Johann Knieriem (Politiker)

Deutscher Fabrikarbeiter und Politiker

Johann Claus Knieriem[1] oder Johann Knierim[2] (geboren 3. Juni 1857 in Hitzerode; gestorben 29. Oktober 1884 in Hannover) war ein deutscher Fabrikarbeiter und politisch[3] in der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) engagiert.[Anm. 1] Er kam als Verfolgter der frühen Arbeiterbewegung im Zuge der Sozialistengesetze ums Leben.[1][2]

Ehrengrab Knieriems als Obelisk auf dem Alten Friedhof Limmer

Leben Bearbeiten

Johann Knieriem wurde zur Zeit des Königreichs Hannover in dem ländlich geprägten Hitzerode im heutigen Kreis Eschwege als Sohn des Schlachters Georg Knieriem und dessen Ehefrau Anna Catharine Walter geboren.[4]

Im Zuge der Industrialisierung fand er Arbeit in einer Fabrik in Limmer vor Hannover. Noch jung und unverheiratet[4] engagierte er sich in der frühen Arbeiterbewegung und erwarb sich den Ruf als „einer der führenden Jungen Sozialisten“.[5]

Nachdem die SAP am 28. Oktober 1884 erstmals „einen beachtlichen Erfolg“[4] bei der Reichstagswahl 1884[1] errungen hatte[4] – für den sich Knieriem „bei Tag und Nacht“ eingesetzt hatte[2] – sollte es für den Wahlkreis Hannover-Linden, in dem die Stadt und das Amt Hannover sowie der Ort Linden zusammengefasst waren, am 12. November 1884 zu einer Stichwahl zwischen dem sozialdemokratischen Zigarrenarbeiter Heinrich Meister und dem für die Deutsch-Hannoversche Partei (DHP) kandidierenden Geheimen Regierungsrat Ludwig Brüel kommen.[4] Bei diesen Wahlkampf-Vorbereitungen engagierte sich Knieriem für den SAP-Kandidaten Heinrich Meister.[1] Dies, obwohl durch das Sozialistengesetz von 1878 sozialdemokratische Aktivitäten verboten worden waren, „um größere Mitspracherechte der Arbeiter zu verhindern.“[1]

Aufgrund seines Engagements für die Sozialdemokraten wurde Knieriem von Gendarmen verfolgt. Die genauen Umstände, die zu seinem Tode führten, gingen in der Folge verloren,[1] zumal später das alte hannoversche Gewerkschaftshaus des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes 1933 als erste Einrichtung dieser Art in Deutschland von den Nationalsozialisten überfallen und besetzt worden war.[6]

So ist bis in jüngste Zeit lediglich überliefert,[1][4] dass Knieriem Ende Oktober 1884 von Gendarmen im Zuge der Sozialistenverfolgung in „das kalte Wasser der Leine“ gejagt wurde. Dabei zog er sich eine Unterkühlung[4] mit Gehirnentzündung zu[4][2], an deren Folgen er schon am Folgetag[1] im Alter von 27 Jahren verstarb.[4]

Knieriem wurde auf dem alten Friedhof in Limmer beigesetzt.[4] Rund „2000 Freunde und Genossen“ versammelten sich ihm zu Ehren für sein letztes Geleit.[2]

Ehrengrab Bearbeiten

 
Inschrift „Er wollte Friede, Freiheit, Recht ... gewidmet von seinen Freunden und Parteigenossen

Johann Knieriem erhielt auf dem Stadtfriedhof Limmer ein Ehrengrab.[7]

An seiner Grabstätte wurde ein schlanker Obelisk auf niedrigem Sockel aufgestellt;[4] eine der beiden Inschriften nennt den Verstorben „Johann Knierim“ und weist auf die Trauer der „Braut“ (des noch Unverheirateten) und seine Verwandten hin.[8] Zudem wurde ihm der Obelisk „gewidmet von seinen Freunden und Parteigenossen“[9] mit der folgenden Inschrift:

„Er wollte Friede, Freiheit, Recht
daß keiner sei des Andern Knecht
daß Arbeit sei des Menschen Pflicht
daß keinem es an Brod gebricht[10]

Später wurde Knieriems letzte Ruhestätte zum Ehrengrab erklärt. Es wird von der Landeshauptstadt Hannover als solches entsprechend gepflegt.[4]

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Johann Knieriem (1857-1884) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Abweichend wurde Knieriem als „einer der führenden Jungen Sozialisten“ bezeichnet; ein Hinweis auf die spätere Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), die aber unter diesem Namen erst ab 1890 so genannt wurde; vergleiche Karin van Schwartzenberg (Verantw.), Stephanus Fischer (Text): Ehrengräber auf den Friedhöfen der Landeshauptstadt Hannover (Memento vom 27. Februar 2015 im Internet Archive) (als PDF-Dokument), Faltblatt mit Service-Telefon-Nummern, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover – der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Bereich Städtische Friedhöfe, Sachgebiet Verwaltung und Kundendienst, 2010

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e f g h Torsten Bachmann: Linden. Streifzüge durch die Geschichte, Sutton, Erfurt 2012, ISBN 978-3-95400-112-5, S. 46–47; Vorschau über Google-Bücher
  2. a b c d e Karl Heinz Jahnke et al. (Hrsg.): Gegen Reaktion und Ausbeutung, in dies.: Geschichte der Freien Deutschen Jugend, 2., durchgesehene Auflage, hrsg. im Auftrag des Zentralrats der FDJ, Berlin: Verlag Neues Leben, 1983, S. 9ff.; hier: S. 16; Vorschau über Google-Bücher
  3. a b o. V.: Knieriem, Johann in der Datenbank Niedersächsische Personen (Neueingabe erforderlich) der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 27. Juli 2023
  4. a b c d e f g h i j k l Helmut Zimmermann: „Er wollte Friede, Freiheit, Recht...“, in ders.: Hannöversche Porträts. Lebensbilder aus sieben Jahrhunderten. Illustriert von Rainer Ossi Osswald. Harenberg, Hannover 1983, S. 94f.
  5. Karin van Schwartzenberg (Verantw.), Stephanus Fischer (Text): Ehrengräber auf den Friedhöfen der Landeshauptstadt Hannover (Memento vom 27. Februar 2015 im Internet Archive) (als PDF-Dokument), Faltblatt mit Service-Telefon-Nummern, hrsg. von der Landeshauptstadt Hannover – der Oberbürgermeister, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, Bereich Städtische Friedhöfe, Sachgebiet Verwaltung und Kundendienst, 2010
  6. Helmut Knocke: Gewerkschaftshaus des ADGB, heutiger „Tiedthof“. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 221.
  7. Ehrengräber der Landeshauptstadt Hannover auf e-government.hannover-stadt.de, abgerufen am 6. August 2023.
  8. Inschrift Hier ruht ...
  9. Inschrift "Er wollte Friede ..."
  10. Peter Schulze: Friedhöfe. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 193–196; hier: S. 195.