Muggensturm

Gemeinde im Landkreis Rastatt in Deutschland

Muggensturm ist eine Gemeinde im Landkreis Rastatt in Baden-Württemberg.

Wappen Deutschlandkarte
Muggensturm
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Muggensturm hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 52′ N, 8° 17′ OKoordinaten: 48° 52′ N, 8° 17′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Karlsruhe
Landkreis: Rastatt
Höhe: 122 m ü. NHN
Fläche: 11,56 km2
Einwohner: 6259 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 541 Einwohner je km2
Postleitzahl: 76461
Vorwahl: 07222
Kfz-Kennzeichen: RA, BH
Gemeindeschlüssel: 08 2 16 033
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 33–37
76461 Muggensturm
Website: www.muggensturm.de
Bürgermeister: Johannes Kopp (SPD)
Lage der Gemeinde Muggensturm im Landkreis Rastatt
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Karte

Geographie Bearbeiten

Geographische Lage Bearbeiten

Muggensturm liegt in der Rheinebene am Fuße des Schwarzwaldes. Durch den Ort zieht sich die Grenze zwischen dem Hardtrücken im Nordwesten und der Kinzig-Murg-Rinne im Südosten.[2] Zentral durch den Ort fließt der verdolte, über 27 km lange Federbach, in dessen Einzugsbereich der Federbachbruch, ein 43 ha großes Naturschutzgebiet (hiervon 22,8 ha Niedermoor[3]) liegt. Am südöstlichen Rand des Ortes fließt der Neugraben.

Eine Exklave bildet das Gelände im Hirschgrund, das sich über die B 462 hinaus bis in das Rastatter Gewerbegebiet „Im Wöhr“ erstreckt.

Zu den benachbarten Orten zählen Ötigheim, Bietigheim, Malsch, Waldprechtsweier, Oberweier, Bischweier, Kuppenheim und Rastatt.

Gemeindegliederung Bearbeiten

Zur Gemeinde Muggensturm gehören das Dorf Muggensturm und das Haus Ziegelhütte in der Steinhardt. Im Gemeindegebiet liegen die Wüstungen Eichelbach und Frierlinde.[4]

Geschichte Bearbeiten

Ersterwähnung und Stadt Bearbeiten

 
Urkunde der Ersterwähnung Muggensturms

Das ursprüngliche Muggensturm lag in einem Sumpfgebiet erhöht auf einer Hurst in der Kinzig-Murg-Rinne zwischen dem Federbach im Norden und dem Neugraben im Süden. Dieser strategische Vorteil begünstigte wohl die schnelle Entwicklung zur befestigten Stadt mit Burg. Der Ort wird 1193 erstmals in einer Urkunde von Papst Coelestin III. als Mugetstrum erwähnt und ist 1219 als ebersteinisches Dorf belegt.[5] Der Wandel der Schreibung des Ortsnamens hin zu Muggensturm wie auch seine Herkunft ist nicht eindeutig geklärt, jedoch gibt es mehrere Theorien zum Ortsnamen. Eher an eine Heldensage erinnert die Geschichte, dass Angreifer in die Flucht geschlagen wurden, indem Bienenkörbe von der Stadtmauer geworfen wurden.[6] Aber auch ein keltischer Ursprung des Namens kann in Betracht gezogen werden: keltisch mug = Schwein.[7] Am plausibelsten ist aber die Erklärung mit der hohen Anzahl von Stechmücken (Dialekt: Mugge) im Federbachbruch. Der Oberrhein war lange Malariagebiet, und auch heute findet in diesem Gebiet noch eine Intensive Schnakenbekämpfung durch die KABS statt.

