Die Hafenbahn Schweiz AG (HBSAG) ist ein konzessioniertes schweizerisches Eisenbahnunternehmen, welches als normalspurige Güterbahn die Basler Rheinhäfen an das Eisenbahnnetz anschliesst. Das im Dezember 2010 gegründete Unternehmen übernahm per 1. Januar 2011 die Hafenbahn des Kantons Basel-Landschaft (HBL) und die Hafenbahn des Kantons Basel-Stadt (HBS).

Hafenbahn Schweiz AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 2010
Sitz Birsfelden, Schweiz Schweiz
Leitung Hans-Peter Hadorn
(VR-Präsident)
Florian Röthlingshöfer
(Delegierter des VR)
Branche Schienenverkehr
Website port-of-switzerland.ch

Überblick Bearbeiten

Die Hafenbahn Schweiz AG ist eine Tochtergesellschaft der 2008 gegründeten öffentlich-rechtlichen Anstalt Schweizerische Rheinhäfen, und als Eisenbahninfrastrukturunternehmen Eigentümerin und Betreiberin der Hafenbahnanlagen Kleinhüningen (Kanton Basel-Stadt), und Birsfelden/Muttenz-Au (Kanton Basel-Landschaft), samt den zugehörigen Zufahrtsstrecken ab Basel Bad RB beziehungsweise Basel SBB RB. Die Hafenbahnanlagen bestehen aus etwa 50 Kilometern Gleisen, auf denen jährlich rund 4 Millionen Tonnen Güter transportiert werden; dies entspricht zwei Dritteln der in den Schweizerischen Rheinhäfen umgeschlagenen Güter.

Die HBSAG besitzt keine eigenständige Geschäftsleitung, sondern fällt in die Zuständigkeit des Geschäftsbereichs Areale und Hafenbahn der Schweizerischen Rheinhäfen. Den operativen Betrieb und Unterhalt der Hafenbahnanlagen besorgt die SBB Infrastruktur basierend auf einem Geschäftsführungsvertrag mit der HBSAG. Die Mehrheit des Hafenbahnverkehrs wickelt SBB Cargo ab, im Jahr 2013 betrug der Anteil 95 Prozent.[1]

Geschichte Bearbeiten

 
Rheinhafen St. Johann im Jahr 1919

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts stieg durch die Industrialisierung die Nachfrage nach Kohle und Grundstoffen für die Chemieindustrie. 1911 wurde der Rheinhafen St. Johann in Betrieb genommen und mit der Elsässer Bahn verbunden. Der 1922 fertiggestellte Rheinhafen Kleinhüningen ist an den Badischen Bahnhof und somit an die deutsche Rheintalbahn angeschlossen. 1937 bis 1940 wurden die basellandschaftlichen Hafenanlagen Birsfelden und Muttenz erbaut. Alle drei Hafenanlagen wurden mit dem Bahnnetz verbunden und sind mit Blockzügen befahrbar.

Mit dem Zusammenschluss der Häfen der beiden Halbkantone entstanden im Jahr 2008 die Schweizerischen Rheinhäfen. Die Hafenbahn Schweiz ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Schweizerischen Rheinhäfen und entstand 2011 durch die Übernahme der Hafenbahnen der Kantone Basel-Landschaft (HBL) und Basel-Stadt (HBS).

Hafenbahn Kleinhüningen Bearbeiten

Hafenbahn Kleinhüningen
Streckennummer (BAV):523
Streckenlänge:2,18 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 38 
Basler Verbindungsbahn
Hochrheinbahn von Konstanz
Wiesentalbahn von Zell im Wiesental
Tramstrecke BVB (Riehenstrasse)
-0,02 Basel Bad Bf 262,6 m ü. M.
Wiese
Rheintalbahn nach Mannheim
1,90 Basel Bad Rbf (Gr L) 258,1 m ü. M.
DUSS-Terminal Basel - Weil am Rhein
2,16 Eigentumsgrenze BEV/HBSAG
Einfahrt Hafenbecken II
Tramstrecke BVB (Hiltalingerstrasse)
Anschlussgleise Hafenbecken II
Wiese
Anschlussgleise Hafenbecken I Ost
4,01 Basel Kleinhüningen Hafen 248,4 m ü. M.
4,37 Anschlussgleise Hafenbecken I West
4,56 Uferstrasse (gesperrt)
4,88
 
Fertiggestellter Hafenbahnhof Kleinhüningen im Jahr 1926. Die Hafenanlagen am Klybeck-Quai sind noch im Bau.

Die Hafenbahn schliesst seit 1922 den rechts­rheinischen Rheinhafen Kleinhüningen an den Rangierbahnhof des badischen Bahnhofes im deutschen Weil am Rhein an. Das Netz der Hafenbahn umfasst die elektrifizierten Zufahrten zum Hafengebiet in Kleinhüningen ab der DB-Oberrheinstrecke Basel-Karlsruhe. Die Anlagen umfassen das Streckengleis der Hafenbahn mit 2176 Meter Länge, 33 847 Meter Nebengleise und rund 200 Weichen.

