Alexander von Lavergne-Peguilhen

preußischer Landrat, Reichstagsabgeordneter

Alexander von Lavergne-Peguilhen (* 24. Juni 1803 in Berlin; † 29. August 1867 in Neidenburg) war Landrat und Mitglied des Reichstags des Norddeutschen Bundes.

Leben Bearbeiten

Alexander von Lavergne-Peguilhen war der Sohn des Kriegs- und Domänenrats und späteren (1816) Oberrechnungrats Ernst Friedrich von Lavergne-Peguilhen, der als Testamentsvollstrecker von Heinrich von Kleist und Henriette Adolphine Vogel bekannt geworden ist, und der Jeanette Dorothea, geb. Jachmann. Die Familie Lavergne-Peguilhen entstammte einer nach Preußen geflüchteten hugenottischen Familie aus dem Languedoc auf dem westlichen Rhoneufer. Ihr wurde 1821 im Königreich Preußen Wappen und Adelsstand „erneuert“, das heißt vom Monarchen anerkannt.[1] 1822 wurde Alexander von Lavergne-Peguilhen als Kandidat der Mathematik zum Fr. Admessern bestellt.[2]

Lavergne-Peguilhen war seit 1839 Landrat im Kreis Neidenburg,[3] nach anderen Quellen seit 1840.[4] Zudem war er Abgeordneter im Preußischen Provinziallandtag und 1847, gemeinsam mit seinem Bruder[5], im Ersten Vereinigten Landtag. In dieser Zeit veröffentlichte er eine Schrift unter dem Titel Der Liberalismus und die Freiheit, die er am 31. Oktober 1846 dem König Friedrich Wilhelm IV. vorlegte. Darin schlug er vor, den Liberalismus durch maßvolle Wiederherstellung feudaler und korporativer Abhängigkeiten zu bekämpfen. Der König sprach ihm mit einer Kabinettsordre seinen Dank für die Schrift aus.[6]

Vom 18. Mai 1848 bis zum 7. Oktober 1848 war er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. Von 1849 bis zu seinem Tode war Lavergne-Peguilhen Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses bzw. der Vorgängerparlamente.[7] Seit 1861 war er Ehrenritter des Johanniterordens.[8]

1867 war er Mitglied des Konstituierenden Reichstags des Norddeutschen Bundes für den Reichstagswahlkreis Regierungsbezirk Königsberg 8 und die Konservative Partei.[9] Sein älterer Bruder war Moritz von Lavergne-Peguilhen (1801–1870), dem mitunter fälschlich die Autorschaft der erwähnten Flugschrift zugeschrieben wird.[10]

Familie Bearbeiten

1841 heiratete er in Frödau Rosa (von) Meske (* 20. Januar 1824; † 18. März 1854), Tochter der Henriette Wenzel und des Gutsbesitzer, Landschaftsrates (Ritterschaftsrat) und Majors a. D. Ludwig Otto von Meske, der 1843 in den preußischen Adelsstand nobilitiert wurde.[11][12] Das Ehepaar hatte die Söhne Georg (* 23. April 1843; † 20. April 1929), Oberregierungsrat a. D., und der kgl. preuß. Generalleutnant Viktor von Lavergne-Peguilhen (* 30. März 1850; † 24. Dezember 1922).[13] Viktor, liiert mit Dora Hartmann, hatte Kinder, Enkel und Urenkel. Georg, verheiratet mit Frieda von Reden, hatte die Adoptivtochter Susanne von Reden-Peguilhen, die aus dem Uradel stammte und Chanoinesse am Kloster Walsrode war. Die Enkeltochter Elsa Lucy Emmy Lolo von Lavergne-Peguilhen war die zweite Ehefrau des Mitinhabers eines Bankhauses, Grundbesitzer auf Börnicke bei Berlin und kgl. dän. Generalkonsul Paul von Mendelssohn-Bartholdy verheiratet.[14]

Alexander von Lavergne-Peguilhen hatte noch zwei Brüder: Franz und Julius, sowie eine Schwester Franziska (1797–1867).[15] Sie heiratete zunächst John Stornby und, nach dessen Tod, im Jahr 1822[16] Ludwig, Graf von Westarp (1791–1850).[17]

Werke Bearbeiten

  • Der Liberalismus und die Freiheit, Tag und Koch, Königsberg 1847.

