Preding

Marktgemeinde im Bezirk Deutschlandsberg, Steiermark
(Weitergeleitet von Wieselsdorf)

Preding ist eine Marktgemeinde mit 1900 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023) in der Steiermark und liegt etwa 30 km südwestlich von Graz.

Marktgemeinde
Preding
Wappen Österreichkarte
Wappen von Preding
Preding (Österreich)
Preding (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Steiermark
Politischer Bezirk: Deutschlandsberg
Kfz-Kennzeichen: DL
Fläche: 18,20 km²
Koordinaten: 46° 51′ N, 15° 23′ OKoordinaten: 46° 51′ 0″ N, 15° 23′ 0″ O
Höhe: 335 m ü. A.
Einwohner: 1.900 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 104 Einw. pro km²
Postleitzahl: 8504
Vorwahlen: +43 3185
Gemeindekennziffer: 6 03 24
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Grazer Straße 11
8504 Preding
Website: www.preding.eu
Politik
Bürgermeister: Elmar Steiner (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020[1][2])
(15 Mitglieder)
9
5
1
Insgesamt 15 Sitze
Lage von Preding im Bezirk Deutschlandsberg
Lage der Gemeinde Preding im Bezirk Deutschlandsberg (anklickbare Karte)Bad SchwanbergDeutschlandsbergEibiswaldFrauental an der LaßnitzGroß Sankt FlorianLannachPölfing-BrunnPredingSankt Josef (Weststeiermark)Sankt Martin im SulmtalSankt Peter im SulmtalSankt Stefan ob StainzStainzWettmannstättenWiesSteiermark
Lage der Gemeinde Preding im Bezirk Deutschlandsberg (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Preding von Süden
Preding von Süden
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Geografie Bearbeiten

Preding liegt im Nordosten des Bezirks Deutschlandsberg.

Geografische Lage Bearbeiten

Die Marktgemeinde Preding liegt eingebettet von Hügeln in der Weststeiermark.

Gemeindegliederung Bearbeiten

Die Gemeinde besteht aus drei Katastralgemeinden (Fläche: Stand 31. Dezember 2018[3]):

  • Preding (454,01 ha)
  • Tobis (1.002,21 ha)
  • Wieselsdorf (363,33 ha)

Die Gemeinde gliedert sich in fünf Ortschaften (in Klammern Einwohner, Stand 1. Jänner 2023[4]):

  • Klein-Preding (114)
  • Preding (952)
  • Tobis (402)
  • Tobisberg (88)
  • Wieselsdorf (344)

Eingemeindungen Bearbeiten

Am 1. Jänner 1952 wurde die frühere Gemeinde Tobis eingemeindet.[5] Mit 1. Jänner 1969 wurden Wieselsdorf und der südliche, zur Pfarre Preding gehörende Teil der Katastralgemeinde Tobisegg (Gemeinde Sankt Josef) eingemeindet.[6]

Von der steiermärkischen Gemeindestrukturreform, die bis 2015 die Zahl der Gemeinden im Bezirk Deutschlandsberg von 40 auf 15 verringerte, war die Gemeinde nicht betroffen, eine Zusammenlegung mit anderen Gemeinden war nicht geplant.[7] Allerdings wurden im Rahmen dieser Reform Wünsche geäußert, einen Teil des Gebietes der Gemeinde Stainztal statt der Gemeinde Stainz entsprechend der Pfarrzugehörigkeit der Gemeinde Preding anzuschließen.[8]

Nachbargemeinden Bearbeiten

Eine der sechs Nachbargemeinden liegt im Bezirk Graz-Umgebung (GU), zwei im Bezirk Leibnitz (LB).

Sankt Josef (Weststeiermark) Dobl-Zwaring (GU)
Stainz   Hengsberg (LB)
Wettmannstätten Sankt Nikolai im Sausal (LB)

Geschichte Bearbeiten

Preding ist altes Siedlungsgebiet. Neben der (bis 2022 ausdrücklich denkmalgeschützten, danach nur mehr als Fundstelle geführten)[9] Fundstelle einer römerzeitlichen Siedlung sind auch Spuren einer spätmittelbronzezeitlichen Siedlung aus ca. dem 14. Jhdt. v. Chr. und ein Brandgrab aus der Zeit der Urnenfelderkultur dokumentiert. Die Ausgrabungen an diesen Fundorten erstrecken sich auch auf ca. 17.000 m² auf der Betriebsfläche der Hasslacher Preding Holzindustrie.[10]

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) existierte in Preding eine Art Konsortium von Fuhrleuten, das für die kaiserliche Armee benötigte Güter transportierte. Die daran beteiligten Fuhrunternehmer unternahmen Fahrten bis weit in das Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation hinein.

