Gernot Tegetmeyer

deutscher politischer Aktivist

Gernot H. Tegetmeyer (* 18. Dezember 1957 in Graz) ist ein deutscher politischer Aktivist österreichischer Herkunft, der zur verfassungsschutzrelevanten islamfeindlichen Szene in Bayern zählt.[1] Er war Generalsekretär der inzwischen aufgelösten rechtspopulistischen KleinparteiDie Freiheit“ und Veranstalter des Nürnberger Ablegers von Pegida.[2] Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz (BayLfV) hebt Tegetmeyer mehrfach in seinen Publikationen wie beispielsweise den Verfassungsschutzberichten von 2015,[3] 2016,[4] 2017[5] und 2018[1] namentlich hervor.

Werdegang Bearbeiten

Tegetmeyer verbrachte seine Kindheit in St. Margarethen an der Raab[6] und wechselte im Alter von sechs Jahren nach Deutschland, wo er eingebürgert wurde. Tegetmeyer war früher Polizist.[7][8][9][10] Er ist mit einer bulgarischen Frau verheiratet,[11] in Fürth-Dambach betrieb er ein Transportunternehmen.[12]

Politische Aktivitäten Bearbeiten

Der rechtskräftig wegen Volksverhetzung verurteilte Michael Stürzenberger, gemäß BayLfV „die zentrale Person der verfassungsschutzrelevanten islamfeindlichen Szene in Bayern“, motivierte Tegetmeyer politisch aktiv zu werden.[13] Bis zu seinem Parteiaustritt in der zweiten Jahreshälfte 2015 war Tegetmeyer stellvertretender Landesvorsitzender des bayerischen Landesverbands der Partei „Die Freiheit“, die gemäß dem BayLfV verfassungsschutzrelevante islamfeindliche Bestrebungen verfolgte[3] und 2013 vom BStMI als verfassungsfeindlich eingestuft worden war.[14]

Nach einer von Tegetmeyer und Stürzenberger mit der Partei Die Republikaner ausgehandelten gegenseitigen Unterstützung bei den Kommunalwahlen in Bayern 2014[15] kandidierte Tegetmeyer erfolglos auf deren Liste für den Stadtrat von Fürth.[12] Im November 2014 trat Tegetmeyer als Redner bei einer HoGeSa-Demo in Hannover auf und sprach dort vom „bewaffneten Kampf“.[16][17]

Von Februar 2015 an trat Tegetmeyer zunächst als Redner bei „Nügida“[17] und dann mehrfach als Versammlungsleiter von Demonstrationen von „Pegida Nürnberg“ auf,[3] wobei sich die Teilnehmerzahlen zunächst im Bereich von rund 150 Demonstranten bewegten.[18] Das BayLfV sah zahlreiche tatsächliche Anhaltspunkte dafür, dass die Gruppe um Tegetmeyer extremistische Bestrebungen verfolge, die dem Phänomenbereich der verfassungsschutzrelevanten Islamfeindlichkeit zuzuordnen seien. Anfang 2016 stiegen die Teilnehmerzahlen kurzzeitig auf bis zu 200 Personen, um dann wieder auf rund 50 Personen zu sinken. An den Kundgebungen von Pegida Nürnberg nahmen nach Beobachtungen des BayLfV regelmäßig auch Rechtsextremisten teil, obwohl Versammlungsleiter Tegetmeyer Rechtsextremisten bei Veranstaltungen von Pegida Nürnberg als unerwünscht bezeichnet hatte.[4] Die Nürnberger Nachrichten (NN) schrieben bezüglich der Wortwahl der Redner bei Pegida Nürnberg von „Hetze und Herabwürdigung“: Tegetmeyer als einer der Hauptredner nutzte den aus der nationalsozialistischen Volkstumspolitik stammenden Begriff einer angeblich stattfindenden „gewaltigen Umvolkung“ und prophezeite, dass „wir in spätestens 15 bis 20 Jahren […] eine Minderheit im eigenen Land“ seien. Bei einer weiteren Pegida-Veranstaltung propagierte Tegetmeyer gar einen „Genozid an unserem Volk“. Tegetmeyer hetzte laut der NN-Analyse in seinen Reden dezidiert gegen Migranten, insbesondere aber gegen Menschen türkischer Herkunft. Demnach beschwor er den Sieg der Kriegskoalition gegen die Truppen des Osmanischen Reichs vor Wien im 17. Jahrhundert. Doch mittlerweile wäre trotz dieses Sieges der „Feind […] mitten unter uns“.[19]

Im November 2016 mussten wegen eines von Tegetmeyer angemeldeten Pegida-Umzugs mehrere St. Martinszüge ausfallen; betroffen waren mehrere hundert Kinder.[20] Bei einer Demonstration von „Pegida Nürnberg/Pegida Mittelfranken“ am 20. Januar 2018 in Nürnberg setzte Tegetmeyer den Islam mit dem Salafismus gleich und negierte die Möglichkeit moderater Auslegungen.[1]

