Uschakowo (russisch Ушаково, deutsch Ströpken) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Munizipalkreis Osjorsk im Rajon Osjorsk.

Siedlung
Uschakowo
Ströpken

Ушаково
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Osjorsk
Frühere Namen Mazaitschen (bis 1729),
Ströbeck, Strepke,
Ströpken (bis 1946)
Bevölkerung 89 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Postleitzahl 238126
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 227 000 092
Geographische Lage
Koordinaten 54° 24′ N, 22° 3′ OKoordinaten: 54° 24′ 30″ N, 22° 2′ 30″ O
Uschakowo (Kaliningrad, Osjorsk) (Europäisches Russland)
Uschakowo (Kaliningrad, Osjorsk) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Uschakowo (Kaliningrad, Osjorsk) (Oblast Kaliningrad)
Uschakowo (Kaliningrad, Osjorsk) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage Bearbeiten

Uschakowo liegt drei Kilometer östlich der Stadt Osjorsk an der Kommunalstraße 27K-177 von der Rajonstadt nach Gawrilowo (Gawaiten/Herzogsrode). In Uschakowo mündet die Kommunalstraße 27K-369 von Norden aus Suworowka (Weedern) kommend ein.

Ein Bahnanschluss besteht nicht mehr. Bis 1945 stand auf Ströpkener Gemeindegebiet der Kreuzungsbahnhof Darkehmen Ost (Angerapp Ost), wo sich die Bahnstrecke Insterburg-Lyck und die Bahnstrecke Gumbinnen–Angerburg trafen.

Südwestlich des Ortes verläuft das vor 1945 Geilebus genannte Flüsschen, das wenige Kilometer später in die Angerapp (Angrapa) mündet.

Geschichte Bearbeiten

Das Gründungsdatum von Ströpken ist nicht bekannt. In den Kirchenrechnungen der Jahre 1701/02 hieß die Siedlung „Mazaitschen“.

Nach der verheerenden Pest der Jahre 1709–1711 und den vielen Toten in der Bevölkerung bemühten sich die preußischen Könige um Wiederbesetzung der Höfe. Seit 1724 trafen verstärkt Siedler aus Nassau, Oldenburg, der Pfalz, Württemberg und dem Halberstädtischen ein. Eine größere Zahl kam aus dem Dorf Ströbeck bei Halberstadt, dessen Bewohner als tüchtige Schachspieler bekannt waren.

Als König Friedrich Wilhelm I. sich auf ausgedehnten Reisen über den Erfolg seiner Wiederbesiedlungspolitik überzeugen wollte, spielte er einmal in Mazaitschen mit dem Dorfschulzen eine Partie Schach. Der König verlor das Spiel und stellte der Bevölkerung die Erfüllung eines Wunsches in Aussicht. Die Bewohner wünschten sich, dem Ort den Namen ihres Heimatdorfes geben zu dürfen. Der König willigte ein, und so erhielt Mazaitschen 1729 den Namen Ströbeck, der sich später als Streepke und dann Ströpken (so bis 1946) der preußischen Mundart anpasste.[2]

Am 6. Mai 1874 wurde Ströpken als Landgemeinde dem neu gebildeten Amtsbezirk Weedern im Kreis Darkehmen zugeordnet.[3]

Im Januar 1945 wurde der Ort von der Roten Armee besetzt. Die neue Polnische Provisorische Regierung ging zunächst davon aus, dass er mit dem gesamten Kreis Darkehmen (Angerapp) unter ihre Verwaltung fallen würde. Im Potsdamer Abkommen (Artikel VI) von August 1945 wurde die neue sowjetisch-polnische Grenze aber unabhängig von den alten Kreisgrenzen anvisiert, wodurch der Ort unter sowjetische Verwaltung kam. Die polnische Umbenennung des Ortes in Strupki im Juli 1947[4] wurde (vermutlich) nicht mehr wirksam. Im November 1947 erhielt der Ort die russische Bezeichnung Uschakowo – eine in Russland und der Oblast Kaliningrad bereits mehrfach vorkommende Ortsbezeichnung – und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Bagrationowski selski Sowet im Rajon Osjorsk zugeordnet.[5] Um 1980 wurde Uschakowo selber Sitz dieses Dorfsowjets. Von 2008 bis 2014 gehörte der Ort zur städtischen Gemeinde Osjorskoje gorodskoje posselenije, von 2015 bis 2020 zum Stadtkreis Osjorsk und seither zum Munizipalkreis Osjorsk.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner[6]
1818 65
1863 79
1910 207
1925 244
1933 251
1939 259
2002 136
2010 125

Kirche Bearbeiten

Das vor 1945 von einer überwiegend evangelischen Einwohnerschaft bewohnte Ströpken war in das Kirchspiel Darkehmen (1938–1946 Angerapp, russisch: Osjorsk) eingepfarrt. Es gehörte zum Kirchenkreis Darkehmen/Angerapp in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.[7] Die letzten deutschen Geistlichen waren die Pfarrer Johannes Gemmel und Helmut Passauer.

Während der Zeit der Sowjetunion war kirchliches Leben untersagt. Erst in den 1990er Jahren bildeten sich in der Oblast Kaliningrad neue Gemeinden, darunter in Kadymka (Eszerningken/Escherningken, 1938–1946 Eschingen) unweit von Uschakowo. Es liegt im Bereich der ebenfalls neugegründeten Propstei Kaliningrad der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER), Die zuständigen Pfarrer sind die der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen).[8]

Schule Bearbeiten

Bis 1945 fand der Schulunterricht im nahe gelegenen Hallwischken (1938–1945 Hallweg, russisch: Rjasanskoje) statt.

Heute ist Uschakowo zentraler Schulort mit einem regionalen Schulzentrum, das die neuen Besitzer des Gutes Suworowka (Weedern) errichteten, nachdem in dem Gut wieder ein Gestüt aufgebaut wurde.[9]

Literatur Bearbeiten

  • Erich Kossak: Ströpken in Ostpreußen. Schachdorf Verlag, Schachdorf Ströbeck 2006, ISBN 3-937722-04-1. (Ströbecker Historische Hefte)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Das Schachdorf Ströpken. bei: ostpreussen.net
  3. Rolf Jehke: Amtsbezirk Weedern. auf: territorial.de
  4. Durch die Rozporządzenie Ministrów: Administracji Publicznej i Ziem Odzyskanych z dnia 1 lipca 1947 r. o przywróceniu i ustaleniu urzędowych nazw miejscowości (Verordnung des Ministeriums für die öffentliche Verwaltung und die wiedergewonnenen Gebiete vom 1. Juli 1947 über die Wiederherstellung und Bestimmung der offiziellen Ortsnamen)
  5. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  6. seit 1910 Volkszählungsdaten
  7. Jürgen Schlusnus: Kirchspiel Darkehmen. (Memento vom 30. November 2012 im Internet Archive) auf: darkehmen.com
  8. Ev.-luth. Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)
  9. Das Dorf Uschakowo–Ströpken heute bei: ostpreussen.net