangsarbeiter zugeteilt.[14]

In den Jahren 1975 bis 1998 gehörte Gręblin zur Woiwodschaft Danzig. Im Jahr 2006 zählte der Ort 520 Einwohner.[15]

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Adam Czartoryski (1734–1823), polnischer General und österreichischer Feldmarschall, Kommandant der Polnischen (Galizischen) Leibgarde, gemeinsam mit Gemahlin Izabela Czartoryska, geb. Gräfin von Flemming, bis 1787 Besitzer der Gratialgüter Liebenau, Rauden und Gremblin
  • Eugen Ziehm (1866–1945), Gutsbesitzer, Amtsvorsteher des Amtsbezirks Adlig Liebenau

Literatur Bearbeiten

  • M(ax) Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preußen. Nach den Quellen, namentlich auch archivalischen dargestellt. Gotha 1858, S. 231.
  • Bernhard Stadié: Geschichte der Stadt Stargard, aus vielen, bisher ungedruckten archivalischen Quellen, und älteren Chroniken, sowie aus größern Geschichtswerken gesammelt und bearbeitet. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Kreises. Kienitz, Pr. Stargard 1864 (Dissertation) (Volltext).
  • Ernst Ziehm: Aus dem Lande meiner Väter. Zoppot 1935. (Digitalisat: http://www.momente-im-werder.net/01_Offen/04_Chronik/03_Ziehm/ernst_ziehm_vetteracken.pdf).
  • Otto Korthals: Chronik des Kreises Dirschau, unter Mitarbeit von Werner Schultz, Prof. Dr. Franz Manthey, Gerhard Neumann, Dr. Ing. Gerhard Born, Emil Wiebe, Willi Frey, Albert Hacker und anderen, Witten 1969, S. 475 ff.
  • Halina Bugalska: Toponimia byłych powiatów gdańskiego i tczewskiego. Ossolineum, Breslau 1985, S. 42.
  • Matthias Blazek: „Wie bist du wunderschön!“ Westpreußen – Das Land an der unteren Weichsel. ibidem-Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8382-0357-7.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Gręblin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistik auf polskawliczbach.pl, abgerufen am 1. Januar 2021.
  2. Marian Biskup und Andrzej Tomczak: Mapy województwa pomorskiego w drugiej połowie XVI w., Toruń 1955, S. 110–111 (auf Polnisch).
  3. Max Perlbach (Bearb.): Pommerellisches Urkundenbuch. Danzig 1882, S. 440.
  4. Herbert Wiebe: Die niederländischen (mennonitischen) Ansiedlungen in Pommerellen auf den Ländereien der polnischen Krone im 17. Jahrhundert (= Mennonitische Blätter 86, S. 45–47, 53–55), 1939.
  5. Arthur Semrau: Beiträge zu der Geschichte der Stadt Neumark. Marienwerder 1893, S. 81; Gustav Sommerfeldt: „Zur Geschichte des Pomerellischen Woiwoden Grafen Gerhard von Dönhoff († 23. Dezember 1648)“, in: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins 43 (1901), S. 219–265.
  6. Mitteilungen der Königlich Preußischen Archivverwaltung, 1911, S. 4. Im Geheimen Staatsarchiv Berlin lagert ein Schriftwechsel des Oberstleutnants Johann Ludwig von Katzler (Katzeler) bei Liebenau, Rauden und Gremblin von 1787. (GStA Berlin, GD WP, Tit. XLIX, Sect. 1, Nr. 1, 3, 4, 5, 11.)
  7. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. 2. Teil, Westpreußen enthaltend, Marienwerder, gedruckt in der Königl. West-Preuß. Kanterschen Hofbuchdruckerei, 1789, S. 70.
  8. Theodor Striethorst (Hrsg.): Archiv für Rechtsfälle, die zur Entscheidung des Königlichen Ober-Tribunals gelangt sind. J. Guttentag, Berlin 1858, S. 230.
  9. Amtsbezirk Adlig Liebenau auf Territorial.de, abgerufen am 1. Januar 2021.
  10. Stenographische Berichte, Reichstag, Aktenstück Nr. 56. (Drittes Verzeichniß der bei dem Reichstage eingegangenen Petitionen.), S. 545, Berlin, den 29. März 1887.
  11. Ariel Ciechański: Rozwój i regres sieci kolei przemysłowych w Polsce w latach 1881–2010 (= Die Entwicklung und Regression der industriellen Schienennetze in Polen in den Jahren 1881–2010). Instytut Geografii i Przestrzennego Zagospodarowania im. Stanisława Leszczyckiego Polskiej Akademii Nauk, 2013, S. 58. Der Betrieb wurde 1977 eingestellt.
  12. Maria Wardzyńska: Był rok 1939. Operacja niemieckiej policji bezpieczeństwa w Polsce. (Es war 1939. Eine Operation der deutschen Sicherheitspolizei in Polen.) Intelligenzaktion, IPN, Warszawa 2009, S. 274 (auf Polnisch), Digitalisat des Buches.
  13. Wardzyńska, wie oben, S. 150 (auf Polnisch).
  14. Wardzyńska, wie oben, S. 56, 132 (auf Polnisch).
  15. Central Statistical Office (GUS) - TERYT (National Register of Territorial Land Apportionment Journal). 1. Juni 2008, abgerufen am 1. Januar 2021 (polnisch).