Herdern (Freiburg im Breisgau)

Stadtteil von Freiburg im Breisgau, Baden-Württemberg, Deutschland
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Herdern ist ein nordöstlich der Innenstadt gelegener Stadtteil von Freiburg im Breisgau. Im Süden grenzt er an den Stadtteil Neuburg, im Westen wird er von den Gleisen der Rheintalbahn begrenzt und stößt dort an die Stadtteile Stühlinger und Brühl, im Norden liegt der Stadtteil Zähringen und im Osten liegen die Westhänge des Roßkopfs.

Wappen von Herdern
Wappen von Herdern
Wappen von Freiburg im Breisgau
Wappen von Freiburg im Breisgau
Herdern
Stadtteil von Freiburg im Breisgau
Koordinaten 48° 0′ 32″ N, 7° 51′ 46″ OKoordinaten: 48° 0′ 32″ N, 7° 51′ 46″ O
Höhe 271 m
Fläche 4,295 km²
Einwohner 12.226 (31. Dez. 2017)
Bevölkerungsdichte 2847 Einwohner/km²
Ausländeranteil 13 %
Eingemeindung 25. Feb. 1457
Postleitzahl 79104
Vorwahl 0761
Website www.freiburg.de
Gliederung
Stadtteilnummer 21
Gliederung

2 Bezirke
211 Herdern-Süd
212 Herdern Nord

Geschichte

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Das ursprünglich eigenständige Dorf wurde wie die heutigen Freiburger Stadtteile Wiehre, Zähringen und die selbständige Gemeinde Gundelfingen im Jahr 1008 in einer Wildbannurkunde[1] erstmals erwähnt. Damit ist es eines der am frühesten besiedelten Gebiete des heutigen Stadtgebiets. Besitzer des Dorfes waren zunächst die Herzöge von Zähringen, nachfolgend deren Erben, die Grafen von Freiburg und schließlich das Fürstenhaus Fürstenberg. Bis ins 15. Jahrhundert waren die Bischöfe von Straßburg Oberlehensherren. Johann Pedius Tethinger verfasste im Jahre 1543 sogar eine lateinische Geschichte über Herdern in Gedichtform. Bereits im Jahr 1457 wurde Herdern Teil der Stadt Freiburg und teilte dessen weitere Geschichte.

Das Dorf lebte überwiegend vom Weinbau, der jedoch heute keine Rolle mehr spielt. Lediglich der Patron der Kirchengemeinde, St. Urban als Patron der Winzer und Rebleute, und eine kleine Rebfläche nahe der Ortsmitte erinnert noch an diese Vergangenheit.

Im 19. Jahrhundert setzte eine rege Bautätigkeit rund um den alten Dorfkern entlang des Glasbachs ein. Viele Gebäude wurden im Süden des Stadtteils während der Zeit des Jugendstils errichtet. An den Hängen entstanden Villen mit großzügigen Grundstücken. Im Juli 1903 wurde das Friedrich-Gymnasium in Herdern eröffnet, das von 1901 an von Josef Durm gebaut worden war. 1907 folgte die Oberrealschule, die später zum Kepler-Gymnasium wurde. Mittlerweile wurde das Gebäude bis auf den markanten Turm abgerissen und im Rieselfeld eine neue Schule dieses Namens errichtet.[2]

Die Bautätigkeit setzte sich im 20. Jahrhundert fort mit lockerer Bebauung im nördlichen Teil von Herdern. Ab dem Jahr 1933 entstand das Musikerviertel, dessen Straßennamen nach deutschen Musikern benannt sind. Die mittig gelegene Straße ist nach Johann Sebastian Bach benannt, der von den Nationalsozialisten als Basis der deutschen Musik angesehen wurde, die parallel verlaufende Haupterschließungsstraße nach Richard Wagner, dem Lieblingskomponisten der Nationalsozialisten. Die Querstraßen sind von West nach Ost chronologisch von Georg Friedrich Händel bis Anton Bruckner geordnet, wodurch die nationalsozialistische Ideologie der Eroberung neuen Lebensraumes im Osten propagiert wird. Nach jüdischen Musikern wie etwa Felix Mendelssohn Bartholdy wurden im Musikerviertel keine Straßen benannt.[3]

Im Musikerviertel wurde 1965–1966 das erste eigene Schulgebäude für das Droste-Hülshoff-Gymnasium nach Plänen des Architekturbüros Behnisch & Partner errichtet.[4]

Der Stadtteil ist heute wegen seiner Ruhe, dem hohen Grünanteil und der naturnahen Lage sehr beliebt, aber auch teuer. Das gilt weniger für den Westrand des Stadtteils, der nicht die typischen Merkmale eines ruhigen Wohn- und Villenviertels aufweist. Unter Oberbürgermeister Otto Winterer wurden Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Herdern viele Mammutbäume gepflanzt, von denen aber inzwischen auch einige gefällt werden mussten.[5]

Im Dezember 2010 wurde eine Partnerschaft zwischen Herdern und der Umlandgemeinde Gottenheim besiegelt.

