Flags of Our Fathers

Film von Clint Eastwood (2006)

Flags of Our Fathers (englisch für ‚Flaggen unserer Väter‘) ist ein 2006 erschienener und von Clint Eastwood inszenierter, produzierter und komponierter US-amerikanischer Spielfilm, der auf dem Buch Flags of Our Fathers: Heroes of Iwo Jima von James Bradley und Ron Powers basiert. Das Drehbuch wurde von Paul Haggis verfasst, bekannt für sein Oscar-nominiertes Drehbuch von Million Dollar Baby. Flags of Our Fathers schildert neben der Schlacht um Iwojima aus der Sicht der US-Amerikaner die Entstehungsgeschichte des Bildes Raising the Flag on Iwo Jima, einer der berühmtesten Kriegsfotografien überhaupt. Das Pendant zu dem Film ist der wenige Wochen später erschienene und ebenfalls von Eastwood inszenierte Film Letters from Iwo Jima, der die Schlacht aus der Sicht der japanischen Truppen darstellt.

Film
Titel Flags of Our Fathers
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2006
Länge 132 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Clint Eastwood
Drehbuch
Produktion
Musik Clint Eastwood
Kamera Tom Stern
Schnitt Joel Cox
Besetzung und Synchronisation
Chronologie

Handlung Bearbeiten

Der Film handelt von der Schlacht um Iwojima, die 1945 im Pazifik stattfand und in nur einem Monat etwa 18.000 Japaner und etwa 7.000 Amerikaner das Leben kostete. Er erzählt die Geschichte aus Sicht von James Bradley, dessen Vater einer der sechs Soldaten war, die die amerikanische Flagge auf der japanischen Insel Iwojima im Zweiten Weltkrieg gehisst hatten. Erst nach dem Tod seines Vaters 1994 wurde sich der Sohn der Tragweite des Heldentums seines Vaters bewusst.

Der Film beginnt mit einigen Blicken auf die gealterten „Helden“ von Iwo Jima. Hier erfährt man erste Hintergründe über den damaligen Krieg. Die Bilder wechseln zu den Vorbereitungen zu diesem Einsatz im Jahr 1944. Viele der jungen Soldaten sehen das Ganze bis dahin noch als Abenteuer an. Diese Lockerheit verschwindet aber sehr schnell, als sie in das Kriegsgebiet verlegt werden und die Vulkaninsel Iwo Jima und deren schwarzen Strand stürmen. Was zunächst wie eine einfache Operation aussieht, gestaltet sich aufgrund der gut eingegrabenen japanischen Gegner schwieriger als erwartet. Nach den ersten Gefechten soll eine Gruppe von Soldaten auf dem Berg Suribachi die amerikanische Flagge hissen. Wenige Stunden nachdem dieses geschehen ist, will ein anwesender Politiker ebendiese Flagge als Souvenir haben. Ein Kommandeur der Marines bekommt das mit, empört sich zwar über dieses Ansinnen, schickt aber unter anderem den Kurier Rene Gagnon auf den Berg, um die Originalflagge zu sichern und sie gegen eine andere Flagge auszutauschen. Zur gleichen Zeit macht sich auch der Fotoreporter Joe Rosenthal auf den Weg, um ein Bild einzufangen. So kommt er gerade rechtzeitig, um das Hissen der Ersatzflagge auf ein Foto zu bannen.

In den Vereinigten Staaten bewirkt dieses Foto, das in den meisten Zeitungen abgedruckt wird, ein Umdenken der Amerikaner, denn bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Fotos waren sie des Krieges müde und der Regierung gingen die Gelder aus. So sollen die „Helden“ von Iwo Jima in die Vereinigten Staaten gebracht werden, um dort auf große Werbetour für den Krieg bzw. zum Erwerb von Kriegsanleihen bei der Bevölkerung zu werben. Hinter den Kulissen brodelt es allerdings gewaltig, denn von den ursprünglichen Soldaten sind mittlerweile die meisten tot. So wird der „Ersatzmann“ Rene Gagnon als einer der Helden gefeiert. Hinzu kommt John „Doc“ Bradley und der Indianer Ira Hayes, welcher eher widerwillig in die Vereinigten Staaten zurückreist.