Von besonderer Bedeutung für die Ortsgeschichte ist eine Urkunde aus dem Jahre 1298, in der Graf Heinrich von Eberstein seinen Hof von Eichelbach nach Muggensturm verlegte.[8] Er forderte das Kloster Herrenalb ebenfalls auf, seinen Hof in den Schutz der Burg Muggensturms zu verlegen, vermutlich nachdem das Geschlecht des Konrad von Eichelbach um 1285 endete.[9]

Im 14. Jahrhundert[10] wurde Muggensturm vermutlich dann zur Stadt ernannt (Eine Ernennungsurkunde ist jedoch nicht überliefert) und verfügte über eine Burg mit Stadtmauer und zwei Stadttoren (Oberes und unteres Tor).[11] Die Stadtmauer verlief außerhalb der Kreuzstraße im Süden, der Hauptstraße im Westen, wo sich in den Burgwiesen die Ringmauer der abgegangenen Burg anschloss, der Lindenstraße im Norden, und der Kirchstraße im Osten.[12] Aber schon 1387 verkaufte der stark verschuldete Graf Wolf von Eberstein die Burg und Stadt Muggensturm an den Markgrafen von Baden.[13] Die Besitzverhältnisse zwischen den Badenern und den Ebersteinern wechselten ab 1403 durch Auseinandersetzungen mehrfach, bis 1660 mit dem Tod des Grafen Casimir von Eberstein das Geschlecht im Mannesstamm ausstarb.

Neuzeit Bearbeiten

Wurde Muggensturm in einer Beschreibung von Sebastian Münster im Jahr 1575 noch als Stettlin beschrieben, sprechen andere Quellen nur noch vom Flecken. Vermutlich war den Badenern eine zweite Stadt neben dem benachbarten Kuppenheim, das zu dem Zeitpunkt schon Oberamtsstadt der Markgrafschaft Baden-Baden war, zu viel.

Aufgrund der fast vollständigen Zerstörung Muggensturms durch bayrische Truppen im Dreißigjährigen Krieg lässt sich vermuten, dass eine Stadtbefestigung zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr gegeben war. Beim Durchzug der Bayern unter Tilly 1622 brannten 80 Häuser, 59 Scheunen und Stallungen ab. Auch wurden beide Schafhöfe des Markgrafen und des Grafen von Eberstein mit Häusern und Scheunen großteils zerstört.[14] Kuppenheim dagegen wurde von seiner Stadtmauer vor einer Brandschatzung geschützt und hatte dabei deutlich weniger Schäden zu verzeichnen.[15]

Der Ort wurde auch während des Pfälzischen Erbfolgekrieges schwer getroffen und 1691 wurden erneut Teile des Ortes zerstört. Auch während des Spanischen Erbfolgekrieges entstanden Schäden an Häusern und auf den Feldern und in der St. Margaretenkapelle hausten Truppen. Ebenfalls der Polnische Erbfolgekrieg und die Koalitions- und Napoleonischen Kriege trafen den Ort, wobei die Schafhofgebäude besonders gefährdet waren.[16]

In den Jahren 1787 und 1788 wurden die Reste der Stadtmauer und der -Tore verkauft, da sie nicht mehr notwendig waren und sogar im Weg standen. Heute sind noch zwei restliche Stellen der Mauer übrig: Die Südwand des Gasthauses zum Kreuz wurde im Erdgeschoss auf die Stadtmauer aufgesetzt, und ein etwa ein Meter starker Mauerzug ist an der Rückseite der zu einem Haus der Wilhelmstraße gehörigen Scheuer im Garten sichtbar.[17] Vermutlich wurden weitere Mauerreste auch als Fundament für spätere Wohnbebauung genutzt, dies ist jedoch nicht dokumentiert.

Ab 1800 Bearbeiten

1804 bezeichnet Johann Wilhelm Schmidt ebenso wie 1814 J.B. Kolb Muggensturm als einen Marktflecken.[18] Wo dieser Markt abgehalten wurde, ist unklar. Es finden sich lediglich hinweise auf einen Jahrmarkt an der St. Margarethenkapelle. Dagegen beschwerten sich sämtliche Muggensturmer Wirte über zu hohe Abgaben, obwohl Muggensturm ein wenig besuchter Ort ohne Wochenmärkte war.[19]

 
Der spätere Kaiser Wilhelm I. 1849 beim Gefecht vor Muggensturm

Während der Badischen Revolution kam es am 29. Juni 1849 zu Gefechten zwischen den Revolutionären und preußischen Truppen an der Brücke über den Federbach sowie an der Straße nach Kuppenheim und Bischweier. Gegen die preußische Übermacht errangen die Revolutionstruppen im Vorfeld der Festung Rastatt kurzfristige Teilerfolge. Prinz Wilhelm von Preußen, der spätere Kaiser Wilhelm I., beobachtete den Kampf von der Margarethenkapelle und entging dabei knapp dem Tod.[20][21] An die im Muggensturmer Gewann Hirschgrund gefallenen preußischen Soldaten des 25. Preußischen Infanterie-Regiments erinnert ein Denkmal auf Ötigheimer Gemarkung.

