Benutzer:David Goller/Schützenkompanie Seis am Schlern

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Schützenkompanie Seis am Schlern
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Zweck: Ehrenamtliche Organisation, Tradition
Vorsitz: David Goller
Gründungsdatum: 1958 (Wiedergründung)
Sitz: Seis am Schlern
Website: www.facebook.com/schuetzenkompanieseisamschlern

Die Schützenkompanie Seis am Schlern ist eine Schützenkompanie aus dem Dorf Seis am Schlern der Marktgemeinde Kastelruth in Südtirol. Sie ist Teil des Schützenbezirks Bozen im Südtiroler Schützenbund.

Geschichte[1] Bearbeiten

Seiser Schützen unter de Landsturmaufgebot der Gerichtsgemeinde Kastelruth Bearbeiten

Für das Landsturmaufgebot der Gerichtsgemeinde Kastelruth im Jahre 1799 stellte Seis 75 Mann unter dem Kommando von Martin Silbernagl. Diese Kompanie war, im Verhältnis zu den Feuerstätten in den jeweiligen Fraktionen, größer als die anderen. 1796 kämpfte man mit den anderen Kastelruther Kompanien am Monte Baldo (Juni–Juli) und dann am Eingang des Cembratales (November). Ebenso 1797 an der Salurner Klause (Februar–März) und bei Klausen (23.–24. März).

1809 rückten sechs Kompanien unterschiedlicher Stärke aus. Die Hauptkraft von 350 Mann nahm an der zweiten Bergiselschlacht teil. Dort fielen unter anderem zwei Seiser Schützen. Für diesen Einsatz erhielten die Schützen des Gerichts Kastelruth ein Dankschreiben vom Oberkommandanten Andreas Hofer:

„Wir Endesunterfertigte bezeugen, daß die 350 Mann starke Kompagnie von Kastelruth unter Anführung des Herrn Hauptmanns Franz Krienseisen in Verbindung mit einer 60 bis 70 Mann starken Kompagnie k. u. k. Jäger am 29. Mai dieß Jahres eine bairische Kolonne von mehr als 1000 Mann in dem Walde von Mutters muthig angegriffen und über den Berg Isel nach Wiltau zurückgeworfen habe. Die gesagte Kompagnie von Kastelruth hatte bei jener Affaire einen Verlust von 6 Todten und 14 Blessirten, und man haltet sich verpflichtet derselben, und zwar vorzüglich dem Herrn Hauptmann Krienseisen und Herrn Oberlieutnant Joseph Heufler das Zeugnis eines wahrhaft tapferen Betragens und unserer vollkommendsten Zufriedenheit zu erteilen, so wie auch dieselben der allerhöchsten Berücksichtigung Seiner Majestät zu empfehlen.

Bozen, den 13. Juni 1809

Zum Anfang war diese Kompagnie wirklich brav.

L. S. Andre Hofer, Obercommandant von Passeyr. m. p.

L. S. Josef Eisenstecken, Unterkommandant. m. p."[2]

Gründung der eigenen Kompanie Bearbeiten

 
Schützenscheibe von Eduard Burgauner zum ersten Ausrücken der Schützenkompanie Seis am Schlern.

Die Reservistenkolonne, wie die Schützenkompanie Seis am Schlern früher bezeichnet wurde, geht auf das Jahr 1910 zurück. Vor diesem Zeitpunkt gehörten die Seiser Schützen zur Schützenkompanie Kastelruth oder zum Landsturm des Landesgerichtes Kastelruth. Die Fahnenweihe der neugegründeten Kompanie fand ein Jahr nach der Gründung, und zwar am 13. August 1911 statt; die Weihe nahm Kurat Jakob Pattis vor, als Fahnenpatin scheint Maria Heufler auf. Als Gründungsmitglieder der Schützenkompanie Seis am Schlern nennt die Chronik Josef Mauroner, Platscher in St. Valentin, Florian Marmsoler, Huber in St. Vigil, Josef Egger, Schmiedemeister in Seis, Hans Mauroner, Zimmermann in Seis, Daniel Fill, Groferbauer in St. Vigil, Michael Goller, Pfanzelt in Seis, Josef Plunger, Ganar in Seis, und als zeitweiligen Hauptmann in der Anfangszeit des Vereins den Schildbergbauern Nikolaus Fulterer von St. Valentin.

Die Schützen waren schon damals mit ca. 30 Gewehren und ebenso vielen Bajonetten ausgerüstet. An das erste Ausrücken der Seiser Schützen erinnert eine vom Maler Eduard Burgauner ausgeführte Schützenscheibe. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrach die Vereinstätigkeit, die erst 1919 wieder aufgenommen wurde.

