Lichtenau (Baden)

Stadt in Deutschland, Baden-Württemberg

Lichtenau ist eine Stadt in Baden-Württemberg und gehört zum Landkreis Rastatt.

Wappen Deutschlandkarte
Lichtenau (Baden)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Lichtenau hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 44′ N, 8° 0′ OKoordinaten: 48° 44′ N, 8° 0′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Karlsruhe
Landkreis: Rastatt
Höhe: 127 m ü. NHN
Fläche: 27,62 km2
Einwohner: 5035 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 182 Einwohner je km2
Postleitzahl: 77839
Vorwahl: 07227
Kfz-Kennzeichen: RA, BH
Gemeindeschlüssel: 08 2 16 028
Adresse der
Stadtverwaltung:
Hauptstraße 15
77839 Lichtenau
Website: www.lichtenau-baden.de
Bürgermeister: Christian Greilach (CDU)
Lage der Stadt Lichtenau im Landkreis Rastatt
KarteRheinFrankreichRheinland-PfalzEnzkreisSinzheimSinzheimSinzheimBaden-BadenBaden-BadenBaden-BadenBaden-BadenBaden-BadenKarlsruheLandkreis CalwLandkreis FreudenstadtLandkreis KarlsruheLandkreis KarlsruheOrtenaukreisOrtenaukreisOrtenaukreisAu am RheinBietigheimBischweierBühlertalBühlertalBühlertalBühlDurmersheimElchesheim-IllingenForbach (Baden)GaggenauGernsbachHügelsheimIffezheimKuppenheimLichtenau (Baden)LoffenauMuggensturmMuggensturmÖtigheimOttersweierOttersweierRastattRheinmünsterRheinmünsterRheinmünsterRheinmünsterSinzheimSteinmauernWeisenbachRhein
Karte
Luftaufnahme von Lichtenau von Westen aus

Geographie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Lichtenau liegt in der Oberrheinischen Tiefebene. Das Stadtgebiet breitet sich im Hanauerland am östlichen Ufer des Rheins aus – stromabwärts betrachtet zwischen der Stadt Rheinau im Südsüdwesten und der Gemeinde Rheinmünster im Nordosten. Beim Ortsteil Grauelsbaum befinden sich der Grauelsbaumer Altrheinzug und der Altrheinarm Kirchhöfel.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Die Stadt grenzt im Norden an Rheinmünster, im Osten an Ottersweier, im Süden an die Stadt Achern und die Stadt Rheinau, beide im Ortenaukreis. Im Westen grenzt das Stadtgebiet an den Rhein der hier die Grenze zum Elsass (Frankreich) mit der Gemeinde Drusenheim bildet.

Stadtgliederung Bearbeiten

 
Lichtenau-Ulm aus der Luft

Zur Stadt Lichtenau gehören die Dörfer Grauelsbaum, Muckenschopf, Scherzheim und Ulm, die vor der Eingemeindung jeweils eigene Gemeinden bildeten.

Zur Stadt Lichtenau in den Grenzen vom 31. Dezember 1971 gehören die Stadt Lichtenau, das Gehöft Benshurst-Höfe und die Häuser Stromwarthaus und Neufeld. In der Stadt Lichtenau in den Grenzen vom 31. Dezember 1971 liegt die Wüstung Reinhardsau und im Gebiet der ehemaligen Gemeinde Ulm vermutlich Hunden (Unden). An den im 17. Jahrhundert aufgegebenen Ort erinnert noch der heutige Gewannname Hunterau.[2] Die Nennung von Unden bezieht sich vielleicht auch auf das einst teilweise rechtsrheinische und heute vollständig linksrheinische, französische Dalhunden.[3]

