Enderndorf am See

Gemeindeteil von Spalt
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Enderndorf am See (fränkisch: Ändandoaf[2]) ist ein Gemeindeteil der Stadt Spalt im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[3]

Enderndorf am See
Stadt Spalt
Koordinaten: 49° 9′ N, 10° 55′ OKoordinaten: 49° 8′ 50″ N, 10° 55′ 0″ O
Höhe: 415–450 m ü. NHN
Einwohner: 205 (1. Aug. 2015)[1]
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 91174
Vorwahl: 09175
Ortsmitte Richtung Norden
Ortsmitte Richtung Norden

Geografie Bearbeiten

Das Dorf liegt im Fränkischen Seenland, direkt am Igelsbachsee und Großen Brombachsee, ca. 3 km südlich von Spalt. Bei Enderndorf beginnt der Staudamm des Igelsbachsees. Der Ort liegt im Spalter Hügelland.[4]

Geschichte Bearbeiten

Das Brombach- und Igelsbachtal weist schon Siedlungsspuren aus der Zeit um 2000 v. Chr. auf. Wahrscheinlich verlief durch das Tal eine vorrömische Ost-West-Straße. In der karolingischen Zeit gehörte Enderndorf zum Gau Sualafeld.

Der Ort wurde 1347 als „Enterndorf“ erstmals urkundlich erwähnt, als der damalige Grundherr seine Lehen zu Enderndorf an Wirich von Treuchtlingen verkaufte. Der Ortsname dürfte sich aus der geographischen Lage ableiten lassen. Das Wort „ender“, mittelhochdeutsch „enet“, bedeutet drüben, jenseits. Demnach ist Enderndorf das Dorf jenseits des Bergrückens von Spalt.[5] Von 1676 bis 1903 gehörte die Ortsherrschaft der Nürnberger Patrizierfamilie Harsdorf von Enderndorf.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Enderndorf 36 Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Gunzenhausen aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte Harsdorf von Enderndorf. Grundherren waren Harsdorf von Enderndorf (1 Schlösslein, 1 Hof, 3 Halbhöfe, 1 Viertelhof, 1 Wirtshaus, 1 Mühle, 6 Güter, 13 Gütlein, 3 Häuser, 3 Gemeindehirtenhäuser, 1 Gemeindeschmiede) und das Kollegiatstift Spalt (1 Gut, 1 Gütlein).[6] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Gunzenhausen.[7] Zu dieser Zeit gab es 23 Untertansfamilien.[8][9]

1806 kam Enderndorf an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Enderndorf dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Absberg zugewiesen. 1811 entstand die Ruralgemeinde Enderndorf, zu der Heiligenblut, Ottmannsberg und Sägmühle gehörten. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) kamen von der Ruralgemeinde Absberg Birkenhof, Griesmühle, Keilberg, Müssighof und Stockheim hinzu,[10] Müssighof wurde 1824 wieder nach Absberg umgemeindet. Die Gemeinde Enderndorf war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Gunzenhausen zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Gunzenhausen (1919 in Finanzamt Gunzenhausen umbenannt). Ab 1862 gehörte Enderndorf zum Bezirksamt Gunzenhausen (1939 in Landkreis Gunzenhausen umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Gunzenhausen (1879 in Amtsgericht Gunzenhausen umbenannt).[11] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 9,079 km².[12]

Am 1. Juli 1972 wurde die Gemeinde Enderndorf im Zuge der Gebietsreform in Bayern aufgelöst: die Gemarkung Birkenhof wurde dem Markt Absberg eingegliedert, die übrigen Gemeindeteile kamen zur Stadt Spalt.[13] Zugleich erfolgte der Wechsel zum neu gebildeten Landkreis Roth, dem Amtsgericht Schwabach und dem Finanzamt Schwabach.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Gemeinde Enderndorf