Der Schulunterricht fand zunächst im Rathaus statt, bis am 8. September 1888 die Hebelschule (Alte Schule) und 1909 die Schillerschule (Neue Schule, Schulstraße 10) eingeweiht wurden. Beide wurden 1973–74 im Zuge der Altdorfsanierung abgebrochen.

Im Jahr 1950 ließ sich der damals im Motorsport sehr erfolgreiche Sport- und Rennwagenhersteller Veritas in Muggensturm nieder. Allerdings meldete das Unternehmen noch im selben Jahr Konkurs an. Tatsächlich befand sich der Firmenstandort auf der Gemarkung der Gemeinde Bietigheim. Als offizielle Firmenadresse wurde jedoch Veritas Badische Automobilwerke G. m. b. H. Rastatt-Baden, Werk Muggensturm verwendet.

Die Gemeinde Muggensturm benannte 2006 eine Straße nach dem Rennsportwagen. Die „Veritasstraße“ verbindet seither durch eine am 4. Oktober 2006 eröffnete Bahnunterführung die Draisstraße mit der Vogesenstraße.

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Schätzungen, Volkszählungsergebnisse (*) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze). Quelle bis 1961: Ortschronik[22] und ab 1961: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg[23].

Religion und Kirchen Bearbeiten

Katholische Kirche Bearbeiten

  • 1366 erste Erwähnung der „Messe zu Mukensturne“
  • 1379 Gründung einer Pfarrei mit Gottesdienst in der Burgkapelle. Die St. Georgs-Kapelle außerhalb der Stadtmauer gehörte ebenfalls dazu.
  • 1731 Eine neue Kirche wird als „Königin der Engel und dem Heiligen Georg“ geweiht.
  • 1856 Umbau und Vergrößerung der Kirche
  • 1904 Abbruch der Kirche und Umzug in eine Notkirche
  • 1907 Einweihung der neuen Kirche „Maria Königin der Engel“ mit zwei Seitenaltären und einem Notaltärchen (für das Schutzengelchörchen) der Gebrüder Moroder[24]
  • 1950 Glockenweihe der neuen Glocken
  • 2007 100-jähriges Jubiläum der Kirche „Maria Königin der Engel“

(Quellen unter[25][26])

Evangelische Kirche Bearbeiten

  • 1928 Errichtung eines Gemeindehauses
  • 1932 Genehmigung zur Einrichtung einer evangelischen Kirchengemeinde
  • 1944 Zerstörung der Kirche bei einem Luftangriff
  • 1953 Eröffnung der neuen Kirche „Zum guten Hirten“
  • 1960 Glockenweihe dreier Glocken
  • 1977 Gründung der Evangelischen Kirchengemeinde Bietigheim-Muggensturm (mit Ötigheim)

(Quelle unter[27])

Neuapostolische Kirche Bearbeiten

  • 1953 erster Gottesdienst in Muggensturm im Gasthaus „Zur Post“
  • 1966 Eröffnung der Kirche in der Bahnhofstraße 59 (inzwischen aufgegeben)

(Quelle unter[28])

Jüdische Gemeinde Bearbeiten

  • 1701 lebte eine jüdische Familie in Muggensturm, 1715 zwei, 1764 drei und 1789 lebten 17 Personen jüdischen Glaubens in Muggensturm.[29]
  • Ab Ende der 1830er Jahre existierte eine Synagoge, eine Religionsschule und ein rituelles Bad an der Ecke Wilhelmstraße 2/Hauptstraße 44. Diesen einstöckigen Schopf oder Holzremise verkaufte die Witwe von Alt Vogt Lorenz Dahringer am 30. April 1834 an die Israelitische Gemeinde in Muggensturm.[30]
  • 1913 Auflösung der jüdischen Gemeinde
  • 1972 Abbruch der seither als Scheune genutzten Synagoge

