SC Union Oberschöneweide
Voller Name Sport-Club Union Oberschöneweide e. V.
Ort
Gegründet 17. Juni 1906
Aufgelöst 1972
Vereinsfarben Blau-Weiß
Stadion Stadion An der Alten Försterei
Höchste Liga Gauliga Berlin-Brandenburg
Erfolge Deutscher Vizemeister 1923

Der SC Union Oberschöneweide (offiziell Sport-Club Union Oberschöneweide e. V.) war ein Sportverein aus dem Berliner Ortsteil Köpenick im Bezirk Treptow-Köpenick. Er wurde am 17. Juni 1906 als FC Olympia Oberschöneweide gegründet und 1972 aufgelöst. Aus dem Verein gingen der 1. FC Union Berlin, der SC Union 06 Berlin sowie der BBC Südost hervor.

Geschichte

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1906–1920: Gründungsjahre und Umzug in die Wuhlheide

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Die Gründung des FC Olympia Oberschöneweide erfolgte am 17. Juni 1906 durch einen Zusammenschluss dreier kleinerer, ortsansässiger Vereine (Frisch Auf, Preußen und Vorwärts) im damaligen Berliner Vorort Oberschöneweide. Da die Mannschaft zunächst fast nur aus Schülern bestand, schloss sie sich knapp einen Monat später als Jugendmannschaft dem BTuFC Helgoland 1897 an. Aufgrund des sportlichen Misserfolgs von Helgoland 97 entschieden sich die Oberschöneweider aber ein halbes Jahr später erneut zu einem Wechsel und banden sich an den Deutschen Meister von 1905 – den BTuFC Union 1892. Dort spielte das Team zwei Jahre lang als vierte Mannschaft und konnte in der Saison 1907/1908 mit dem Gewinn der Meisterschaft in der untersten Klasse des Verbands Berliner Ballspielvereine (VBB; der damals führende Fußballverband in Berlin und Brandenburg) erste Erfolge erzielen. Im Februar 1909 löste sich die Mannschaft vom BTuFC, um auf eigenen Beinen stehen zu können. Aus freundschaftlicher Verbundenheit und aus Dank übernahmen die Spieler sowohl den Namen, der Verein hieß fortan Union Oberschöneweide (später folgte noch ein SC als Präfix), als auch die Vereinsfarben Blau-Weiß von Union 92.

In der Saison 1909/1910 traten die Oberschöneweider erstmals als eigenständiger Verein im VBB an und spielten ab 1914 – nach drei Aufstiegen in fünf Jahren – in der höchsten Klasse Berlin und Brandenburg, obwohl sich zu dieser Zeit der VBB mit anderen regionalen Verbänden zusammenschloss und so mehr Konkurrenz entstand. In der neuen Verbandsliga des Verbandes Brandenburgischer Ballspielvereine wurde Union 1917 Vizemeister. Jedoch waren diese sportlichen Erfolge durch die politischen Ereignisse rund um den Ersten Weltkrieg überschattet, welche auch im Fußball ihre Spuren hinterließen und einen regelmäßigen Spielbetrieb nur eingeschränkt möglich machten. Rund 60 Prozent der damaligen Vereinsmitglieder wurden zum Militärdienst einberufen, und nur jeder Fünfte kehrte aus dem Krieg zurück.

Fast zehn Jahre spielten und trainierten die Unioner auf einem Sportplatz in der Oberschöneweider Wattstraße, bis sie 1920 in die Sportanlage Sadowa – das heutige Stadion An der Alten Försterei – in der Wuhlheide umzogen. Zur offiziellen Eröffnungsfeier am 7. August 1920 kam der amtierende Deutsche Meister 1. FC Nürnberg.

1920–1933: Zwischen Vize-Meisterschaft und Mittelmaß

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Im Jahr 1920 wurde Union zum ersten Mal Berliner Meister und durfte an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft teilnehmen. Dort unterlag man im Viertelfinale den Vereinigten Breslauer Sportfreunden mit 2:3. Drei Jahre später wurde der Verein erneut Berliner Meister und erreichte nach Siegen über Arminia Bielefeld und die SpVgg Fürth (in den 1920ern eine der stärksten Mannschaften des Deutschen Reichs) das Endspiel um die Meisterschaft 1923. Dieses ging im Berliner Grunewaldstadion vor 64.000 Zuschauern (was die Rekordzuschauerzahl für dieses Stadion bedeutete) mit 0:3 gegen den Hamburger SV verloren.

Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1923:
10. Juni 1923, SC Union Oberschöneweide – Hamburger SV 0:3 (0:1), Berlin, Grunewaldstadion, 64.000 Zuschauer
Torschützen: 0:1 Harder (34.), 0:2 Breuel (70.), 0:3 Schneider (90.)
Union: Fritz Müller, Ernst Standtke, Franz Klautsch, August Hamann, Otto Splittgerber, Otto Martwig, Albert Dietz, Horst Franke II, Hermann Lux, Max Franke, Willi Jachmann
Hamburg: Hans Martens – Albert Beier, Marcel Speyer – Otto Carlsson, Asbjørn Halvorsen, Hans Krohn – Walter Kolzen, Ludwig Breuel, Otto Harder, Karl Schneider, Hans Rave

Danach konnte „Union-Ob.“ – wie der Verein von seinen Anhängern genannt wurde – zwar noch 1925 die Vizemeisterschaft in Berlin und die Teilnahme am Endspiel um den Berliner Pokal 1926 als weitere Erfolge erreichen, hielt sich aufgrund der Konkurrenz durch finanziell besser aufgestellte Vereine wie Hertha BSC oder Tennis Borussia Berlin nicht in der Spitzengruppe. Wichtige Spieler wie z. B. Otto Martwig oder Karl Schulz verließen den Verein, und Union rutschte ins Mittelfeld der Tabelle. Aus dieser Zeit resultiert der noch heute bei den Anhänger des 1. FC Union Berlin bekannte Anfeuerungsruf „Eisern Union“. Erstmals soll diese Anfeuerung in einem Spiel gegen Hertha BSC erklungen sein, als ein Unentschieden gegen den überlegenen Gegner noch zu Gunsten der Hertha zu kippen drohte. Der Ursprung dieses Ausrufs geht auch auf die Bezeichnung „Schlosserjungs“ zurück, denn so wurden die Spieler aufgrund ihrer blauen Spielkleidung und ihrer überwiegenden Herkunft aus der Arbeiterklasse genannt.

1933–1945: Abstieg und Zweiter Weltkrieg

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Mit der Übertragung der Regierungsgewalt in Deutschland auf die NSDAP und die anschließende Umwandlung der Demokratie in eine Diktatur im Jahr 1933 wurde der Liga- und Spielbetrieb im deutschen Fußball stark verändert. Unter anderem wurden aus den über 30 regional höchsten Ligen mit rund 600 Vereinen 16 Gauligen mit einer Stärke von 160 Mannschaften, sodass in den jeweiligen Gauligen eine Leistungskonzentration stattfand. In der neu entstandenen Gauliga Berlin-Brandenburg fand Unions allmählicher sportlicher Niedergang seine Fortsetzung, und in der Saison 1934/1935 stiegen die „Schlosserjungs“ ab. In der Folgesaison gelang der Wiederaufstieg, und bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges blieb Union Mittelmaß.

Mit dem Anfang des Krieges wurde Fußball wie schon zwischen 1914 und 1918 zur Nebensache, und der Spielbetrieb sowie die Vereine waren durch die politische Situation stark beeinträchtigt. Erneut mussten viele Spieler an die Front und kehrten nicht mehr heim. Union gelang es in dieser Zeit, als Berliner Meister (1940) nochmals bis in die Deutsche Meisterschaftsendrunde zu kommen, schied aber in der Zwischenrunde gegen die Spitzenmannschaft Rapid Wien aus. Zwei Jahre später stieg man erneut ab und konnte erst 1944 in die erste Liga zurückkehren. Die folgende Saison wurde aufgrund des Vorrückens der Alliierten zum Ende des Krieges bedeutungslos und wurde nicht mehr beendet.

1945–1950: Nachkriegszeit und Trennung

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Da alle Sportvereine in der Zeit des Dritten Reiches indirekt zu nationalsozialistischen Unterorganisationen geworden waren, wurden sie von den Besatzungsmächten nach Kriegsende vorübergehend verboten, um sie auf keinen Fall wieder als „Pflanzstätten soldatischer Tugend“ missbrauchen zu können. In allen Sektoren der Stadt Berlin war überdies auch die Gründung neuer Vereine nicht zugelassen, stattdessen der Kommunalsport eingeführt (bis 1948), was unter anderem bedeutete, dass bis dahin nicht die alten Namen verwendet werden konnten. So entstanden in Berlin zahlreiche kommunale Sportgruppen (SG) wie beispielsweise die SG Gesundbrunnen (ehemals Hertha BSC und Nordstern 07), die SG Charlottenburg (ehemals Tennis Borussia) oder als de-facto-Nachfolgerin Unions die SG Oberschöneweide. Im ersten Jahr durften ausschließlich Spieler aus dem eigenen Stadtbezirk mitwirken; diese Bestimmung wurde jedoch 1946 gelockert.

Die Oberschöneweider schafften zunächst nicht den sportlichen Anschluss und verpassten 1946 die Qualifikation für die neu geschaffene eingleisige Berliner Stadtliga. In der Saison 1946/1947 konnte die Mannschaft den Aufstieg in die Stadtliga feiern und darüber hinaus überraschend den Berliner Pokal gewinnen, wobei man im Laufe des Turniers mehrere Erstligisten aus dem Rennen warf. In der Folgesaison hielt der Aufwärtstrend der Mannschaft an, und die Berliner Meisterschaft wurde gewonnen sowie der Berliner Pokal verteidigt. In der anschließenden Endrunde war aber der FC St. Pauli im Viertelfinale zu stark: Vor 70.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion unterlag man 0:7.

