Silbersäule (Aron)

Werk des Königsberger Hofjuweliers David Aron

Die Silbersäule ist ein 1879 in Königsberg i. Pr. gefertigtes Ehrengeschenk. Nach der hohen Blüte von Königsbergs Silberschmiedekunst im Spätmittelalter und im Barock ist die Säule ein singuläres Zeugnis ostpreußischer Kunst- und Verwaltungsgeschichte.[1]

Silbersäule in Duisburg

Entstehung und Provenienz Bearbeiten

Das Ehrengeschenk ist ein Werk des Königsberger Hofjuweliers David Aron (1823–1896). Die künstlerische Planung stammt von einer Person namens Hesse (möglicherweise handelt es sich hierbei um den Architekten und Königsberger Oberbauinspektor Carl Hesse). Als der Oberpräsident der Provinz Ostpreußen Karl von Horn am 5. Mai 1879 das 50-jährige Dienstjubiläum beging, schenkten ihm die Landräte der Provinz und die Beamten seiner Behörde die 70 cm hohe Silbersäule.[2] Wo sie nach von Horns Tod war, ist noch ungeklärt. Ein niederländischer Antiquar bot sie 1969 der Stadt Duisburg zum Kauf an. Zunächst abgewiesen, wiederholte er sein Angebot. Ende Dezember 1976 kaufte Duisburgs Kulturamt die Säule zu den Bedingungen des ursprünglichen Angebots. Oberbürgermeister Josef Krings überließ sie im September 1977 dem Museum Stadt Königsberg als Dauerleihgabe. Ulrich Albinus stellte sie in das Renaissancezimmer des Museums. Mit dessen Auflösung kam die Säule 2016 in das Ostpreußische Landesmuseum in Lüneburg.[1]

Widmung Bearbeiten

Widmungsträger und Anlass stehen auf Messingplättchen auf der Vorder- und Rückseite des Säulensockels:

SEINER EXCELLENZ
DEM OBER-PRÄSIDENTEN
DER PROVINZ OSTPREUSSEN
WIRKLICHEN GEHEIMEN RATH
HERRN DR VON HORN

ZUM
50 JÄHRIGEN
DIENST-JUBILÄUM
AM 5TEN MAI 1879.

Auf der Rückseite wurde zum ersten Mal Silber mit Bernsteinintarsien verwendet.

Borussia Bearbeiten

 
Borussia

Pferdeköpfe auf den vier Ecken des Säulensockels verweisen auf Ostpreußens berühmte Trakehner.[1]

1879 lagen der letzte Einigungskrieg und die Deutsche Reichsgründung acht Jahre zurück. Das Säulenhaupt trägt eine Trommel mit Gravuren von Elchgeweihen. Auf der Trommel steht die Frauengestalt der Borussia (Allegorie). In der rechten Hand hält sie ein Siegeszeichen mit Eisernem Kreuz im Lorbeerkranz, wie es die Victoria (Mythologie) auf dem Brandenburger Tor zeigt.[1] Unbekannt ist, was die Figur in der greifend geöffneten linken Hand getragen hat; allerdings ist darunter im Sockel ein rundes Loch, in dem etwas gesteckt haben könnte wie die Stange in der rechten. Auf dem Sockel der Figur sind vorn der Entwerfer Hesse und hinten der fertigende Juwelier Aron eingraviert:
0HESSE INV.
0D. ARON. KÖNIGSBERG I./PR.

Vorderseite Bearbeiten

Die Räume des Oberpräsidiums und die Dienstwohnung des Oberpräsidenten lagen im Südflügel vom Königsberger Schloss. Am 17. und 18. März 1882 zog das Oberpräsidium vom Schloss in den großzügigen Neubau auf dem Mitteltragheim. Gerade pensioniert, brauchte von Horn den Umzug nicht mehr mitzumachen. Sein Nachfolger Albrecht von Schlieckmann konnte die neuen Räumlichkeiten nutzen.