St.-Margarethen-Kapelle Bearbeiten

  • erbaut vermutlich im zehnten Jahrhundert
  • bis ca. 1300 Dorfkirche des abgegangenen Ortes Eichelbach
  • danach Nutzung als Wallfahrtskapelle
  • heute Friedhofskapelle des Muggensturmer Friedhofes

Politik Bearbeiten

Gemeinderat Bearbeiten

 
Rathaus mit Brunnen

Die Kommunalwahl vom 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis (mit Vergleich seit 1999):[31]

Partei / Liste Stimmenanteil Sitze Ergebnis 2014 Ergebnis 2009 Ergebnis 2004 Ergebnis 1999
MBV* 46,7 % 7 39,1 %, 5 Sitze 38,8 %, 5 Sitze 42,4 %, 6 Sitze 39,7 %, 5 Sitze
CDU 21,8 % 3 27,2 %, 4 Sitze 27,9 %, 4 Sitze 28,8 %, 4 Sitze 28,5 %, 4 Sitze
SPD 31,5 % 4 33,7 %, 5 Sitze 33,2 %, 5 Sitze 28,8 %, 4 Sitze 31,8 %, 5 Sitze
Wahlbeteiligung 61,5 % 53,4 % 54,1 % 53,9 % 56,8 %

* Muggensturmer Bürgervereinigung

Weiteres Mitglied des Gemeinderats und dessen Vorsitzender ist der getrennt gewählte Bürgermeister.

Bürgermeister Bearbeiten

Am 10. Juli 2022 wurde der Verwaltungsfachwirt Johannes Kopp (SPD) mit 73,6 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Er setzte sich dabei gegen Veronika Laukart (CDU), Bürgermeisterin von Au am Rhein, durch.[32] Er trat das Amt am 1. September 2022 an[33] und wurde am 19. September 2022 offiziell vereidigt.

Sein Vorgänger war Dietmar Späth (parteilos), der 1993 erstmals zum Bürgermeister gewählt wurde. 2001 wurde er mit über 96 %, 2009 mit 98,5 % der Stimmen bestätigt. Bei der Bürgermeisterwahl 2017 wurde er mit 97,19 % der Stimmen für eine vierte Amtszeit gewählt. Aufgrund seiner Wahl am 27. März 2022 zum Oberbürgermeister von Baden-Baden[34] endete seine Amtszeit als Bürgermeister von Muggensturm im Juni 2022.

Zeittafel:[35]

Name Amtszeit
Vogt Paul Nagel 1807–1810
Vogt Lorenz Dahringer 1810–1831
Josef Schäfer 1832–1845
Georg Melcher 1845–1848
Josef Schäfer 1849–1852
Michael Zittel 1852–1861
Georg Melcher 1861–1864
Lukas Melcher 1864–1873
Xaver Hornung 1873–1879
Valentin Schaub 1879–1904
Christof Späth 1904–1913
Josef Schäfer 1913–1927
Karl Werner 1927–1933
Otto Burkhardt 1933–1934
Karl Bender 1934–1945
Jakob Knapp 1945–1946
Otto Schäfer 1946
Josef Weßbecher 1947–1948
Albert Zittel 1948–1969
Josef Glaser 1969–1985
Christoph Müller 1985–1993
Dietmar Späth 1993–2022

Gemeindeverband Bearbeiten

Die Gemeinde Muggensturm ist Mitglied des Gemeindeverbandes MÖBS.

Städtepartnerschaften Bearbeiten

Mit der italienischen Gemeinde Gradara in der Provinz Pesaro und Urbino wurde im Juni 2002 offiziell eine Städtepartnerschaft besiegelt.

Im Jahr 2011 kam die deutsch-deutsche Städtepartnerschaft mit der Gemeinde Schönwalde-Glien (Brandenburg) hinzu.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Kunst Bearbeiten

 
Muggensturm, Kunstpfad

Im Rathaus wurde im Jahre 2005 das Muggensturmer Bürgerband installiert, ein weltweit einzigartiges kommunales Fotoalbum. Ein Kommunikationskunstwerk, für das der Journalist Anton Jany 2316 Muggensturmer Bürger fotografierte. Die Porträts der Bürger sind auf Keramikkacheln „verewigt“, die, aneinandergereiht, wie ein Band durch die Gänge des Rathauses führen.