Mit 1. Jänner 1928 wurden die Gemeinden Preding und Tobis von der Bezirksvertretung Wildon abgetrennt und zur Bezirksvertretung Deutschlandsberg zugewiesen.[11] Das betraf nicht einen Wechsel der Bezirkshauptmannschaft, sondern nur eine Umgliederung in der Organisation der Interessenvertretung auf Gemeindeebene, für welche Bezirksvertretungen damals eine Verwaltungsebene zwischen Gemeinden und Landtag bildeten.[12]

Während des nationalsozialistischen Juliputsches im Jahr 1934 wurde der Markt vollständig von den Nationalsozialisten beherrscht. Ihr Anführer, der in Mettersdorf wohnende Lehrer Kurt Chibidziura, ordnete im Namen der neuen nationalsozialistischen österreichischen Regierung an, die Häuser des Marktes zu beflaggen, ferner ließ er die Häuser von „Regierungsgegnern“ durchsuchen und Waffen beschlagnahmen sowie das katholische Vereinsheim konfiszieren. Die nationalsozialistische „Machtergreifung“ war im Markt besonders brutal und blutig abgelaufen. Zwei Gendarmen, die am Nachmittag des 25. Juli versucht hatten, die Besetzung des Postamtes zu verhindern, waren von Chibidziura mit der Pistole niedergeschossen und schwer verletzt worden. Am Abend desselben Tages erlitt die 66-jährige Besitzerin vulgo „Huterer“ eine tödliche Verletzung durch einen Schuss, der in ihr Schlafzimmerfenster abgegeben worden war. Die Nationalsozialisten, deren Stärke am Höhepunkt der Erhebung hier mit bis zu 300 Personen angegeben wurde, beherrschten den Markt bis zum Eintreffen einer Einheit des Bundesheeres, die zur Befriedung des Bezirkes aufgeboten worden war. Doch während anderswo die Putschisten auf die Nachricht vom Eintreffen des Bundesheeres fluchtartig abzogen, lieferten sich jene von Preding vor ihrem Abzug am Nachmittag des 26. Juli sogar noch ein kurzes Feuergefecht mit diesem. Nach der Niederschlagung des Putsches wurden im Gebiet des Gendarmeriepostenrayons Preding 60 Personen wegen Beteiligung an diesem verhaftet, 15 weiteren, darunter auch Chibidziura, war die Flucht nach Jugoslawien geglückt. Eine Reihe von Predinger Putschisten wurden zu längeren Haftstrafen verurteilt.[13]

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Die Einwohnerzahl von Preding lag seit dem 19. Jahrhundert bei etwa 1500 Personen und stieg ab den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts an.


Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Pfarrkirche Preding
  • Der Bahnhof Preding-Wieselsdorf ist Endpunkt der Stainzerbahn, wo der „Flascherlzug“ für Nostalgiefahrten verkehrt.
  • An der Gemeindegrenze befindet sich in der Nachbargemeinde Wettmannstätten ein kleiner Tierpark.

Kapelle Klein-Preding Bearbeiten

Diese Kapelle in Klein-Preding wurde am 16. Oktober 1887 eingeweiht, ihre Grundlage ist ein Gelübde des damaligen Bauern vlg. Steffl für Genesung nach schwerer Krankheit. Eine erste Renovierung wurde mit einem Fest am 21. Mai 1989 abgeschlossen, Anfang der 1990er-Jahre erhielt die Kapelle ein elektrisches Läutwerk, welches täglich um 7, 12 und 19 Uhr automatisch die Glocke läutet. 2022 erfolgte eine weitere Renovierung.[14] Die Kapelle steht unter Denkmalschutz.

Predinger Kürbisfest Bearbeiten

Das Predinger Kürbisfest ist das älteste Kürbisfest Europas. Jedes Jahr wird ein sogenannter „Kürbisbürgermeister“ gewählt. Dabei sitzen die Anwärter um einen runden Tisch, auf dem eine große Schüssel Grießbrei („Woazkoch“) steht. In diese Schüssel wird dann ein darüber hängender Kürbis fallen gelassen und der- bzw. diejenige, die/der am meisten von diesem Brei abbekommt wird zum neuen „Kürbisbürgermeister“ ernannt.