Diese drei Soldaten werden nun in ihrer Heimat als Helden instrumentalisiert, doch mit Ausnahme von Gagnon sehen die Kameraden dem ganzen Treiben immer mehr mit Skepsis entgegen. So erfährt man immer wieder in verschiedenen Rückblenden, was auf Iwo Jima tatsächlich geschehen ist. Besonders Ira Hayes, den „Amerika als Held will, aber nicht als Amerikaner“ (Roger Ebert), macht die ganze Sache mehr und mehr zu schaffen, so dass er immer häufiger zum Alkohol greift und betrunken bei wichtigen Veranstaltungen auftaucht. Auch die Tatsache, dass die wahren Soldaten, die die erste Flagge gehisst haben, unerwähnt bleiben, lässt besonders bei dem Sanitäter Bradley mehr und mehr Zweifel aufkommen.

Nachdem Hayes untragbar geworden ist, wird er zurück an die Front geschickt. Bradley und Gagnon beendeten die Propaganda-Tour zu zweit. Im weiteren Verlauf des Filmes wird beschrieben, wie diese drei Kameraden ihre Zukunft erleben. Dieses geschieht vor allem durch Rückblenden, die wiederum von den Erzählungen der gealterten Männer ausgehen. So erfährt man, dass sowohl Bradley als auch Hayes Kontakt zu den Eltern der gefallenen Soldaten aufnehmen.

Entstehung und Veröffentlichung Bearbeiten

Figur Darsteller Deutscher Sprecher
John „Doc“ Bradley Ryan Phillippe Benedikt Weber
Ira Hayes Adam Beach Philipp Brammer
Rene Gagnon Jesse Bradford Jan Makino
Mike Strank Barry Pepper Crock Krumbiegel
Ralph „Iggy“ Ignatowski Jamie Bell Dirk Meyer
Hank Hansen Paul Walker Stefan Günther
Oberst Chandler Johnson Robert Patrick Gudo Hoegel
Senator David Rasche Berno von Cramm
Bud Gerber John Slattery Reinhard Glemnitz
Captain Severance Neal McDonough Claus Brockmeyer
Pauline Harnois Melanie Lynskey Veronika Neugebauer
Belle Block Judith Ivey Eva Maria Bayerwaltes
Dave Severance Harve Presnell Jochen Striebeck
Mutter Gagnon Beth Grant
Mrs. Bradley Mary Beth Peil
Bezirkspräsident Jon Polito Michael Rüth
Leutnant Schrier Jason Gray-Stanford
Harlon Block Benjamin Walker
Franklin Sousley Joseph Cross Roman Wolko
Joe Rosenthal Ned Eisenberg
Krankenschwester auf Hawaii Jayma Mays Tatjana Pokorny

Eines der wohl berühmtesten Bilder des Zweiten Weltkrieges, bei dem sechs amerikanische Soldaten eine Flagge am Berg Suribachi hissen, entstand während dieser Schlacht. Diese von Joe Rosenthal aufgenommene Fotografie mit dem Titel „Raising the Flag on Iwo Jima“ war Vorlage für das United States Marine Corps War Memorial. Clint Eastwood hat einen zweiten Film mit der gleichen Thematik unter dem Titel Letters from Iwo Jima gedreht, welcher die Geschehnisse aus japanischer Sicht beschreibt. Dieser Film startete knapp zwei Monate später in den deutschen Kinos.

Clint Eastwood selbst meinte über seinen Film:

„‚Flags‘ entlarvt das gemachte Heldentum – wie man Leute zu Helden erklärt, die selbst finden, dass sie sich nur verteidigt haben.“[3]

Autor James Bradley sagte dazu: „Ich wollte die Antwort zu dieser Frage finden: Warum hatte mein Vater nie über Iwo Jima geredet?“.

Der Film startete am 20. Oktober 2006 in den US-Kinos, am 28. Dezember 2006 in der Schweiz und am 18. Januar 2007 in Deutschland.[4] In den Vereinigten Staaten erhielt Flags of Our Fathers von der MPAA die um einiges strengere Altersfreigabe „R“.