Ein Kunstpfad mit Objekten der vergänglichen Kunst im Freizeitgelände am Tiergehege wurde vom 2007 gegründeten Muggensturmer KreativKreis installiert.[36]

Seit 2010 wurden die tristen grauen Stromkästen im Ort durch Einwohner unter der Anleitung der Muggensturmer Künstler freundlich und kreativ gestaltet.

Denkmäler Bearbeiten

Am Fliederplatz erinnert ein Denkmal an die bereits 1913 aufgelöste jüdische Gemeinde im Ort. An dieser Stelle befand sich die im Jahr 1972 abgerissene Synagoge. Zukünftig sollen die Namen aller Muggensturmer Opfer des NS-Regimes verewigt werden. Dort wurde am 12. September 2021 ein weiteres Mahnmal für die deportierten Jüdinnen und Juden Badens eingeweiht.[37]

Auf dem Muggensturmer Friedhof befindet sich ein Denkmal, das namentlich den Gefallenen des Ersten Weltkrieges, den gefallenen Soldaten und der umgekommenen Zivilbevölkerung des Zweiten Weltkrieges und den Teilnehmern des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870 bis 1871 gedenkt.

In der Haupt- und Kirchstrasse wurden 2023 die ersten Stolpersteine für die Opfer des Nationalsozialismus verlegt.[38]

Historische Fachwerkhäuser Bearbeiten

Im alten Ortskern, im Inneren oder direkt um den ehemaligen Verlauf der alten Stadtmauer, finden sich einige renovierte und unter Denkmalschutz stehende Fachwerkhäuser. Einige aus dem 17. und 18. Jahrhundert, lassen mit ihren Hausinschriften sogar auf das Baujahr und den Erbauer schließen. Eines der ältesten Häuser ist der ehemalige Herrenalber Hof und damit vermutlich eines der ganz wenigen Gebäude, die den Dreißigjährigen Krieg überstanden haben. Eine Ecke dieses Gebäudes ziert ein Neidbalken aus dem Jahre 1613. Eine Dendrochronologie bestätigte dies.

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

Das jährlich stattfindende Volksfest ist der Höhepunkt des Veranstaltungskalenders. Das Fest verläuft über vier Tage (Freitag bis Montag). Der ehemalige Blumenkorso fand immer am Sonntag und Montag statt. Die örtlichen Vereine bauten Wagen, bei denen sie über 200.000 Dahlien verarbeiten. Da es aber aufgrund von Trockenheit zu Lieferengpässen der Dahlien kam, entfällt der Blumenkorso seit 2011.

Auszeichnungen Bearbeiten

  • Bundeswettbewerb „Entente Florale - Unsere Stadt blüht auf“: Nach drei Bronzemedaillen gelang Muggensturm im Jahr 2010 der große Wurf: Die Gemeinde wurde mit einer Goldmedaille für die Ortsentwicklung ausgezeichnet.
  • Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“: Beim Ortsverschönerungswettbewerb des Landkreises Rastatt belegte Muggensturm 2011 bereits zum fünften Mal in Folge den 1. Platz.
  • Ortsverschönerungswettbewerb des Landkreises Rastatt: Muggensturm wurde Kreissieger in den Jahren 1977, 1978 und 1980.
  • Artus-Preis: Die Gemeinde Muggensturm erreichte im Jahr 2006 Platz 4 beim Wettbewerb „Die besten Behörden Deutschlands“. Bei der Preisverleihung des Artus-Preises für Entbürokratisierung in Berlin wurde von Preis-Stifter Friedrich Ganz und dem damaligen thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus, dem Vorsitzenden der Jury, Muggensturm mit einem Sonderlob für „vorbildlich effektive und unbürokratische Aktivitäten im Bereich der Unternehmensansiedlung sowie Unterstützung durch unternehmensausgerichtete Bauleitplanung“ bedacht.