Die k. k. Standschützenkompanie Seis am Schlern im Ersten Weltkrieg Bearbeiten

 
Standschützen der Gemeinde Kastelruth stehen in Bozen Spalier anlässlich des Besuches Kaiser Karls I. am 15. Jänner 1917.

Im Ersten Weltkrieg stellte Seis eine eigene Standschützenkompanie unter Hauptmann Nicolaus Fulterer. Unter dem k.k. Standschützen Bataillon Nr. II Kastelruth zog die Kompanie von Seis in den Krieg. Vertreten war das Bataillon im Abschnitt FolgariaLavarone und Fleimstal. Die Standschützenkompanie von Seis war vor allem in der Contrinstellung tätig.

Am 15. Jänner 1917 begibt sich ein Teil der Standschützen und die Musikkapelle nach Bozen zum Besuch Kaiser Karls I.

In Seis hatte man für den Ersten Weltkrieg 27 Gefallene und drei Vermisste zu verzeichnen.

Die Kompanie im Faschismus und Zweiten Weltkrieg Bearbeiten

In die Zeit des Faschismus fällt folgende Episode, die in der Vereinschronik festgehalten wurde: Anlässlich einer Prozession lieh die Seiser Schützenkompanie des Schützen von Völs ihre Gewehre. Nach der Prozession wurden die Gewehre von den Carabinieri beschlagnahmt, und ein Völser Bauer musste sie am darauffolgenden Tag über Steg nach Blumau transportieren und beim dortigen Carabinierikommando abliefern.

In dieser Zeit wurde auch jegliche Vereinstätigkeit der Schützen durch die italienische Regierung untersagt, verboten wurde außerdem das Anzünden der Herz-Jesu-Feuer und das Hissen der Tiroler Fahnen. Trotzdem und zum größten Schrecken der Behörden wehte im Jahre 1925 vom Santner eine Tiroler Fahne, und der Versuch, sie herunterzuschießen, schlug verständlicherweise fehl. Der Obmann der Schützen, der Schmiedemeister Josef Egger, ahnte die kommenden schweren Zeiten voraus und erkannte rechtzeitig die Gefahr für die Seiser Schützenfahne. Aus diesem Grunde brachte er die Fahne in einer selbstgeschmiedeten Blechbüchse unter und mauerte diese in seinem Hause ein. Nur er und seine Frau wussten vom Versteck, für die Seiser Bevölkerung galt die Fahne als verschollen und verloren.

Der Zweite Weltkrieg brachte wiederum eine Unterbrechung der Vereinstätigkeit mit sich, die aber nicht so lange wie bei anderen Vereinen währte, da die Seiser Schützen am Kirchtagsfest 1943 in voller Ausrüstung an die Öffentlichkeit traten und die Prozession begleiteten. Dieses Ausrücken sollte aber ein Einzelereignis bleiben: die offizielle Wiedergründung der Schützenkompanie Seis am Schlern fand am 1. September 1958 beim Unterwirt in Seis statt.

Am 11. April wird der Radöllerhof in Seis durch Volltreffer vollständig zerstört. Dabei verloren insgesamt 14 Personen ihr Leben, darunter einige Schulkinder, welche auf dem Nachhauseweg im Radöllerhof Schutz vor dem Fliegerangriff suchten. Zum Gedenken an dieses tragische Ereignis errichteten die Schützen ein Gedenkkreuz in der Nähe, wo sich der Hof befand.

Die Wiedergründung und jüngere Geschichte Bearbeiten

 
Wiedergründungsfest der Schützenkompanie Seis am Schlern 1958 (v.l.n.r. Georg Klotz, Josef Egger und Josef Mauroner)

Zur feierlichen Fahnenübergabe am Seiser Kirchtag 1958 hatte die wiedergegründete Kompanie vor dem Widum Aufstellung genommen. Anwesend war auch Major Georg Klotz.

Mit der Übergabe der Fahne verpflichtete Standschützenleutnant Josef Egger die Seiser Schützen, diese sichtbare Erbe einer alten Tradition zu schützen und zu pflegen.

Auf die Sprengungen im Juni 1961 ging das Verbot für das Aushängen von Tiroler Fahnen und das Abbrennen von Herz-Jesu-Feuern zurück. Dessen ungeachtet brannte alljährlich auf der Santnerspitze das traditionelle Feuer.