Im Jahr 2012 wurden auf der Kleinhüninger Hafenbahn 1,5 Millionen Tonnen Güter mit 5300 Zügen befördert. Viele Züge bestehen aus Wagen mit unterschiedlichen Gütern für verschiedenste Destinationen, die dann im Rangierbahnhof Muttenz sortiert werden.

Hafenbahn Birsfelden Bearbeiten

Hafenbahn Birsfelden
Streckennummer (BAV):525 (Basel SBB RB–Basel Auhafen)
526 (Birsfelderhafen)
529 (Schweizerhalle–Basel SBB RB II)
Streckenlänge:3,03 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 12 
von Basel SBB RB II
Basel SBB RB Nordkopf
nach Basel SBB GB und Basel SBB PB
Verbindungsbahn nach Basel Bad Bf
Autobahn A1 und A3
Rheinfelderstrasse
Anschlussgleise Birsfelden Industrie
Anschlussgleise Birsfelden Hafen
Anschlussgleise Muttenz Auhafen
Birsfelden Hafen
Abzw. Birsfelden Ost, Anschlussgleise Muttenz Auhafen
Basel Auhafen
Rheinfelderstrasse
Schweizerhalle
Anschlussgleise Schweizerhalle
Anschlussgleise Schweizerhalle
Anschlussgleise Coop Pratteln Salina Raurica
Autobahn A1 und A3
Anschlussgleis Planzer Logistik
Basel SBB RB I (Abzw.)
nach Basel SBB RB II (Gr E) und RB I (Gr D)
 
Hafenbahnhof Birsfelden im Bau um 1935

Die rund 3 Kilometer lange Hafenbahn Birsfelden verbindet die Häfen Birsfelden und Muttenz-Au mit dem 1933 erbauten Rangierbahnhof Muttenz. Die eingleisige Strecke wurde später elektrifiziert. Die Anlagen bestehen aus dem 3028 Meter langen Streckengleis vom Rangierbahnhof Muttenz zu den Hafengebieten Birsfelden und Muttenz-Au, aus 24 523 Meter Nebengleisen und 149 Weichen.

Auf der Hafenbahn Birsfelden verkehrten im Jahr 2012 8700 Züge, die 3,2 Millionen Tonnen Güter transportieren. Im Auhafen haben viele Mineralöl-Blockzüge ihren Ausgangspunkt, die ohne zusätzliches Rangieren direkt an den Zielort geführt werden.

Um Kapazitätsengpässe zu vermeiden und eine redundante Verbindung zum Normalspurnetz schaffen, erfolgte Mitte 2017 der Spatenstich für die sogenannte «Südanbindung Auhafen–Schweizerhalle». Die rund 900 Meter lange, eingleisige Verbindungsstrecke wurde weitgehend in einem Tagbautunnel angelegt und verbindet den Auhafen, entlang dem Rand des Hardwalds und unter der Rheinfelderstrasse hindurch, mit der Anschlussgleisanlage Schweizerhalle. Über letztere erfolgt der Ringschluss mit dem Rangierbahnhof Muttenz. Die Südanbindung wurde im August 2020 in Betrieb genommen.[2][3]

Funktionsweise der Hafenbahnen Bearbeiten

Funktionsweise der Hafenbahnen
Auszieh-
Haupt- gleis
strecke
Ablauf-
berg
Ein-/
Ausfahrt Richtungs-
gruppe
Quai- Quai-
gleise gleise
 
Die Quaigleise, hier im Hafen Kleinhüningen, sind immer dreispurig.

Elektrisch geführte Züge von bis zu 600 Meter Länge gelangen mit signalmässiger Zugfahrt in die Ein- und Ausfahrgruppe des Hafenbahnhofs. Dort werden die Wagengruppen oder einzelnen Wagen über ein Ausziehgleis und einen Ablaufberg sortiert. Die Quaianlagen sind systematisch immer mit drei Gleisen ausgerüstet. Das erste Gleis wird für Rangierfahrten zur Bedienung der unterschiedlichen Hafenfirmen benutzt, das zweite dient den Hafenfirmen zum Rangieren und Umfahren und das dritte Gleis ist das eigentliche Umschlaggleis. Die vielen Kreuzungsmöglichkeiten der Quaigleise stammen von früher, als noch kurze zweiachsige Güterwagen zum Einsatz kamen. Zudem befindet sich in den Hafenanlagen eine Vielzahl von Anschlussgleisen zu verschiedenen Hafenfirmen.

Quellen Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Daniel Haller: Ohne die Hafenbahn würde der Basler Hafen nicht funktionieren. In: Basellandschaftliche Zeitung. 24. Juli 2013, abgerufen am 28. Februar 2019.
  2. Spatenstich Hafenbahn Auhafen-Schweizerhalle. Schweizerische Rheinhäfen, 13. Juni 2017, abgerufen am 1. März 2019.
  3. Hafenbahn - Südanbindung Hafenbahn Auhafen Muttenz - Schweizerhalle wurde feierlich in Betrieb genommen. Abgerufen am 3. Februar 2022.