Vereine Bearbeiten

  • Der Musikverein Muggensturm bietet neben einer musikalischen Früherziehung auch qualifizierten Instrumentalunterricht, ein Jugendorchester sowie ein Hauptorchester. Er ist außerdem der einzige Musikverein in der Region, der ein „Anfängerorchester für Erwachsene“ anbietet.
  • Der Tennisclub Rot-Weiss Muggensturm wurde am 20. Februar 1974 gegründet. Die Tennisanlage befindet sich am südöstlichen Rand von Muggensturm. Außerdem gibt es ein bewirtschaftetes Clubhaus und eine Minigolf-Anlage. Der Verein hat rund 320 Mitglieder.
  • Der Fußballverein 1918 Muggensturm ist der einzige Fußballverein in Muggensturm. Das Clubgelände mit bewirtetem Clubhaus, zwei Rasenplätzen und einem Hartplatz befindet sich in der Wilhelmstraße 36. Der Fußballverein hat ca. 550 Mitglieder. Er veranstaltet ein jährliches Sportfest mit Spielen der Jugend- / Senioren- und Frauenmannschaften des Vereins. Das Sportfest dauert von Freitag bis Montag. Weiterhin ist eine Mannschaft der Offenen Lebenshilfe Rastatt/Murgtal als eigene Abteilung dem Verein angeschlossen.[39]
  • Bei dem örtlichen Turnverein handelt es sich um den TV Muggensturm 1892 Neben dem Turnen gibt es im TV Muggensturm außerdem eine Abteilung Handball, Faustball und Radsport.
  • Der Schützenverein Muggensturm wurde 1919 gegründet und hat etwa 150 Mitglieder.
  • Der Tischtennisclub Muggensturm wurde 1975 gegründet. Er hat 178 Mitglieder mit fünf Herren-, einer Damen- und sechs Jugendmannschaften. Training und Punktspiele werden in der Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule ausgetragen.
  • Der Arbeitergesangverein Harmonie von 1900 wurde 1938 aufgrund seiner Nähe zur Sozialdemokratie und den Gewerkschaften von den Nationalsozialisten verboten. 1951 wurde er neu gegründet. Der Chor ist heute als gemischter Chor aktiv und pflegt sowohl die klassische Chorliteratur als auch moderne Sätze.
  • Der Modellflugverein MFC-Zaunkönig wurde 1990 gegründet und betreibt einen eigenen Modellflugplatz.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Verkehr Bearbeiten

Straßenverkehr Bearbeiten

Wichtige überregionale Straßen an die Muggensturm angebunden ist, sind die BAB 5 mit der Anschlussstelle Rastatt-Nord, als auch die B 3 und die B 462. Östlich verläuft mit der L 67 die Muggensturmer Umgehungsstraße, die den Ort im Nordosten bei Neumalsch an die B 3 und vor Kuppenheim an die B 462 anbindet. Die Anbindung an die B 462 im Westen erfolgt über die K 3728 in Richtung Rauental. Mit der K 3717 in Richtung Ötigheim im Nordwesten und der K 3737 im Norden nach Bietigheim, bestehen weitere Anbindungen an die B 3. Dort ersetzt die am 16. September 2010 eingeweihte Unterführung den letzten verbliebenen schienengleichen Bahnübergang in Muggensturm.

Schienenverkehr Bearbeiten

Die Bahnanbindung besteht seit dem 1. Mai 1844, als die Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen den Abschnitt HeidelbergKarlsruhe der Rheintalbahn eröffneten. Nach der Verlegung des Rastatter Bahnhofs 1890 und der Erweiterung der Strecke über Durmersheim wurde auch die Trasse nach Rastatt verlegt. Die alte Eisenbahnbrücke über den Federbach im Gemeindewald Hirschgrund existiert heute noch. Der Bahnhof Muggensturm feierte 1984 sein 140-jähriges Bestehen.[40] Inzwischen gibt es zwei Haltepunkte für den Personenverkehr, die den Ort an den Karlsruher Verkehrsverbund anbinden: Muggensturm und Muggensturm Badesee. Auch eine Güterverkehr Anbindung zum Industriegebiet besteht.

