Bahnstrecke Tel Aviv–Pleschet

Bahnstrecke in Israel

Die Bahnstrecke Tel Aviv–Pleschet (hebräisch מְסִלַּת תֵּל־אָבִיב–פְלֶשֶׁת Məsillat Tel Avīv–Pleschet, Plene: מסילת …) ist eine zweigleisige Bahnstrecke der Rakkavet Israel (RI) im Gebiet des israelischen Zentralbezirks und des Bezirks Tel Aviv. Sie verbindet Tel Aviv-Jaffa mit den Vororten im südlichen Bereich des Ballungsraums Gusch Dan und schließt in der Philistäischen Ebene am danach benannten Bahnknoten Pleschet an die Sinai-Bahn an.

Bahnstrecke Tel Aviv–Pleschet
Hell geschotterte Trasse mittig im Ajjalon-Schnellweg, hier
am ovalen Verteiler Mechlaf Wolfson überm Halt Cholon
Wolfson
zwischen Cholon (li.) und Tel Aviv (re.), 2008
Hell geschotterte Trasse mittig im Ajjalon-Schnellweg, hier
am ovalen Verteiler Mechlaf Wolfson überm Halt Cholon
Wolfson
zwischen Cholon (li.) und Tel Aviv (re.), 2008
Streckenlänge:?? km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:25 kV, 50 ~
Zweigleisigkeit:ja
Ajjalon-Korridor der Hauptlinie
von Naharija via Haifa
0,0
96,2
Tel Aviv haHagannah seit 2002
Ajjalon-Korridor weiter mit
Hauptlinie nach Beʾer Scheva und
Schnellbahn nach Modiʿin Merkaz
bzw. nach Jerusalem – J. Navon
Kvisch Achat (Fahrtrichtung Südost)
J&J-Linie Jaffa–Jerusalem
Derech Chejl haSchirjon (Haupt-Landesstraße 2)
Derech Qibbutz Galujjot (Regionalstraße 461)
Nationalstraße 44
2,1 Zomet Cholon seit 2011
3,9 Cholon Wolfson unter der Südbrücke
des Verteilers Mechlaf Wolfson; seit 2011
6,3 Bat Jam Josephthal unterm Rechov
Josephthal
an der Grenze zu Cholon; s. 2011
7,8 Bat Jam Qomemijjut unterm Rechov ha-
Qomemijjut
an der Grenze zu Cholon; s. 2011
9,3 Rischon LeZion Moscheh Dajjan
unter den Sderot Moscheh Dajjan; seit 2011
Strecke Rischon LeZion–Modiʿin nach und
Kvisch 4
von Modiʿin via Rischon LeZion haRischonim
Soreq
20,7 Javneh Maʿarav (d. h. West) seit 2012
Tunnel unter einer zum Parkhügel
renaturierten ehemaligen Müllhalde
← Hafen Aschdod / → Sinai-Bahn von Lod
Gleisdreieck des Bahnknotens
            
Zomet Pleschet
Sinai-Bahn nach Aschqelon
ehemals über Gaza bis al-Qantarah

Verlauf Bearbeiten

Die Strecke wurde durch dicht besiedeltes Gebiet der südlichen Vororte Tel Avivs verlegt. Die Bahn folgt dabei dem Verlauf des südlichen Ajjalon-Schnellwegs (Kvisch 20), in Mittellage eingebettet zwischen den Richtungsfahrbahnen im Geländeeinschnitt und weiter südlich parallel zum Kvisch 4 (Autobahn).

 
2012: Bahnhof Bat Jam Qomemijjut zwischen den Richtungsfahrbahnen des Ajjalon-Schnellwegs im Gelände-Einschnitt

Die Bahn hat acht Bahnhöfe, von Nord nach Süd einen in Tel Aviv (HaHagannah), zwei in Cholon (Zomet Cholon und Cholon Wolfson), zwei in Bat Jam (Josephthal und Qomemijjut) und je einen in Rischon LeZion (Moscheh Dajjan) und in Javneh (Maʿarav; d. h. West). Da die Strecke den Trassen von Autobahnen und Schnellstraßen folgt, die Ortschaften und Wohngebiete soweit möglich eher peripher tangieren, liegen auch einige Bahnhöfe dezentral am Ortsrand. Eingezwängt im verdichteten Verkehrsraum beginnt die Strecke im Norden im Ajjalon-Korridor (hebräisch פְּרוֹזְדּוֹר אַיָּלוֹן Prōsdōr Ajjalōn), wo sie viergleisig westlich parallel zum gleichnamigen Fluss verläuft und beide sich in Mittellage zwischen den Richtungsfahrbahnen der vielstreifigen Autobahnen Kvisch 1 und 20 (Ajjalon-Schnellweg) im Bett des Flusses drängen.