Auch bei Veranstaltungen der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pax Europa trat Tegetmeyer als Redner auf.[1] 2016 lud Tegetmeyer in Altdorf bei Nürnberg als Protest gegen einen Dialogabend von Christen und Muslimen zu einer Demonstration unter dem Titel „Keine Islamschweinerei in Altdorf“ ein.[21] Im September 2018 wurde Tegetmeyer auf einer vom Compact-Magazin in Garmisch-Partenkirchen veranstalteten Konferenz anlässlich des „Volksbegehren Grenzschutz“ von Jürgen Elsässer und den beiden mehrfach rechtskräftig verurteilten Straftätern Tommy Robinson und Lutz Bachmann zum „Patrioten des Jahres“ ernannt.[22] Zu den Rednern zählte auch Martin Sellner, weitere Teilnehmer der Konferenz waren u. a. Karl Albrecht Schachtschneider, Uli Henkel, Franz Bergmüller, Michael Stürzenberger und Gerhard Wisnewski.[23] Im Oktober 2018 versuchte Tegetmeyer gemeinsam mit Michael Stürzenberger eine Wiederbelebung des Münchner Ablegers von Pegida, zu der nach Angaben der Süddeutschen rund 45 Teilnehmer bei gleichzeitig der zehnfachen Anzahl von Gegendemonstranten erschienen.[24]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d Verfassungsschutzbericht 2018. In: Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration. 17. Mai 2019.
  2. Jonas Miller: Die Bewegung am Boden. In: Bayerischer Rundfunk. 23. September 2016.
  3. a b c Verfassungsschutzbericht 2015. In: Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration. April 2016.
  4. a b Verfassungsschutzbericht 2016. In: Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration. Mai 2017.
  5. Verfassungsschutzbericht 2017. In: Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration. April 2018.
  6. Gernot H. Tegetmeyer: Rede bei Pegida Graz (ab 0:02:17) auf YouTube 6. Februar 2016.
  7. Gernot H. Tegetmeyer: Rede im Rahmen der „Grenzschutz-Konferenz“ (ab 0:06:00) auf YouTube des Compact-Magazins in Garmisch-Partenkirchen, 29. September 2018.
  8. Michael Stürzenberger: Rede bei Pegida Graz (ab 0:00:59) auf YouTube 29. März 2015.
    Michael Stürzenberger: Rede zum Auftakt der „Grenzschutz-Konferenz“ (ab 0:08:45) auf YouTube des Compact-Magazins in Garmisch-Partenkirchen, 29. September 2018.
  9. Birgit Mair: Pegida Nürnberg – Analyse der Redeinhalte. In: Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB). Nürnberg, Mai 2015.
  10. Wegen Verleumdung: Brenner klagt gegen Pegida-Redner. In: Nürnberger Nachrichten. 3. Mai 2017.
  11. Gernot H. Tegetmeyer: Rede im Rahmen der „Grenzschutz-Konferenz“ (ab 0:10:22) auf YouTube des Compact-Magazins in Garmisch-Partenkirchen, 29. September 2018.
  12. a b Bekanntmachung des Ergebnisses der Wahl des Stadtrats. Wahlleiter der Stadt Fürth, 3. April 2014.
  13. Gernot H. Tegetmeyer: Rede im Rahmen der „Grenzschutz-Konferenz“ (ab 0:06:46) auf YouTube des Compact-Magazins in Garmisch-Partenkirchen, 29. September 2018.
  14. Bernd Kastner: „Die Freiheit“ und PI gelten in Bayern als verfassungsfeindlich. In: Süddeutsche Zeitung. 12. April 2013.
  15. Die Parteien Republikaner und Freiheit beschließen gegenseitige Unterstützung (Memento vom 8. Januar 2014 im Webarchiv archive.today) In: Die Republikaner. 20. November 2013.
  16. AfDler und Islamfeinde bei Hooligan-Aktion (Memento vom 4. Januar 2015 im Internet Archive) In: Blick nach Rechts. 17. November 2014.
  17. a b Nürnberger verhindern Nügida-Aufmarsch. In: Störungsmelder. 17. Februar 2015.
  18. „Pegida Nürnberg“ plant Kundgebung am Donnerstag. In: Nürnberger Nachrichten. 2. März 2015.
  19. Hetze und Herabwürdigung: Die Sprache von Pegida Nürnberg. In: Nürnberger Nachrichten. 21. Mai 2015.
  20. Lars Wienand: Martinsumzüge müssen Demo von Pegida weichen. In: Westfälische Rundschau. 11. November 2016.
  21. Eva Steinlein: Pegida-Aktivist lädt zu Demo gegen „Islamschweinerei“. In: Süddeutsche Zeitung. 31. Oktober 2016.
  22. Tommy Robinson, Lutz Bachmann: Ernennung von Gernot Tegetmeyer zum „Patrioten des Jahres“ im Rahmen der „Grenzschutz-Konferenz“ (ab 0:01:39) auf YouTube des Compact-Magazins in Garmisch-Partenkirchen, 29. September 2018.
    Schulterschluss mit Radikalen. In: Bayernkurier. 4. Oktober 2018.
  23. Jahresbericht 2018. (Memento des Originals vom 16. August 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ris-muenchen.de In: Fachinformationsstelle Rechtsextremismus in München (FIRM). Januar 2019.
  24. Pfeifkonzert gegen Rechts. In: Süddeutsche Zeitung. 28. Oktober 2018.