Wolfgang Häntsch

deutscher Schauspieler, Hörspiel- und Synchronsprecher

Wolfgang Häntsch (* 7. Juni 1951 in Seifhennersdorf in Sachsen) ist ein deutscher Schauspieler, Hörspiel- und Synchronsprecher.

Wolfgang Häntsch (2019)

Leben Bearbeiten

Von 1971 bis 1975 absolvierte Wolfgang Häntsch die Theaterhochschule Leipzig.[1] Bereits während seiner Ausbildungszeit spielte er am Schauspielstudio des Staatstheaters Dresden. In den Folgejahren hatte er Engagements am Landestheater Eisenach und am Stralsunder Theater.[2]

In Stralsund kam es im Zuge der Vorbereitungen für ein Festprogramm „30 Jahre DDR“ zu Auseinandersetzungen mit der Theaterleitung. Häntsch plante daraufhin mit anderen Kollegen, darunter Frieder Venus, Immo Sennewald und Thomas Wieck, die Gründung einer freien Künstlergemeinschaft im mecklenburgischen Carlsdorf. Dieses Projekt wurde durch die Staatssicherheit zunichtegemacht und Häntsch mit einem zeitweiligen Berufsverbot belegt. Während dieser Zeit arbeitete er unter anderem als Friedhofsgärtner und Telegrammbote. Ab 1982 trat Häntsch – nunmehr freischaffend – wieder am Theater auf, zunächst an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt und am Opernhaus Halle. Als es ihm Mitte der 1980er-Jahre als Mitglied des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin verwehrt wurde, aufgrund des zu der Zeit bereits länger zurückliegenden Berufsverbots mit dem Ensemble auf Gastspielreise ins Ausland zu gehen, beschloss Häntsch, die DDR zu verlassen.[3][4][5]

Ab 1989 gastierte Häntsch unter anderem an den Staatstheatern in Berlin (Schillertheater), Stuttgart und Nürnberg, am Nationaltheater Weimar und an der Staatsoperette Dresden, in Hamburg am St. Pauli Theater und dem Operettenhaus sowie in Berlin am Theater am Kurfürstendamm, am Schlosspark Theater, am DOCK 11 und am Renaissance-Theater. Auslandsgastspiele führten ihn an das Theater der Jugend in Wien und das Théâtre national du Luxembourg. Häntsch arbeitete mit Regisseuren wie Peter Sodann, Heribert Sasse, Horst Hawemann, Jiří Menzel oder Holger Berg.[2]

Unter Häntschs zahllosen Bühnenrollen waren bislang Der Andere in Draußen vor der Tür von Wolfgang Borchert, Torvald Helmer in Henrik Ibsens Nora, Agamemnon in Iphigenie in Aulis von Euripides und Oberst Pickering im Musical My Fair Lady von Frederick Loewe und Alan Jay Lerner. Von 2013 bis 2015 spielte er am Hamburger Operettenhaus im Musical Rocky die Figur des Mickey Goodmill, Trainer des Titelhelden.[2]

Seit Mitte der 1970er-Jahre ist Wolfgang Häntsch auch ein vielbeschäftigter Film- und Fernsehdarsteller, insbesondere ab 1990. Wiederholt war er gastweise in den Krimiserien Der Alte und Siska sowie in den Reihen Polizeiruf 110 und Tatort zu sehen. Weiter arbeitet Häntsch als Hörspiel- und Synchronsprecher. Als Letzterer lieh er unter anderem ausländischen Kollegen wie Wayne Rogers, Robert Pugh, Ed Lauter oder Jackie Shroff seine Stimme.

Häntsch war darüber hinaus Initiator von verschiedenen Theaterprojekten in Frankreich und der Schweiz. Er gründete 2005 den Verein Epopée de l’Europe e. V., der sich den kulturellen Austausch mit osteuropäischen Ländern zur Aufgabe gemacht hat.

Wolfgang Häntsch ist verheiratet und hat fünf Kinder. Mit seiner jetzigen Frau Tatsiana Navumava hat er zwei Söhne. Aus seiner vorherigen Ehe mit Marijam Agischewa hat er eine Tochter (Olivia, * 1987).

Filmografie (Auswahl) Bearbeiten

Hörspiele Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Dirk Moldt: Nein, das mache ich nicht! Selbstbestimmte Arbeitsbiographien in der DDR. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-606-2.
  • Christian Halbrock: „Freiheit heißt, die Angst verlieren“ – Verweigerung, Widerstand und Opposition in der DDR: Der Ostseebezirk Rostock. 2., korrigierte Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-525-35118-5.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Wolfgang Häntsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wolfgang Häntsch bei Crew United, abgerufen am 4. Februar 2022.
  2. a b c Wolfgang Häntsch. In: schauspielervideos.de. Abgerufen am 4. Februar 2022.
  3. Christian Halbrock: „Freiheit heißt, die Angst verlieren“ – Verweigerung, Widerstand und Opposition in der DDR: Der Ostseebezirk Rostock. 2., korrigierte Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-525-35118-5, S. 198/199.
  4. Dirk Moldt: Nein, das mache ich nicht! Selbstbestimmte Arbeitsbiographien in der DDR. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-606-2, S. 84/85.
  5. Anmerkung: Wann Wolfgang Häntsch die Ausreise aus der DDR genehmigt wurde, kann nicht genau ermittelt werden; laut seiner Vita bei Schauspielervideos.de hatte er noch bis 1988 Verpflichtungen am Friedrichstadt-Palast und am Theater Chemnitz.