Rovio

Dorf und ehemalige Gemeinde in Val Mara im Kanton Tessin, Schweiz

Rovio, in der alpinlombardischen Ortsmundart Röf [røːf],[1] ist eine Ortschaft in der politischen Gemeinde Val Mara im Kreis Ceresio, Bezirk Lugano, des Schweizer Kantons Tessin.

Rovio
Wappen von Rovio
Wappen von Rovio
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Luganow
Kreis: Kreis Ceresio
Gemeinde: Val Marai2
Postleitzahl: 6821
frühere BFS-Nr.: 5219
Koordinaten: 720094 / 88119Koordinaten: 45° 56′ 2″ N, 8° 59′ 13″ O; CH1903: 720094 / 88119
Höhe: 497 m ü. M.
Fläche: 5,52 km²
Einwohner: 802 (31. Dezember 2020)
Einwohnerdichte: 145 Einw. pro km²
Website: www.rovio.ch
Karte
Rovio (Schweiz)
Rovio (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 10. April 2022
Drohnenaufnahme von Rovio
Oratorium San Vigilio

Am 10. April 2022 fusionierte Rovio mit den Gemeinden Maroggia und Melano zur neuen Gemeinde Val Mara.

Geographie Bearbeiten

Das Dorf liegt 230 Meter über dem Luganersee am Fuss des Monte Sant’Agata (942 m ü. M.), eines Ausläufers des Monte Generoso, auf rund 500 Meter Höhe. Nachbargemeinden auf Schweizer Seite sind Arogno, Maroggia, Melano, Castel San Pietro TI und Mendrisio, auf italienischer Seite Alta Valle Intelvi und Centro Valle Intelvi.

Geschichte Bearbeiten

Der Ort wurde erstmals 852 bezeugt («res illa de Rovi»). Es handelt sich dabei wahrscheinlich um ein Phytotoponym. Vielleicht liegt in der Namenform ein alter Plural oder ein Reflex des Lokativs des lateinischen Substantivs rǔbus (italienisch rovo) vor; Rovio würde damit «bei den Brombeeren» bedeuten.[1]

Die Gegend war schon in der Eisen- und Römerzeit besiedelt, worauf verschiedene Funde hinweisen. Ab 1213 bildete es eine eigene Nachbarschaft (vicenza), die der Pieve Riva San Vitale unterstand. 1517 gelangte Rovio an die Vogtei Lugano. 1798 schloss es sich der kurzlebigen Repubblica di Riva San Vitale an.

Von 1897 bis 1901 verbrachte der deutsche Nobelpreisträger für Literatur Gerhart Hauptmann jedes Jahr ein paar Frühlingswochen in Rovio. Diese Aufenthalte inspirierten ihn zu seiner 1918 veröffentlichten Novelle Der Ketzer von Soana, in der er auch auf den Monte Generoso und andere Merkmale der Gegend Bezug nimmt.

Bevölkerung Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1850 1870 1890 1900 1920 1941 1970 1980 1990 2000[2] 2010 2020
Einwohner 384 340 314 375 405 382 450 535 579 673 745 802

Wirtschaft Bearbeiten

Ackerbau, Viehzucht und Weinbau, aber auch Bau- und Kunsthandwerk bildeten lange Zeit die Erwerbsquellen der Einwohner Rovios. Ab 1960 geriet die Gemeinde in den Sog der Agglomeration Lugano; heute (2000) sind mehr als drei Viertel der Erwerbstätigen Wegpendler.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Oratorium San Vigilio, Innenansicht
 
Fresken

Das Dorfbild ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) als schützenswertes Ortsbild der Schweiz von nationaler Bedeutung eingestuft.[3]

Einzeln zu nennen sind:

  • Pfarrkirche Santi Vitale e Agata am Dorfplatz, restauriert 1994–1997[4][5]
  • barockes Oratorium Santa Maria Assunta, genannt Gesiola, bei der Ala Materna[4]
  • Oratorium San Vigilio, aus dem 13. Jahrhundert[4][6][7]
  • Oratorium Sant’Agata, auf dem Monte Sant’Agata[4]
  • Oratorium Madonna della Provvidenza auf dem Monte Generoso, Architekt: Giacomo Alberti[4]
  • trapezoidale Betkapelle mit Fresken (erstes Viertel des 17. Jahrhunderts) des Malers Giovanni Carlone[4]
  • Palazzo Bagutti, heute Gemeindehaus, neoklassischer Palazzo des 19. Jahrhunderts[4]
  • Casa Carlone mit Fresken des Malers Giovanni Carlone aus den Jahren 1695–1700[4]
  • Casa Groppi mit Basrelief des Stuckateur Domenico Bagutti[4]
  • sechs öffentliche Brunnen, deren Becken ehemalige römische Sarkophage sind[4]
  • römische Ara an der Casa Pittaluga, die Jupiter geweiht ist[4]
  • alter Waschbrunnen[4]

Sport Bearbeiten

  • Associazione Sportiva Rovio[8]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Rovio – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 763 f.
  2. Vanessa Giannò: Rovio. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 17. November 2010.
  3. Liste der Ortsbilder von nationaler Bedeutung (Memento des Originals vom 29. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bak.admin.ch, Verzeichnis auf der Website des Bundesamts für Kultur (BAK), abgerufen am 10. Januar 2018.
  4. a b c d e f g h i j k l Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 366–367.
  5. Pfarrkirche Santi Vitale und Agata auf portal.dnb.de (abgerufen am 29. Mai 2016.)
  6. Oratorium San Vigilio (PDF; 49 kB)
  7. Oratorium San Vigilio auf portal.dnb.de (abgerufen am 29. Mai 2016.)
  8. Associazione Sportiva Rovio