Fiat CR.42

italienisches Militärflugzeug des Zweiten Weltkriegs

Die Fiat CR.42 Falco (Falke) war ein italienisches Doppeldecker-Jagdflugzeug der späten 1930er-Jahre, das im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam. Die CR.42 fand neben ihrem Einsatz bei der italienischen Luftwaffe auch Verwendung bei den Luftstreitkräften einiger weiterer europäischer Länder sowie ab 1943 auch der Italienischen Sozialrepublik und wurde bis 1944 produziert.

Fiat CR.42
Fiat CR.42 der Regia Aeronautica im Royal Air Force Museum in Hendon bei LondonFiat CR.42 der Regia Aeronautica im Royal Air Force Museum in Hendon bei London
Typ Jagdflugzeug
Entwurfsland

Italien 1861 Königreich Italien

Hersteller Fiat
Erstflug 23. Mai 1938
Indienststellung Mai 1939
Stückzahl 1784
Eine schwedische Fiat CR.42, dort als J11 bezeichnet

Geschichte Bearbeiten

Die Fiat CR.42 war die nochmals verbesserte und leistungsgesteigerte Nachfolgerin der bereits im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzten CR.32, ebenfalls ein Jagdeinsitzer in herkömmlicher leinenbespannter Doppeldecker-Auslegung; sie wies jedoch im Gegensatz zu dieser einen luftgekühlten Doppelsternmotor auf. Entwickelt wurde sie wie schon ihre Vorgängertypen von Ingenieur Celestino Rosatelli, woraus sich die Modellbezeichnung CR ergab.

Das Doppeldecker-Jagdflugzeug war bereits bei seiner Einführung veraltet. Es entstand zu einer Zeit, als es im Deutschen Reich, in Großbritannien, Frankreich oder in den USA bereits moderne Jäger als Eindecker mit einziehbarem Fahrwerk gab, wie etwa die Messerschmitt Bf 109, Hawker Hurricane oder die Morane-Saulnier M.S.406-Jäger. Selbst in Italien gab es modernere Entwicklungen, wie die Fiat G.50 Freccia, Macchi MC.200 Saetta oder die Reggiane Re.2000 Falco. Der Grund hierfür war, dass es in der Regia Aeronautica (italienische Luftwaffe bis 1943) viele Verfechter der Idee des akrobatischen Luftkampfes gab, wie sie bislang mit der CR.32 perfekt ausgeübt werden konnte. Man war davon überzeugt, dass die Entschlossenheit des Piloten und die Wendigkeit allein genügten, um in Luftkämpfen zu siegen. Diese Luftkampftaktik vertraten auch die japanischen Militärs zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Darüber hinaus war für diese Entwicklung der große Erfolg des agilen Jagd-Doppeldeckers CR.32 im Spanischen Bürgerkrieg förderlich, sodass die Regia Aeronautica zum Zeitpunkt des Erstfluges der CR.42 sich noch nicht eindeutig für den Eindecker entschieden hatte. Diese erkannte ihre Fehleinschätzung indes erst 1939 und damit sehr spät, was dazu führte, dass die Falco zu Kriegsbeginn mit die Hauptlast bei den Luftkämpfen tragen musste.

Der Erstflug der CR.42 fand am 23. Mai 1938 statt. Die Maschine unterschied sich von ihrer Vorgängerin CR.32 durch einen moderneren Rumpf und einen luftgekühlten Doppelsternmotor vom Typ Fiat A.74 RC.38 mit einer Leistung von 840 PS. Zwar gehörte die „Falco“ zu den besten je gebauten Jagdflugzeugen ihrer Art; sie war jedoch zur Zeit des Kriegseintritts des faschistischen Italiens im Juni 1940 veraltet. Trotzdem war sie sehr beliebt bei den italienischen Verbänden, so dass einige Einheiten sogar ihre moderneren Macchi MC.200-Jäger gegen die CR.42 austauschten.

Auch ausländische Streitkräfte fanden schnell Interesse an dem wendigen Fiat-Jäger, immerhin zählte die italienische Luftwaffe in den 1930er-Jahren zu den Spitzenreitern der Luftkriegsführung, die auch zahlreiche Rekorde für sich verbuchen konnte. So kauften die belgischen Luftstreitkräfte 42 „Falcos“, Ungarn 68 Flugzeuge und Schweden (als J11) 72 CR.42.

