Sägmühle (Enderndorf)
Sägmühle (fränkisch: Seechmül[1]) ist ein abgegangener Gemeindeteil der ehemaligen Gemeinde Enderndorf im mittelfränkischen Landkreis Roth. Sägmühle lag in der Gemarkung Enderndorf am See.[2]
Lage
BearbeitenDie dem Gemeindeteil den Namen gebende Sägmühle lag südöstlich von Absberg am Igelsbach im Bereich des heutigen Großen Brombachsees. Ihr benachbart war die ebenfalls durch den Bau des Stausees abgegangene und auch zu Enderndorf gehörende Griesmühle.[3] Nördlich der Sägmühle führte die Kreisstraße von Gunzenhausen nach Spalt vorbei; von dieser zweigte eine Straße zur Mühle ab, die weiter nach Süden zur ebenfalls abgegangenen Öfeleinsmühle führte.[4]
Geschichte
BearbeitenDie „Segmul“ ist erstmals in dem Ende des 15. Jahrhunderts erstellten und in der Mitte des 16. Jahrhunderts kopierten „Des Götz von Berlichingen Register der Hälte und Furten um Nürnberg“ erwähnt. In einem Beleg von 1608 heißt es, dass „die Seg Mühl vnter […] Enterndorff ligent“ dem Jacob von Dill zu Enderndorf gült- und vogtbar ist und die Fraisch dem markgräflich-ansbachischen Amt Gunzenhausen obliegt. Für 1732 erfährt man, dass die „Seegmühl“ der Nürnberger Patrizierfamilie Harsdörffer gehört, ins evangelische Thannhausen gepfarrt ist und die Vogtei und die hohe Fraisch beim markgräflichen Oberamt Gunzenhausen liegen; der große Zehnt war teils nach Absberg, teils in die Pfarrei Thannhausen zu leisten, wohin auch der kleine Zehent zu reichen war. 1792 wurde die Mühle mit dem Markgrafentum Ansbach preußisch.[5] Das Patrimonialgericht der Freiherrn von Harsdorff wurde 1798 von Preußen als dem Obereigentümer sequestriert und lebte nicht wieder auf.[6]
Am Ende des Heiligen Römischen Reichs ging die Sägmühle mit dem ehemaligen Fürstentum Ansbach infolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1806 an das Königreich Bayern über, wo sie ab 1808 zum Steuerdistrikt Absberg und ab 1811 zur Ruralgemeinde Enderndorf gehörte.[7][6]
1956 brannte das Anwesen ab und wurde wieder aufgebaut. In der Folgezeit wurde das Sägewerk bis zum Aufkauf und Abriss durch den Bayerischen Staat zum Bau des Großen Brombachsees in den 1980er Jahren betrieben.[8]
Per Verordnung vom 8. September 2000 wurde das 32,5 Hektar große Naturschutzgebiet Sägmühle errichtet (Ufer- und Seebereich südwestlich des Standortes der ehemaligen Mühle).[9]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenJahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 12 | 5 | * | 11 | 7 | 6 | 8 | 17 | 8 | 5 | 6 |
Häuser[10] | 2 | 1 | 1 | 1 | 1 | 3 | 1 | 1 | |||
Quelle | [11] | [12] | [13] | [14] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [20] | [21] |
Religion
BearbeitenDer Ort war seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und war ursprünglich nach St. Bartholomäus (Thannhausen) gepfarrt,[22] ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Pfarrei Absberg zuständig.[12]
Literatur
Bearbeiten- Ein Tag auf dem Mühlenweg. Versunkene Mühlen rund um Absberg. [Flyer der] VGN-Freizeit 2/2009
- Hanns Hubert Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. Reihe I, Heft 8. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1960, DNB 452071089 (Digitalisat).
- Robert Schuh: Gunzenhausen (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 5). Michael Laßleben, Kallmünz 1979, ISBN 3-7696-9922-X, S. 240–241.
Weblinks
Bearbeiten- Sägmühle in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 31. Mai 2023.
- Sägmühle in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 31. Mai 2023.
- Sägmühle im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 31. Mai 2023.
- Geschichte der Sägmühle auf Fränkisches-Seenland.de
- Die durch den Brombachsee verloren gegangenen Mühlen
Fußnoten
Bearbeiten- ↑ R. Schuh: Gunzenhausen, S. 240. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „sēχmül“.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 10. Oktober 2024.
- ↑ Lagebeschreibung nach einer Skizze des Mühlenweg-Flyers
- ↑ Kreiskarte Gunzenhausen. Städte-Verlag, Stuttgart-Bad Cannstatt o. J.
- ↑ Dieser Abschnitt nach R. Schuh: Gunzenhausen, S. 240.
- ↑ a b Hanns Hubert Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. Reihe I, Heft 8. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1960, DNB 452071089, S. 232 (Digitalisat).
- ↑ Hanns Hubert Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. Reihe I, Heft 8. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1960, DNB 452071089, S. 230 (Digitalisat).
- ↑ Website des Fränkischen Seenlandes
- ↑ Umweltobjektkatalog Bayern
- ↑ Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahr 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 79 (Digitalisat).
- ↑ a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 129 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1034, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1199, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1129 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1198 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1235 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1067 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 784 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 180 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 349 (Digitalisat).
- ↑ Hanns Hubert Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. Reihe I, Heft 8. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1960, DNB 452071089, S. 156 (Digitalisat).
Koordinaten: 49° 8′ 29,4″ N, 10° 54′ 47,6″ O