Schiers
Schiers | |
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Staat: | ![]() |
Kanton: | ![]() |
Region: | Prättigau/Davos |
BFS-Nr.: | 3962 |
Postleitzahl: | 7220 |
Koordinaten: | 770807 / 204175 |
Höhe: | 660 m ü. M. |
Höhenbereich: | 612–2826 m ü. M. |
Fläche: | 61,66 km² |
Einwohner: | 2679 (31. Dezember 2018)[1] |
Einwohnerdichte: | 43 Einw. pro km² |
Website: | www.schiers.ch |
Schiers | |
Lage der Gemeinde | |
Schiers (walserdeutsch Schiersch [ʃiərʃ],[2] rätoromanisch ) ist eine politische Gemeinde in der Region Prättigau/Davos, im Schweizer Kanton Graubünden.
WappenBearbeiten
Blasonierung: In Blau ein durchgehendes goldenes (gelbes) Kreuz Die Gemeinde übernahm das ursprüngliche Wappenzeichen des Zehngerichtebundes, herrührend aus dem Wappen des Schierser Gerichtsammans Jann Grest von Seewis aus den Jahren 1516, 1517 und 1540.
GeographieBearbeiten
Schiers liegt im vorderen Prättigau an der Mündung des Schraubachs in die Landquart, welche das Gemeindegebiet auf etwa 5 km Länge von Südost nach Nordwest durchfliesst. Der bis zur Talsohle herab fast durchgehend bewaldete Hang südlich des Flusses, der Landquartberg, erreicht rund 1600 m ü. M. Wesentlich grösser und vielfältiger stellt sich der nördliche Teil des Territoriums dar. Er erstreckt sich von der Landquart bis zu den Gipfeln des Rätikon, also bis an die Wasserscheide gegen das Montafon, gleichzeitig Staatsgrenze zu Österreich. Die den Kalkstöcken der Drusenfluh (Hauptgipfel 2827 m, höchster Punkt der Gemeinde) vorgelagerte hügelige Landschaft besteht aus weichem Bündnerschiefer, so dass der Schraubach und seine zahlreichen Quell- und Nebenbäche tiefe Tobel gruben, welche die auf den Anhöhen verstreuten Maiensässe und Alpen voneinander trennen und den Wegebau und -unterhalt sehr aufwendig gestalten.
Neben dem Strassendorf Schiers gehören zur Gemeinde die Fraktionen Lunden, Fajauna, Stels, Maria-Montagna, Pusserein sowie Schuders, welches von 1851 bis 1878 eine eigenständige Gemeinde bildete.
Nachbargemeinden sind Grüsch, Seewis im Prättigau, Luzein, Jenaz, Furna sowie Vandans und Tschagguns (beide zum österreichischen Bundesland Vorarlberg gehörend).
Grüsch | Seewis im Prättigau | Brand (Bez. Bludenz, Vorarlbg. AT) |
Grüsch | Luzein | |
Furna | Jenaz | Luzein |
GeschichteBearbeiten
Diverse Funde belegen die Besiedlung des Gebietes in der Bronze- und Eisenzeit. Der Ort Scieres und die Kirche St. Johann, die im 5. Jahrhundert begründete Urkirche des Prättigaus, werden urkundlich erstmals 1101 erwähnt. Der Ortsname geht, wie auch beim nahegelegenen Weiler Ascharina (Gemeinde Luzein), auf das vulgärlateinische Adjektiv ăcĕrĕu, ăcĕrĕa, eine Ableitung von lateinisch acer «Ahorn», zurück.[2]
Die Hoheitsrechte gelangten durch Erbschaft 1335 von den Vazern an die Toggenburger, nach deren Ende – das 1436 den Anlass zur Gründung des Zehngerichtenbundes gab – schliesslich an das Haus Habsburg, von dessen Herrschaft sich die Prättigauer 1649 loskaufen konnten. Innerhalb des Zehngerichtenbundes bildeten Schiers, Grüsch und Seewis das Gericht Schiers, das 1679 in zwei Halbgerichte aufgeteilt wurde. Aus den Rechten des seit dem 12. Jahrhundert in Schiers begüterten Churer Domkapitels hatte sich eine eigene Gerichtsherrschaft, das Kapitelgericht Schiers, entwickelt, das 1506 mit dem Gericht Schiers vereinigt wurde. Bis zu jenem Zeitpunkt sprach man vom Bund der elf Gerichte.