Jedes Jahr wird auch ein Jugendkürbisbürgermeister gewählt. Das Kürbisfest findet jährlich Ende August oder im September statt, im Jahr 2013 vom 24. bis 25. August.

Zum internationalen Kürbisfest 2003 in der brandenburgischen Gemeinde Kloster Lehnin entsandte Preding eine Delegation.

Heilige Rinn’ Bearbeiten

Die „Heilige Rinn’ “ ist eine Quelle in einem Waldgebiet im Norden des Pfarrgebietes von Preding, im Gemeindegebiet von Dobl-Zwaring. Dem Wasser dieser Quelle werden besondere Kräfte nachgesagt, seit im 19. Jahrhundert ein fast blinder Holzknecht durch das Waschen seiner Augen mit diesem Wasser wieder besser zu sehen begonnen haben soll. Der Ort wurde in den Jahren 2001/02 restauriert und am 14. August 2006 durch den Pfarrer von Preding geweiht.[15]

Vereine Bearbeiten

Wichtige Kulturträger von Preding sind die Freiwillige Feuerwehr Preding, welche 1872 gegründet wurde; weiters die Marktmusikkapelle Preding, gegründet 1876; und die Landjugend Preding, gegründet am 24. Dezember 1950.

Weitere Vereine in Preding sind der Fußballklub, der Reit- und Fahrverein Preding, die Damenschuhplattlerinnen, Eisschützen und andere mehr.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Preding hat einen Gewerbepark. Ein Holzverarbeitungsbetrieb mit circa 160 Mitarbeitern befindet sich an der Wieserbahn und Schröttenstraße L 601.

Für den Tourismus gibt es einige Fremdenpensionen, in denen auch Urlaub am Bauernhof und Reiturlaube angeboten werden.

In Preding arbeitet der letzte Seiler der Steiermark, Friedrich Teppernegg. Er zählt zu den letzten Seilermeistern in Österreich. Zu seinen Erzeugnissen der „mechanischen Seilerei“ gehören Naturfaserseile aus Hanf oder Sisal, Kunstfaserseile, Flechtleinen, Hebebänder, Rundschlingen, Gerüst- und Bindestricke, Verpackungskordeln, Wurstbindfäden, aber auch Bungy-Jumpingseile. Neben diese hochmodernen Gummiseilen werden auch Fischernetze, Fußballnetze usw. gefertigt.

Der Bahnhof Preding-Wieselsdorf ist Station der Wieserbahn der Graz-Köflacher Eisenbahn. Er ist auch Endstation der Stainzerbahn, deren kommerzieller Betrieb jedoch 1980 mit dem Abbau des Vierschienengleises eingestellt wurde. Seit 1999 gibt es jedoch wieder ein eigenes Parallelgleis bis in den Bahnhof. Die Koralmbahn führt an Preding vorbei, die nächstgelegene Haltestelle ist in der Nachbargemeinde Wettmannstätten.

Politik Bearbeiten

Bürgermeister Bearbeiten

  • bis 2023: Adolf Meixner (SPÖ)
  • seit 2023: Elmar Steiner (SPÖ)[16]

Wappen Bearbeiten

Die Steiermärkische Landesregierung verlieh 1997 der Gemeinde folgendes Wappen: Im roten Schild auf goldener Mondsichel in einem mit sieben facettierten goldenen Sternen bewinkelten goldenen Strahlenkranz die mit goldener Laubkrone gekrönte, silbern gewandete, mit blauem Mantel umhüllte Muttergottes in natürlichen Farben, das mit der Rechten nach dem Mantelsaum greifende in natürlichen Farben bloße Jesuskind auf dem rechten Arm tragend.[17]

Partnergemeinden Bearbeiten

Preding unterhält eine rege Partnerschaft mit den Gemeinden

Persönlichkeiten Bearbeiten

Ehrenbürger der Gemeinde Bearbeiten

  • Jahr? Daniel von Lapp (1836–1910), deutscher Bahnbauunternehmer und Industrieller, er kaufte 1875 das Gut Hornegg und baute es zu einem Mustergut aus.
  • 1980: Friedrich Niederl (1920–2012), Landeshauptmann
  • 1989: Hans Gross (1930–1992), Landeshauptmann-Stellvertreter

Söhne und Töchter der Gemeinde Bearbeiten

  • Anton Seiner (1910–1968), Abgeordneter zum Nationalrat 1945–1949
  • Ing. Greiner, Erfinder im Telefon- und Telegrafiebereich, Präsident des Telephontechnischen Vereins in Wien[18]

Literatur Bearbeiten

  • Gernot Peter Obersteiner: „Marktgemeinde Preding.“ Preding 2002
  • Vinzenz Lödler: Geschichte von Preding – von den ältesten Zeiten bis 1906. Graz: Moser. Simadruck Deutschlandsberg. 1906

Historische Landkarten Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Preding – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. So haben die 15 Gemeinden in Deutschlandsberg gewählt. meinbezirk.at, 29. Juni 2020, abgerufen am 18. August 2020.
  2. Gemeinderatswahl 2020 - Ergebnisse Preding. orf.at, abgerufen am 18. August 2020.
  3. CSV-Datei aus REGIONALINFORMATION.zip (1.221 kB)@1@2Vorlage:Toter Link/www.bev.gv.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.; abgerufen am 12. Jänner 2019
  4. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  5. Verordnung vom 31. Dezember 1951 betreffend die Vereinigung von Gemeinden, Landesgesetzblatt für die Steiermark vom 21. Jänner 1952, 1. Stück, Nr. 7, S. 5.
  6. Gesetz vom 3. Dezember 1968 über Gebietsänderungen von Gemeinden, Landesgesetzblatt für die Steiermark vom 27. Dezember 1968, 22. Stück, Nr. 164, S. 173–174.
  7. Steiermärkische Gemeindestrukturreform.
  8. Weststeirische Rundschau, Nr. 7, Jahrgang 2013, 15. Februar 2013, 86. Jahrgang, ZDB-ID 2303595-X, Simadruck Aigner u. Weisi, Deutschlandsberg 2013, S. 21.
  9. Das ehemals ausdrücklich denkmalgeschützte Gebiet gehört zur Fundzone bei der Pöllmühle die als Fundstelle ausgewiesen ist, als Fundart sind Siedlung?, Streufund genannt, als Datierung Urzeit; Neolithikum; Römerzeit; Kaiserzeit; Datierung unbekannt. Digitaler Atlas, Geografisches Informationssystem GIS Steiermark, Gesellschaft-Bildung-Kultur, Kunst und Kultur, Denkmalschutz - BDA. (abgerufen am 10. Juli 2023).
  10. Aufsehenerregende archäologische Funde in der Hasslacher Preding Holzindustrie. Wochenzeitung Weststeirische Rundschau vom 23. Juli 2021. 94. Jahrgang Nr. 29, S. 5.
  11. Gesetz vom 27. Juli 1927, Landesgesetzblatt für die Steiermark vom 17. Oktober 1927, 16. Stück, Nr. 54, S. 106.
  12. Gesetz vom 14. Juni 1866, Landesgesetz- und Verordnungsblatt für das Herzogthum Steiermark vom 12. September 1866, XV. Stück, Nr. 19, S. 55.
  13. Die bislang ausführlichste Abhandlung über die Kämpfe während des Juliputsches in Preding findet sich in Gerald M. Wolf: „Jetzt sind wir die Herren …“ Die NSDAP im Bezirk Deutschlandsberg und der Juli-Putsch 1934 (= Grazer zeitgeschichtliche Studien, Band 3) StudienVerlag, Innsbruck-Wien-Bozen 2008, S. 159–162, 183 (Totenliste), 186 und 188, ISBN 978-3-7065-4006-3.
  14. Einladung zur Weihe der neu renovierten Dorfkapelle in Klein-Preding. Weststeirische Rundschau. 96. Jahrgang, Nummer 1, 23. Juni 2023, S. 12.
  15. Weststeirische Rundschau. Unabhängige Wochenzeitung der Firma Simadruck für den Bezirk Deutschlandsberg. 82. Jahrgang, Nummer 1, 3. Jänner 2009, S. 10.
  16. Elmar Steiner ist der neue Bürgermeister von Preding. In: Kleine Zeitung. 3. Oktober 2023, abgerufen am 3. Oktober 2023.
  17. Wappen der Marktgemeinde. Marktgemeinde Preding, abgerufen am 17. November 2023 (deutsch).
  18. Das dürfte Technik-Freaks interessieren … und andere Predinger Geschichten. In: Weststeirische Rundschau Nr. 11, 94. Jahrgang 2021, Seite 7.