Entwicklung Bearbeiten

Die Bahnstrecke Tel Aviv–Pleschet schließt seit 25. Februar 2012 die letzte Lücke der küstennahen Nord-Süd-Verbindung parallel zum israelischen Mittelmeersaum zwischen Naharija im Norden und Sderot im Süden.[1] Die Osmanische Militärbahn in Palästina verlegte 1915 bis 1917 die erste durchgehende Nord-Süd-Verbindung im Lande (Militärbahn Maṣʿūdiyya–Sinai) wegen des Ersten Weltkriegs aber außer Schussweite der britischen Marine, weshalb Mandats-Palästina und dann Israel mit dem Problem lebten, dass Wirtschafts- und Bevölkerungsschwerpunkt an der Küste liegen, die Hauptmagistrale der Bahn aber abseits davon.

Im Ersten Weltkrieg und während der Mandatszeit bauten britische Militärs, die keine fremde Marine zu fürchten hatten, nahe an der See nur da neue Strecken (Sinai-Bahn bis 1917; nördliche Ostbahn mit mittlerer Küstenbahn 1918 bis 1920 nach Haifa und 1941 bis 1942 weiter nordwärts per HBT-Linie in den britisch besetzten Mandats-Libanon), wo im osmanischen küstenfernen Streckennetz noch Lücken bestanden hatten. Die Rakkevet Israel schloss dann die verbliebenen Fehlstellen, 1953 zwischen Haifa und Tel Aviv Merkaz im Norden dieser Stadt, 1993 zwischen dort und dem Südbahnhof Tel Avivs (Ajjalon-Korridor) und bis 2012 weiter über den Bahnknoten Pleschet die letzte Lücke zur hier küstennahen Sinai-Bahn.

Am 25. September 2011 begann bereits der Personenverkehr auf der Strecke, endete aber noch an der von Norden aus vorletzten Station in Rischon LeZion.[1] Nachdem die Strecke ab 2012 bis zur Sinai-Bahn hin durchgehend befahrbar war, richtete die RI 2013 auch Reiseverbindungen nach Aschdod – ʿAd Halom und Aschqelon ein. Im Januar 2016 wurde der Verkehr über die Sinai-Bahn hinaus, die an der Grünen Linie zum Gaza-Streifen seit 2005 wieder unterbrochen ist (Abkoppelungsplan), unter Umgehung des Streifens via Sderot und Ofaqim südwärts nach Beʾer Scheva verlängert.

Planung und Bau der Strecke erfolgten über 13 Jahre (2000 bis 2013) in Etappen, in mehreren getrennten Abschnitten auch gleichzeitig. Die Kosten betrugen etwa 2,1 Milliarden Neue Scheqel (NIS).[2] Erbaut wurden die eigentliche Strecke, die Bahnhöfe und beide Bahnknoten, Pleschet und derjenige am Bahnhof Tel Aviv haHagannah. Sie eröffnete als erste Station der Strecke 2002 im Ajjalon-Korridor, im Zuge von dessen dreigleisigen Ausbau ging am Bahnhof Tel Aviv haHagannah am 2. September 2006 ein zweiter Bahnsteig in Betrieb.[3] Ende 2007 wurde der dritte Bahnsteig für den fünfgleisigen Ausbau des Bahnhofs begonnen, um später die Bahn nach Pleschet mit ihren zwei Gleisen einfädeln zu können.

 
Oberer Bildrand: Ajjalon-Schnellweg mit zwei Rampen in den Ajjalon-Korridor, zwischen beiden in Bau die Auffahrt zum als Hochbahn geplanten Teil der Strecke vor Verschiebung der Osthälfte der Schnellweg-Brücke, um mittig der Hochbahn Platz zu schaffen, November 2006

Auch der südlich des Bahnhofs beginnende als Hochbahn errichtete Streckenabschnitt ging 2007 in Bau,[4] der die Schnellbahn nach Jerusalem bzw. Modiʿin, die südwärtigen Fahrstreifen des Kvisch 1, die Derech Chejl haSchirjon (Kvisch 2 als Fernstraße) und die Derech Qibbutz Galujjot (Kvisch 461) überbrückt. Da man die Bereitschaft, eine küstennahe Bahnstrecke durch den südlichen Gusch Dan zu finanzieren, in den frühen 1980er Jahren für nicht gegeben ansah, ließen damals geplante und inzwischen errichtete Brückenbauten des Ajjalon-Schnellwegs (Kvisch 20) keinen Platz für die neue Bahnstrecke in Mittellage.[2]

