Joseph Bechtel

römisch-katholischer Priester, Todesopfer im KZ Dachau

Joseph Bechtel (* 18. Juli 1879 in Kinheim; † 12. August 1942 in Dachau) war römisch-katholischer Priester. Er starb im Konzentrationslager Dachau als Verfolgter des NS-Regimes.

Pfarrer Joseph Bechtel

Leben Bearbeiten

Joseph Bechtel wurde als Sohn des Winzerehepaares Nikolaus Bechtel und Theresia (geb. Dambly) geboren. Als Internatsschüler im Bischöflichen Konvikt in Trier absolvierte er 1902 sein Abitur am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. Nachdem er am 31. März 1906 im Trierer Dom die Priesterweihe empfangen hatte,[1] bekleidete Bechtel Seelsorgsämter in St. Nikolaus in Bad Kreuznach (1906–1911), St. Nikolaus in Norath (1911–1919) sowie in St. Kastor in Macken (1919–1929). Am 20. September 1929 übernahm er die Pfarrstelle von St. Cyriakus in Niedermendig, die damals 3000 Katholiken zählte. Seine konservative Einstellung und ein Streit mit dem lokalen Bürgerverein führte früh zur Gegnerschaft des späteren Ortsgruppenleiters der NSDAP Niedermendig. Nach der Machtergreifung 1933 wurde Bechtel als Mitglied der Zentrumspartei bereits von Spitzeln beobachtet und von den Nationalsozialisten schikaniert. Eine Gestapo-Akte, die auch frühere Vergehen beinhaltete, wurde 1936 angelegt, weil er in Niedermendig am 9. November 1935, dem Gedenktag des Hitlerputsches, die Kirche und das Pfarrhaus nicht mit der Hakenkreuzfahne beflaggt hatte.[1][2] Am 31. August 1937 wurde ihm seine Zulassung für den Religionsunterricht entzogen und Teile der Pfarrbücherei wurden beschlagnahmt. 1938 musste die Fronleichnamsprozession örtlich verlegt werden. Die Schikanen der Nationalsozialisten, besonders gegenüber katholischen Amtsträgern, waren damals weit verbreitet, um die Position der Kirche, insbesondere in Bezug auf die Jugendarbeit, zu schwächen.[2] Pfarrer Bechtel setzte sich für den jüdischen Viehhändler Moses Eggener und den Chefarzt des katholischen Krankenhauses Dr. Paul Olbertz ein, den die Nationalsozialisten wegen dessen jüdischer Ehefrau zu verdrängen versuchten.[2]

Am 10. Oktober 1940 wurde Bechtel gemeinsam mit seinem Kaplan Peter Schlicker von Charlotte Schmitt, der Witwe des Kriegsinvaliden Joseph Schmitt, wegen „Beeinflussung eines Sterbenden“ angezeigt. Sie stellte die von ihrem verstorbenen Mann gewünschte und genehmigte Rekonziliation infrage. Schmitt war durch die Eheschließung mit seiner evangelischen Gattin vom Empfang der Sakramente ausgeschlossen, wünschte sich jedoch eine katholische Beerdigung und die Erteilung der Sterbesakramente. Er bereute gegenüber Kaplan Schlicker diese Verbindung, worauf dieser am 10. April 1940 Schmitt mit bischöflicher Erlaubnis bestattete. Pfarrer Joseph Bechtel unterstützte ausdrücklich das Vorgehen seines Kaplans, da beide übereinstimmend akribische Vertreter des damaligen strengen katholischen Kirchenrechts waren, kontrastierend zu ihrer persönlichen Opferbereitschaft und mildtätigen Großherzigkeit, wegen der sie von Mendiger Zeitzeugen übereinstimmend gerühmt wurden.[2]

Josef Bechtel und Peter Schlicker wurden im November 1940 von der Gestapo zunächst verhört und am 9. Januar 1941 nach Koblenz in Schutzhaft gebracht. Am 7. Februar wurde Bechtel mit der Häftlingsnummer 23648 zusammen mit seinem Kaplan in das KZ Dachau deportiert.[1] Nach einem kurzen Aufenthalt in der Nervenheilanstalt Andernach, der auf Bitten von Bechtels leiblicher Schwester zustande kam, kehrte er am 16. Mai 1941 endgültig nach Dachau zurück.[1] Die Verurteilung von Charlotte Schmitt als Ehe-Betrügerin 1942 führte nicht zu einer Annullierung der Haft. Bemühungen eines Rechtsanwalts, der für die Bischöfliche Kurie arbeitete, und Gnadengesuche seitens seiner Familien blieben ohne Erfolg. Geschwächt durch Hunger, Herzschwäche und die Haftbedingungen in Dachau starb Bechtel am 12. August 1942, offiziell an Rippenfellentzündung.[2]

Vor dem Priesterseminar in Trier wurde 2005 für Bechtel und sechs weitere Opfer, unter ihnen Kaplan Peter Schlicker, ein Stolperstein verlegt.[3][4] Joseph Bechtel ist Schulpatron der Grundschule Mendig, wo die Erinnerung an ihn bis heute hochgehalten wird.[5]

Literatur Bearbeiten

  • Michael Hoellen: Mendiger Märtyrer. Pfarrer Joseph Bechtel, Kaplan Peter Schlicker, ihr Leben, Leiden und Sterben. Hrsg.: Katholisches Pfarramt St. Cyriakus Kirchberg. Johannes-Verlag, Leutesdorf 1991, ISBN 3-7794-1223-3 (48 S.).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d 75. Todestag des Niedermendiger Pfarrers Joseph Bechtel. In: Blick aktuell. 7. August 2017, abgerufen am 24. November 2020.
  2. a b c d e Michael Hoellen: Mendiger Märtyrer. Hrsg.: Michael Höllen. Johannes Verlag, Leutesdorf 1991, ISBN 3-7794-1223-3.
  3. Arbeitsgemeinschaft Frieden e. V. Trier (Hrsg.): Stolpersteine erzählen. Ein Wegbegleiter zu den Mahnmalen für Nazi-Opfer auf den Bürgersteigen der Stadt Trier. Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V., Trier 2008, S. 32 (uni-trier.de [PDF]).
  4. Stolperstein für Joseph Bechtel. Abgerufen am 24. November 2020.
  5. Grundschule Mendig: Das Opfer von Pfarrer Bechtel soll nicht in Vergessenheit geraten. In: Blick aktuell. Krupp Verlags GmbH, 20. November 2017, abgerufen am 22. November 2020.