Der Datenbank Box Office Mojo zufolge lag das Produktionsbudget der Koproduktion von DreamWorks Pictures und Warner Bros. Pictures bei 90 Millionen US-Dollar, die weltweiten Gesamteinnahmen betragen etwa 66 Millionen US-Dollar mit Stand vom 25. März 2008. [5] Die IMDb behauptet, der Film hätte nur 55 Millionen US-Dollar gekostet. [6]

Der Film erschien am 22. Juni 2007 in Deutschland auf DVD. Die Einzel-DVD enthält als einziges Extra eine Einleitung von Clint Eastwood. Zusätzlich ist ein aus drei DVDs bestehendes Box-Set zusammen mit dem Pendant Letters from Iwo Jima erhältlich, die auf einer Bonus-DVD zahlreiche Featurettes zum Film enthält.[7]

Die gleichzeitig mit der DVD veröffentlichte Blu-ray-Fassung des Films enthält neben der Einleitung der Einzel-DVD auch ein Großteil des Bonusmaterials der Bonus-DVD aus dem DVD-Box-Set.[8] Die HD DVD ist von der Ausstattung her mit der Blu-ray-Fassung identisch und erschien gleichzeitig.[9]

Rezeption Bearbeiten

Quelle Bewertung
Rotten Tomatoes (Kritiker) 76%[10]
Metacritic (Kritiker) 79/100[11]
AllMovie      [12]
CinemaScore A–[13]
Lexikon des internationalen Films      [14]
Filmstarts      [15]

Der Film erhielt ein mehrheitlich gutes Presseecho, was sich auch in den Auswertungen US-amerikanischer Aggregatoren widerspiegelt. So erfasst Rotten Tomatoes überwiegend positive Kritiken und ordnet den Film dementsprechend als „Zertifiziert Frisch“ ein.[10] Laut Metacritic fallen die Bewertungen im Mittel „Grundsätzlich Wohlwollend“ aus.[11]

„‚Flags Of Our Fathers‘ ist nicht das erhoffte Meisterwerk, dazu fehlt es an einem tragfähigen Gesamtkonzept für den ersten Film. Es bleibt zunächst der Eindruck hängen, dass Eastwood besser beide Aspekte in ein wirklich großes Epos gepackt oder gar einen Dokumentarfilm als Ansatz gewählt hätte. ‚Flags Of Our Fathers‘ krankt an den eigenen Ambitionen, zu viel zu wollen.“

Carsten Baumgardt: Filmstarts.de[15]

„Es ist das Großartige und Bewundernswerte an diesem Film, wie Eastwood es schafft, die Balance zwischen dem großen historischen Panorama und den einzelnen Schicksalen zu halten. […] So bleibt der Film selbst dort, wo seine Protagonisten im Getümmel der Schlacht oder in der Betriebsamkeit der politischen Inszenierung verlorenzugehen drohen, auf Augenhöhe.“

Peter Körte: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Januar 2007

„Wenige Filmemacher können dem Kitzel des roten Leuchtens von Raketen oder dem Schauspiel des Sterbens widerstehen; Gewalt ist schlicht zu aufregend. […] aber weil das Drehbuch […] zwischen drei unverbundenen Zeitrahmen herumspringt […] und weil die Flaggenhisser vor dem Gefechtsende aus dem Schlachtfeld genommen werden, bleibt die Gewalt ihres Krieges auf einem fiebrigen Niveau. Sie wird nicht aufgebaut, entwickelt sich nicht und wird nicht aufgelöst; sie erschreckt und bleibt schrecklich. […Eastwood] macht für uns Menschen, […] die […] kein bisschen weniger menschlich sind, nur weil sie töten.“

Manohla Dargis: The New York Times, 20. Oktober 2006[16]

„ein patriotischer Film, indem er diejenigen, die im Pazifik kämpften, ehrt, aber er ist auch patriotisch, weil er die offizielle Version der Wahrheit anzweifelt“

Richard Roeper: Sun-Times, 20. Oktober 2006[17]

„Durch die verschachtelte Erzählstruktur hebt der Film die Linearität der Kriegs- und Kampfhandlung auf, hinterfragt die historische Wahrheit hinter vermeintlich bekannten Dingen und zeichnet das Psychogramm einer Nation.“