1563 schloss sich die Gemeinde der Reformation an. Im selben Jahrhundert ging man von der romanischen zur deutschen Sprache über.
BildungBearbeiten
Schiers ist bekannt für seine Evangelische Mittelschule Schiers, ein 1837 als Lehrerseminar gegründetes christliches Gymnasium mit Internat.[3] 1894 bis 1900 wirkte hier Gottfried Fankhauser als Dozent. Einer der berühmtesten Schüler war Alberto Giacometti.
WirtschaftBearbeiten
Als Standort des Regionalspitals, das von der Flury Stiftung betrieben wird, und mehrerer Bildungseinrichtungen erfüllt die Gemeinde eine zentrale Funktion im Tal. Neben einer Reihe von Betrieben des Baugewerbes und verwandter Wirtschaftszweige (Holzverarbeitung, Kieswerk) sowie zahlreichen Bauernhöfen gibt es eine Grossmetzgerei und Fleischtrocknerei. In Schiers befinden sich auch die Druckerei und der Redaktionssitz der Regionalzeitung Prättigauer und Herrschäftler.
VerkehrBearbeiten
Schiers liegt an der 1889 eröffneten Linie Landquart – Klosters der Rhätischen Bahn. Es bestehen stündliche Direktverbindungen mit RegioExpress-Zügen nach Davos und ins Unterengadin. Der Bahnhof wurde im Jahr 2004 grundlegend umgebaut. Vier Postautolinien erschliessen die kleineren Fraktionen und verbinden den Ort auch mit den Nachbargemeinden Fanas, Luzein, Furna und Jenaz.
SehenswürdigkeitenBearbeiten
- Auf dem Gebiet der Gemeinde Schiers befindet sich die 1930 fertiggestellte Salginatobelbrücke, welche 1991 von der American Society of Civil Engineers zu einem Weltmonument gekürt wurde.
- Sehenswert ist auch die reformierte Kirche St. Johann. Es handelt sich um einen spätgotischen Saalbau, erbaut 1519 bis 1522. Die Schiffsdecke und die Empore stammen aus dem Jahr 1926. Im Pfarrgarten wurden zwei Vorgängerbauten aus dem 5. und 6. Jh. im Grundriss mit Steinplatten markiert.[4]
- Wohnüberbauung Feld, Architekt: Martin Spühler[5]
- Einfamilienhaus Tettamanti, 2004, Architekt: Riccardo Tettamanti[6]
BilderBearbeiten
PersönlichkeitenBearbeiten
- Andrea Clavadetscher (* 1960), Radsportler
- Theophil Forchhammer (1847–1923), Komponist, Organist und Kirchenmusiker
- Eduard Imhof (1895–1986), Kartograf
- Manuel Pleisch (* 1990), Skirennfahrer
- Mathias Rüegg (* 1952), Pianist, Komponist, Arrangeur und Bandleader
- Andreas Victor Walser (* 1976), Althistoriker
LiteraturBearbeiten
- Otto Clavuot: Schiers. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Otto Clavuot: Schuders. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden II. Die Talschaften Herrschaft, Prättigau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 9). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1937. DNB 811066703.
WeblinksBearbeiten
EinzelnachweiseBearbeiten
- ↑ Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach Jahr, Kanton, Bezirk, Gemeinde, Bevölkerungstyp und Geschlecht (Ständige Wohnbevölkerung). In: bfs.admin.ch. Bundesamt für Statistik (BFS), 31. August 2019, abgerufen am 22. Dezember 2019.
- ↑ a b Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 807.
- ↑ Das Lehrerseminar Schiers 1846–1847, abgerufen am 24. Oktober 2020
- ↑ A. B.: Die erfreuliche Erneuerung der Kirche in Schiers. In: Heimatschutz = Patrimoine, Bd. 30, 1935, S. 69–72.
- ↑ Wohnüberbauung Feld auf www.graubuendenkultur.ch.
- ↑ Einfamilienhaus Tettamanti auf www.graubuendenkultur.ch.