Die Hindelbanker Firma Hebetec AG verschob ab 18. August 2007 über drei Tage mittels Hydraulik das östliche Bauwerk der so genannten Leon-Holz- oder Chejl-haSchirjon-Brücke des Ajjalon-Schnellwegs um 15 Meter nach Osten.[2] In der so entstandenen Lücke zwischen den Richtungsfahrbahnen des Schnellwegs wurde die Strecke Tel Aviv-Pleschet als Hochbahn errichtet. Brückenverschiebung, bauliche Änderungen an benachbarten Gebäuden (Leon-Holz-Schule für Flugtechnik, Abbruch eines Teils des Ludwipoll-Viertels[5]) und die Hochbahn kosteten 70 Millionen NIS.[2]

Der Bau des Bahnhofs Rischon LeZion Moscheh Dajjan wurde im Mai 2004 für geschätzte 40 Millionen NIS ausgeschrieben und war bis 2007 zu erfüllen.[6] Obwohl das Empfangsgebäude 2009 fertiggestellt wurde, ging es erst mit Aufnahme des Bahnverkehrs am 25. September 2011 in Betrieb. Im Jahre 2005 gewann die Firma Minrav die Ausschreibung für den Bau des Bahnhofs Javneh Maʿarav (d. h. West), ausgeführt nach Plänen Batiah Svirski, und für die Anlage von etwa vier Kilometern Strecke nördlich davon in Richtung Rischon LeZions.[7]

 
Blick von Cholon über den Rechov Josephthal mit gleichnamigem Bahnhof nach Bat Jam, 2011

B. Eisenberg B. Sherman BaʿA"M lieferten die Pläne für den Bahnhof Bat Jam Josephthal, der 2009 nach Tel Aviv haHagannah als zweiter der Strecke fertiggestellt wurde, zwei Jahre vor Betriebsbeginn. Auf der Grenze zwischen Bat Jam und Cholon gelegen, stritten beide darum, nach welcher der beiden er zu benennen sei. 2009 gewann Schappir Handassah die Ausschreibung für das Baulos der Strecke von Javneh zum Bahnknoten Pleschet. In diesem Bereich befindet sich eine Mülldeponie, die mit Erde überdeckt einen künstlichen Hügel bildet, unter den in offener Bauweise ein Tunnel gezogen wurde.[8]

 
Südlich von Rischon leZion Moscheh Dajjan inmitten des Ajjalon-Schnellwegs beginnt der Tunnel zur Strecke Rischon LeZion–Modiʿin, 2013

Seit November 2019 wird die neue Strecke Rischon LeZion–Modiʿin, deren Abschnitt von Modiʿin bis zur Schnellbahn Tel Aviv–Jerusalem schon seit 2008 in Betrieb ist, nach Südwesten Richtung Rischon LeZion verlängert, wo sie per Tunnel in den Bahnhof Moscheh Dajjan einfädeln wird. Mitte 2020 begann die spanische Firma Sociedad Española de Montajes Industriales (SEMI) mit der Elektrifikation der Strecke durch Oberleitungen, nach Abschluss nahm die RI die Leitungen am 25. Dezember 2021 unter Spannung.

 
Bahnknoten Pleschet von Norden mit Brücke der Strecke von Tel Aviv, die zwischen den Gleisen der Sinai-Bahn endet und Süd- wie Nordkurve des Anschlusses zum Hafen Aschdod, mittig im Bild, 2020

Bahnknoten Pleschet Bearbeiten

Der Bahnknoten Zomet Pleschet (hebräisch צֹמֶת פְלֶשֶׁת ‚Gabelung Philistäa‘, Philisterland) im Flachland Philistäas (מִישׁוֹר פְלֶשֶׁת Mīschōr Pleschet) nahe dem Moschav Bnei Darom entstand 1960, als die hier verlaufende Sinai-Bahn einen sieben Kilometer langen Anschluss zum damals im Bau befindlichen Hafen Aschdod erhielt.[9] Der Hafen entstand auch, um Im- und Exporte fürs südliche Israel, v. a. Mineralienausfuhren, auf kurzem Wege abzuwickeln.[10] Der Anschluss der Strecke Tel Aviv–Pleschet an den Bahnknoten erfolgte in komplexer Ebenentrennung. Am 4. August 2013 ging die Verbindung in Richtung Javneh Maʿarav (d. h. West) in Betrieb, was Zugfahrten von Aschqelon und Aschdod nach Tel Aviv ohne den Umweg über die nördliche Sinai-Bahn (via Rechovot und Lod) ermöglicht.