Oberer Teil Bearbeiten

Über der Schlossgravur sind diejenigen Beamten verzeichnet, die in Gumbinnen Deutschlands östlichsten Regierungsbezirk verwalteten oder in der Steuerverwaltung der Provinz Ostpreußen tätig waren; die meisten konnten noch nicht identifiziert werden.

Regierungs-Collegium zu Gumbinnen Bearbeiten

Paul Bienko, Krumhaar, Gustav Dodillet, Ludwig Ferdinand Hermann Siehr, Springer, Balcke, v. Roebel, v. Zschock, Risch, Wendland, Pfeiffer, Warmbrunn, Wiese, Goullon, Gericke, Kayser, Schmidt, Benno Tomasczewski, Bühling, Groddeck, Guerich, Keller, Lempfert, Rudolf Theodor Möhrs, Arthur Germershausen, Caspar, Karl Volprecht, Ludwig v. Bornstedt, v. Liebermann, Czygan, Reisch und Liedtke.

Provinzial Steuer-Direction zu Königsberg Bearbeiten

  • Hitzigrath, Loewe, Knoff, Rauschning, Kunicke und Hausbrand
  • Reichsbevollmächtigter Kessler

Unterer Teil Bearbeiten

Unter der Schlossgravur sind diejenigen Beamten verzeichnet, die Ostpreußens westlichen Regierungsbezirk verwalteten oder in der Schulverwaltung der Provinz tätig waren; die meisten konnten noch nicht identifiziert werden.

Regierungs-Collegium zu Königsberg Bearbeiten

Adolf von Schmeling, Krossa, Müller, Schönian, Wedthoff, Biefel, Schlott, Meyer, Franz Burchard, Julius Arnoldt, Dossow, Susitt, Julius Kummer, Bode, Mielke, Kretschmann, Singelmann, Meinzer, Herzbruch, Carl Hesse, Lindner, Siegert, Philipp, v. Fricken, Wegner, Schmiedel, Weise, Hoepker, Deckmann, v. Negelein, Hauschild, Erdmann, Goldschmidt, v. Woedtke, Tetzlaff, Ernst Gottlieb Krantz, Doerell, v. Winckler, Rauch, Heynemann, Grün und Sack.

Provinzial Schul-Collegium zu Königsberg Bearbeiten

Adolf von Schmeling, Schrader, Hermann Gawlick[A 1] und Ernst Gottlieb Krantz

Rechte Seite Bearbeiten

 
Ostpreußens zwei Regierungsbezirke (1905)

Die (heraldisch) rechte Seite der Säule zeigt das neue Oberpräsidial- und Regierungsgebäude auf dem Mitteltragheim. Es wurde im März/April 1882 bezogen und reichte auch für die Aufnahme des Provinzialschulkollegiums und des Bezirks-Verwaltungsgerichts.[3] Auf den Messingtafeln aufgeführt sind der Polizeipräsident von Königsberg und die Landräte des Regierungsbezirks Königsberg.

Linke Seite Bearbeiten

 
Arons Juweliergeschäft und Hagens Hofapotheke

Auf der linken Säulenseite sind die beteiligten Landräte im Regierungsbezirk Gumbinnen aufgeführt.

Regierungssitze Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Silbersäule (Aron) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Gawlick (1819–1889) hatte die Herzog-Albrechts-Schule in Rastenburg besucht und war seit 1838 Angehöriger des Corps Masovia. Als Geheimer Regierungs- und Schulrat charakterisiert, saß er bis 1888 im Provinzial Schul-Collegium.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Ulrich Albinus: Eine Königsberger Silbersäule. Königsberger Bürgerbrief XIV (1977), S. 9–10.
  2. Walter Daugsch, Lorenz Grimoni: Museum Stadt Königsberg in Duisburg, S. 181; Inv. Nr. 117.
  3. Wulf D. Wagner, Heinrich Lange: Das Königsberger Schloss. Eine Bau- und Kulturgeschichte. Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2011, S. 293.