Franz Heim (Rennfahrer)

deutscher Automobilrennfahrer, Unternehmer und Begründer der Firma Badische Automobilfabrik Heim & Co

Franz Heim (* 4. Juli 1882 in Wiesbaden; † 6. Januar 1926 in Mannheim) war ein deutscher Automobilrennfahrer, Unternehmer und Begründer der Firma Heim & Cie. in Mannheim. Nach seinem Einstieg als Rennmechaniker und Beifahrer von René Hanriot und Victor Hémery hatte er seine größten Rennerfolge als Werksfahrer von Benz & Cie. 1910 und als eigenständiger Rennfahrer 1911. Nach dem Ersten Weltkrieg startete er mit Eigenkonstruktionen auf der AVUS 1921 und 1922 sowie beim ersten Grand Prix von Italien in Monza 1922.

Franz Heim, 1910 porträtiert bei einer Testfahrt mit dem für den Vanderbilt Cup gebauten Benz
Heim-Rennwagen 6/18 bei Tests zum ersten AVUS-Rennen 1921. Testfahrer Arthur Henney hatte den Wagen mit Franz Heim entwickelt.
Zwei Heim-Grand-Prix-Wagen starteten beim ersten Großen Preis von Italien 1922. Fahrer waren Franz Heim und Reinhold Stahl (Bild).

Heim war mit 14 Jahren der zweite Lehrling, der bei Benz & Cie. eingestellt wurde. Während seiner vierjährigen Lehrzeit stand er unter persönlicher Anleitung von Carl Benz. Seine Rennfahrerkarriere bei Benz & Cie. begann 1907 als Rennmechaniker und Beifahrer von René Hanriot. Mit ihm belegte Heim unter anderem beim Grand Prix de l’A.C.F. 1908 Rang drei und beim American Grand Price 1908 den vierten Platz. Als Rennmechaniker für Victor Hémery und Barney Oldfield war er 1909 und 1910 bei den erfolgreichen Geschwindigkeitsweltrekorden mit dem Blitzen-Benz beteiligt. 1910 war Franz Heim Pilot des 2 x 200 PS-Benz-Schnellbootes beim Weltrekordversuch auf dem Wasser in Monaco.[1] Heim reklamierte einen Fahrerposten für sich und konnte sich durchsetzen. Er wurde zum Benz Werksfahrer benannt. Im Mai 1910 gewann er bei seinem ersten Einsatz das Ries-Bergrennen bei Graz.[2] Es folgten weitere Siege in ganz Europa mit den Stationen Lüttich, Antwerpen, Ostende, Boulogne-sur-Mer und Brooklands. Ende des Jahres sprang er für George Robertson im Vanderbilt Cup ein.[3]

1911 waren bei Benz kaum noch Werks-Renneinsätze geplant. Heim schiedt daher bei Benz aus und wurde zum selbständigen Rennfahrer. Er fuhr im Mai noch einmal das Ries-Bergrennen.[4] für den österreichischen Bierindustriellen Theodor Dreher auf dem 200-PS-Blitzen-Benz und gewann erneut vor 70.000 Zuschauern. Auch beim russischen Zarenpreis sicherte er sich den Klassensieg und erhielt den Siegerpreis seiner Majestät für die Kategorie II von Zar Nikolaus II. persönlich überreicht. 1912 wurde Franz Heim von Lorraine-Dietrich als Pilot für den französischen Grand Prix auf dem Circuit de Dieppe engagiert. Bereits kurz nach dem Start schied er mit Motorschaden aus. Heim begann in seiner Mannheimer Werkstatt mit der Entwicklung von Personenwagen. Im Winter 1913/14 wurde er für Weltrekordversuche von L. G. „Cupid“ Hornsted engagiert, die erfolgreich waren.

Danach brach der Erste Weltkrieg aus und Heim wurde zu einem der ersten deutschen Panzerkommandanten in einem erbeuteten englischen Mark I. Nach dem Krieg gründete Heim seine Automobilfirma Heim & Cie und entwickelte zusammen mit Arthur Henney einen Rennwagen für das Eröffnungsrennen auf der Berliner AVUS im Jahr 1921. Gleich im ersten Rennen kam Heim mit seinem Heim 8/30 auf den dritten Platz. Dieser Erfolg war eine wichtige Werbung für Heim & Cie, das neue Modell 8/40 wurde zum Verkaufsschlager. Für die Saison 1922 entwickelte Franz Heim Grand-Prix-Rennwagen mit eigenen Heim-Sechszylindermotoren. Beim ersten Großen Preis von Italien im Jahr 1922 in Monza starteten Franz Heim und Reinhold Stahl mit den Heim-Grand-Prix-Wagen, allerdings mit Selve-Motoren. Beide fielen abgeschlagen aus. Durch Inflation und Weltwirtschaftskrise kam es zu keinem weiteren Renneinsatz der Heim-Grand-Prix-Wagen.

Heim gründete 1923 eine weitere Firma, das Heim Motorenwerk. 1924 ging die Heim-Modellreihe 9/60 (und 8/80 Sportwagen) mit hauseigenen Motoren in Serie. Die Verkaufszahlen blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück, zudem erlitt Heim einen schweren Herzanfall. November 1925 brach der Absatz ein und Franz Heim nahm sich am 6. Januar 1926 das Leben.

Statistik

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Einige ausgewählte Ergebnisse aus Franz Heims Einsätzen als Rennmechaniker, Rennfahrer und Rennstallbesitzer.