„Nach dem furiosen Auftakt ist Flags of Our Fathers vor allem ein Film über Mythen und ihre Instrumentalisierung. Auf den ersten Blick zeichnet Eastwood in dieser Hinsicht ein recht düsteres Bild. Die Männer, die die Flagge auf Iwo Jima hissten, werden in eine rücksichtslose Propagandamaschinerie integriert, die auch vor den Gefühlen der Mütter von in der Schlacht gefallenen Kämpfern nicht zurückschreckt. Erst die Schlussszene bricht diese kritische Position.“

Lukas Foerster: critic.de[19]

Clint Eastwood wurde für diesen Film für den Golden Globe 2007 als bester Regisseur nominiert. Bei der Oscarverleihung 2007 war der Film in den Kategorien Bester Ton und Bester Tonschnitt nominiert. Der Film erhielt 2007 den Preis der Japanese Academy als bester ausländischer Film.

Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden gab dem Film das Prädikat „besonders wertvoll“.[20]

Literatur Bearbeiten

  • James Bradley, Ron Powers, Franka Reinhart, Helmut Dierlamm: Die Flaggen unserer Väter. Heyne Verlag, 2007, ISBN 978-3-453-50020-4.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Freigabebescheinigung für Flags of Our Fathers. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Oktober 2006 (PDF; Prüf­nummer: 107 839 K).
  2. Alterskennzeichnung für Flags of Our Fathers. Jugendmedien­kommission.
  3. Susan Vahabzadeh und Fritz Göttler: Interview mit Clint Eastwood – Im Herz der Inselhölle. In: Süddeutsche Zeitung. 17. Februar 2007, abgerufen am 24. März 2008.
  4. Flags of Our Fathers (2006) – Premierendaten
  5. Flags of Our Fathers. In: Box Office Mojo. Abgerufen am 25. März 2008 (englisch).
  6. Dies und das für Flags of Our Fathers (2006). Internet Movie Database, abgerufen am 25. März 2008.
  7. Cinefacts.de: Flags of Our Fathers – Film auf DVD
  8. Cinefacts.de: Flags of Our Fathers – Blu-Ray
  9. Cinefacts.de: Flags of Our Fathers – HD-DVD
  10. a b Flags of Our Fathers. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 14. Februar 2024 (englisch, 240 erfasste Kritiken).
  11. a b Flags of Our Fathers. In: Metacritic. Abgerufen am 13. Oktober 2023 (englisch, 39 erfasste Kritiken).
  12. Flags of Our Fathers bei AllMovie, abgerufen am 13. Februar 2024 (englisch)
  13. Datenbankabfrage bei cinemascore.com
  14. a b Flags of Our Fathers. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 24. September 2017.
  15. a b Carsten Baumgardt: Kritik der FILMSTARTS-Redaktion. In: Filmstarts. Abgerufen am 13. Februar 2024.
  16. Manohla Dargis: A Ghastly Conflagration, a Tormented Aftermath. In: The New York Times. 20. Oktober 2006, abgerufen am 24. März 2008 (englisch): „Few filmmakers can resist the thrill of the rocket’s red glare and the spectacle of death; the violence is simply too exciting. […] but because the screenplay […] oscillates among three separate time frames […] and because the flag raisers were pulled off the field before fighting ended, the violence of their war remains at a frenzied pitch. It doesn’t build, evolve, recede; it terrifies and keeps terrifying. […Eastwood] gives us men […] who are […] no less human because they kill.“
  17. Richard Roeper: Grand old 'Flags'. In: Sun-Times. 20. Oktober 2006, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Februar 2009; abgerufen am 25. März 2008 (englisch): „a patriotic film in that it honors those who fought in the Pacific, but it is also patriotic because it questions the official version of the truth.“
  18. Zeitschrift film-dienst und Katholische Filmkommission für Deutschland (Hrsg.), Horst Peter Koll und Hans Messias (Red.): Lexikon des Internationalen Films – Filmjahr 2007. Schüren Verlag, Marburg 2008, ISBN 978-3-89472-624-9.
  19. critic.de: Filmkritik
  20. Flags of Our Fathers auf fbw-filmbewertung.com