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Groschlag'sches Wappen im Siebmacher
Das Wappen im Scheiblerschen Wappenbuch
Die Dieburger Burg um 1700

Die Herren von Groschlag zu Dieburg (auch Graslack(e), Grasloc oder Gravesloc, Graslach, Graslacke Gra(i)szloch, Gras(z)lag(k), Groszlock, Graislock, Grasch(s/ß)lag, Graeslach, Groschlach und Gro(e)schlagk genannt[1]) ist der Name eines ursprünglich südhessischen Uradelgeschlechts aus dem Odenwald und vom Rhein.

Der Namen gebende Stammsitz der Herren und Freiherren war die gleichnamige Stadt Dieburg, wo sie seit dem 12. Jahrhundert als Burgmannen des Dieburger Schlosses zu Ansehen und Würden kamen.

Sie werden 1685 durch Kaiser Leopold in den Freiherrenstand versetzt.

Ab 1687 erbauten sie das Schloss Stockau mit dem berühmten Schlossgarten, den auch Goethe besuchte. Sie gehörten mit den Ulnern von Dieburg zum wohl bedeutensten adligen Geschlecht im westlichen Bachgau und waren dem Ritterkanton Odenwald im Fränkischen Ritterkreis der Reichsritterschaft zugeordnet.

Es bestanden zeitweise mehrere Nebenlinien (z.B. Linie mit dem Stern, G. von Cronenberg), die aber alle nach wenigen Generationen wieder ausstarben. Das Geschlecht selbst starb 1799 mit dem Tod von Friedrich Carl Willibald Freiherr von Groschlag zu Dieburg im Mannesstamm aus.

Geschichte Bearbeiten

Nach den kritisch zu hinterfragenden Aufzeichnungen Johann Gottfried Biedermanns (vgl. Literatur) wurden ein Friedrich G. 942, ein Wolfgang G. 996, und ein weiterer Ritter 1080 bei Ritterturnieren verzeichnet. Der darin aufgeführte Stammherr Anselm Groloch von 1254 kann mit heutigem Stand "nur" auf erste urkundliche Nachweise eines (oder mehrerer) Rudolfus Grasloc (Grawesloc) zwischen 1236 und 1276 belegt werden.

Eine erste urkundlich nachweisbare Erwähnung erfolgte 1236 mit dem Ritters Rudolf Grasloc als Münzenbergischer Vogt und einer der Zeugen im Eheverlöbnis der Adelheide von Tübingen und des Kuno von Münzenberg. Seit 1254 sind sie als Burgmannen mit den Dörfern Münster, Werlach (heute Wüstung), Messel (noch 1443 Münzenberg-Eppsteinisches Lehen der Groschlag) und Eppertshausen (damals Filialort von Münster) belehnt. Rudolf Groschlag wird durch Ulrich von Münzenberg mit der Kistelberger Mühle nahe Dieburg belehnt. Rudolf hat einen Bruder und drei Söhne. 1269 erfolgt diesselbe Belehnung - diesmal aber vom Bistum Mainz (der oder einer der Rudolf(e) ist jetzt Vizedom zu Aschaffenburg). 1276 verkauft ein Rudolf von Groschlag seine Güte zu Großrohrheim (Gernsheim) an das Kloster Otterberg[2].

Sie besaßen umfangreiche Lehen in und um Dieburg mit Burg- und Mannlehen, diversen Gütern und Anteile am Hochgericht im frühen Mittelalter mit Lehensrechten durch das Bistum Mainz. Mit Ende des 13. Jahrhunderts gelangten sie in ein kleines Herrschaftsgebiet nordöstlich von Dieburg bis an das Amt Babenhausen angrenzend, dass die Orte Saibach, Sickenhofen, Hergershausen umfasste und von der Grafschaft Hanau zu Lehen war. Sie erhielten Güter in Umstadt, Ostheim, Seligenstadt und in Freigericht.

1304 ist ein Grasloc von Cronenberg (siehe auch Stammliste des Hauses Kronberg) belegt, der sein Gut in Altendieburg[3] an Theoderich genannt Zenechin, Ritter von Bommersheim, verkauft. Diese Grasloc von Cronenberg sind eine Nebenlinie der von Kronberg, die aus den Groschlag stammend den Namen der Frau mitführten, auch dort erbberechtigt sind, jedoch nach kurzer Zeit wieder aussterben.

1343-1374 stellen die Groschlage den Propst im Kloster Höchst. Die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts ist von umfangreichen Besitzerweiterungen durch die verschieden Heinriche von Groschlag (Heinrich der Ältere, Henne, Heinrich der Jüngere) und deren Söhnen (Phillipp, Heinrich und Hans) gekennzeichnet. Die kleinen Herrschaftsbereiche nördlich von Dieburg (Messel, Epertshausen und Münster) und westlich von Babenhausen (Hergershausen und Sickenhofen) werden ausgebaut.