Unternehmen und Gewerbe Bearbeiten

Muggensturm verfügt zusammen mit seinem Industriegebiet über eine Gewerbefläche von ca. 103 ha. Gemeldet sind fast 500 gewerbliche Betriebe mit ca. 2500 Arbeitsplätzen.[41] Die lokale Wirtschaft ist vor allem durch Logistikunternehmen und Speditionen geprägt. Beispiele hierfür sind der Kosmetikhersteller L’Oréal, der hier unter anderem sein weltgrößtes Logistikzentrum betreibt oder die Hartmann Spedition & Logistik AG. Mit der Freiberger Lebensmittel GmbH ist ein internationaler Hersteller von u. a. tiefgekühlten Pizzen ansässig.

Solarenergie Bearbeiten

Auf den Flachdächern des Logistikunternehmens Hartmann AG in Muggensturm wird eine der größten Dach-Photovoltaikanlagen betrieben. Auf etwa 80.000 Quadratmetern sind über 20.900 Solarmodule mit einer Peak-Leistung von 3,84 Megawatt installiert.

Öffentliche Einrichtungen Bearbeiten

Bildungseinrichtungen Bearbeiten

  • Albert-Schweitzer-Schule (Grundschule mit Ganztagsschule) mit Turnhalle, eingeweiht am 1. August 1964 als Grund- und Hauptschule, 1970 wurden Schüler aus Oberweier in die Hauptschule aufgenommen.
  • Kindergarten Edith-Stein (Karlstraße 24), Träger: Katholische Kirche „Maria Königin der Engel“, eingeweiht am 29. Juni 1973.
  • Kindergarten Oase (Friedenstraße 30A), Träger: Katholische Kirche „Maria Königin der Engel“, erbaut 1988/89, erweitert 1992/93.
  • Kinderhaus „Spielwiese Storchennest“ (Malscher Straße 14), Träger: Spielwiese gGmbH, eröffnet im Januar 2012
  • Waldkindergarten Muggensturmer Spielwald, Träger: Spielwiese gGmbH, eröffnet am 12. Oktober 2020.
  • Kindergarten Jona (Vogesenstraße 77), Träger: Katholische Kirche „Maria Königin der Engel“, eröffnet am 2. November 2023.