Initiiert vom Bürgerverein Herdern findet am Ehrenmal Wintererstraße/Eichhalde am Totensonntag jährlich eine Totenehrung statt. 2019 stand das Gedenken an die Toten auch unter dem Zeichen des schweren Bombenangriffs auf Freiburg 75 Jahre zuvor.[6]

Infrastruktur und Verkehr

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Bildung und Erziehung

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Der Stadtteil ist mit Kindergärten ausreichend versorgt. Die Grundschule Herderns ist die Weiherhofschule, auf deren Gelände auch eine Realschule zu Hause ist. Zwei Gymnasien mit unterschiedlicher Ausrichtung – das alt- und neusprachliche Friedrich-Gymnasium und das mathematisch-naturwissenschaftliche Droste-Hülshoff-Gymnasium (inklusive neusprachlichem und künstlerischem Zweig) befinden sich ebenfalls in Herdern. Am östlichen Rand der Bebauung in Hanglage befindet sich eine nach anthroposophischen Gesichtspunkten geführte Einrichtung, das Haus Tobias, das einen Kindergarten, eine Schule (Sonderschule G) und ein Heim für besonders förderungsbedürftige Kinder betreibt.

Hochschuleinrichtungen im Stadtteil sind die „Katholische Hochschule Freiburg – Hochschule für Sozialwesen, Religionspädagogik, Pflege und Management“ (früher bekannt als KFH), die Fakultät für Biologie der Albert-Ludwigs-Universität mit dem Botanischen Garten und eine Außenstelle des Universitätsklinikums mit der Hautklinik, der psychiatrischen und der psychosomatischen Klinik. Auf diesem Gelände befindet sich auch der Sitz der Klinikschule Freiburg.

Im Gebäude des ehemaligen Eisenbahner-Waisenhorts (EBW) im Norden des Stadtteils, das 1928 errichtet wurde und dessen Mittelbau unter Denkmalschutz steht, ist heute ein Wohnheim des Studierendenwerks Freiburg für 270 Studierende untergebracht, das auch behindertengerechte Zwei-Zimmer-Wohnungen bietet.

 
Seifenkistenrennen auf der Eichhalde in Freiburg

An der Habsburgerstraße liegt die „FABRIK für Handwerk, Kultur und Ökologie“, eines der größten und ältesten sozio-kulturellen Zentren in Deutschland. Es richtete sich ab 1978 im Gebäude einer ehemaligen Garnfabrik (davor Möbelfabrik) ein. Hier arbeiten in 25 Betrieben und Einrichtungen (unter anderen Druckerei, Fahrradwerkstatt, Kindertagesstätte und Motorradclub) etwa 150 Menschen. 1987 wurde hier das erste Freiburger Blockheizkraftwerk eingebaut und 2001 wurden das ganze Gelände und alle Gebäude barrierefrei erschlossen. Vielen Freiburgern ist aber vor allem das „Vorderhaus“ auf dem Gelände bekannt, eine viel besuchte Kleinkunstbühne mit angeschlossenem Restaurant.

Seit 1931 werden – mit Unterbrechungen – in Herdern jährlich Seifenkistenrennen abgehalten. Diese finden seit 1999 immer am letzten Sonntag im September auf der Eichhalde statt. Herdermer Vereine helfen beim Bau der Fahrzeuge und der Durchführung des Rennens.[7]

Einmal im Jahr findet auf dem Kirchplatz im Ortszentrum der „Herdermer Hock“ statt. Er wird von der „Arbeitsgemeinschaft der Herdermer Vereine“ (AGHV) bestehend aus dem Turnverein Freiburg-Herdern, der herdermer Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr und der Fasnachtszunft der Herdermer Lalli organisiert und durchgeführt. Der Sommerhock geht von Freitag bis Montag und lockt jedes Jahr tausende Besucher an.

Behörden und ähnliche Einrichtungen

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Westlich der Habsburgerstraße, im weniger gehobenen Bereich des Stadtteils befindet sich ein Behördenzentrum, wo die Finanzämter Freiburg I und II und andere Landesbehörden angesiedelt sind. Südlich der Tennenbacher Straße befindet sich unter anderem die JVA und verschiedene Einrichtungen der Universität, die bereits zum Stadtteil Neuburg gehören.

