Thielbeer

Ortsteil der Stadt Arendsee (Altmark)

Thielbeer ist eine Ortschaft und ein Ortsteil der Einheitsgemeinde Stadt Arendsee (Altmark) im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.[3]

Thielbeer
Koordinaten: 52° 51′ N, 11° 29′ OKoordinaten: 52° 50′ 48″ N, 11° 28′ 52″ O
Höhe: 31 m ü. NHN
Fläche: 11,19 km²[1]
Einwohner: 92 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 8 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 39619
Vorwahlen: 039384, 039399
Thielbeer (Sachsen-Anhalt)
Thielbeer (Sachsen-Anhalt)

Lage von Thielbeer in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Thielbeer
Dorfkirche Thielbeer

Geographie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Thielbeer, ein Straßendorf mit Kirche, liegt vier Kilometer südlich der Stadt Arendsee (Altmark) im Norden der Altmark. Im Nordosten des Dorfes liegt der etwa 37 Meter hohe Voss-Berg mit einer ehemaligen Sandgrube.[4][1]

Ortschaftsgliederung Bearbeiten

Zur Ortschaft Thielbeer gehören die Ortsteile Thielbeer und Zühlen.[3]

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter bis 19. Jahrhundert Bearbeiten

Kurz vor 1309 wurde ein Dyderich Tylym und vor 1311 Thiderici de Tylebe in Salzwedel genannt.[5]

Das Dorf Thielbeer wird am 16. Juni 1338 erstmals als villa Tyllebe erwähnt, als der Knappe Heinrich von Garthow dem Kloster Arendsee einen Hof in Thielbeer überlässt.[6] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird der Ort je nach Transkription der Handschrift als Tilebe[7] oder Tylebe[8] aufgeführt. Von den 30 Hufen waren 17 wüst. Die von Gartow hatten das Gericht, die von Bartensleben, das Kloster Arendsee, der Marienaltar in Gartow und die Familie Clüden hatten hier Besitz. Weitere Nennungen sind 1541 Dilebo, 1608 Tielbe, 1687 Tiellebeer, 1775 Thielbär, Tielebier, Tielpke, Thielbeen, 1820 Thielbeer, Plattdeutsch: Thielpke.[1]

Im Norden des Dorfes links der Straße nach Arendsee stand eine Windmühle.[4]

Wüstung Bearbeiten

Wilhelm Zahn berichtete 1909 von einer Ackerbreite, die Dorfstellen genannt, die südwestlich vom Dorf, westlich vom Weg nach Kerkuhn auf der Feldflur von Thielbeer liegt.[9] 1863 wurde berichtet, dass dort Spuren ehemaliger Gebäude und Schlacken ausgepflügt worden sind.[10]

Herkunft des Ortsnamens Bearbeiten

Heinrich Sültmann deutet die Silbe „leve“ in der alten Schreibung. Althochdeutsch wäre das „zidal“ für „Honigweide“, daher „Zeidelbär“, niederdeutsch „tielbär“.[11][12]

Johann Friedrich Danneil berichtete 1863, dass das Dorf „im Munde des gemeinen Mannes“ nur „Thielbk“ genannt wird.[10] Somit könnte das, wie Sültmann schreibt, mit Julius Langer eine Abkürzung für „Tielbeck“ sein. Dann wäre es ein Bach, an dessen Ufer den Bienen reichlich Nahrung geboten wird.[13]

Eingemeindungen Bearbeiten

Thielbeer gehörte bis 1807 zum Arendseeischen Kreis, danach bis 1813 zum Kanton Arendsee im Königreich Westphalen, ab 1816 kam es in den Kreis Osterburg, den späteren Landkreis Osterburg in der preußischen Provinz Sachsen.[1]

Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Zühlen aus dem Landkreis Osterburg in die Gemeinde Thielbeer eingemeindet.[14]

Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Thielbeer aus dem Landkreis Osterburg in den Kreis Seehausen umgegliedert. Am 2. Juli 1965 erfolgte die Umgliederung in den Kreis Osterburg.[15]

Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschloss der Gemeinderat der Gemeinde Thielbeer am 12. Mai 2009, dass die Gemeinde Thielbeer in die Stadt Arendsee (Altmark) eingemeindet wird. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[16][17]

Nach Eingemeindung der bisher selbstständigen Gemeinde Thielbeer wurden Thielbeer und Zühlen Ortsteile der Stadt Arendsee (Altmark). Für die eingemeindete Gemeinde wurden die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die eingemeindete Gemeinde Thielbeer und künftigen Ortsteile Thielbeer und Zühlen wurden zur Ortschaft der aufnehmenden Stadt Arendsee (Altmark). In der eingemeindeten Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Thielbeer wurde ein Ortschaftsrat mit fünf Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.[16]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1734 140
1774 110
1789 117
1798 119
1801 101
1818 080
1840 123
1864 175
Jahr Einwohner
1871 186
1885 149
1892 [00]163[18]
1895 168
1900 [00]150[18]
1905 163
1910 [00]182[18]
1925 159
Jahr Einwohner
1939 150
1946 260
1964 229
1971 264
1981 199
1993 179
2006 174
2008 186
Jahr Einwohner
2011 100
2012 093
2013 090
2014 094
2015 095
2016 102
2017 095
2020 [00]092[19]
Jahr Einwohner
2021 [00]95[19]
2022 [0]90[2]
2023 [0]92[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006[1] ab 2011 bis 2017[20]

Religion Bearbeiten

Die evangelische Kirchengemeinde Thielbeer gehörte früher zur Pfarrei Sanne[21] und heute zum Kirchspiel Sanne-Kerkuhn-Thielbeer im Pfarrbereich Arendsee im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[22]

Politik Bearbeiten

Ortsbürgermeisterin Bearbeiten

Ortsbürgermeisterin der Ortschaft Thielbeer ist seit dem Jahr 2014 Anne Roth. Der letzte Bürgermeister der Gemeinde war Marko Janke. Er war bis 2014 Ortsbürgermeister.[16][23][24]

Ortschaftsrat Bearbeiten

Die Ortschaftsratswahl am 26. Mai 2019 ergab folgende Sitzverteilung:[24]

  • CDU, 2 Sitze
  • 3 Einzelbewerber, je 1 Sitz

Gewählt wurden 2 Ortschaftsrätinnen und 3 Räte.[24]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Dorfkirche Bearbeiten

 
Dorfkirche Thielbeer mit Friedhof

Die evangelische Dorfkirche Thielbeer, ein Feldsteinbau, stammt vermutlich etwa aus der Mitte des 13. Jahrhunderts.[25] Die Kirche war eine Filialkirche der Dorfkirche Sanne (Arendsee). Das Bauwerk ist eine kleine Saalkirche mit Westquerturm. Sie ist mit einem früher steileren Dach gedeckt, wird durch Lanzettfenster erhellt und hat am Turm einen erhöhten Zugang, der auf eine frühere Nutzung der Kirche als Zufluchtsort schließen lässt. An der Nordseite des Schiffes ist ein vermauertes gotisches Backsteinportal zu erkennen. Der Westeingang und die Rundbogenfenster stammen aus dem 19. Jahrhundert. Das Turmerdgeschoss zeigt Anzeichen einer möglicherweise nur beabsichtigten Einwölbung und eine große Spitzbogenöffnung zum flachgedeckten Schiff.

Die schlichte Ausstattung stammt vom Ende des 19. Jahrhunderts. Ein spätgotisches Schnitzaltarretabel wird heute in der Kirche St. Sebastian in Magdeburg aufbewahrt.[26]

Weiteres Bearbeiten

  • Die Kirche steht auf dem Ortsfriedhof, der durch ein spitzbogiges Kirchhofsportal des 15. Jahrhunderts erschlossen wird.
  • Zwei Bauernhöfe im Dorf stehen unter Denkmalschutz.
  • Der Reit- und Fahrverein „Ferdinand von Schill“ e. V. organisiert jährlich ein Reitturnier, den Reitertag.

Literatur Bearbeiten

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2222–2226, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 180–181 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 384, 138. Thielbeer (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Thielbeer – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2222–2226, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Christian Ziems: Arendsee verliert über 100 Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 25. Januar 2024, DNB 954815971, S. 16.
  3. a b Hauptsatzung der Stadt Arendsee (Altmark). 21. Januar 2021 (arendsee.info [PDF; 7,1 MB; abgerufen am 7. Mai 2022]).
  4. a b Messtischblatt 1611: Arendsee, 1902 Arendsee. Reichsamt für Landesaufnahme, 1902, abgerufen am 7. August 2021.
  5. Zitiert nach Peter P. Rohrlach: Joachim Stephan: Die Vogtei Salzwedel. Land und Leute vom Landesausbau bis zur Zeit der Wirren (= Quellen, Findbücher und Inventare des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Band 17). Peter Lang, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-631-54808-7, S. 379, 391.
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 45–46 (Digitalisat).
  7. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 391 (uni-potsdam.de (Memento vom 19. April 2019 im Internet Archive)).
  8. Ernst Fidicin: Kaiser Karl’s IV. Landbuch der Mark Brandenburg (1375), nach den handschriftlichen Quellen. Guttentag, Berlin 1855, S. 185–186 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000810~SZ%3D00201~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 424–425, Nr. 531 (uni-jena.de).
  10. a b Johann Friedrich Danneil: Die Altmark von den Wenden angebauet. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 13. Jahresbericht, 1863, S. 59, Thielbeer (altmark-geschichte.de [PDF]).
  11. Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 322–323.
  12. nach Ernst Haetge: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Osterburg. Osterburg 1937, DNB 576599174.
  13. Julius Langer: Die altmärkischen Ortsnamen auf -ingen und -leben (= Jahresbericht des Königlichen Stiftsgymnasiums in Zeitz. Schuljahr 1897–98). 1897, S. 16, urn:nbn:de:hbz:061:1-418489.
  14. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 274–281 (PDF).
  15. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 360, 363, 364.
  16. a b c Gebietsänderungsvertrag – Eingemeindung der Gemeinde Thielbeer in die Stadt Arendsee (Altmark) mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 12. August 2009. In: Altmarkkreis Salzwedel (Hrsg.): Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr. 9, 26. August 2009, S. 241–243 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 308 kB; abgerufen am 18. April 2022]).
  17. Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010. StBA.
  18. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 180–181 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  19. a b Christian Ziems: Arendsee im Aufwind. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 5. Januar 2022, DNB 954815971, S. 18.
  20. Einheitsgemeinde Stadt Arendsee [Altmark] (Hrsg.): Einwohnerdaten der Jahre 2011 bis 2017. 12. Januar 2018.
  21. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 28 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  22. Pfarrbereich Arendsee. In: ekmd.de. Abgerufen am 27. Januar 2024.
  23. Thielbeers Ortsbürgermeister geht vorfristig. In: Volksstimme Magdeburg. 30. Januar 2014 (volksstimme.de [abgerufen am 5. Juni 2022]).
  24. a b c Stadt Arendsee: Ortschaftsrat Thielbeer. In: stadt-arendsee.eu. Abgerufen am 5. Juni 2022.
  25. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 492.
  26. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt I. Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 941.