1685 erreicht Johann Philipp Ernst von Groschlag, kurmainzischer Geheimrat und Amtmann zu Gernsheim, die Aufnahme in den Freiherrenstand.

1723 heiratet Philip Carl Anton Freiherr von Groschlag zu Diepurg, "Herr zu Messel, Sickenhofen, Hergershausen und Eppertshausen, Kaiserlicher würklicher Geheimer Rath und Cammer Gerichts Präsident zu Wetzlar", Ritter des königlich polnischen weißen Adler Ordens die Maria Philippina Franzisca Freiin von Bicken (und einzige weibliche Nachfahrin des wetzlarer Adelshauses).

Die Groschlag waren zeitweise Burgmannen der Burg Friedberg[4] und besaßen wohl auch ab spätestens 1626 allein die Wasserburg Klein-Zimmern. Als letzte weibliche Nachkommin des Groschlag'schen Adelsgeschlechtes übergab Gräfin Anna Maria von Lerchenfeld Köfering[5] (21. August 1775 - 1854) das Schloss mit den dazugehörigen Feldern der Gemeinde Klein-Zimmern.[6] 1854 starb diese letzte Groschlagtochter in Köfering bei Regensburg. Schon 1276 waren die Groschlags mit Lehensgütern im Ort Klein-Zimmern belehnt. Güter in Groß-Zimmern und Urberach folgten.

Mit dem Erlöschen im Mannestamm kommen die Besitzungen an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Nur Eppertshausen und der Klein-Zimmerer Besitz blieb bei den weiblichen Nachkommen und kam erst 1826 endgültig an das Großherzogtum Hessen.

Urkunden, Archive Bearbeiten

Das Groschlag'sche Archiv aus Seligenstadt kam 1880 ins Hessische Landesarchiv nach Darmstadt. 1912 folgte ein weitaus größerer Teil an Urkunden ins Staatsarchiv nach. 1954 und 1962 erfolgten weitere Vereinigungen Groschlag'scher Regesten aus anderen Abteilungen und können heute im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt oder über die Archivdatenbank HADIS eingesehen werden.

Wappen Bearbeiten

In Blau drei von Rot und Silber in zwei Reihen geschachte Schrägbalken (Schräglinksbalken), zwischen dem ersten und zweiten Balken schräg eine goldene Krone. Die Helmzier ist ein wachsender Männerrumpf in blauem, wie der Schild bezeugtes Gewand. Die Helmdecken waren rot-silbern im Siebmacher, blau-silbern im Aschaffenburger Wappenbuch, blau-golden bei Zobel, bei den beiden letzteren Quellen jeweils auch ohne die Krone abgebildet und die Schachbalken sind schrägrechts dargestellt.

Namensträger Bearbeiten

  • Balthasar von Groschlag zu Dieburg, (Geburtsjahr unbekannt, † 5. Januar 1535 in Mainz), Sohn von Heinrich von Groschlag zu Dieburg († vor 1495) und Brigida von Ützlingen. 1479 wurde Balthasar Groschlag für das Mainzer Domkapitel nominiert, dem vorher schon sein Onkel Oswald angehörte. Seine Aufnahme als Domizellar erfolgte 1490, bei dieser Gelegenheit bestätigten Verwandte und Freunde der Familie seine Ritterbürtigkeit. Am 29. Mai 1505 wurde er als Domkapitular installiert. Er ist damit ein typischer Adelsklerikern der frühen Neuzeit. Er empfing weder die Diakonen noch die Priesterweihe, sondern erreichte lediglich das Subdiakonat. 1533 wurde er Subcustos des Kapitels. Im Zuge der Verwaltungsreformen berief Kurfürst Albrecht von Brandenburg Balthasar Groschlag 1524 gegen den Widerstand des Domkapitels, das der neuen Verwaltung ablehnend gegenüberstand, in den Rat. Im Rahmen von Erbauseinandersetzungen mit seinem Vetter Heinrich um Familien- und Lehensgüter in den Gemeinden Altheim, Hergershausen und Sickenhofen verstrickte er sich in eine Fehde mit dem Grafen Philipp III. von Hanau-Lichtenberg. Er lebte in Mainz im offenen Konkubinat mit Christine Engelländerin, mit der er drei Kinder zeugte, die er kurz vor seinem Tod 1535 legitimieren ließ.[7]
 
Gemälde von Georg Melchior Kraus mit heutigem Titel: Trigonometrischer Disput, gemalt um 1774