 
2010: Blick von der Südbrücke der Ringstraße des Mechlaf Wolfson über den gleichnamigen Bahnhof im Einschnitt zur Nordbrücke

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Avi Bar-Eli (אָבִי בַּר-אֵלִי), הֶסְכֵּם בְּרַכֶּבֶת יִשְׂרָאֵל עַל יִישּׂוּם תּוֹכְנִית הַבְּטִיחוּת; "רַכֶּבֶת בְּטוּחָה הִיא הַתְּשׁוּבָה לְחֵלֶק מִבְּעָיוֹת הַדִּיּוּר auf: TheMarker, 4. August 2011; abgerufen am 31. Januar 2022.
  2. a b c d Lior Baron, עוֹשִׂים סוֹף לַמֶחְדָּל: גֶּשֶׁר הוֹלְץ יוּזַז מִזְרָחָה; הָעֲלוּת - 70 מִילְיוֹן שֶׁקֶל - חֶבְרָה ששְׁווַיְצָרִית הֵחֵלָּה בְּהַעֲתָקַת הַגֶּשֶׁר לְצֹרֶךְ הֲנָחַת מְסִילַת הָרַכֶּבֶת לְראשל"צ מערב, auf: גְּלְוֹבְּס (Globes), 28. August 2007; abgerufen am 31. Januar 2022.
  3. Scharon Qadmi (שָׁרוֹן קַדְּמִי), רַכֶּבֶת יִשְׂרָאֵל פָּתְחָה לַתְּנוּעָה אֶת הַמְּסִילָּה השלישית בְּאַייָּלוֹן, auf: הָאָרֶץ, den 15. September 2006; abgerufen am 31. Januar 2022.
  4. Ron Paz (רוֹן פָּז), בְּעוֹד 3 שָׁנִים: רַכֶּבֶת גַּם בְּמִישׁוֹר הַחוֹף הַדְּרוֹמִי, auf: גְּלְוֹבְּס (Globes), 11. November 2007; abgerufen am 31. Januar 2022.
  5. Anat Györgyi (עֲנַת גֶ'ורְג'י), אֲיָילוֹן דָּרוֹם יַעֲבוֹר שִׁינּוּיִים בְּ-700 מִילְיוֹן שֶׁקֶל כְּדֵי לְאַפְשֵׁר מְעֵבֶר רַכֶּבֶת לְרִאשׁוֹן לְצִיּוֹן, auf: הָאָרֶץ, den 14. September 2002; abgerufen am 31. Januar 2022.
  6. Anat Györgyi (עֲנַת גֶ'ורְג'י), פּוּרְסַם הַמִּכְרָז להקמת תַּחֲנַת רַכֶּבֶת בְּמַעֲרָב רִאשׁוֹן לְצִיּוֹן בָּעֲלוּת שֶׁל 40 מִילְיוֹן שֶׁקֶל, auf: הָאָרֶץ, den 5. Mai 2004; abgerufen am 31. Januar 2022.
  7. Scharon Qadmi (שָׁרוֹן קַדְּמִי), מִנְרָב זָכְתָה בְּמִכְרָז רַכֶּבֶת יִשְׂרָאֵל לְקַו ראשל"צ-אַשְׁדּוֹד וְלַהֲקָמַת תַּחֲנַת הָרַכֶּבֶת בְּיַבְנֶה בְּהֶיקֵּף 130 מִילְיוֹן שֶׁקֶל, auf: הָאָרֶץ, den 5. August 2005; abgerufen am 31. Januar 2022.
  8. Guy Lieberman (גִּיא לִיבֶּּרְמָן), שַׁפִּיר הַנְדָּסָה זָכְתָה בְּמִכְרָז קַו הָרַכֶּבֶת מֵיַבְנֶה לִבְנֵי דָּרוֹם auf: הָאָרֶץ, den 14. September 2009; abgerufen am 31. Januar 2022.
  9. הוּחַל בְּהֲנָחַת קַו הָרַכֶּבֶת בְּאַשְׁדּוֹד, auf: הָאָרֶץ, den 30. Dezember 1960; abgerufen am 31. Januar 2022.
  10. תְּרוּמַת רַכֶּבֶת יִשְׂרָאֵל לִנְמֵל אַשְׁדּוֹד, in: הַבּוֹקֶר (HaBoqer), 26. November 1965; abgerufen am 31. Januar 2022.