Wappen

Geschichte Bearbeiten

Mittelalter Bearbeiten

Die Stadt geht zurück auf eine Wasserburg, die die Herren von Lichtenberg Ende des 13. Jahrhunderts – zum Teil aus Abbruchmaterial der von ihnen eroberten Burg Krax im Elsass – hier errichteten. Bis zur Schleifung 1686 war Lichtenau eine Feste. In der Nachbarschaft der Burg erbauten sie zugleich eine Siedlung, die bereits im Jahr 1300 durch König Albrecht das Hagenauer Stadtrecht verliehen bekam.[4][5] Die Herren von Lichtenberg konzentrierten hier ihre Verwaltung des Amtes Lichtenau. 1335 nahmen die mittlere und die jüngere Linie des Hauses Lichtenberg eine Landesteilung vor. Dabei fiel das Amt Lichtenau – und damit Lichtenau – an Ludwig III. von Lichtenberg, der die jüngere Linie des Hauses begründete.[6]

Anna von Lichtenberg (* 1442; † 1474), eine von zwei Erbtöchtern und Tochter von Ludwigs V. von Lichtenberg (* 1417; † 1474), heiratete 1458 den Grafen Philipp I. den Älteren von Hanau-Babenhausen (* 1417; † 1480), der eine kleine Sekundogenitur aus dem Bestand der Grafschaft Hanau erhalten hatte, um sie heiraten zu können. Durch die Heirat entstand die Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Nach dem Tod des letzten Lichtenbergers, Jakob von Lichtenberg, eines Onkels von Anna, erhielt Graf Philipp I. d. Ä. 1480 die Hälfte der Herrschaft Lichtenberg, einschließlich Lichtenau.

Neuzeit Bearbeiten

 
Hauptstraße vor dem Rathaus (360°)
Als Kugelpanorama anzeigen

Nach dem Tod des letzten Grafen von Hanau-Lichtenberg, Johann Reinhard III. 1736, fiel das Erbe – und damit auch die Stadt Lichtenau – an den Sohn seiner einzigen Tochter, Charlotte von Hanau-Lichtenberg, Landgraf Ludwig (IX.) von Hessen-Darmstadt. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss gelangte sie 1803 zum neu gebildeten Kurfürstentum Baden (wenige Jahre später: Großherzogtum Baden). Dort gehörte die Stadt zum Landkreis Bühl, später zum Landkreis Kehl und seit der Kreisreform von 1973 zum Landkreis Rastatt.

Eingemeindungen Bearbeiten

Die baden-württembergische Gemeindereform fand hier in Etappen statt.

  • Scherzheim am 1. Januar 1972[7]
  • Ulm am 1. Januar 1973[8]
  • Muckenschopf am 1. Januar 1974[9]
  • Grauelsbaum am 1. Januar 1975[9]

Religionen Bearbeiten

Im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts wurde in Lichtenau die Reformation eingeführt. Seither ist die Stadt vorwiegend lutherisch geprägt.

Politik Bearbeiten

Gemeinderat Bearbeiten

Dem Gemeinderat gehören neben dem vorsitzenden Bürgermeister 17 Mitglieder an (2014: 16 Sitze). Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 brachte folgendes Ergebnis:

Partei / Liste Stimmenanteil 2014 Sitze 2014
CDU 22,4 % 36,2 % 4 6
SPD 08,1 % 12,3 % 1 2
Bürger für Lichtenau (BFL) 33,7 % 27,3 % 6 4
Freie Wähler Lichtenau 20,2 % 24,1 % 3 4
Grüne 15,7 % 3

Verwaltungsverband Bearbeiten

Die Stadt ist Mitglied des Gemeindeverwaltungsverbands „Rheinmünster-Lichtenau“ mit Sitz in Rheinmünster.

Wappen Bearbeiten

Die Blasonierung des Wappens lautet: „In Silber ein roter Turm mit drei Zinnen und spitzem Dach, davor eine rote Zinnenmauer mit Eingangstor. Auf der linken Mauerseite ruht ein silberner Helm mit blauem Schwanenrumpf.“

Partnerschaften Bearbeiten

Lichtenau unterhält partnerschaftliche Beziehungen zu:

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Lichtenau ist Endpunkt der Badischen Spargelstraße, die an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt.