Literatur Bearbeiten

  • Alexander Küntzel: Was wollen die Liberalen in Preußen und Was will Herr v. Lavergne-Peguilhen? Gustav Mayer, Leipzig 1847.
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1909. Dritter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1908, S. 471–472. (Digitalisat)
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1937, Teil B (Briefadel). Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. 29. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1936, S. 358–361.
  • Bernhard-Maria Rosenberg: Beiträge zur Geschichte des politischen Lebens im Ermland während des Vormärz und der 1848er Revolution. in: (ZGAE) Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands Bd. 31/32, der ganzen Folge Heft 92/93 / Münster (1967/1968) S. 239–318. (PDF) ISSN 0342-3344
  • Bernhard-Maria Rosenberg: Die ostpreußischen Abgeordneten in Frankfurt 1848/49. Biographische Beiträge zur Geschichte des politischen Lebens in Ostpreussen. Grote, Berlin/Köln 1970, S. 82–85. ISBN 3-7745-6426-4.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wappenbuch der Preussischen Monarchie, Band III, F. A. Tyroff, Nürnberg 1836, Tafel 81.
  2. Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin, Stück 29, Eigenverlag, Potsdam Den 19ten Juli 1822, S. 157.
  3. Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874–1945, Hrsg. Rolf Jehke, Herdecke. Zuletzt geändert am 6. August 2023.
  4. Julius Gregorovius: Die Ordensstadt Neidenburg in Ostpreußen. Kommissionsverlag R. Kanter, Marienwerder 1883, S. 220.
  5. Adolf Friedrich August von Rochow: Nachrichten zur Geschichte des Geschlechts derer von Rochow und ihrer Besitzungen, Ernst und Korn, Berlin 1861, S. CCLXXIX. Beilage 167.
  6. Preußen. in: Kemptener Zeitung, 7. Februar 1847, S. 94., in bavarikon/ Bayrische Staatsbibliothek.
  7. Kurzbiographie, in: Bernd Haunfelder, Klaus Erich Pollmann: Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867–1870. Historische Photographien und biographisches Handbuch in: Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 2, Droste, Düsseldorf 1989, S. 430. ISBN 3-7700-5151-3.
  8. C. Herrlich: Wochenblatt der Johanniter-Ordens Balley Brandenburg 1867, Nr. 37, G. Hickethier, in Commission Behr, Berlin, den 11. September 1867, S. 221.
  9. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage, Carl Heymanns Verlag, Berlin 1904, S. 5.; Vgl. auch A. Phillips (Hrsg.): Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883. Statistik der Wahlen zum Konstituierenden und Norddeutschen Reichstage, zum Zollparlament, sowie zu den fünf ersten Legislatur-Perioden des Deutschen Reichstages. Verlag Louis Gerschel, Berlin 1883, S. 4.
  10. Sie stammt aber vom Landrat im Kreis Neidenburg, vgl. Königsberg, 21. März. in: Münchener Politische Zeitung Jg. 48, Nr. 80, München 3. April 1847, S. 314.
  11. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser 1907, Erster Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1906, S. 528 f.
  12. Marcelli Janecki: Handbuch des Preußischen Adels, Erster Band, Hrsg. Förderung Königliches Herolds-Amt, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1892, S. 393.
  13. Günter Wegner: Stellenbesetzung der Deutschen Heere 1815-1939, (Band 1, Die höheren Kommandostellen 1815-1939), Biblio-Verlag, Osnabrück 1990, u. a. S. 276., S. 293. ISBN 3-7648-1780-1.
  14. Testament, in: Julius H. Schoeps: Das Erbe der Mendelssohns. Biographie einer Familie, S. Fischer Verlag, Berlin 2016. ISBN 978-3-10-400895-0.
  15. Georg Becker: Moritz von Lavergne-Peguilhen. Ein Beitrag zur Staats- und Gesellschaftsauffassung des neunzehnten Jahrhunderts, Hessische Ludwigs-Universitat, Giessen 1926, S. 44.
  16. Ernst Heinrich Kneschke: Deutsche Grafen-Haeuser der Gegenwart in heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung, Band 2, T. O. Weigel, Leipzig 1853, S. 667.
  17. Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preussischen Geschichte, Band 29, Duncker & Humblot, Berlin 2005, S. 28. Vgl. Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1839, S. 302 f.