Datum Renntyp Platz/Wert Ort Fahrer Wagentyp Nr.
25. Juli 1907 Rennen 4. A.C. Belgique
Bastogne (Belgien)
Kaiserpreis-Formel
René Hanriot Benz 38/60 16
1. Sep. 1907 Grand Prix 3. Coppa Florio
Brescia (Italien)
René Hanriot Benz 38/60 16B
7. Juli 1908 Grand Prix 3. Grand Prix de l’A.C.F.
Circuit de Dieppe (Frankreich)
René Hanriot Benz 120 PS 23
20. Sep. 1908 Bergrennen 4.
3.
Semmering-Bergrennen (Österreich) Klasse 10;
GP-Klasse 11 – ohne Limit
René Hanriot
(für Erle)
Benz 150 PS unbekannt
26. Nov. 1908 Grand Prix 4. American Grand Prize
Savannah-Effingham Raceway, Savannah (USA)
René Hanriot Benz 150 PS 15
8. Nov. 1909 Rekordfahrt 202,7 km/h Brooklands
Weybridge (England)
Victor Hémery Blitzen-Benz“ Benz 200 PS (Nr. 1)
17. März 1910 Rekordfahrt 211,9 km/h Daytona Beach Road Course, Daytona Beach (USA) Barney Oldfield Blitzen-Benz“ Benz 200 PS (Nr. 1)
15. Mai 1910 Bergrennen 1. Ries (Österreich)
Rekord mit 4:24,4 min
Franz Heim Benz Prinz-Heinrich-Wagen Version 1908 / 75 PS 24
8. Juni 1910 Langstrecke 5. Prinz-Heinrich-Fahrt Arthur Henney Benz Prinz-Heinrich-Wagen Version 1910 / 80 PS 4
12. Juni 1910 Sprintrennen 1. Coupe de la Meuse
Lüttich (Belgien)
Kl. Tourenwagen
Franz Heim Benz Prinz-Heinrich-Wagen Version 1910 unbekannt
1910 Sprintrennen 1. Antwerpen (Belgien) Franz Heim Ggf. Benz Prinz-Heinrich-Wagen unbekannt
18. Juli 1910 Sprintrennen 1.
(8 mal)
Meeting von Ostende (Belgien) u. a.
- Wenduyne 10 km Klasse7
- Tourenwagen 20 km
Franz Heim Benz Prinz-Heinrich-Wagen unbekannt
21. Juli 1910 Sprintrennen
1. (2 mal)
2.
2.
Boulogne-sur-Mer (Frankreich)
- Coupe Franchomme, 7 km Kl. 2
- Coupe Caraman-Chimay 3 km
- 1 km Berganstieg Rennwagen
Franz Heim Ggf. Benz Prinz-Heinrich-Wagen unbekannt
Aug. 1910 Sprintrennen 1. (2 mal) Brooklands
Weybridge (England)
August Sprintrennen
Franz Heim Benz Prinz-Heinrich-Wagen Version 1908 6
1. Okt. 1910 Rennen 27. Vanderbilt Cup
Long Island Motor Parkway, New York (USA)
Franz Heim Benz Prinz-Heinrich-Wagen Version 1908 / 105 PS 8
12. Nov. 1910 Grand Prix 2. American Grand Prize
Savannah-Effingham Raceway, Savannah (USA)
Victor Hémery Benz 150 PS 9
21. Mai 1911 Bergrennen 1. Ries (Österreich)
Rekord mit 4:16,2 min
Franz Heim Blitzen-Benz“ Benz 200 PS (Nr. 2)
16. Sep. 1911 9 Tages Rally 1. (Klasse II) Kaiserpreis
St. PetersburgSewastopol (Russland)
Franz Heim Benz 25/40 10
30. Nov. 1911 Grand Prix Ausfall American Grand Prize
Savannah-Effingham Raceway, Savannah (USA)
Victor Hémery Benz 150 PS 56
26. Juni 1912 Grand Prix Ausfall Grand Prix de l’A.C.F.
Circuit de Dieppe (Frankreich)
Franz Heim Lorraine-Dietrich Type GP 57
22. Dez. 1913 Rekordfahrt 113,8 km/h
118,8 km/h
Brooklands
Weybridge (England)
- für die halbe Meile (804,67 Meter)
- mit stehendem Start für 1 km,
- mit stehendem Start
L. G. „Cupid“ Hornsted Blitzen-Benz“ Benz 200 PS (Nr. 3)
24. Sep. 1921 Rennen 3. AVUS
Berlin (Deutschland)[5]
Klasse VIII A
Franz Heim Heim 8/30 12
25. Sep. 1921 Rennen Ausfall AVUS
Berlin (Deutschland)[5]
Klasse VIA
Franz Heim Heim 6/18 8
11. Juni 1922 Rennen 5.
Ausfall
Ausfall
AVUS
Berlin (Deutschland)[5]
Klasse II (8 Steuer-PS)
Franz Heim
Reinhold Stahl
Arthur Henney
Heim 8/24 4
5
10
10. Sep. 1922 Grand Prix Ausfall
Ausfall
Gran Premio d’Italia
Autodromo Nazionale Monza, Monza (Italien)
Franz Heim
Reinhold Stahl
Heim Monza 7
31

Literatur

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Commons: Franz Heim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Monaco
  2. Österreichische Nationalbibliothek: ANNO, Allgemeine Automobil-Zeitung, 1910-05-22. Abgerufen am 17. Februar 2020.
  3. Vanderbilt Cup Races – Blog – The Three Benz in the 1910 Vanderbilt Cup Race. Abgerufen am 17. Februar 2020.
  4. Ries-Bergrennen
  5. a b c PTRACER: 1921 Avus-Rennen – The Complete Story – The Fastlane. The fastlane, 7. Januar 2019, abgerufen am 17. Februar 2020 (amerikanisches Englisch).