Einsatz Bearbeiten

 
Farbrisse der CR.42
 
Fiat CR.42, 82a Squadriglia 13° Gruppo 2° Stormo. C. T., Flughafen Gambut, September 1940

Als das faschistische Italien im Juni 1940 auf deutscher Seite in den Zweiten Weltkrieg eintrat, konnten die „Falcos“ sich noch relativ gut gegen andere Jagdflugzeuge der Feindländer behaupten. In der Hand eines erfahrenen Piloten konnten sie trotz der geringeren Geschwindigkeit mit ihrer überlegenen Wendigkeit auch der Hawker Hurricane gefährlich werden. Gerade auf dem afrikanischen Kriegsschauplatz, beispielsweise in Italienisch-Ostafrika, konnten die Flieger der Regia Aeronautica große Erfolge für sich verbuchen. So kam es, dass dort die CR.42 in den Luftkämpfen gegen die Gloster-Gladiator-Doppeldecker eindeutig den Luftraum dominierte. Im weiteren Verlauf des Krieges in Europa, wo die moderneren Eindecker längst das Geschehen bestimmten, kristallisierten sich jedoch schnell die Nachteile des Fiat-Jägers heraus. Gerade die mangelnde Geschwindigkeit wurde oft zum Problem, so zum Beispiel bei der Luftschlacht um England.

Die ungarische Luftwaffe setzte die Fiat CR.42 anfangs erfolgreich im Feldzug gegen die Sowjetunion ein.

Ab 1942 wurde die „Falco“ mehr und mehr von der Jäger-Rolle entbunden, da sie in dieser Rolle längst ins Hintertreffen geraten war. Sie wurde zunehmend bei Flugschulen, als Jagdbomber oder als Schlachtflugzeug eingesetzt. Auch die deutsche Luftwaffe verwendete dieses Muster in Flugzeugführerschulen (FFS) und als Nachtschlachtflugzeug noch bis zum Frühjahr 1945.

Versionen Bearbeiten

  • CR.42 „Falco“ mit einem 7,7-mm-MG und einem 12,7-mm-MG für Belgien, Ungarn und Italien
  • CR.42AS mit Bombenschlössern, als Schlachtflugzeug und Jagdbomber
  • CR.42bis mit zwei 12,7-mm-Maschinengewehren für Schweden (dort als J11 bezeichnet)
  • CR.42CN für Nachteinsätze mit Scheinwerfern
  • CR.42B (auch CR.42DB) mit einem V-12-Motor Daimler-Benz DB 601 ausgerüstetes Versuchsmuster, schnellster Doppeldecker der Welt (515 km/h)
  • I.CR.42 (auch ICR.42 oder CR.42 Idro) Wasserflugzeug-Version mit zwei Schwimmern

Einsatzländer Bearbeiten

Belgien  Belgien
Deutsches Reich NS  Deutsches Reich
Königreich Irak 1924  Königreich Irak
Italien 1861  Königreich Italien
Italien Sozialrepublik  Italienische Sozialrepublik
Schweden  Schweden
Ungarn 1918  Ungarn

Technische Daten Bearbeiten

 
Fiat C.R.42, Dreiseitenriss
Fiat CR.42
Kenngröße Daten
Besatzung 1
Länge 8,26 m
Spannweite 9,70 m
Höhe 3,57 m
Flügelfläche 22,4 m²
Leermasse 1708 kg
max. Startmasse 2295 kg
Antrieb ein Sternmotor Fiat-A-74-RC-38 (830–840 PS)
Höchstgeschwindigkeit 450 km/h
Dienstgipfelhöhe 10.200 m
Steigzeit auf 6000 m 5,26 min
Reichweite 780 km
Bewaffnung 2 × 12,7-mm-MGs von SAFAT mit 400 Schuss

spätere Varianten + 2 × 12,7-mm-MGs
200 kg Bomben unter den Tragflächen (2 × 100 kg)

Erhaltene Flugzeuge Bearbeiten

Ein Flugzeug ist im Italienischen Luftfahrtmuseum Vigna di Valle ausgestellt.[1]

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Susan Harris (Redaktion): Enzyklopädie der Flugzeuge. Weltbild, Augsburg 1994, ISBN 3-89350-055-3.
  • Carlo Lucchini, Enrico Leproni: Die Italienische und Deutsche Luftwaffe über dem Mittelmeer 1940–43. Band 1. Flugzeug-Publ.-GmbH, Illertissen 1998, ISBN 3-927132-37-3.
  • Hans Werner Neulen: Am Himmel Europas. Universitas, München 1998, ISBN 3-8004-1366-3.
  • Michael Sharpe: Doppeldecker, Dreifachdecker & Wasserflugzeuge. Gondrom Verlag, Bindlach 2001, ISBN 3-8112-1872-7.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Fiat CR 42 Falco – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Aeronautica Militare: Italian Air Force Museum FIAT CR.42 FALCO. Ministero della Difesa, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. Mai 2023 (italienisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.aeronautica.difesa.it (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)