Ab 1948 durften die Berliner Vereine wieder ihre alten Vereinsbezeichnungen annehmen. Da die sowjetische Besatzungsmacht aber die bürgerlichen Wurzeln der ehemaligen Vereine auflösen wollte, blieb Union Oberschöneweide „politisch korrekt“ eine Sportgemeinschaft (SG Union Oberschöneweide). Dem Erfolg des Vereins tat dies keinen Abbruch, denn er blieb weiter in Berlin konkurrenzfähig, obwohl schon viele Spieler in das finanziell lukrativere West-Berlin abwanderten.

Kurz darauf begann aber die bis dahin schwerste Krise des Klubs: Der Deutsche Sportausschuss (DS) als Sportdachverband der sowjetischen Besatzungszone akzeptierte die geplante Einführung des Vertragsspielerstatuts' vom 1949 neugegründeten West-Berliner Fußballverband für die Stadtliga nicht und zog daraufhin die Ost-Berliner zur Folgesaison aus der Stadtliga ab. Die Oberschöneweider spielten daraufhin aus Protest die restlichen Saisonheimspiele im Moabiter Poststadion. Als Tabellenzweiter qualifizierte sich die vom ehemaligen Hertha-Spieler Johannes Sobek trainierte Mannschaft trotzdem für die Endrunde der deutschen Meisterschaft, bekam jedoch von der politischen Führung keine Erlaubnis (und keine Papiere), um nach Kiel zum Spiel gegen den Hamburger SV zu reisen. Daraufhin siedelte fast das komplette Team (darunter Leistungsträger wie z. B. Paul Salisch oder Heinz Rogge) endgültig nach West-Berlin über und trat danach auch gegen den HSV an. Etwa zwei Wochen später gründeten die Spieler den SC Union 06 Berlin im Westteil Berlins neu.

1950–1965: Absturz und Namenswechsel

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Die in der DDR verbliebenen Mitglieder waren durch den Verlust der nahezu kompletten ersten Mannschaft stark geschwächt. Zuerst nur der neuen zweithöchsten Liga, dann doch der DDR-Oberliga zugeordnet[1], wurde 1950/1951 der Klassenerhalt knapp verpasst. Dass Union nachträglich dennoch in der Oberliga bleiben konnte, verdankte das Team nicht der eigenen sportlichen Stärke, sondern vielmehr der Entscheidung des DS, dass in der Oberliga zwei Ost-Berliner Mannschaften verbleiben mussten. Neben den Wuhlheidern profitierte noch der VfB Pankow davon.

Diese Entscheidung beinhaltete jedoch, dass beide Mannschaften in die Betriebssportgemeinschaften (BSG) von Trägerbetrieben eingegliedert wurden und so die vom DS begonnene Umstrukturierung „auf Produktionsbasis“ zu gewährleisten. Union wurde in die BSG des VEB Transformatorenwerk Karl Liebknecht (kurz TRO) eingegliedert und hieß nun BSG Motor Oberschöneweide. Auch die traditionellen Farben wurden geändert, und aus dem Blau-Weiß des Vorgängers (und des „Brudervereins“ im Westen) wurde das heute charakteristische Rot-Weiß. Ein paar Wenige versuchten noch, den alten Verein mit dem Namen Union Oberschöneweide weiterzuführen, hatten dabei aber wenig Erfolg, denn nach nur zwei Jahren in der drittklassigen Bezirksliga (wobei man sich in der Saison 1952/1953 mit dem SVgg Grünau zusammenschloss[2]) stieg der Club weiter in die Berliner Amateurklassen ab und löste sich 1972 schließlich vollständig auf.

Namens- und Logohistorie

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Grafische Darstellung der Vereins- und Namenshistorie
17. Jun. 1906 Gründung des FC Olympia Oberschöneweide
22. Jul. 1906 Anschluss an den BTuFC Helgoland als 3. Mannschaft, Abt. Oberschöneweide
10. Feb. 1907 Anschluss an den BTuFC Union 1892 als 4. Mannschaft, Abt. Oberschöneweide
20. Feb. 1909 Aufnahme in den Verband Berliner Ballspielvereine als Union Oberschöneweide − später SC Union Oberschöneweide
1945 Auflösung durch den alliierten Kontrollrat und Neugründung als SG Oberschöneweide
Dez. 1948 Wiederzulassung als SG Union Oberschöneweide
09. Jun. 1950 1. Mannschaft flüchtet nach West-Berlin und gründet den SC Union 06 Berlin sowie den BBC Südost
1951 Anschluss der Oberliga-Mannschaft an die BSG Motor Oberschöneweide
1972 Auflösung der Fußballsektion

Einzelnachweise

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  1. Die neue Fußball-Woche, Nr. 25 vom 20. Juni 1950, Seite 3: Die neuen Fußballklassen der DDR
  2. Norbert Kusch: Die Historie des Grünauer BC 1917. Abgerufen am 27. Oktober 2009.

Literatur

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