Seit 1968 können die Schützen ihre normale Vereinstätigkeit weiter ausüben. Dazu gehört einer alten Tradition gemäß das Abbrennen des Herz-Jesu-Feuers auf der Spitzlahn, dazu gehört aber auch der Einsatz auf kulturellem, sozialem und religiösem Gebiet.

1985 errichteten die Schützen ein Bildstöckel als Dank für 40 Jahre Frieden.

Besonderheiten Bearbeiten

Unter anderem halten die Schützen von Seis am Karfreitag die Ehrenwache, die von 15:00-22:00 Uhr zu jeweils einstündigen Turnussen. Diese Tradition wird nur mehr von wenigen Kompanien gepflegt.

Über den Schützenbezirk Bozen hält die Kompanie nicht nur Kontakte nach Nordtirol und Süddeutschland sondern auch zum Patriarchen von Venedig und der Venezianischen Bürgermiliz. So besuchten die Schützen im Jahre 2016 und 2018 die Lagunenstadt.

Und mit dem Südtiroler Schützenbund arbeitet man mit den anderen Minderheiten in Europa zusammen, so z. B. den Schotten, den Katalanen und den Flamen. 2014 fuhr man mit zusammen mit anderen Schützen nach Brüssel, um dort für die Freiheit der europäischen Minderheiten zu demonstrieren.

Der für das Schlerngebiet typische und ansonsten einzigartige Hutschmuck, den „Schmelben", einem Busch aus getrocknetem weißen Federgras, der sonst nur bei ungarischen Bauern zu finden war.

Tracht[3] Bearbeiten

Die Schützen der Schützenkompanie Seis am Schlern tragen eine Mischung aus dem Kastelruther Kurzbäuerischen und Langbäuerischen. Die Marketenderinnen tragen die Schnürmiedertracht mit Spitzengoller.

Die Tracht der Schützen besteht aus:

  • den „Riedelstiefeln" (schwarze Halbschaftstiefel aus Leder)
  • handgesticken weißen Stiefelstrümpfen
  • den „Kurzen" (schwarze bocklederne Kniebundhosen)
  • einem Ledergurt mit Federkielstickerei
  • der „Schlotterkette" (einer silbernen Uhrkette mit mehreren Talern daran)
  • einer weißen „Pfoat" (traditionelles Schlupfhemd)
  • dem seidenen Halstuch mit goldenem Siegelring
  • dem geblümten „Samtleibl" (samtene Weste) mit Edelweißknöpfen und rot-schwarzem Rücken
  • dem „Lodenscholder" (Jackett aus Loden)
  • dem traditionellen schwarzen Kastelruther Filzhut mit Hutschmuck („Schmelben", Spielhahnstoß, Eichenlaub und rote Nelke)

Die Tracht der Marketenderinnen besteht aus:

  • bockfellenen Trachtenschuhen mit mittelhohem Absatz
  • handgestrickten roten Kniestrümpfen
  • einen blauen Schürze mit seidenen Schurzbändern
  • einem schwarzen Rock aus Loden
  • einer weißen Bluse
  • rotem Brustlatz
  • einem Mieder aus weinrotem Brokat
  • dem Goller mit silberner Gollerkette
  • den „Tatzeln" (lange, schwarze, handgestrickte, fingerlose Handschuhe mit Lochmuster)
  • silberner Haarnadel
  • dem gelb-grünen Scheibenhut

Ehrenmitglieder Bearbeiten

  • Josef Egger (†)
  • Landeshauptmann a. D. Luis Durnwalder
  • Franz Malfertheiner (†)
  • Michael Malfertheiner (†)
  • Florian Malfertheiner
  • Alois Tröbinger

Partnerkompanien Bearbeiten

Zu den Partnerkompanien der Schützenkompanie Seis am Schlern gehören die Schützenkompanie Natters (Nordtirol) und die Bürgerwehr von Mittelbiberach (Baden-Württemberg).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Josef Nössing [Bearb.]: Gemeinde Kastelruth. Vergangenheit und Gegenwart. Ein Gemeindebuch zum 1000-Jahr-Jubiläum der Erstnennung der Orte Seis und Kastelruth. Bozen 1983, S. 399–400.
  2. Josef Nössing [Bearb.]: Gemeinde Kastelruth. Vergangenheit und Gegenwart. Ein Gemeindebuch zum 1000-Jahr-Jubiläum der Erstnennung der Orte Seis und Kastelruth. Bozen 1983, S. 396.
  3. Christoph Gasser: Tracht in Kastelruth. Ursprünge, Entwicklung und Vielfalt. Band 1. Kastelruth.

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