Feuerwehr Bearbeiten

  • Freiwillige Feuerwehr
  • Jugendfeuerwehr
  • Kinderfeuerwehr

Weblinks Bearbeiten

Commons: Muggensturm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Förderverein 900-Jahrfeier Oberweier e. V.: Oberweier Stadt Gaggenau Im Wandel der Zeit 1102-2002, Metz-Verlag, Gaggenau, 2002, ISBN 3-927655-42-2, S. 26
  3. Themenpark Umwelt
  4. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2, S. 180 f.
  5. Oberrheinische Studien. Band III. Festschrift für Günther Haselier. Hrsg. von Alfons Schäfer im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein. Mit Abb. und Kartenskizzen. S. 100.
  6. Ernst Schneider: Muggensturm: Ein Dorf erinnert sich. twp druck + verlag, Muggensturm 1985, ISBN 3-924310-02-3 (formal falsch), S. 132.
  7. Peter Hirschfeld: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Rastatt. C. F. Müller, Karlsruhe 1963, S. 248.
  8. A 489 K U 595. Landesarchiv Baden-WürttembergHauptstaatsarchiv Stuttgart, April 1298, abgerufen am 5. November 2020 (Digitalisat der Beurkundung).
  9. Oberrheinische Studien. Band III. Festschrift für Günther Haselier. Hrsg. von Alfons Schäfer im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein. Mit Abb. und Kartenskizzen. S. 101.
  10. Ernst Schneider: Muggensturm: Ein Dorf erinnert sich. twp druck + verlag, Muggensturm 1985, ISBN 3-924310-02-3 (formal falsch), S. 55.
  11. Ernst Schneider: Muggensturm: Ein Dorf erinnert sich. twp druck + verlag, Muggensturm 1985, ISBN 3-924310-02-3 (formal falsch), S. 56.
  12. Ernst Schneider: Muggensturm: Ein Dorf erinnert sich. twp druck + verlag, Muggensturm 1985, ISBN 3-924310-02-3 (formal falsch), S. 134.
  13. Ernst Schneider: Muggensturm: Ein Dorf erinnert sich. twp druck + verlag, Muggensturm 1985, ISBN 3-924310-02-3 (formal falsch), S. 4.
  14. Franz Ruf: zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges in Mittelbaden. verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2022, ISBN 978-3-95505-323-9, S. 91, 92.
  15. Franz Ruf: zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges in Mittelbaden. verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2022, ISBN 978-3-95505-323-9, S. 89.
  16. Ernst Schneider: Muggensturm: Ein Dorf erinnert sich. twp druck + verlag, Muggensturm 1985, ISBN 3-924310-02-3 (formal falsch), S. 5, 6.
  17. Ernst Schneider: Muggensturm: Ein Dorf erinnert sich. twp druck + verlag, Muggensturm 1985, ISBN 3-924310-02-3 (formal falsch), S. 56.
  18. Ernst Schneider: Muggensturm: Ein Dorf erinnert sich. twp druck + verlag, Muggensturm 1985, ISBN 3-924310-02-3 (formal falsch), S. 132.
  19. Ernst Schneider: Muggensturm: Ein Dorf erinnert sich. twp druck + verlag, Muggensturm 1985, ISBN 3-924310-02-3 (formal falsch), S. 325.
  20. Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Landkreis Rastatt und Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (Hrsg.): Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg – Der Landkreis Rastatt. Band 2. Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-7995-1364-7, S. 281.
  21. Gunter Kaufmann: Der Endkampf an der Murg. In: Landkreis Rastatt. Heimatbuch 1/1974, S. 94
  22. Ernst Schneider: Muggensturm: Ein Dorf erinnert sich. twp druck + verlag, Muggensturm 1985, ISBN 3-924310-02-3 (formal falsch), S. 111, 113, 114.
  23. statistik-bw.de abgerufen am 25. Dezember 2020
  24. Werner Scheurer: Die Altäre der Offenburger Altarbauer Moroder. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 147–182, hier: S. 171.
  25. Christian Jung, Ernst Schneider: Tradition durch Erinnerung - Die Geschichte von Muggensturm. verlag regionalkultur, 2019, ISBN 978-3-95505-126-6, S. 181–188
  26. 100 Jahre Maria Königin der Engel. JMW Will GmbH, 2007, ISBN 978-3-00-021114-0; S. 136
  27. Christian Jung, Ernst Schneider: Tradition durch Erinnerung - Die Geschichte von Muggensturm. verlag regionalkultur, 2019, ISBN 978-3-95505-126-6, S. 189, 190
  28. Christian Jung, Ernst Schneider: Tradition durch Erinnerung - Die Geschichte von Muggensturm. verlag regionalkultur, 2019, ISBN 978-3-95505-126-6, S. 190
  29. Christian Jung, Ernst Schneider: Tradition durch Erinnerung - Die Geschichte von Muggensturm. verlag regionalkultur, 2019, ISBN 978-3-95505-126-6, S. 80–88
  30. Muggensturmer Gemeindeanzeiger. Muggensturm 2007, S. 7.
  31. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Ergebnis der Gemeinderatswahlen 2019 mit Vergleichsangaben von 2014 – Muggensturm
  32. Badisches Tagblatt Nr. 157, 11. Juli 2021, S. 1
  33. Johannes Kopp tritt als Muggensturmer Bürgermeister sein Amt an. In: bnn.de. 1. September 2022, abgerufen am 4. September 2022.
  34. Baden-Baden: Dietmar Späth wird neuer Oberbürgermeister, badisches-tagblatt.de vom 27. März 2022
  35. Christian Jung/Ernst Schneider: Tradition durch Erinnerung - Die Geschichte von Muggensturm, verlag regionalkultur, 2019, ISBN 978-3-95505-126-6, S. 192.
  36. muggensturm.de
  37. Badisches Tagblatt Nr. 213, 15. September 2021, S. 23
  38. Erste Stolpersteine werden in Muggensturm verlegt. In: Badische Neueste Nachrichten (Muggensturm, 12. März 2023, 13:00 Uhr), abgerufen am 23. April 2023.
  39. Vereinshomepage des FV Muggensturm
  40. Ernst Schneider: Muggensturm: Ein Dorf erinnert sich. twp druck + verlag, Muggensturm 1985, ISBN 3-924310-02-3 (formal falsch), S. 495.
  41. muggensturm.de abgerufen am 17. November 2020