Jahr 1818 1840 1852 1855 1861 1867 1871 1875 1880 1885 1890 1895 1900 1905 1910 1919 1925 1933 1939 1946 1950 1952 1961 1970
Einwohner 439 439 441 423 450 449 427 425 442 442 444 424 404 385 385 395 398 380 361 543 498 446 342 329
Häuser[14] 78 68 79 81 80 74 74 73 66
Quelle [15] [16] [17] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [17] [25] [17] [26] [17] [27] [17] [17] [17] [28] [17] [12] [29]

Ort Enderndorf

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002015
Einwohner 196 223 215* 208 202 215 194 248 171 163 177 205
Häuser[14] 40 39 41 36 39 37 34 45
Quelle [15] [16] [18] [20] [23] [25] [27] [28] [12] [29] [30] [1]
* 
inklusive Sägmühle

Religion Bearbeiten

Seit der Reformation ist der Ort gemischt konfessionell. Die Katholiken sind der Kirchengemeinde St. Ägidius (Hagsbronn) zugehörig, einer Filiale von St. Emmeram (Spalt),[6][31] die Protestanten sind in die Christuskirche (Absberg) gepfarrt.[12]

Wirtschaft Bearbeiten

Im Mittelalter war Enderndorf ein Weinbauerndorf. Ab Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgte der Übergang zu Hopfenanbau, da sich die Konsumgewohnheiten zum Bier verlagert hatten. Um 1900 wurde auf 10 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche Hopfen angebaut, 1956 waren es 5 %, heute gibt es dort keinen Hopfen mehr. Durch den Brombachsee wurde das ursprünglich landwirtschaftlich geprägte Dorf zum Ferienort gewandelt.

Verkehr Bearbeiten

Enderndorf liegt an der von Spalt kommenden Kreisstraße RH 13. Vor dem Bau des Brombachsees führte sie weiter nach Ramsberg, heute endet sie am Seeufer. Vom Seehafen aus fährt der Trimaran MS Brombachsee verschiedene Ziele an.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Enderndorf am See – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten Bearbeiten

  1. a b Die Einwohnerzahlen der Stadt Spalt und deren Ortsteile. Stand 1. August 2015. Abgerufen am 3. Mai 2017.
  2. R. Schuh: Gunzenhausen, S. 74. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: ęndɒndǫrf.
  3. Gemeinde Spalt, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 18. Juli 2023.
  4. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 18. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. R. Schuh: Gunzenhausen, S. 74.
  6. a b H. H. Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg, S. 117.
  7. H. H. Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg, S. 232.
  8. Johann Bernhard Fischer: Enderndorf am See. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 215 (Digitalisat).
  9. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 2, Sp. 17.
  10. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 39 (Digitalisat).
  11. H. H. Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg, S. 230 und 232.
  12. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 784 (Digitalisat).
  13. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 568.
  14. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  15. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 22 (Digitalisat). Für die Gemeinde Enderndorf zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Birkenhof (S. 10), Griesmühle (S. 32), Heiligenblut (S. 49), Keilberg (S. 47), Müssighof (S. 61), Ottmannsberg (S. 70), Sägmühle (S. 79) und Stockheim (S. 89).
  16. a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 129 (Digitalisat). Im Historischen Gemeindeverzeichnis werden abweichend 444 Einwohner als Gesamtzahl angegeben.
  17. a b c d e f g h i Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 173, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  18. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1034, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  19. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 163 (Digitalisat).
  20. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1199, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 64 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 183 (Digitalisat).
  23. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1129 (Digitalisat).
  24. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 184 (Digitalisat).
  25. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1198 (Digitalisat).
  26. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 184 (Digitalisat).
  27. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1235 (Digitalisat).
  28. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1067 (Digitalisat).
  29. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 180 (Digitalisat).
  30. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 349 (Digitalisat).
  31. Pfarrverband Großweingarten-Abenberg-Spalt-Theilenberg. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 31. Mai 2023.