In Herdern liegt auch die Zentrale des Deutschen Caritasverbandes (DCV), neben dem Gelände der Katholischen Hochschule. An der Habsburgerstraße befindet sich das Ernst-Lange-Haus des Evangelischen Dekanats Freiburg.[8]

Herdern ist in den Öffentlichen Nahverkehr durch den Haltepunkt Freiburg-Herdern an der Rheintalbahn eingebunden. Hier halten Züge der Breisgau-S-Bahn, die über die Elztalbahn nach Denzlingen, Waldkirch und Elzach verkehren. Ferner verkehrt auf der Habsburgerstraße die Linie 4 der Freiburger Straßenbahn. Sie wird von der Freiburger Verkehrs AG betrieben und fährt von Zähringen über die Stadtmitte zur Messe. Die östlichen Gebiete in der Ebene werden durch die Omnibuslinie 27 an den Europaplatz angebunden. Neben der Buslinie 23 fahren einige Regionalbuslinien im Westen durch die Stefan-Meier-Straße.[9]

In Herdern bestehen drei Stationen des Fahrradverleihsystems Frelo. Eine weitere befindet sich am Haltepunkt Herdern auf der westlichen Seite der Rheintalbahn in der Beurbarung in Brühl.

Die Habsburgerstraße ist auch die wichtigste nordwärts führende Ein- und Ausfallstraße, was eine entsprechende Verkehrsbelastung und eingeschränkte Wohnqualität bedeutet. Nach umfassenden Erneuerungs- und Gleisbauarbeiten in den Jahren 2009 und 2010 verlaufen die Gleise der Stadtbahn seit Ende 2010 abgesehen von zwei Engstellen auf eigenem Gleiskörper.[10]

Sonstiges

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Ehemalige Beltracchi-Villa auf der Eichhalde

Die Abdurrahman-Moschee in Herdern ist ein Zentrum der salafistischen Szene Südbadens.[11]

Die Familie von Josef Mengele, der Lagerarzt im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und einer der meist gesuchten Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkrieges gewesen war, lebte bis Ende 1944 in der Sonnhalde 81. Mengele selbst war dort gemeldet und hielt sich dort mehrfach auf Heimaturlaub auf. Seine Frau Irene und sein Sohn Rolf zogen auch nach der Flucht Mengeles nach Südamerika zurück nach Herdern, wo Rolf Mengele später in der Rotlaubstraße als Rechtsanwalt tätig war.[12]

Der Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi wohnte bis zu seiner Festnahme im Jahr 2010 auf der Eichhalde.

Einzelnachweise

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  1. Alemannische Seiten: Wildbannurkunde Breisgau 30. September 1008.
  2. Freiburg Nord: Schrittweise Annäherung, Badische Zeitung vom 27. Dezember 2010, Zugriff am 23. Januar 2011.
  3. Jürgen Braun: Nazi-Ideologie bestimmt die Straßennamen im Musikerviertel. In: Badische Zeitung. 10. April 2013, abgerufen am 18. Februar 2024.
  4. Geschichte des Droste-Hülshoff-Gymnasiums 1946-1976. Von Erika Wellmer und Michael Tocha auf der Website des Gymnasiums.
  5. Hans Sigmund: Nach einem Blitzschlag muss ein Mammutbaum in Herdern gefällt werden. Badische Zeitung, 20. Oktober 2018, abgerufen am 20. Oktober 2018.
  6. Homepage des Herdener Bürgervereins, abgerufen am 24. November 2019.
  7. Hans Sigmund: Freiburg Nord: Rasante Fahrten in Sperrholzkisten. Badische Zeitung, 1. Oktober 2013, abgerufen am 26. September 2016.
  8. Evang. Dekanat Freiburg. Abgerufen am 30. Januar 2020.
  9. Liniennetzplan Freiburg. (PDF) Abgerufen am 9. Juli 2019.
  10. Umgestaltung Habsburgerstraße. Stadt Freiburg, 16. November 2012, abgerufen am 28. März 2015.
  11. Rüdiger Soldt: Ein Obdachloser aus Freiburg zieht in den Krieg. In: FAZ.net. 27. Mai 2015, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  12. Markus Wolter: Der SS-Arzt Josef Mengele zwischen Freiburg und Auschwitz. Ein örtlicher Beitrag zum Banalen und Bösen. In: Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland. 2014, abgerufen am 8. Januar 2024.

Literatur

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  • Hans Sigmund: 1000 Jahre Herdern. Vom ehemaligen Winzerdorf zum Klein-Nizza von Freiburg. Lavori Verlag, Freiburg 2008, ISBN 978-3-935737-56-2.
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Commons: Herdern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien