Konrad von Hirschhorn

Domherr in Mainz und Speyer, Gründer des Karmeliterklosters Hirschhorn

Konrad von Hirschhorn, auch Conrad I. (* im 14. Jahrhundert; † 4. März 1413), war Domherr in Mainz bzw. Speyer, Domkantor in Speyer sowie Gründer des Karmeliterklosters Hirschhorn.

Wappen der Herren von Hirschhorn aus Scheiblers Wappenbuch

Leben Bearbeiten

 
Karmeliterkirche in Hirschhorn
 
Totenleuchte bei der Ersheimer Kapelle

Konrad von Hirschhorn überließ 1382 als Mainzer Domherr und Propst des Stiftes St. Stephan seinen väterlichen Erbanteil den bereits genannten Brüdern. Am 23. März 1387 wurde er an der Universität Heidelberg immatrikuliert, ab 1391 erscheint er als Domherr und Stuhlbruderpropst in Speyer. Mit Datum vom 11. Februar 1403 ernannte ihn der Speyerer Bischof Raban von Helmstatt zum Domkantor, wobei er seine bisher innegehabte Stellung als Domkustos abgab, ebenso das Kämmereramt des Speyerer Domstiftes, welches Eglof von Knöringen übernahm.

Der Domherr stiftete mit seinen Brüdern Hans V. und Eberhard, sowie mit dem Neffen Konrad (Sohn Alberts) das Karmeliterkloster in seiner Heimatstadt Hirschhorn am Neckar. 1406 ließen sie die zugehörige Kirche Mariä Verkündigung erbauen, die bis heute existiert. In ihr fand der Bruder Hans V. seine letzte Ruhestätte.[1] Konrad und sein Bruder Hans mit Frau legten auch die Feier der Gottesdienste in dieser ihrer Stiftung fest.[2]

Bei der Ersheimer Kapelle ließ Konrad von Hirschhorn 1412 den sogenannten Elendstein, eine kunstvolle gotische Totenleuchte errichten.[3]

Hirschhorn starb am 4. März 1413 und ist an diesem Tag mit einem Jahrgedächtnis im jüngeren Seelbuch des Speyerer Doms eingetragen. Laut Seelbuch der Speyerer Stuhlbrüder wurde er im dortigen Kreuzgang bestattet. Eine andere Quelle lokalisiert sein Grab im Kreuzgang des Mainzer Doms.

Testamentarisch vermachte er dem Kloster Hirschhorn Silbergeschirr, mehrere Bücher (darunter die Werke des Petrus Lombardus sowie die Predigtsammlung des Jacobus de Voragine), ein Missale, ein Bildnis der Hl. Anna und einige weitere Gemälde.[4] Offenbar für dieses geschenkte Annabild entstand bei der Klosterkirche 1515 eine eigene Anna-Kapelle. In der Hessischen Landesbibliothek Darmstadt befindet sich unter der Signatur HS 889 ein um 1380 datiertes Speyerer Missale aus dem Karmeliterkloster Hirschhorn, welches dem genannten Nachlass des Konrad von Hirschhorn entstammen soll.[5]

Der Domherr ist vermutlich auch Verfasser eines allgemeinmedizinischen Buches mit dem Titel Ler von Gesüchte[6], eine in vier Abschnitte (Diätetik sowie allgemeine Gesundheitsregeln und Aderlass, Schmerzpflastergen, Rezepturen gegen Lähmungserscheinungen, Bein- und Fußschmerzen sowie Gicht, Ratschläge zum Aderlass und zum Purgieren)[7] gegliederte Krankheitslehre.[8]

Literatur Bearbeiten

  • Konrad von Busch und Franz Xaver Glasschröder: Chorregel und jüngeres Seelbuch des alten Speyerer Domkapitels, Speyer, Historischer Verein der Pfalz, 1923, Seiten 122 und 123 (mit biografischen Angaben zur Person) dilibri.
  • Michael Hollmann: Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter (1306 - 1476). Mainz 1990, S. 383 UB Frankfurt.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. inschriften.net
  2. Georg Wilhelm Justin Wagner: Die vormaligen geistlichen Stifte im Grossherzogthum Hessen: Provinzen Starkenburg und Oberhessen, Band 1 von: Die vormaligen geistlichen Stifte im Grossherzogthum Hessen, Historischer Verein für das Grossherzogtum Hessen, Darmstadt, 1873, S. 254 und 256 (Google Books)
  3. https://periodika.digitale-sammlungen.de/bdlg/Blatt_bsb00000191,00047.html; Heinz Bormuth: Die Totenleuchte vom Ersheimer Friedhof. Ein Beitrag zur Geschichte der Friedhofsleuchten und Karner zwischen Rhein, Main und Neckar. In: Der Odenwald 41 (1994), S. 127–140, hier S. 134; Webseite zur von Konrad von Hirschhorn gestifteten Totenleuchte.
  4. Wikisource.
  5. Leo Eizenhöfer, Hermann Knaus: Die liturgischen Handschriften der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt, Band 2 von: Handschriften der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt, Otto Harrassowitz Verlag, 1968, S. 144 (Google Books)
  6. Wolfgang Wegner: Konrad von Hirschberg. In: Werner E. Gerabek u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, 2005, ISBN 3110157144, S. 775; Volker Zimmermann: Rezeption und Rolle der Heilkunde in landessprachigen handschriftlichen Kompendien des Spätmittelalters. Band 2 von: Ars Medica. Texte und Untersuchungen zur Quellenkunde der Alten Medizin. F. Steiner Verlag, Wiesbaden 1986, S. 105–107, ISBN 3515042822; (Schnipsel).
  7. Wolfgang Wegner (2005), S. 775.
  8. Volker Zimmermann: Die Pathologie Konrads von Hirschhorn und die Salzburger Sammelhandschrift Cod. M III, 3. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 6, 1988, S. 111–128.