Erosion (Bildverarbeitung)

morphologische Basis-Operation in der digitalen Bildverarbeitung

Erosion (von lat.: erodere = abnagen) ist eine Basisoperation der morphologischen Bildverarbeitung.

Binärbildverarbeitung

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Erosion eines Bildes mit einem Kreis als strukturierendem Element.

Die Grundoperation Erosion wird mit Hilfe einer Strukturmaske realisiert. Die Strukturmaske ist eine kleine Teilmenge des Gesamtbildes, die zum Prüfen des zu untersuchenden Bildes benutzt wird. Für jede Maske wird ein Bezugspunkt definiert, welcher das Platzieren der Maske an einer bestimmten Pixelposition erlaubt. Die eigentliche Operation besteht aus der pixelweisen Verschiebung der Strukturmaske über das Gesamtbild.

Es wird geprüft:

Passt das strukturierende Element vollständig in die Menge?

Kann die Frage mit ja beantwortet werden, so gehört das Pixel des Bildes an der Stelle, an der sich der Bezugspunkt der Strukturmaske befindet, zur erodierten Menge.

Die morphologische Erosion mit   als Bild und   als strukturierendem Element wird wie folgt notiert:  

Ein Binärbild   wird definiert als Teilmenge des euklidischen Raums   oder des ganzzahligen Rasters  . Im Folgenden steht   für einen euklidischen Raum oder ein ganzzahliges Raster. Das strukturierende Element   wird als Teilmenge von   betrachtet.

Die Erosion hat folgende Eigenschaften:

  •  ; d. h. die Ordnungsstruktur des Verbandes bleibt durch die Operation erhalten.
  •  , wobei der Operator   die Dilatation bezeichnet.
  • Sie ist distributiv für Schnittmengen.

Ein Binärbild   wird definiert als Teilmenge des euklidischen Raums   oder des ganzzahligen Rasters  . Die Grundidee der binären Morphologie besteht darin, ein Bild mit einer einfachen, vordefinierten Form zu untersuchen, um Rückschlüsse darauf zu ziehen, wie diese Form zu den Formen im Bild passt oder nicht. Diese einfache Form wird als strukturierendes Element bezeichnet und ist selbst ein binäres Bild, d. h. eine Teilmenge des Raums oder Rasters. Die Erosion des Binärbildes   mit dem strukturierenden Element   ist definiert durch:  , wobei   die Translation von   durch den Vektor   ist, d. h. es ist  für alle  . Wenn das strukturierende Element   einen Mittelpunkt hat, z. B eine Scheibe oder ein Quadrat, und dieser Mittelpunkt im Koordinatenursprung von   liegt, dann kann die Erosion von   durch   als der Ort der Punkte verstanden werden, die vom Mittelpunkt von   erreicht werden, wenn   sich innerhalb von   bewegt. Die Erosion kann auch definiert werden als  , wobei   die Translation von   mit   bezeichnet.

Beispiel

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Sei   die folgende 13x13-Matrix und   die folgende 3x3-Matrix:

    1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
    1 1 1 1 1 1 0 1 1 1 1 1 1
    1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
    1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
    1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
    1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1               1 1 1
    1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1               1 1 1
    1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1               1 1 1
    1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
    1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
    1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
    1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
    1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

Unter der Annahme, dass der Koordinatenursprung   in seiner Mitte liegt, überlagern Sie für jedes Pixel in   den Koordinatenursprung von  , wenn   vollständig in   enthalten ist, wird das Pixel beibehalten, andernfalls gelöscht. Daher ist die Erosion von   durch   durch folgende 13x13-Matrix gegeben:

    0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
    0 1 1 1 1 0 0 0 1 1 1 1 0
    0 1 1 1 1 0 0 0 1 1 1 1 0
    0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0
    0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0
    0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0
    0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0
    0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0
    0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0
    0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0
    0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0
    0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0
    0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Dies bedeutet, dass nur dann, wenn   vollständig in   enthalten ist, die Pixelwerte beibehalten werden, andernfalls wird es gelöscht oder erodiert.

Grauwertbildverarbeitung

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Auf einem Grauwertbild funktioniert die Erosion mit einem strukturierenden Element ähnlich einem Minimum-Filter. Dunkle Strukturen werden vergrößert, hellere verkleinert.

  wobei   den Definitionsbereich der Maske darstellt.

Verallgemeinerung

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Im Rahmen der Theorie der mathematischen Morphologie werden Bilder als Elemente eines Verbandes aufgefasst. So lässt sich auch die Erosion allgemein darstellen.
Ein Operator   auf einem (vollständigen) Verband   heißt Erosion, wenn er bezüglich des Infimums invariant ist.
 
Anschaulich bedeutet das, dass man ein Bild in einzelne Strukturen zerlegen, diese jeweils erodieren und anschließend die Ergebnisbilder überlagern kann. Der Filter wirkt also auf jede Struktur unabhängig vom Kontext.

Der zur Erosion duale Operator ist die Dilatation.

Siehe auch

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