Die Focke-Wulf A 36 war ein zu Beginn der 1930er Jahre entwickeltes deutsches Frachtflugzeug, das bei Focke-Wulf in Bremen unter der Leitung von Henrich Focke entstand und als ziviles Postflugzeug zum Einsatz kommen sollte. Es blieb aufgrund unzureichender Leistungen ein Einzelstück.

Focke-Wulf A 36 Mastgans
f2
Typ Postflugzeug
Entwurfsland

Deutsches Reich Deutsches Reich

Hersteller Focke-Wulf
Erstflug vor Sommer 1931
Indienststellung
Stückzahl 1 Prototyp

Geschichte Bearbeiten

Im Jahr 1929 gab die Deutsche Luft Hansa (DLH) eine Ausschreibung für ein schnelles Postflugzeug heraus, das sie auf ihren europäischen Flugrouten zwischen den jeweiligen Hauptstädten einzusetzen gedachte. Die Vorgaben waren relativ anspruchsvoll; so sollten mit dem vorgegebenen Antrieb, einem BMW-Lizenzbau des US-amerikanischen Hornet-Sternmotors, eine Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h erreicht und 300 kg Post bei einer Geschwindigkeit von 220 bis 230 km/h über eine Entfernung von 1600 km befördert werden können.[1] Neben Focke-Wulf beteiligten sich auch die Bayerischen Flugzeugwerke (BFW) mit ihrer M28 an dem Wettbewerb. Ab Anfang 1930 wurden die ersten Berechnungen durchgeführt, und es stellte sich heraus, dass die Leistungsvorgaben recht eng gesteckt waren und den Konstrukteuren nur wenig Handlungsspielraum ließen. Focke-Wulf versuchte deshalb, bei der Luft Hansa eine gewisse Angleichung der geforderten Werte zu erreichen, weshalb diese nach langen Verhandlungen auch einen Toleranzbereich von 3 % zugestand. Im April 1930 entstanden die ersten Zeichnungen und im Juni bestätigte die Luft Hansa den Entwurf. Dieser hatte eine sehr spindelförmige Rumpfform erhalten, was einem Punkt der Forderung für eine nebeneinander sitzende zweiköpfige Besatzung geschuldet war, die eine entsprechende Breite der Kabine voraussetzte. BFW löste dieses Problem bei ihrer M28 mit zwei etwas versetzt angeordneten Sitzen, weshalb deren Entwurf auch einen schlankeren Rumpf erhalten konnte. Die Windkanaltests begannen im Sommer 1930 und Anfang 1931 war der Prototyp der A 36 vollendet. Wie das Konkurrenzmuster war er als freitragender Tiefdecker mit starrem Heckradfahrwerk gestaltet. Dank der bauchigen, kurzen Rumpfform wurde er firmenintern auch als „Mastgans“ bezeichnet. Das Datum des Erstflugs ist nicht genau bekannt, doch erfolgte er nach dem ersten Flug der M28 Mitte Januar und noch in der ersten Hälfte des Jahres 1931. Die Flugtests ergaben enttäuschende Leistungen. So betrug die erreichte Höchstgeschwindigkeit lediglich 220 km/h, die zwar nach umfangreichen Änderungen auf 236 km/h gesteigert werden konnte, aber trotz der von der Luft Hansa zugestandenen Toleranzgrenze noch immer unter dem Wert der Ausschreibung lag. Zwar erklärte sich die Auftraggeberin letztendlich zu einer Übernahme des Flugzeugs bereit, doch wurde Focke-Wulf zur Zahlung einer Konventionalstrafe verpflichtet. Über den weiteren Einsatz bei der DLH ist nichts bekannt. Das Konkurrenzmodell M28 schnitt zwar besser ab, doch blieb es ebenfalls nur ein Prototyp.

Technische Daten Bearbeiten

Kenngröße Daten
Besatzung 2
Länge 10,30 m
Spannweite 14,00 m
Höhe 4,00 m
Flügelfläche 28 m²
Flügelstreckung 7,0
Leermasse 1280 kg
Zuladung 1120 kg
Nutzlast 477 kg
Startmasse 2400 kg
Antrieb ein luftgekühlter Neunzylinder-Viertakt-Sternmotor
BMW „Hornet“ mit 525 PS (386 kW)
Höchstgeschwindigkeit 236 km/h
Reisegeschwindigkeit 220 km/h
Landegeschwindigkeit 100 km/h
Steigzeit 4,0 min auf 1000 m Höhe
Dienstgipfelhöhe 5000 m
Reichweite 1600 km

Literatur Bearbeiten

  • Manfred Griehl: Focke-Wulf. Seit 1925. In: Typenkompass. Motorbuch, Stuttgart 2009
  • Reinhold Thiel: Focke-Wulf Flugzeugbau. Hauschild, Bremen 2011, ISBN 978-3-89757-489-2.
  • Karl-Dieter Seifert: Der deutsche Luftverkehr 1926–1945 – auf dem Weg zum Weltluftverkehr. In: Die deutsche Luftfahrt. Band 28, Bernard & Graefe, Bonn 1999, ISBN 3-7637-6118-7.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ingo Rehwald: Focke-Wulf A 36. In: Fliegerrevue Nr. 3/1994, Flugverlag Berolina, Berlin, ISSN 0941-889X, S. 48.