Sonstiges Bearbeiten

Ein Gemälde des Barockmalers Georg Melchior Kraus (1737-1806), das im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg mit dem Titel Trigonometrischer Disput (Der trigonometrische Streit) verwahrt wird, stellt das Groschlagsche Ehepaar Friedrich Carl Willibald Freiherr von Groschlag zu Dieburg (1729–1799) und seine Ehefrau Freiin Sophie Helene, geborene Gräfin von Stadion (1753-1828), dar und ist wohl um 1774 entstanden.[9][10]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Teilweise wird der Name in derselben Urkunde mehrfach anders geschrieben. Dabei wandelt sich die Namensform von Grasloc im 13. Jahrhundert, zu Graszlagk im 15. Jahrhundert, um mit Beginn des 16. Jahrhunderts in Groslag oder Graheslag und ab Mitte des 16. Jahrhunderts in Groschlach verändert zu werden bis sich Ende des 16. Jahrhunderts in leicht veränderten Schreibweisen das Groschlag (teilweise in Form sz und gk geschrieben) durchsetzt. Erstaunlicherwise erfährt der Name trotz der Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges kaum Veränderungen, wie es sonst bei vielen Namensformen im Rhein-Main Gebiet der Fall war, da sich im Allgemeinen durch mehrfache Pestepedimien und Bevölkerungsum- und zuzüge die Sprach- und Schreibformen in dieser Zeit stark änderten.
  2. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Band 6, Grossherzogliches General-Landesarchiv zu Karlsruhe, Karlsruhe 1855, S. 305
  3. Eines der drei Dörfer um die im 12. Jahrhundert neuentstandene Burg Dieburg im Wildbann Dreieich und heute längst in der Stadt Dieburg aufgegangen
  4. Heraldikwebseite Bernhard Peter das Groschlag'sche Wappen auf dem barocken St.-Georgs-Brunnen der Burg Friedberg
  5. Sie war verheiratet mit Maximilian Emanuel Graf von und zu Lerchenfeld, (1772–1809), bayerischer Gesandter am Reichstag, in Dresden und Kassel
  6. 1864 von Bischof Emmanuel Wilhelm von Ketteler für die so genannte „St. Josephs-Knabenanstalt“ und das heutige St. Josephshaus erworben.
  7. Biografisch-Bibliografisches Kirchenlexikon
  8. siehe auch Deutsche Biographie F.C. Freih. v.G.z.D.
  9. Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 2007 Kurzinhalte S. 10
  10. Main-Echo-Onlinedienst: Gemälde belegt Familienstreit im Hause Groschlag - Heimatverein: Hans Dörr stellt unbekanntes Bild vor. vom 12. Oktober 2011

Literatur Bearbeiten

  • Peter Murmann: Groschlag und Hanau: eine Quelle des 18. Jahrhunderts zu den hanauischen Lehen der Familie Groschlag v. Dieburg, Ärchäolog. u. Volkskundl. Arbeitsgemeinschaft, 1992, 16 Seiten
  • Karin-Jutta Krüger: Karl Friedrich Willibald von Groschlag (1729-1799): Ein Beitrag zur kurmainzer Politik und zur Aufklärung im Rhein-Main-Gebiet; München, 1970, 568 Seiten
  • Peter Murmann: Balthasar Groschlag von Dieburg: ein Mainzer Domherr der Lutherzeit, Band 11 von Dieburger Kleine Schriften, Verlag AVA, 1995, 14 Seiten
  • Gerhard Fridrich Albrecht: Genealogisches Handbuch: Frankfurt a.M., 1776, Genealogisches Handbuch: Groschlag S. 71 ff.
  • Johann Gottfried Biedermann (Hochfürstlich Brandenburg Sulmbachischer Pfarrer zu Untersteinach): Geschlechts=Register Der Reichs Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken löblichen Orts Ottenwald …, Kulmbach / Untersteinach, 16. Februar 1751, ca. 460 Seiten, Groschlag S.342-348
  • Urkundenregister der Familie Groschlag bei HADIS Hessen Findbuch.pdf Regesten (156 Stück) der Familie Groschlag (B17)
  • Johann Wilhelm Christian Steiner: Alterthümer und Geschichte des Bachgaus im alten Maingau, Darmstadt 1829; 3 Bände; hier besonders der III. Band: Geschichte des Stadt Dieburg und Topographie der ehemaligen Centen und Ämter Umstadt, Babenhausen und Dieburg
  • Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, Band 41, Gesellschaft für Mittelrheinische Kirchengeschichte, Jaeger Druck GmbH, 1989, S. 214 ff.
  • Diel, Karl: Ein Parkvorbild der Goethezeit. Der Lustgarten der Freiherren von Groschlag zu Dieburg. Darmstadt 1941, L. C. Wittich Verlag. 163 Seiten (inkl. Stammtafel)

Weblinks Bearbeiten

Kategorie:Deutsches Adelsgeschlecht Kategorie:Hessisches Adelsgeschlecht