 
Scherzheims Weinbrenner-Kirche

Theater Bearbeiten

Mit dem Hoftheater Scherzheim verfügt Lichtenau über ein Kleinkunsttheater mit ca. 50 Plätzen.

Museen Bearbeiten

Der Heimatverein Medicus betreibt das Heimatmuseum der Stadt.

Gedenkstätten Bearbeiten

Seit 1986 erinnert ein Gedenkstein neben dem Grundstück Schmiedstraße 2 an die Synagoge der jüdischen Einwohner. Sie blieb zwar beim Novemberpogrom 1938 unzerstört, wurde aber später abgetragen. Das ehemalige jüdische Schulgebäude ist heute in einen Kindergarten integriert.[10]

Bauwerke Bearbeiten

Im Ortsteil Scherzheim wurde die erste Kirche von Badens berühmten Baumeister Friedrich Weinbrenner errichtet. 1811 erbaut, wurde sie zum gestaltgebenden Vorbild für die Kirchen im Stil des Klassizismus in Baden. Konzipiert aus zwei leicht ablesbaren Baukörpern: Kirchturm und Kirchenschiff, strebt Ersterer kraftvoll aus der Vorderseite des Langhauses in die Höhe. Markant das Glockengeschoss und die hohe Eingangsnische in der Art eines Triumphbogens als edelste Bauteile der Gesamtkomposition.

Bildung Bearbeiten

Mit der Gustav-Heinemann-Schule verfügt Lichtenau über eine Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule. Außerdem gibt es vier Kindergärten in der Stadt.

Vereine Bearbeiten

  • TV Lichtenau
  • Trachtenkapelle Lichtenau
  • FC Rheingold Lichtenau
  • SV Scherzheim
  • SV Ulm
  • TTV Muckenschopf
  • Samurai Lichtenau e.V.
  • SV Lichtenau 1929 e.V.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Söhne und Töchter der Stadt Bearbeiten

Personen in Verbindung mit Lichtenau Bearbeiten

  • Elmer Bantz (1908–2002), Rundfunksprecher und Direktor des Hoftheaters Scherzheim

Literatur Bearbeiten

  • Martin Zeiller: Liechtenau. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Alsatiae etc. (= Topographia Germaniae. Band 3). 1. Auflage. Matthaeus Merian, Frankfurt am Main 1643, S. 31 (Volltext [Wikisource]).
  • Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. Untersuchungen über den Besitz, die Herrschaft und die Hausmachtpolitik eines oberrheinischen Herrengeschlechts. In: Schriften der Erwin-von-Steinbach-Stiftung. 2. Auflage. Band 10. Pfaehler, Bad Neustadt an der Saale 1985, ISBN 3-922923-31-3 (268 Seiten, Im Text unverändert, um eine Einführung erweiterter Nachdruck der Ausgabe Strassburg, Rhenus-Verlag, 1938).
  • Wilhelm Mechler: Das Territorium der Lichtenberger rechts des Rheins. In: Société d’Histoire et d’Archaeologie de Saverne et Environs (Hrsg.): Cinquième centenaire de la création du Comté de Hanau-Lichtenberg 1480–1980 = Pays d’Alsace. 111/112 (2, 3 / 1980), S. 31–37.
  • Ulrich Coenen: Die Baukunst der nördlichen Ortenau. Denkmäler in Bühl, Bühlertal, Ottersweier, Lichtenau, Rheinmünster und Sinzheim. Karlsruhe 1993.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Lichtenau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Erwin Dittler: Hundsfeld – Aspekte einer Namensdeutung. In: Die Ortenau – Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden. Jg. 68, 1988, S. 98 (dl.ub.uni-freiburg.de Digitalisat).
  3. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 186–188
  4. Wilhelm Mechler: Das Territorium der Lichtenberger rechts des Rheins. 1980, S. 32 f.
  5. Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. … Band 10, 1985, S. 228 f.
  6. Fritz Eyer: Das Territorium der Herren von Lichtenberg 1202–1480. … Band 10, 1985, S. 79 f.
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 496.
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 497.
  9. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 483.
  10. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Band 1, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 56.